Unterwegs in Malaysia - Kolonialausflug
Testbericht
Wo kann man genussvoller Gas geben, als auf deutschen Autobahnen? Nur wenigen Autonarren kommt dabei Malaysia in den Sinn. Doch der Abstecher lohnt. Nicht nur in einem strahlend weißen Jaguar XKR-S Cabrio.
Kuala Lumpur und Malaysia haben so viel gemeinsam wie Paris und Frankreich. Der asiatische Staat, der an der Südspitze von Thailand beginnt, ist ein Paradies für Autofahrer, die es gerne etwas schneller angehen lassen wollen. Die Landschaft ist beeindruckend; das exzellent ausgebaute Straßennetz begeistert Autonarren kaum weniger.
Die leitungsstarke Cabriotour beginnt in den Cameron Highlands, die sich mit Höhen von bis zu 1.500 Metern rund drei Autostunden nördlich von Kuala Lumpur aufbauen. Ein schneeweißes Jaguar XKR-S Cabriolet ist hier ungefähr so dezent wie ein rosa Elefant in der Sixtinischen Kapelle. Die Bewohner des malaysischen Hochlandes fahren überwiegend alte Kisten. Heruntergekommene Land Rover aus alten Armeebeständen, kaum vertrauensvoll erscheinende Pick Ups; dazu kommen schwer beladene Verkehrshindernisse in Form von Kleinlastwagen und Traktoren. Die Region Cameron Highlands lebt vom Handel mit Früchten und Tee. Die meisten Fahrzeuge kommen nicht heraus aus ihrem hinterweltlerischen Regionalrefugium, das aus satten Urwäldern und überdimensionalen Teeplantagen besteht. Sie dürfen nicht, denn viele tragen ein großes CH-Signet für die Region Cameron Highlands auf Türen oder Heck. Das reduziert die KFZ-Steuer auf gerade einmal ein Zehntel und sorgt für einen imaginären Käfig, denn nur in den Highlands gilt die vergünstigte Zulassung.
Durch die namenlosen Ortschaften in den Highlands geht es schon wegen des landwirtschaftlichen Kreuzungsverkehrs nur im Schritttempo und trotzdem verrenken sich die Landarbeiter die Hälse, als der 550 PS starke Jaguar durch die Siedlungen grollt. Breitreifen, Spoiler und Schweller kennt man hier allenfalls aus dem Fernsehen. Ein Cabriolet auch, denn nur Schwachsinnige würden sich bei diesen Temperaturen und einer ermattenden Luftfeuchtigkeit ein Cabriolet gönnen. Das übrige tuen Luxus- und Importsteuern, die ein in Europa rund 140.000 Euro teures Luxuscabriolet in Malaysia schier unbezahlbar werden lassen. So kostet bereits die Sportlimousine des Jaguar XFR mit 510 PS in Malaysia fast 900.000 RM. Der offene Sportler liegt bei 1,3 Millionen Riggit und sorgt schon deshalb für Aufsehen, weil der als offener Sportler in einer völlig anderen Sphäre unterwegs ist, als die unzähligen Kleinwagen der lokalen Platzhirschen Perodua und Proton. Nur selten sieht man herum um die Metropole ausländische Modelle von Audi, Mercedes, BMW, Porsche oder Land Rover.
Es geht die Landesstraße 185 entlang Richtung Sungai Raja. Die kurvige Straße ist schlicht grandios. Die üppigen Streckenradien schmeicheln dem 1,8 Tonnen schweren Briten. Mit sonorem V8-Kompressorklang legt sich der Brite gekonnt in jede Kurve und brüllt die Hügel hinauf. Mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen nimmt man es hier nicht so genau. Mal 70, mal 90 km/h sind auf der breit ausgebauten Bergstraße locker zu verdoppeln. Polizeikontrollen gibt es nur selten. Doch eine Überschreitung des Tempolimits kostet unabhängig vom Tempo umgerechnet nicht einmal 30 Euro. Wer über einen längeren Zeitraum ein paar Tickets sammelt, kann lokal bei den Ordnungsbehörden sogar noch einen Mengenrabatt heraushandeln.
