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Testbericht

20. Dezember 2007
Haar, 20. Dezember 2007 – Viele kleine Mondsicheln perforieren die riesigen Bremsscheiben. Das ist eine der hübschesten Verzögerungsapparaturen, die wir in letzter Zeit gesehen haben. Aber auch sonst macht unser Wagen schon allein optisch enorm viel her: Wir testen ein Jaguar XKR Cabrio Portfolio. In Deutschland werden davon nur 25 Stück verkauft und wir prüfen, ob die Editionsbezeichnung „Portfolio“ (Versammlung von Werten) gerechtfertigt ist. Sticht heraus Einer der Gründe, weshalb echte Fans der Marke Jaguar in guten wie in schlechten Zeiten immer die Treue gehalten haben, war das exquisite Design der Engländer. So gibt es kaum ein Modell, welches nicht zur Stilikone wurde. Und beim XKR Carbiolet ist das nicht anders. Richtig schön flach, tritt es breit und elegant auf. Die schwarz schimmernde Farbe „Celestial Black“ kommt als exklusiver Überzug für die Portfolio-Modelle daher. Auch die präsenten 20-Zoll-Leichtmetallfelgen sind mit ihren fünf Speichen ein Ausstattungsmerkmal der Portfolio-Edition. Das Dach öffnet und schließt sich per Knopfdruck. Und es schließt mit Kraft: Kommt es am Rahmen der Frontscheibe an, greifen zwei Haken in den Rahmen und ziehen ihn sichtbar Richtung Dach – hier ist jetzt alles dicht. Sanft verarbeitet Der Innenraum des XKR Cabrios ist ein Traum aus Holz und Leder. Dabei hat der Baum-Werkstoff eine matte Oberfläche, was ihm einen natürlichen Look verleiht. Langsam aber sicher gehen die Zeiten zu Ende, wo aus teurem Holz unter dicken Schichten Glanzlack ein Produkt mit Imitat-Anmutung wurde. Das kleine Lenkrad lässt sich gut greifen. Besonders die Ledernaht schmiegt sich ganz flach ein, so dass keine störende Nahtdelle des Fahrers Hände malträtiert. In der Mittelkonsole wartet ein roter Startknopf darauf, die Lebensgeister des feinen Briten zu erwecken. Aber soweit sind wir noch nicht. Zwar sitzt sich das Gestühl auf Anhieb langstreckentauglich bequem und der Seitenhalt ist sogar per Drehregler in der Tür anpassbar, aber gibt es auch einen reisefähigen Kofferraum?

Darf Gepäck mitkommen? Ja, bei geschlossenem Dach passen 283 Liter Gepäck in den Wagen. Das reicht für zwei Erwachsene auf einer einwöchigen Tour. Ist man offen unterwegs, füllt sich das Stoffverdeck in den Kofferraum. 250 Liter Stauraum bleiben übrig. Vor allen Dingen sinkt das Quadermaß rapide. Viele kleine Gepäckstücke müssen es jetzt sein. Von Koffern von der Größe eines Flugzeug-Trolleys passt jetzt nur noch ein einziger ins Gepäckabteil. Und wenn das Dach geöffnet ist, verdeckt es auch die Lampe hinten links im Kofferraum – zum Glück hat Jaguar mitgedacht und vorne rechts eine zweite Lichtquelle installiert. Und für alle Fälle gibt es ja noch die zweite Sitzreihe. Da dort die Beinfreiheit bei zirka null Zentimetern liegt, können die edel eingepassten Anschnallgurte ruhig dafür verwendet werden, den einen oder anderen Rucksack zu fixieren. Größer als es scheint Sitzt man im Wagen, dann kommt er einem wie ein kleiner wendiger Roadster vor. Aber das XKR-Cabrio ist ein richtig großes Auto. Mit beinahe 4,80 Meter Länge übertrifft es beispielsweise einen Audi A4 um mehr als 20 Zentimeter. Und in der Breite hat es mit 1,90 Meter einen um zehn Zentimeter breiteren Stand als der Ingolstädter. Auch wenn man offen fährt, hat man nicht das Gefühl, in so einem großen Fahrzeug zu sitzen. Und das Schöne ist: Wenn man das Windschott hochklappt, kann man ohne Wind in der Kabine die gute Luft genießen. Bei schneller Fahrt krault der Wind einem höchstens mal niedlich und angenehm die Kopfhaut. Egal wie schnell wir mit dem XKR Cabrio unterwegs sind: Es ist nie zu laut für die Bowers-&-Wilkins-Audioanlage. Diese wurde speziell auf den Innenraum des Cabrios abgestimmt und versetzt unser Trommelfell mit ganz klaren Tönen in Schwingungen. Nur die Jaguar-Ausstattungsvariante „Portfolio“ kann bisher mit diesem exquisiten Sound verwöhnen.

