Ab welchen Straßen- und Witterungsverhältnissen Winterreifen?
Momentan sind morgens, wenn ich zur Arbeit fahre, noch durchschnittlich 7°C auf dem Thermometer. Eigentlich war ich immer der Auffassung, dass sich Winterreifen erst bei Bodenfrost lohnen, allerdings liegt jetzt auch schon viel Laub auf dem Boden, welches sobald es nass wird auch gefährlich rutschig werden kann. Hat man da mit Winterreifen bei den aktuellen Temperaturen Vorteile?
Tagsüber sind es meistens noch locker 14°C und ich denke mir, dass der zum einen der Verschleiß bei den Winterreifen bei den Temperaturen im Verhältnis zu den Sommerreifen nur unnötig hoch ist - deshalb fahre ich derzeit auch noch mit Sommerreifen, zumal ich meine, dass bei einer regennasser Straße der Bremsweg sogar kürzer ist, als mit Winterreifen.
Gibt es Vergleichstest, die diese Kriterien beachten?
Winterreifen haben Vorteile, bei
- Temperaturen unter etwa -10°C
- Schnee und Eis- / Reifglätte
Bei nassem Laub nicht, nicht der Reifen rutscht auf dem Laub, sondern das Laub auf der Fahrbahn. Das ist wie bei der Bananenschale, es ist relativ egal mit welchen Schuhen man auf die Bananenschale tritt.
Also hat fährt man momentan mit Sommerreifen noch sicherer (gleiche Profiltiefe vorausgesetzt)?
Sollte die Straße nun nass sein, ist die Gefahr von Aquaplaning mit Sommerreifen geringer, als mit Winterreifen, richtig?
Richtig,
Sommerreifer haben ein besseres Aquaplaningverhalten, eine höhere Aufschwimmgeschwindigkeit als Winterreifen. Bei gleicher Breite, Profiltiefe und Qualität.
Das ist definitiv die beste Erklärung bzw. die beste Analogie zum Thema Laub und Reifen die ich bisher gehört habe!
also winterreifen erst ab 0°C?
Oder noch weniger, so lange kein Schnee oder Eis vorhanden ist. Die Reifentechnologie hat so ungefähr zwischen 1990 und 2005 einen enormen Sprung gemacht und dabei eine "dumme" Situation entstehen lassen.
Bei Sommerreifen:
Mit Einführung von neuen Materialien zur Beimischung, hauptsächlich Silikate, hat sich das Temperaturfenster ganz enorm erweitert. Diese altbekannte "+7°-Grenze" für eine "Verhärtung" des Profils liegt jetzt bei etwa -12°C.
Durch leistungsfähige Computer und entsprechenden Rechensimulationen sind Reifenprofile, Rillenverläufe entwickelt worden, die Aquaplaningrisiken um 10-15 km/h höher gesetzt haben.
Bei Winterreifen:
Die Schnitte in den Profilblöcken, die Profilblöcke verwinden sich kontrolliert und es kommen kleine, regelrechte "Zahnreihen", vergleichbar wie bei einem Haifisch oder das Schuppenprofil bei Langlaufskiern zum Vorschein, die sich mit festgefahrenem Schnee oder Eis, auch Reif regelrecht verkrallen.
Die "dumme" Situation ist jetzt, dass Sommerreifen auch bei sehr geringen Temperaturen so gut geworden sind, dass sie auch weit unter 0°C besser als Winterreifen sind. Darf nur kein Schnee oder Eis sein.
Nicht missverstehen, Winterreifen sind nicht schlechter geworden, auch die haben einen ganz gewaltigen Entwicklungssprung gemacht. Nur war der Sprung bei den Sommerreifen noch größer.
Die (auch Deine hier) klassische Frage nach dem "wer ist wann besser" ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Bei -8°C und trockener Fahrbahn ist zweifelsfrei ein Sommerreifen besser, er bietet dann kürzere Bremswege und höhere Kurvengeschwindigkeit als ein Winterreifen (nicht zum "Rasen", sondern als reiner Sicherheitspuffer bevor es zum Abflug kommt).
Ärgerlicherweise muss man aber jederzeit ab 0°C mit Überfrierungen rechnen und da sind dann die Winterreifen ganz erheblich im Vorteil.
Da je nach Örtlichkeit die Temperatur auch um etwa 3° schwanken kann und man ab +3°C mit Überfrierungen zB. auf Brücken oder Temperatursenken (Lichtung im Wald) rechnen muss, liegt die "sinnvolle Grenze" bei diesen +3°C.