Auto International: Mercedes Metris - Metris für die Metropolen
Testbericht
Mit dem Metris will Mercedes-Benz in den USA den Markt für mittelgroße Vans und Busse neu aufrollen.
Kein halbes Jahr auf dem US-Markt unterwegs und schon mit einer kleinen viralen Legende im Schlepptau. Denn wo jetzt Metris drauf steht, steckt eigentlich Vito drunter. Aber Vito, so kolportieren die amerikanischen Automagazine durch die Bank weg, das hätte dem hollywoodgebildeten Durchschnitts-Amerikaner zu sehr nach Vito Corleone geklungen, dem Mafiaboss aus dem Kultfilm "Der Pate". Und ein Mafia-Hintergrund für ein ernsthaftes deutsches Auto - das geht ja nun gar nicht. Also hätten sich die Marketingstrategen von Mercedes-Benz USA auf die Suche nach einem neuen Namen gemacht und seien auf Metris gekommen.
Metris - das klinge nach Metropole, nach einem kleinen Bus und Transporter, der durch die Straßen der amerikanischen Großstädte wieselt, VIPs zur Filmpremiere chauffiert oder für amazon und Google Express die Päckchen ausliefert. Auch, wenn Claus Tritt, für den Van-Bereich von Mercedes-Benz in den USA verantwortlich, den ersten Teil der Geschichte pflichtfertig abstreitet: Es ist der Vito, der da seit Oktober in den USA unter dem Namen Metris unterwegs ist.
Vito zumindest in weiten Teilen. Er hat in den Staaten ein anderes Cockpit bekommen, aus Hartplastik und - gegen das Unverständnis seiner deutschen Designer - mit zwei zentral platzierten Cupholdern. Ohne die braucht man sich in den USA gar nicht erst auf den Markt zu trauen. "Jetzt sind unsere amerikanischen Kollegen glücklich," sagt Jan ten Haaf, Produktmanager für den Metris. Außerdem wird der Metris jenseits des Atlantiks nur mit einer Radlänge, einer Motorisierung (208 PS-Vierzylinder) und mit einer robusten 7-Gang-Automatik angeboten. Anders als der größere Sprinter, der in den USA auch unter dem hauseigenen Truck-Label Frightliner zu haben ist, wird der Metris nur als Mercedes-Benz verkauft. Die Preise starten in den USA bei $ 28.950 für den Van und bei $ 32.500 für den Bus. In Deutschland ist der als Pkw-Version wieder in V-Klasse umgetaufte Vito nur als Diesel und ab € 42.983 zu haben, der 190 PS starke 250 D kostet ab 48.314. In den USA, so ten Haaf, "ist der Metris bis Jahresende bereits ausverkauft."
Dort läuft der rund fünf Meter lange Metris unter der Rubrik Midsized Van - und ist zumindest derzeit weitgehend konkurrenzlos. Von dem zwischen 1984 und 2006 rege beackerten Marktsegment ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Das meiste spielt sich aktuell in den Gewichtsklassen darunter (der zum Ram ProMaster City umgelabelte Fiat Doblo, Ford Transit Connect oder Chevrolet City Express) oder darüber (Mercedes Sprinter) ab. Die meisten Midsized Vans, die in den USA unterwegs sind, haben bereits mehr als zehn Jahre auf den Achsen. Bekanntester Vertreter dieser Veteranen-Riege: der 1994 Chevrolet Chevy Van des A-Teams. Der Van-Markt in den USA ist 50:50 aufgeteilt zwischen Bussen und Lieferwagen. Das Segment der Busse teilt sich auf in etwa 30 Prozent Premium-Transportdienste und 20 Prozent Taxi- und Shuttle-Dienste. Bei den Lieferwagen sind 25 Prozent als Service-Fahrzeuge zum Beispiel für Handwerker unterwegs und 18 Prozent als Lieferwagen.