Wie es sich gehört Ist das XKR Cabrio nun ein Roadster oder ein luxuriöser Offen-Gleiter? Kurven nimmt es auf jeden Fall in bester Roadster-Manier. Gewankt wird quasi nicht, so dass es eine Freude ist, in Kreisverkehre einzufahren und diese auch wieder zu verlassen, ohne einmal die Geschwindigkeit zu reduzieren. Insgesamt kommt das Fahrwerk angenehm hart rüber, was heißt, dass es mit Schlaglöchern oder Gullydeckeln gut fertig wird. Als vielleicht wichtigster Unterschied des Portfolio-Cabrios zum normalen XKR Cabrio sind die Bremsen zu nennen. Diese sind rot (im normalen XKR schwarz), haben vorne einen Durchmesser von 40 Zentimeter, 4,5 Zentimeter mehr als beim Standard-XKR. Sechskolben-Bremssättel bauen den Verzögerungsdruck auf. Hinten müssen 35-Zentimeter-Scheiben mit Vierkolben-Bremssätteln reichen. In die Bremsscheiben wurden sichelförmige Entlüftungsschlitze gekerbt. Die so entstandene Verzögerungs-Apparatur arbeitet tatsächlich fadingfrei. Neigen die normalen XKR-Modelle nach langer harter Kurvenfahrt in den Bergen noch sehr zum Fading, können wir dieses Phänomen beim Portfolio nicht mehr feststellen. Nichts zu beweisen Die 4,2-Liter-Maschine des XKR Cabrios leistet unter Kompressordruck 416 PS. Damit klappt der Prestige-Spurt auf 100 km/h in 5,3 Sekunden. Die reinen Werte sind beeindruckend, animieren zum Rumrasen. Aber wer auf ein solches Triebwerk zurückgreifen kann, muss niemandem etwas beweisen. Es macht geradezu Spaß, sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten und aufgeregte Raser ziehen zu lassen. Und wer mal einen schnellen Zwischenspurt wünscht, ist ganz schnell, auch offen, bei Tacho 260. Bei gleichmäßiger Fahrt begnügt sich das kräftige Aggregat mit 11,5 Liter auf 100 Kilometer. Und der Sound ist gerade beim Anfahren unheimlich kräftig und reservenreich – die in ihm schlummernden Leistungsreserven kann das Triebwerk nicht verbergen. Beim kräftigen Gasgeben fängt der Motor vernehmlich an zu knattern – ein seltsames Geräusch, was wohl vom Kompressor kommt. Plus und Minus Serienmäßig wird die Kraft beim XKR Cabrio von einer Sechsstufenautomatik eingeteilt. Diese ist sportlich ausgelegt und legt erst bei zirka 6.000 Umdrehungen einen Gang zu. Die Stufen selbst fließen weich dahin. Wer lieber selbst Hand anlegt, kann die handlichen Paddles hinter dem Lenkrad schnippen lassen. Auf der Autobahn macht dies natürlich keinen Sinn, aber für die Spritztour in die Berge gibt es nichts Besseres. Klack, klack, klack schalten wir uns von Kurve zu Kurve, als sollte diese Fahrt einfach nicht zu Ende gehen.
Technische Daten
Antrieb:Heckantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:V-Benzinmotor mit Kompressoraufladung
Hubraum:4.196
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:8
Leistung:306 kW (416 PS) bei UPM
Drehmoment:560 Nm bei 4.000 UPM
Preis
Neupreis: 116.800 € (Stand: Dezember 2007)
Fazit
Das Jaguar XKR Cabriolet ist ein eleganter Spaß, der locker aus der Masse der Designgleichheiten heraussticht. Als Portfolio-Edition ist es noch schicker und noch besser ausgestattet. Die Begrenzung auf 25 Stück weckt Begehrlichkeiten – vollkommen zu Recht. Selten waren wir von einem Cabriolet so überzeugt.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2007-12-20

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