Die britischen Einflüsse in Malaysia sind geringer, als man es erwartet. Zwar ist die ehemalige Kolonialmacht schon seit 1957 bzw. endgültig seit 1963 unter eigener Fahne. Und doch ist in den Cameron Highlands abgesehen von der unüberschaubar großen Zahl alter Land Rover und den seichten Teehügeln nur wenig britisches Flair zu spüren. Als es weiter Richtung der lokalen Kleinmetropole Ipoh geht, wird die Landschaft flacher, die guten Straßen bleiben und es wird nennenswert wärmer, nein heißer. Die Temperaturen von heute bis zu 39 Grad Celsius im Schatten machen einem dabei weniger zu schaffen als die Luftfeuchtigkeit, die hier in Tiefebene weit über 90 Prozent klettert. Schnell wird klar, dass der malaysische Luxuskäufer nicht zu einem Cabriolet greift. Nach kurzer Zeit kleben einem Hose und Shirt derart am Körper, dass man meint, in einem tropischen Renneinsatz unterwegs zu sein. "Wir haben unseren ersten XKR-S gerade erst herein bekommen", sagt Jaguar-Chefverkäufer Norazlan Sidek ein paar Stunden später stolz in Kuala Lumpur, "das ist jedoch ein schwarzes XKR-S Coupé, denn bei unserem Wetter fährt keiner ein offenes Auto."
Als es auf der A8 und später der Landstraße 73 weiter Richtung Westküste und vorbei an Sungai Terap und Belanja geht, steht der erste Tankstopp an. Dem jugendlich anmutenden Tankwart Ahmad fallen beim Anblick des Brit-Boliden fast die Augen aus dem Kopf: "Was ist das denn für ein Auto?" Als er das Lenkrad auf der linken Seite des Jaguar-Innenraums sieht, bekommt er den Mund überhaupt nicht mehr zu. "Wie geht das? Damit kann man doch hier überhaupt nicht fahren." Nachdem sich der allzu schnell entleerte Tank an der Petronas-Zapfsäule zum Literpreis von gerade einmal 50 Cent pro Liter wieder gestärkt hat, brüllt der Brite wieder. Lange Zeit geht es im schnellen Galopp nach Süden parallel zum wenig anheimelnden Fluss Sungai Perak. In dieser braunen Brühe möchte man weder sich selbst, noch einen zur Nahrungsaufnahme geeigneten Fisch sehen. Der Verkehr vorbei an wenig schmucken Ortschaften namens Bandar oder Sabak Bernam wird dichter und nur mit Glück tappt der weiße Renner nicht in eine eilig aufgebaute Radarfalle in der Nähe von Kuala Selangor.
Die stundenlange Cabriotour verliert in den Außenbezirken der malaysischen Metropole Kuala Lumpur dann doch noch ihren Reiz. Lokale Kleinwagen älterer Baujahre beherrschen das Straßenbild. Das kastige Format im Straßenbild erfreut sich scheinbar großer Beliebtheit, denn Modelle wie der Bestseller Proton Persona mit deutlichen Anleihen beim historischen VW Jetta oder der Perodua Myvi als Daihatsu-Derivat könnten in westlichen Breiten wohl kaum einen Designpreis gewinnen. "Viele Kunden wollen keinen neuen, sondern einen günstigen Gebrauchtwagen aus Europa", erzählt Teh Leong Huat auf seinem Verkaufsplatz in der südlich gelegenen Küstenstadt Port Dickson, "wie diesen Mercedes 200 aus dem Jahre 1976 der Baureihe Strich-acht. Top gepflegt. Kein Rost, ungeschweißt. Dazu Klimaanlage und eine nachgerüstete Servolenkung. So etwas gibt es nur hier in Malaysia." Stimmt, und nicht nur das.