Vans wie der Metris sind denn auch perfekt für Handwerker, Paketzusteller oder als Großraum-Taxi: kleiner Wendekreis, niedrig genug, um in Tiefgaragen und Parkhäuser zu kommen, leicht einzuparken, hohe Ladekapazität und eine hohe Wirtschaftlichkeit (Total Cost of Ownership) etwa durch einen niedrigen Verbrauch und lange Intervalle zwischen den Inspektionen. Dazu kommen serienmäßige Zugaben aus dem Pkw-Bereich, wie ein Lenkrad aus der C-Klasse, Seitenwind-Assistent, Start-Stopp-Automatik oder ein von der Beladung abhängiges ESP. Und eine solide Qualität: Selbst beim leeren Transporter klappert nichts und das Fahrwerk kommt ebenso wie die präzise Lenkung komfortabel mit den notorisch schlechten amerikanischen Straßen klar.
Für das Jahr 2015 erwartet Claus Tritt in den USA einen Gesamtmarkt in der Größenordnung von 310.000 verkauften Vans und Bussen. Die meisten werden dabei auch im Van-Bereich gleich weg verkauft: "Wir sind ein Bestandsmarkt", sagt Tritt, "Sie haben das Fahrzeug auf dem Hof beim Händler - oder Sie verkaufen es nicht. Drei oder vier Monate auf eine individuelle Spezifikation zu warten, das findet in den USA einfach nicht statt." Dazu spiele auch die regionale Spezifikation eine Rolle: "Das Land ist so groß - was sich in New York verkauft, verkauft sich nicht wirklich in Los Angeles".
Aktuell hat Mercedes-Benz in den USA mehr als 200 Händler, die auch den Metris verkaufen. Die nächste Generation des eine Gewichtsklasse höheren Mercedes Sprinter wird in einem neuen Werk in Charleston, South Carolina vom Band rollen. Vergangenes Jahr verkaufte Mercedes in den USA 25.745 Sprinter - ein Plus von fast neun Prozent zum Vorjahr. Verkaufsprognosen für den Metris gibt Mercedes nicht ab. Aber wenn der Metris in den USA zum Erfolg wird, könnte auch er dort gebaut werden und Mercedes-Benz so die hohen US-Importzölle für kommerzielle Fahrzeuge umgehen.
Apropos Zölle umgehen: Der Vito heißt natürlich nicht Vito, weil die Stuttgarter Nutzfahrzeugbauer ein Faible für Mafia-Filme hätten. Der Name ist abgeleitet von dem Ort, an dem er vom Band läuft: Vitoria in Spanien.
Kein halbes Jahr auf dem US-Markt unterwegs und schon mit einer kleinen viralen Legende im Schlepptau. Denn wo jetzt Metris drauf steht, steckt eigentlich Vito drunter. Aber Vito, so kolportieren die amerikanischen Automagazine durch die Bank weg, das hätte dem hollywoodgebildeten Durchschnitts-Amerikaner zu sehr nach Vito Corleone geklungen, dem Mafiaboss aus dem Kultfilm "Der Pate". Und ein Mafia-Hintergrund für ein ernsthaftes deutsches Auto - das geht ja nun gar nicht. Also hätten sich die Marketingstrategen von Mercedes-Benz USA auf die Suche nach einem neuen Namen gemacht und seien auf Metris gekommen.
Metris - das klinge nach Metropole, nach einem kleinen Bus und Transporter, der durch die Straßen der amerikanischen Großstädte wieselt, VIPs zur Filmpremiere chauffiert oder für amazon und Google Express die Päckchen ausliefert. Auch, wenn Claus Tritt, für den Van-Bereich von Mercedes-Benz in den USA verantwortlich, den ersten Teil der Geschichte pflichtfertig abstreitet: Es ist der Vito, der da seit Oktober in den USA unter dem Namen Metris unterwegs ist.
Vito zumindest in weiten Teilen. Er hat in den Staaten ein anderes Cockpit bekommen, aus Hartplastik und - gegen das Unverständnis seiner deutschen Designer - mit zwei zentral platzierten Cupholdern. Ohne die braucht man sich in den USA gar nicht erst auf den Markt zu trauen. "Jetzt sind unsere amerikanischen Kollegen glücklich," sagt Jan ten Haaf, Produktmanager für den Metris. Außerdem wird der Metris jenseits des Atlantiks nur mit einer Radlänge, einer Motorisierung (208 PS-Vierzylinder) und mit einer robusten 7-Gang-Automatik angeboten. Anders als der größere Sprinter, der in den USA auch unter dem hauseigenen Truck-Label Frightliner zu haben ist, wird der Metris nur als Mercedes-Benz verkauft. Die Preise starten in den USA bei $ 28.950 für den Van und bei $ 32.500 für den Bus. In Deutschland ist der als Pkw-Version wieder in V-Klasse umgetaufte Vito nur als Diesel und ab € 42.983 zu haben, der 190 PS starke 250 D kostet ab 48.314. In den USA, so ten Haaf, "ist der Metris bis Jahresende bereits ausverkauft."
