Klasse! - Wer A sagt, muss auch B sagen.
Gilt auch bei DaimlerChrysler
Wer glaubt, die neue B-Klasse falle auf der Strasse nicht auf und werde mit den häufig anzutreffenden A-Klässlern verwechselt, kann sich täuschen. Trotz nicht abzustreitender Ähnlichkeiten fällt das neue Modell durchaus auf. Ob es sich, gemäss Passantenfragen, "um einen aufgeblasenen Smart" oder - etwas sachlicher - "nur eine Weiterentwicklung der A-Klasse" handelt, wollten die autoplenum.de -Tester wissen und prüften die neue B-Klasse auf ihre Flottentauglichkeit.
Für den Test stand uns das Topmodell B 200 Turbo zur Verfügung, das mit einem Benzin - Reihenvierer ausgerüstet ist, der 142 kW / 193 PS leistet und in der Grundversion Fr. 43'800 kostet. Die sffv-Tester bestreiten nicht, diesen Wagen gerne gefahren zu sein, um so mehr, als da noch für Fr. 16'500 Optionen eingebaut waren (Gesamtpreis des Testwagens inkl. MWSt. Fr. 60'250).
Die B-Klasse ist als B 150 aber bereits für Fr. 35'000 zu haben, mit einem 1500er Motörchen, das 70 kW, entsprechend 95 PS, leistet. Dieser Basis-B ist von der Innen- und Aussengrösse her genau das gleiche Auto wie die drei andern Benziner, der B 170 (1699 ccm, 85 kW / 116 PS), der B 200 (2035ccm, 100kW / 136 PS) und der B 200 Turbo (2035 ccm, 142 kW / 193 PS), sowie die zwei 1992ccm - Diesel B 180 CDI mit 80 kW / 109 PS) und B 200 CDI mit 103 kW / 140 PS).
Mit 4,27 Metern Länge ist die sich äusserlich an die A-Klasse anlehnende B-Klasse 43 cm länger als eben diese A-Klasse und 26 cm kürzer als die traditionell gestylte C-Klasse.
Der B - Laderaum ist mit 525 Litern stattlich und gegenüber dem A um mindestens 90 Liter grösser. Mit umgelegten Sitzen bietet der B-Laderaum sogar 1475 Liter Raum (+ 105 Lt.) und ist damit zwar kein Lademeister, aber grösser als mancher Kombi.
Damit kann der B-Klasse von den Massen her Flottentauglichkeit attestiert werden.
Die Serienausstattung schon ab dem günstigsten B150 ist bereits recht vollständig und weist beispielsweise mehrere Airbags auf, ESP, Klimaanlage, Radio/CD, Bremsassistenten, aktive Kopfstützen vorn und hinten, elektrische Fenster, höhenverstellbaren Kofferraum und und ...
Gegen Aufpreis ist dann - wie üblich bei deutschen Autos - noch fast alles zu haben, was das Herz begehrt und das Autofahren komfortabler - oder komplizierter - macht.
Unser Testwagen hatte zum Beispiel Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlicht (2'005.-), ein harman/kardon - Soundsystem mit 12 Lautsprechern (1'140.-) mit im Notlaufrad eingebautem Tieftöner und einen CD-Wechsler (720.-). Das Comand APS mit DVD-Navigationssystem, das übrigens bestens funktioniert hat, kostet happige 3'920.-, ein Lamellenschiebedach 1'625.-, eine Handyvorausrüstung 815.-.
Sicher ist es schön, aus einer grossen Zahl an Zubehör das auslesen zu können, was einem am besten gefällt oder dient, aber die Preise sind oft recht hoch und es erscheint pingelig, für alles und jedes separat Geld zu verlangen (Fussmatten Teppich 90.-, Fensterheber hinten 555.-, Licht- und Sichtpaket 200.-, usf.).
Sein Geld (2'540.-) wert scheint uns hingegen das stufenlose Automatikgetriebe namens Autotronic. Die Lenkradschalttasten kosten zwar noch einmal Fr. 260.- doch kann man auch gut auf diese verzichten. Die Autotronic fährt sich wie ein normaler Automat, nur ohne Schaltrucken wie bei einem normalen Automat, aber auch ohne das Geheul des DAF selig.