Kuala Lumpur und Malaysia haben so viel gemeinsam wie Paris und Frankreich. Der asiatische Staat, der an der Südspitze von Thailand beginnt, ist ein Paradies für Autofahrer, die es gerne etwas schneller angehen lassen wollen. Die Landschaft ist beeindruckend; das exzellent ausgebaute Straßennetz begeistert Autonarren kaum weniger.
Die leitungsstarke Cabriotour beginnt in den Cameron Highlands, die sich mit Höhen von bis zu 1.500 Metern rund drei Autostunden nördlich von Kuala Lumpur aufbauen. Ein schneeweißes Jaguar XKR-S Cabriolet ist hier ungefähr so dezent wie ein rosa Elefant in der Sixtinischen Kapelle. Die Bewohner des malaysischen Hochlandes fahren überwiegend alte Kisten. Heruntergekommene Land Rover aus alten Armeebeständen, kaum vertrauensvoll erscheinende Pick Ups; dazu kommen schwer beladene Verkehrshindernisse in Form von Kleinlastwagen und Traktoren. Die Region Cameron Highlands lebt vom Handel mit Früchten und Tee. Die meisten Fahrzeuge kommen nicht heraus aus ihrem hinterweltlerischen Regionalrefugium, das aus satten Urwäldern und überdimensionalen Teeplantagen besteht. Sie dürfen nicht, denn viele tragen ein großes CH-Signet für die Region Cameron Highlands auf Türen oder Heck. Das reduziert die KFZ-Steuer auf gerade einmal ein Zehntel und sorgt für einen imaginären Käfig, denn nur in den Highlands gilt die vergünstigte Zulassung.
Durch die namenlosen Ortschaften in den Highlands geht es schon wegen des landwirtschaftlichen Kreuzungsverkehrs nur im Schritttempo und trotzdem verrenken sich die Landarbeiter die Hälse, als der 550 PS starke Jaguar durch die Siedlungen grollt. Breitreifen, Spoiler und Schweller kennt man hier allenfalls aus dem Fernsehen. Ein Cabriolet auch, denn nur Schwachsinnige würden sich bei diesen Temperaturen und einer ermattenden Luftfeuchtigkeit ein Cabriolet gönnen. Das übrige tuen Luxus- und Importsteuern, die ein in Europa rund 140.000 Euro teures Luxuscabriolet in Malaysia schier unbezahlbar werden lassen. So kostet bereits die Sportlimousine des Jaguar XFR mit 510 PS in Malaysia fast 900.000 RM. Der offene Sportler liegt bei 1,3 Millionen Riggit und sorgt schon deshalb für Aufsehen, weil der als offener Sportler in einer völlig anderen Sphäre unterwegs ist, als die unzähligen Kleinwagen der lokalen Platzhirschen Perodua und Proton. Nur selten sieht man herum um die Metropole ausländische Modelle von Audi, Mercedes, BMW, Porsche oder Land Rover.
Es geht die Landesstraße 185 entlang Richtung Sungai Raja. Die kurvige Straße ist schlicht grandios. Die üppigen Streckenradien schmeicheln dem 1,8 Tonnen schweren Briten. Mit sonorem V8-Kompressorklang legt sich der Brite gekonnt in jede Kurve und brüllt die Hügel hinauf. Mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen nimmt man es hier nicht so genau. Mal 70, mal 90 km/h sind auf der breit ausgebauten Bergstraße locker zu verdoppeln. Polizeikontrollen gibt es nur selten. Doch eine Überschreitung des Tempolimits kostet unabhängig vom Tempo umgerechnet nicht einmal 30 Euro. Wer über einen längeren Zeitraum ein paar Tickets sammelt, kann lokal bei den Ordnungsbehörden sogar noch einen Mengenrabatt heraushandeln.