Dort läuft der rund fünf Meter lange Metris unter der Rubrik Midsized Van - und ist zumindest derzeit weitgehend konkurrenzlos. Von dem zwischen 1984 und 2006 rege beackerten Marktsegment ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Das meiste spielt sich aktuell in den Gewichtsklassen darunter (der zum Ram ProMaster City umgelabelte Fiat Doblo, Ford Transit Connect oder Chevrolet City Express) oder darüber (Mercedes Sprinter) ab. Die meisten Midsized Vans, die in den USA unterwegs sind, haben bereits mehr als zehn Jahre auf den Achsen. Bekanntester Vertreter dieser Veteranen-Riege: der 1994 Chevrolet Chevy Van des A-Teams. Der Van-Markt in den USA ist 50:50 aufgeteilt zwischen Bussen und Lieferwagen. Das Segment der Busse teilt sich auf in etwa 30 Prozent Premium-Transportdienste und 20 Prozent Taxi- und Shuttle-Dienste. Bei den Lieferwagen sind 25 Prozent als Service-Fahrzeuge zum Beispiel für Handwerker unterwegs und 18 Prozent als Lieferwagen.
Vans wie der Metris sind denn auch perfekt für Handwerker, Paketzusteller oder als Großraum-Taxi: kleiner Wendekreis, niedrig genug, um in Tiefgaragen und Parkhäuser zu kommen, leicht einzuparken, hohe Ladekapazität und eine hohe Wirtschaftlichkeit (Total Cost of Ownership) etwa durch einen niedrigen Verbrauch und lange Intervalle zwischen den Inspektionen. Dazu kommen serienmäßige Zugaben aus dem Pkw-Bereich, wie ein Lenkrad aus der C-Klasse, Seitenwind-Assistent, Start-Stopp-Automatik oder ein von der Beladung abhängiges ESP. Und eine solide Qualität: Selbst beim leeren Transporter klappert nichts und das Fahrwerk kommt ebenso wie die präzise Lenkung komfortabel mit den notorisch schlechten amerikanischen Straßen klar.
Für das Jahr 2015 erwartet Claus Tritt in den USA einen Gesamtmarkt in der Größenordnung von 310.000 verkauften Vans und Bussen. Die meisten werden dabei auch im Van-Bereich gleich weg verkauft: "Wir sind ein Bestandsmarkt", sagt Tritt, "Sie haben das Fahrzeug auf dem Hof beim Händler - oder Sie verkaufen es nicht. Drei oder vier Monate auf eine individuelle Spezifikation zu warten, das findet in den USA einfach nicht statt." Dazu spiele auch die regionale Spezifikation eine Rolle: "Das Land ist so groß - was sich in New York verkauft, verkauft sich nicht wirklich in Los Angeles".
Aktuell hat Mercedes-Benz in den USA mehr als 200 Händler, die auch den Metris verkaufen. Die nächste Generation des eine Gewichtsklasse höheren Mercedes Sprinter wird in einem neuen Werk in Charleston, South Carolina vom Band rollen. Vergangenes Jahr verkaufte Mercedes in den USA 25.745 Sprinter - ein Plus von fast neun Prozent zum Vorjahr. Verkaufsprognosen für den Metris gibt Mercedes nicht ab. Aber wenn der Metris in den USA zum Erfolg wird, könnte auch er dort gebaut werden und Mercedes-Benz so die hohen US-Importzölle für kommerzielle Fahrzeuge umgehen.
Apropos Zölle umgehen: Der Vito heißt natürlich nicht Vito, weil die Stuttgarter Nutzfahrzeugbauer ein Faible für Mafia-Filme hätten. Der Name ist abgeleitet von dem Ort, an dem er vom Band läuft: Vitoria in Spanien.
Quelle: Autoplenum, 2015-10-23
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