Anfahrschwächen, wie sie ähnliche Konstruktionen anderer Anbieter aufweisen, hat die Autotronic nicht. Dank des Drehmoments von 280 Nm zwischen 1800 und 4850 Touren steht vom Anfahren an immer "genügend Dampf" zur Verfügung.
Unser Testwagen kam so auf über Fr. 60'000.
Dabei war aber nur eine "normale" Klimaanlage. Die Automatik kostet Fr. 855 Franken extra. Die Sitze mussten von Hand verstellt werden. Elektrifiziert kostet das noch Fr. 950 Aufpreis. Tempomat würde auch nochmal Fr. 435.- kosten, eine Steckdose im Laderaum Fr. 35.-.
Ein Auto also, das sich sehr individuell zusammenstellen lässt. Bei Autos, die in grösseren Stückzahlen angeschafft werden, ist dies bei Flottenbesitzern, der nicht enden wollenden Wünsche wegen, normalerweise nicht sehr erwünscht.
Trotz seiner "kurzen Länge" von nur 4,27 Meter wirkt die B-Klasse ausgewachsen, was nicht zuletzt auf die Höhe von gut 1 Meter 60 zurückzuführen ist (doppelter Boden wie bei A-Klasse). Diese Höhe hat dann allerdings den Nachteil, dass das Auto mit der Dachantenne (warum nicht eine Scheibenantenne?) nicht mehr in jeder Garage Platz findet.
Man sitzt denn auch etwas erhöht und hat eine gute Übersicht. Das Gestühl weist eine ausserordentlich gute Ergonomie auf, bietet guten Seitenhalt, lang genug für wirksame Oberschenkelstütze. Nicht dass man einen Sitz nur elektrisch verstellen könnte, bewahre, aber wenn die Bedienung dermassen harzig funktioniert und die Hebel mal da und mal da sind, dann vermisst man den Knopfdruck halt schon sehr.
Bei "Gesamterscheinung für den Preis" erhielt der B 200 Turbo von den Testern denn auch nur ein - in Schulnoten ausgedrückt - mässiges 4-5, während er bei "Verarbeitung/Qualität" ein hervorragendes 5-6 kriegte.
Die Qualität und die Anmutung (Haptik nennen das die Fachleute) machen einen hervorragenden Eindruck. Ebenso gefallen hat die Variabilität, erreicht man doch mit Kofferboden heben/senken, Umlegen der Sitze, inkl. Beifahrersitz, eine grosse ebene Fläche von bis zu 2.95 Meter Länge und ein Ladevolumen bis zu sagenhaften 2'245 Litern (in Verbindung mit easy-vario-System, Fr. 435.-).
Das Interieur, obwohl schwarz, wirkt sehr gediegen, vor allem mit den Aluminium-Applikationen, kühl und nobel. Das grosse Lamellendach lässt Licht herein, was den Innenraum sofort hell und freundlich erscheinen lässt.
Ablagen sind vorhanden, wenn auch nicht reichlich. Das Handschuhfach dürfte grösser sein, denn normalerweise will man darin ja nicht nur Handschuhe transportieren.
Die Heckklappe öffnet, weil elektrisch, mit etwas Zeitverzögerung, gibt dann aber die Sicht frei auf den schön ausgeschaffenen Kofferraum, der sich mit einem Handgriff um 8 cm nach unten vergrössern lässt.
Der 2-Liter-Vierzylinder mit 193 PS und 280 Nm Drehmoment ist eher von der raueren Sorte, ermöglicht aber zügiges Vorwärtskommen (0 - 100 in 7.6 sec.) und ist in Verbindung mit der lernfähigen stufenlosen Autotronic eine ideale Verbindung. Die Lenkung ist bei höheren Geschwindigkeiten eher zu leichtgängig und vermittelt dann nicht genug Feedback von der Fahrbahn.
Das Fahrwerk ist recht hart, Tendenz zu eher unkomfortabel (A-Klasse grüsst), macht aber einen sehr sicheren Eindruck; wir haben seine Grenzen nicht erreicht. Es sind allerdings etliche elektronische Helferlein serienmässig eingebaut, die im Hintergrund oder im Notfall eingreifen.