Die britischen Einflüsse in Malaysia sind geringer, als man es erwartet. Zwar ist die ehemalige Kolonialmacht schon seit 1957 bzw. endgültig seit 1963 unter eigener Fahne. Und doch ist in den Cameron Highlands abgesehen von der unüberschaubar großen Zahl alter Land Rover und den seichten Teehügeln nur wenig britisches Flair zu spüren. Als es weiter Richtung der lokalen Kleinmetropole Ipoh geht, wird die Landschaft flacher, die guten Straßen bleiben und es wird nennenswert wärmer, nein heißer. Die Temperaturen von heute bis zu 39 Grad Celsius im Schatten machen einem dabei weniger zu schaffen als die Luftfeuchtigkeit, die hier in Tiefebene weit über 90 Prozent klettert. Schnell wird klar, dass der malaysische Luxuskäufer nicht zu einem Cabriolet greift. Nach kurzer Zeit kleben einem Hose und Shirt derart am Körper, dass man meint, in einem tropischen Renneinsatz unterwegs zu sein. "Wir haben unseren ersten XKR-S gerade erst herein bekommen", sagt Jaguar-Chefverkäufer Norazlan Sidek ein paar Stunden später stolz in Kuala Lumpur, "das ist jedoch ein schwarzes XKR-S Coupé, denn bei unserem Wetter fährt keiner ein offenes Auto."
Als es auf der A8 und später der Landstraße 73 weiter Richtung Westküste und vorbei an Sungai Terap und Belanja geht, steht der erste Tankstopp an. Dem jugendlich anmutenden Tankwart Ahmad fallen beim Anblick des Brit-Boliden fast die Augen aus dem Kopf: "Was ist das denn für ein Auto?" Als er das Lenkrad auf der linken Seite des Jaguar-Innenraums sieht, bekommt er den Mund überhaupt nicht mehr zu. "Wie geht das? Damit kann man doch hier überhaupt nicht fahren." Nachdem sich der allzu schnell entleerte Tank an der Petronas-Zapfsäule zum Literpreis von gerade einmal 50 Cent pro Liter wieder gestärkt hat, brüllt der Brite wieder. Lange Zeit geht es im schnellen Galopp nach Süden parallel zum wenig anheimelnden Fluss Sungai Perak. In dieser braunen Brühe möchte man weder sich selbst, noch einen zur Nahrungsaufnahme geeigneten Fisch sehen. Der Verkehr vorbei an wenig schmucken Ortschaften namens Bandar oder Sabak Bernam wird dichter und nur mit Glück tappt der weiße Renner nicht in eine eilig aufgebaute Radarfalle in der Nähe von Kuala Selangor.
Die stundenlange Cabriotour verliert in den Außenbezirken der malaysischen Metropole Kuala Lumpur dann doch noch ihren Reiz. Lokale Kleinwagen älterer Baujahre beherrschen das Straßenbild. Das kastige Format im Straßenbild erfreut sich scheinbar großer Beliebtheit, denn Modelle wie der Bestseller Proton Persona mit deutlichen Anleihen beim historischen VW Jetta oder der Perodua Myvi als Daihatsu-Derivat könnten in westlichen Breiten wohl kaum einen Designpreis gewinnen. "Viele Kunden wollen keinen neuen, sondern einen günstigen Gebrauchtwagen aus Europa", erzählt Teh Leong Huat auf seinem Verkaufsplatz in der südlich gelegenen Küstenstadt Port Dickson, "wie diesen Mercedes 200 aus dem Jahre 1976 der Baureihe Strich-acht. Top gepflegt. Kein Rost, ungeschweißt. Dazu Klimaanlage und eine nachgerüstete Servolenkung. So etwas gibt es nur hier in Malaysia." Stimmt, und nicht nur das.
Quelle: Autoplenum, 2013-04-30
Getestete Modelle
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