Test BMW 740i mit Preis und technischen Daten
Testbericht
Haar, 16. März 2016 -
Manchmal braucht man einfach eine Massage. Bei diesem Gedanken habe ich mich in der Zeit mit dem neuen BMW 740i des Öfteren erwischt. Besonders auf langen Autobahnetappen quer durch die Bundesrepublik und wenn der Feierabendverkehr mal wieder die A6 verstopft. "Jetzt eine Massage", ging es mir durch den Kopf. "Kein Problem", gab ich dem 7er in meinen Gedanken eine Stimme. Einen Knopfdruck später befand ich mich auf ihr - der Wolke Sieben (40i).
Kleiner Benziner in großer Limousine
Die sechste Generation des BMW-Flaggschiffes ist nun seit Oktober 2015 auf dem Markt - fünfeinhalb Monate. Ungefähr so lange würde man wohl auch brauchen, würde man alle erhältlichen Motor-, Karosserie-, Hybrid- oder sonstige Ausstattungsvarianten durchprobieren. In der Testwagengarage wartet heute nur einer: der 740i mit TwinPower-Turbo-Reihensechszylinder und 326 PS - mit drei Liter Hubraum der kleinste Benzin-Motor im 7er. 450 Newtonmeter sollen die gediegene Limousine aus dem Stand in 5,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Ob der Motor hält, was er verspricht, dazu später mehr.
Schlüsselstelle
Erst einmal möchte der 740i stilvoll geöffnet werden. Sie vergessen nachts gerne mal, Ihr Smartphone zu laden? Ich auch. Daher hatte ich dann auch viel Spaß mit dem Schlüssel zum 7er-Glück. Ganz nach dem Motto: "Max, hast du deinen Schlüssel geladen?" - klingt komisch, ist es auch. Zwar kann man mit dem Handy-ähnlichen Teil samt Touchscreen bei Unwissenden erst mal ganz schön Eindruck schinden, neben dem iPhone nun aber einen weiteren Trümmer in der Hosentasche mit sich herumschleppen und dessen Akku stets füllen zu müssen, nervt - ziemlich. Da helfen auch Features wie eine Tankfüllstand-Kontrolle oder die programmierbare Lüftung nicht. Wo ist der gute alte Zündschlüssel geblieben?
Innen alles wie gehabt: perfekt
Im Innenraum: BMW-Wohlfühlatmosphäre. Bequeme, tief montierte Sitze mit Massagefunktion, angenehm weiches Leder, Ambientebeleuchtung mit wechselnden Farben - so lässt es sich reisen. Dazu kommt die neue Gestensteuerung, bei der man beispielsweise die Musiklautstärke mit einem Fingerzeig - drehen im Uhrzeugersinn - erhöhen kann. Das braucht allerdings keiner so wirklich und fällt daher wie der Schlüssel wohl einfach in die Kategorie "nice to have". "Very nice to have" ist dagegen das Head-up-Display, das wichtige Daten von Bordcomputer und Navi direkt in die Frontscheibe projiziert. So bleibt man fokussiert und muss den Blick nicht von der Straße wenden. Allerdings lässt sich BMW das "Innovationspaket" mit Head-up-Display, Laserlicht, Komfortzugang und "Driving Assistant Plus" auch ordentlich bezahlen: 5.990 Euro rufen die Münchner zusätzlich zum Grundpreis von 87.600 Euro dafür auf.
Viel Freude am Online-Entertainment
Das iDrive-System mit der überarbeiteten Menü-Struktur arbeitet so solide und anwenderfreundlich wie eh und je - es ist und bleibt einfach das beste Infotainment-System auf dem Markt. Mit dem optionalen Online-Entertainment kann man sich auf langen Strecken leicht die musikalische Langeweile vertreiben, indem man aus dem Musik-Sortiment des Streaming-Dienstes Napster von Pop über Heavy Metal bis hin zu Klassik alles herunterlädt, was das Herz und das Ohr begehren.
Bequemer geht's nicht
Setzt sich der 740i in Bewegung, kann das Fahrzeug sofort mit hervorragendem Abrollkomfort punkten. Die Luftfederung bügelt Unebenheiten schneller glatt, als man BMW buchstabieren kann - und das ist ein sehr kurzes Wort. Im Stadtverkehr schwimmt der 7er gut mit, die Größe des Fünf-Meter-Zehn-Riesen fällt nicht besonders auf. Aber der 740i - und seine Assistenzsystem-Armada - gehört auf die Autobahn. Nicht wegen seines Motors, der tut sich mit den knapp 1,8 Tonnen etwas schwer und ein Diesel wäre mir deutlich lieber gewesen. Der 7er ist dank seiner Ausgeglichenheit, dem Komfort und dem Über-den-Dingen-Gleiten so gut für lange Strecken geeignet, wie nur wenige Autos. Man sitzt hinter dem Steuer, kann seine Lieblingsmusik hören und lässt sich nebenbei noch ordentlich durchkneten - fehlt eigentlich nur noch eine eingebaute Kloschüssel. Wann die wohl kommt?
Autonomes Fahren muss er nochmal üben
Die Winterreifen lassen mich zwar nur auf eine Reiseflughöhe von 210 km/h aufsteigen, mehr möchte man dem schwarzen Gold allerdings auch nicht zumuten. Schon so haben die Pneus in schnell gefahrenen Autobahnkurven Mühe, ein Wandern des Fahrzeugs zu verhindern. Apropos 210 km/h: Die Spurhalte-, Abstands- und Geschwindigkeitsassistenten sind ebenfalls nur bis zu dieser Marke aktiv. Aber ganz ehrlich? Schon bei normalem Landstraßentempo schüttelt mich der halbautonome Modus des 7er mit seinem Hang zu Schlangenlinien derart durch, dass ich bei 210 km/h nicht auf das System vertrauen möchte. Das kann Tesla deutlich besser. Also: aus damit. Nur der Abstandsregeltempomat, auf den kann man sich verlassen. Auch wenn man sich daran gewöhnen und dem Auto vertrauen lernen muss, das System funktioniert und erleichtert lange Fahrten deutlich.
Technische Daten
Antrieb: | Heckantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 8 |
Getriebe: | Automatikgetriebe |
Motor Bauart: | Benziner |
Hubraum: | 2.998 |
Anzahl Ventile: | 24 |
Anzahl Zylinder: | 6 |
Leistung: | 240 kW (326 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 450 Nm bei 1.380-5.000 UPM |
Preis
Neupreis: 87.600 € (Stand: März 2016)Fazit
Der BMW 740i ist ein Auto, an dem es vordergründig nichts zu meckern gibt. Es sieht gut aus, es fährt hervorragend und das Infotainment-System ist über alle Zweifel erhaben. Aber: bewegt man sich mit dem Fahrzeug in seinem natürlichen Revier (der Autobahn) und lässt es tun, was es am besten kann (dir bei 200 km/h den Rücken massieren und Rock-Konzerte abspielen) säuft es dir leider die Haare vom Kopf - elf Liter auf 100 Kilometer sind kein Pappenstiel. Einmal den 740d bitte, dann gibt es auch fünf Sterne.
+ hervorragende Ausstattung, sehr gute Verarbeitung, hoher Komfort, innovative Technologien
- etwas unpassender weil schwacher und durstiger Motor, unausgegorene innovative TechnologienTestwertung
Quelle: auto-news, 2016-03-16
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