Tester im Profiformat?
Nabend,
Ich wollte hier mal eine kleine Diskussion zum Thema Kfz-Tester anregen.
Also nicht diese kleinen Witze für 40€ sondern ein Profigerät
Ich denke darüber nach mir einen Tester für die Freizeit zu kaufen. Allerdings muss es natürlich schon etwas anständiges sein, mit reiner OBD2-Auslese komme ich nicht weit, da ich mich zunehmend auf Elektronik zu spezialisieren beginne.
Grundsätzlich wichtig wäre mir zum einen natürlich das Fehlerspeicher auslesen, aber ebenso wichtig ist die Abfrage von Ist/Sollwerten aus dem Steuergerät und natürlich Service Information und Schaltpläne etc.
Achja und das Oszi ist ja inzwischen auch unverzichtbar.
Ich arbeite nunmehr seit einem halben Jahr auf Bosch Esi/Kts und bin halbwegs zufrieden (nicht zum Spass gibt es die Maxime, dass es keinen perfekten Tester gibt).
Was mich vor allem am KTS670 überzeugt ist die kompakte Bauweise als (quasi) Tablett mit Touchscreen... nur ca 10cm dick.
Allerdings hat auch ein kompakter Tester wie Würth WoW seine Vorteile. diese Winzlinge sind einfach schneller und einfacher in der Bedienung.
Was natürlich abschreckt sind die Preise. Der KTS670 kostet ca €7200 + 1200 pro Jahr Software oder alternativ 180€ Leasing im Monat.
Das schreckt schon sehr ab logischerweise.
Wir hatten neulich mal einen "Austauschschrauber" aus Rumänien da, er erzählte mir, dass sie daheim alle möglichen Programme auf ihrem Laptop haben und dann über USB auf OBD gehen.
Und diese Programme würden wohl nur um die 30€ kosten... legal. Aber taugen die was.
Am besten wäre ja schon eine Komplettlösung à la KTS, wer hat schon Bock sein Laptop auszupacken, einen Adapter für OPB dranzuhängen, dann noch das PC-Oszi anschließen und die Kabetrommel mit zehn Netzteilen kann man gleich hinter sich herschleppen.
Habt ihr Ideen?
Achja und der erste wird sie bestimmt sofort beantworten, DIE FRAGE nach dem Sinn und Zwecke dieser Anschaffung. Wer braucht schon daheim einen professionellen Diagnosetester?
Nun aber es ist die gleich Antwort auf die Frage nach der Hebebühne für zweitausend Euro.und der Werkzeugkasten für achthundert der da neulich ankam, der ist natürlich auch vollkommen unnötig... ... Sagt zumindest das weibliche Geschlecht... ... wobei... lieber aufpassen, denn die Bühne steht ja schließlich in ihrer Scheune... und nicht in deiner... also vielleicht doch lieber schnell Hände waschen und rübergehen. Und vorher vielleicht noch ein Paar Euro in einen Strauß Blumen investieren? Man kann ja nie wissen.
In diesem Sinne, nehmt den Sinn nicht so ernst.
OBD2 ist schon richtig, da liegt alles erreichbar auf dem Bus und selbst mit "Bastler-Geräten" für 70 Euro, die OBD2 auf USB umsetzen und einen Laptop, viel mehr braucht es nicht - auf der Hardwareseite.
Die andere Seite ist die Software und da sitzen dann auch die "Schwierigkeiten".
Es gibt nur eine handvoll Zeugs, was an Daten auf dem Bus genormt und auch "öffentlich" ist. Das findet sich auch auf diesen Baumarkt-Handtestern oder lässt sich als Freeware im Internet herunterladen, oder findet sich sich auch als "Zusatzinstrument" zur Echtzeitüberwachung diverser Werte in Geräten wie zB. "Scangauge".
Problematisch wird es allerdings mit allem anderen, was nicht genormt, sondern den Fahrzeugherstellern bzw. Zulieferern freigestellt ist und dann eben nur gegen recht erheblichen Lizenzzahlungen zur Verfügung gestellt wird.
Doppelt hässlich dabei, dass aufgrund der fehlenden Normung und Selbstbestimmung durch die Hersteller auf der gleichen Adresse völlig unterschiedliche Mitteilungen (Klartextmeldungen) liegen können.
Was bei VW irgendwas aus der Klimaanlage ist, kann bei Mercedes die Bremse betreffen und bei BMW die Justierung der Xenon-Höheneinstellung.
Es wird somit nicht nur eine erweiterte Datenbank um die nicht genormten Infos benötigt, sondern das Ganze auch noch mit Zuordnung zur ebenso über den Bus laufenden Fahrzeugidentifikation.
Beim "großen Boschtester" hat man den Vorteil, dass dort bereits sämtliche Fehlercodes seiner Zulieferteile einprogrammiert sind, aber eben nicht die Sachen, die ein anderer Zulieferer oder der Hersteller selber "erfunden" hat.
Das ist der Hintergrund Deines Problems aus der anderen Frage: Bei einem Bauteil kommst Du mit dem Boschtester zur Initialisierung ran, beim gleichen Fahrzeughersteller aber einem anderen Motor schon nicht mehr - ein anderer Zulieferer hängt da zwischen.
Dafür reicht die Bosch-Software nicht, sondern Du musst die VW-Software haben, denn nur mit der VW-Software und deren regelmäßigen Updates kommst Du auch an alle VW-Produkte - ist je nach Umfang der Software natürlich nicht billig.