Der Antriebsblock ist übrigens quer eingebaut und um 58° nach vorn geneigt. Bei einem Crash schiebt sich der Motor unter den Fahrgastraum, der ca. 20 cm angehoben ist. Dadurch erreicht die B-Klasse trotz ihrer kompakten Aussenmasse die strengen Sicherheitsstandards.
Obwohl es das Topmodell ist, sind relativ vernünftige Reifen montiert (205/55 R 16), was des Flottenbesitzers Kasse erfreut. Bei den Einstiegsmodellen Modellen B150 und B170 ist sogar die günstige Allerweltsgrösse 195/65 R 15 montiert (Felgen 6J bei allen Modellen).
Gemäss Werksangaben verbraucht der B 200 Turbo 10.5 Liter Benzin in der Stadt und 6.7 Liter Überland, was einen Gesamtverbrauch von 8.1 Liter ergebe. Das dürfte eher illusorisch sein, wie dem Bordcomputer zu entnehmen war.
Obwohl der Test auch längere und ruhige Autobahnstrecken enthielt und das Fahrzeug, von ein paar Ausnahmen abgesehen, völlig normal bewegt wurde, betrug der gemessene Testverbrauch 9,7 Liter. Trotz der hohen Leistung von 193 PS ist das für einen hochmodernen 2-Liter-Motor zuviel.
Die beiden Diesel kommen im Gesamtverbrauch gemäss Prospekt übrigens auf 5.6 Liter (handgeschaltet), resp. 6 Liter mit Autotronic. Da müsste ein Effektivverbrauch von 7 Litern drinliegen. Wohlverstanden für ein Auto mit knapp 1.9 Tonnen Gesamtgewicht.
Gerne motzt man bei Mercedes etwas über die eher hohen Preise. Fairerweise muss dabei immer auch das Garantiepaket SWISS-INTEGRAL erwähnt werden. Alle Reparaturen, auch Verschleiss, sind 3 Jahre oder 100'000 Km kostenlos. Flottenbesitzer mit ihrer erhöhten Kilometerleistung können das gut ausnutzen. Für Wenigfahrer ist nach 3 Jahren noch bis zu 10 Jahren der Service und die Abgastests gratis.
Für Vielfahrer ist die INTEGRAL-Garantie sogar ausbaubar bis zu maximal 6 Jahren und/oder 200'000 Kilometern (MSI plus).
Dazu gibt's während 30 Jahren Garantie für Mobilität, so auch gegen Durchrostung (Mobilo Life). Zehn Jahre Gratis-Service und drei Jahre Vollgarantie bis 100'000 Km sind noch nicht alltäglich und geben doch viel Kostensicherheit.
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Wer sich bisher mit der A-Klasse nicht so hat anfreunden können, sollte jetzt unbedingt die B-Klasse testen. Wem die A-Klasse schon immer irgendwie gefallen hat, muss die B-Klasse sogar unbedingt fahren gehen. Der Mehrwert ist den Mehrpreis von ca. 10% wert.
Wem eine Limousine à la C-Klasse fast zu bieder und zu "hosenträgerig" ist, ist mit der neuen B-Klasse nun gut bedient.
Unser B200 Turbo ist vermutlich nicht das Volumenmodell für Flottenbesitzer. Die beiden Diesel sind zwar sehr sparsam, kosten aber auch in der (reichlich ausgestatteten) Grundversion schon über Fr. 40'000. Mit einem B 170 (ab Fr. 37'200) lässt sich sicher auch zügig vorwärtskommen.
Die Lademöglichkeiten, generell die Variabilität, sind hervorragend für die Fahrzeuggrösse, die Grundausstattung im Prinzip vollständig (wenn auch vieles, das bei andern Autos selbstverständlich ist, extra bezahlt werden muss), die Reifen sind bezahlbar, die Steuern ebenfalls (1700er), die Garantien aussergewöhnlich gut und damit die Unterhaltskosten sehr tief.
Wo mit dem Geschäfts-Fahrzeug auch die Premium-Zugehörigkeit der Firma herüber gebracht werden soll, muss die B-Klasse mitberücksichtigt werden.
Harry