Um mal ein paar Zusammenhänge zu erläutern:
Das KBA wird hier und wie so oft keine Aufforderung zu einem Rückruf aussprechen. Das KBA hat ausschließlich Eingriffsrechte, wenn es um Dinge geht, die die unmittelbare Sicherheit betreffen (Fahrwerk, Bremsen, Gurte, Airbag, ...).
Steuerketten, Ölsorten im DSG, ... interessiert das KBA nicht. Die sind Kontrollorganisation für die Produktsicherheit, jedoch nicht für den Bereich allgemeiner Verbraucherschutz.
Ein Hersteller kann das KBA um Unterstützung bitten, da geht es dann "nur" um die aktuellen Halterdaten mit Name und Adresse für das Schreiben, aber ohne jede weitere Überwachung oder "Wichtigkeit" durch das KBA.
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Die 300.000 km Haltbarkeit kommen aus den allgemeinen Bauvorschriften für Kraftfahrzeuge, 2007/46/EG (Neufassung der 70/156/EWG).
Nicht direkt als Laufleistung, sondern wie bei Maschinen üblich über die Betriebsstunden. Die konstruktive Auslegung eines Motors muss bei 7.500 Betriebsstunden liegen.
Rechnet man das über die Durchschnittsgeschwindigkeit hoch, dann landet man bei rund 280.000 Kilometern. Und schaut man sich die Statistik an, dann passt das auch im Mittel - auch bei "Downsizing"-Motore.
Dass der Verschleiß an der Literleistung hängt, ist auch mit Physik- und Konstruktions-Studium nur schwer nachvollziehbar. 120 PS/180 Nm sind immer 120 PS/180 Nm, egal ob nun aus 1,2 Liter Turbo oder aus 2,2 Liter Sauger-Hubraum.
Man sollte doch mal überlegen, dass hier kein 1,2 Liter mit 60 PS mittels Turbo auf 120 PS gebracht wird und dann logischerweise die Lager und Kühlung zu klein, sowie Kolben, Pleul und Kurbelwelle zu schwach ist. Das ist ein 120 PS-Motor, der für 120 PS über 7.500 Betriebsstunden konzipiert und konstruiert wurde.
Dass bei der Konstruktion oder Produktion Fehler gemacht werden können und gemacht werden, ist doch keine Problematik aus der Literleistung. Es gibt genügend Ami-V8 mit um die 4 Liter Hubraum und nur 150 PS, die haben aufgrund konstruktiver Fehler keine 60.000 km überlebt.
Auch der Käfermotor ist ein schönes Beispiel, wie "stabil" und "langlebig" ein Motor mit geringer Literleistung ist. Das "läuft und läuft und läuft" stimmte doch nur gegenüber den Konkurrenten aus seiner Zeit.
Heute fährt man mit einem 1,2 Liter Turbo störungsfrei 100.000 km, mit zwei Satz Zündkerzen und 5-6 Ölwechseln - der unkaputtbare Käfermotor hatte bei 100.000 km 20 Sätze Zündkerzen, 40 Ölwechsel, 4 Anlasser, 3 Lichtmaschinen und die zweite große Motorrevisionen hinter sich.
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Fahrleistungen eines Turbo-Benziners gegenüber einem Turbo-Diesel sollen besser sein?
Fahrleistung kommt immer noch aus der Motorleistung und ist die Motorleistung gleich, dann sind auch die Fahrleistungen gleich.
Kann man besonders prima beim VW-Konzern sehen, wo man leistungsidentische Benziner und Diesel in einem Fahrzeugtyp bekommt. Minimale Unterschiede bei Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung, basierend auf leichten Gewichtsunterschieden und aufgrund des unterschiedlichen Drehzahlbandes veränderten Schaltpunkten des Getriebes.
Korrigiert man das raus, dann gibt es keinen Unterschied - woher auch, bei gleicher Motorleistung müssen die gleichen Fahrleistungen heraus kommen. Die Gesetzmäßigkeiten der Physik machen keinen Unterschied zwischen Diesel und Benzin oder zwischen Turbo, Kompressor und Sauger.
Ansonsten hatte ich schon mehrfach darauf hingewiesen, dass man einen halbwegs modernen Turbodiesel nicht nur wegen Verbrauch und Kraftstoffpreis fahren kann und ein "rechnet sich" nicht zwanghaft an Wirtschaftlichkeitsberechnungen fest machen sollte.
Ich habe hier einen Kompakten mit 2 Liter Turbodiesel in der Garage - 212 PS / 492 Nm. So ein aktueller Golf GTI geht ganz gut, aber unter welcher Motorhaube der Hammer hängt und wie groß der ist, sollte für jeden nachvollziehbar sein.
Auch wenn sich allgemeine Logik und Bauchgefühl dagegen sträuben, dass ein Volvo Diesel mit Wandlerautomatik und einer nur leichten Modifikation über ein Zusatzsteuergerät einem Golf GTI mit 220 PS Turbo-Benziner aufzeigt, was der Begriff "Fahrleistung" bedeuten kann.
(Nein, nix Ebay-Box und theoretischer Prospektangaben, auch kein Exoteneingriff, der weit über die Grenzen des Motors hinweg geht.
Ganz einfach Volvo-Vertragshändler und offizielles Zubehörprogramm, mit Teilegutachten zur problemlosen Eintragung, ohne jede Einschränkungen der bestehenden Neuwagengarantie von 6 Jahren / 160.000 Kilometern und als tatsächliche Werte meines Fahrzeugs auf einem geeichten, Leistungsprüfstand einer neutralen Prüforganisation).
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Um zu den Steuerketten zurück zu kommen, da ist so einiges nebulös, wenn man über die Erklärungen und Handlungen seitens VW etwas nach denkt:
Wenn es sich tatsächlich nur um Stanzgrate gehandelt hat, warum wurde dann die Anordnung der einzelnen Blechlaschen im Gliederpaket der Zahnkette komplett verändert und was hat der Defekt des Kettenspanners und der Austausch der Ölleitung zum Turbolader damit zu tun?
Wenn es sich tatsächlich nur um wenige Promille handelt, wieso wurde dann bei Audi vorsorglich bei allen Fahrzeugen im Gewerbeleasing im Rahmen einer kostenlosen Produktverbesserung Kette, Spanner und Ölrohr bei einer Inspektion "heimlich" ausgetauscht?
Und warum nur bei gewerblichen Kunden in Verbindung mit Leasing, aber grundsätzlich nicht bei "Privaten" und auch nicht bei Gewerblichen, die bar oder finanziert gekauft haben?
Fan von VW kann man ja sein, aber so richtig nachvollziehbar ist das nun nicht. Ob nun die unterschiedliche Kulanzbehandlung bei den Kettenproblemen bei gleichem Motor, nur anderem Markenlogo auf der Haube, die immer notwendige Zuzahlung des Kunden zur Beseitigung eines Konstruktions- bzw. offiziell Produktionsfehlers, oder jetzt der nur als schlechter Gag zu bezeichnende freiwillige Ölwechsel beim DSG, da fällt es mir schwer, ein Fanverhalten pro VW zu verstehen.
Mal abgesehen von einer reinen Außendarstellung aus der Notwendigkeit, einem möglicherweise überproportionalen Wertverlust beim Wiederverkauf entgegen wirken zu müssen.