Als Hobbyschrauber benötigst Du dann natürlich auch noch das Paket von Mercedes, Volvo, BMW, Ford, ...
Der große Tester von Bosch hat den schönen Vorteil, dass er eine eigene Benutzeroberfläche hat und "Fremdsoftware" automatisch integriert und verwaltet. Du kannst in das Ding die verschiedensten Hersteller-Programmpakete einladen und je nach angestecktem Fahrzeug wird die richtige Software auch benutzt.
Den Tester gibt es auch mit WLAN-Modul, wo Du direkt bei der Onboard-Diagnose per Internet das gerade benötigte Softwarepaket des Komfort-Steuermoduls von VW nachladen kannst - Wenn Du bei VW registriert bist und vorab bestätigst, wie lange (mit entsprechenden Kosten) Du dieses Programmpaket nutzen möchtest.
Mit entsprechendem Vertrag bekommst Du auch gleich passend zum Fahrzeug den Wartungsplan für den aktuellen Kilometerstand angezeigt. Oder das Fahrzeug kommuniziert direkt mit seinem Hersteller und lädt sich selbst die aktuellen Updates für sein Steuergeräte herunter und aktualisiert gleich selbst seine Fahrzeugakte mit Kilometerstand und besonderen Vorfällen seit der letzten "Heimatverbindung".
Als Hobbyschrauber sind das aufgrund der Kosten unerreichbare Möglichkeiten. Daher sollte man sich vielleicht mal die einfachen Dinge mit OBD-USB-Laptop mit der Freeware ansehen und die von anderen Hobbyschraubern angelegten Fehlerlisten und Datenbanken ansehen. Das ist schon eine ganze Menge und bei recht verbreiteten Fahrzeugen sind das auch recht umfangreiche Sammlungen.
Die Seite obd-2.de ist da auch mit dem vorhandenen Forum eine recht ordentliche Sache.
"Original"-Software der Hersteller lässt sich auf vielen File-Sharing Servern als Raubkopien finden, ebenso wie Updates der Motorsoftware oder auch Datenfiles zur Leistunsgsteigerung.
Das sind dann auch die mancher Orts gehandelten CDs, von denen der Aushilfsschrauber erzählt hat. Bekommt man auch auf den Polenmärkten gleich hinter der Grenze. Das ist aber alles so original wie eine echte Rolex für 10 Dollar aus Hongkong.
Man sollte aber immer, besonders bei Internet-Downloads sehr vorsichtig sein, es gibt viele Angebote mit einprogrammierten Schadcode. Irgendwelche Spaßvögel, die Kennfelder modifizieren, dass der Verbrauch hoch geht, bis zur modifizierten Ladersteuerung, dass der Motor hoch geht.
Nunja ich sehe die OBD2 Diagnoese eh etwas kritisch.
Oft sind die Angaben der Fehler sehr ungenau und wenn man dann direkt ins Steuergerät reinkommt, ist es meistens leichter eine genau Diagnose zu stellen. Außerdem entfallen die Istwertangaben vollkommen und die finde ich oft wichtiger als Fehlercodes. Schließlich kann ein Code täuschen (tut er auch öfters).
Für mich gehört es inzwischen zum Standardprozedere bei einem Fehler im Motorsteuergerät auch die Zentralelektronik und das Gateway zu checken, da hier oft weitere Fehler hinterleggt sind, die im Zusammenhang stehen können.
Was ich absolut kritisch sehe ist die Steuergerätekommunikation über Werksserver wie z.B VW in der Neuzeit.
Wir mussten in unserer freien Werkstatt ab und zu schon Kunden wegschicken, weil die Fehlerspeicherauslese nur noch über VAG-COM geführt wird und da Bosch schlicht keine Lizenzen bekommen hat.
Und mit dieser Monopolstellung die Kunden in die Vertragswerkstatt zu ziehen ist sehr umstritten.
Die Ungenauigkeiten liegt "nur" an der fehlenden Tiefe der Software, mit einer neueren bzw. aktuelleren Version kommt dann auch die "Schärfe", am Aktuellsten als Life-Service Online.
Es ist "nur" eine Kostenfrage, aber nichts mit einem Monopol. Alles steht auch allen Werkstätten, auch den "freien" wie auch anderen Vertragswerkstätten uneingeschränkt zur Verfügung - und nicht mal teurer als für eine Vertragswerkstatt.
Der höhere Stundensatz einer solchen Vertragswerkstatt geht fast vollständig direkt oder indirekt an den Hersteller. Der Großteil davon ist tatsächlich die Analysetechnik: Software-Lizenz, Online-Zugang, Leasing für den Tester, bei 80% Werkstattauslastung im Schnitt pro Fahrzeug um die 50 Euro - nur für "Computer". Plus Schulungen, plus Sonderwerkzeuge, plus ...
Dass eine freie Werkstatt in der Liga nicht lange mit spielen kann, hat VW doch über Jahre im "Selbstversuch" mit ihrer "Stop-und-Go" Kette erlebt.
Die haben jedes Jahr etliche hundert Millionen darin versenkt um gegenüber ATU und Co. auch etwas von dem Kuchen in dem Segment ab zu bekommen. Bis sie dann letztes Jahr den ganzen Laden für den berühmten einen Euro an einen verschenkt haben, der nicht schnell genug auf dem Baum war.