Conti Winter Contact TS 810 Seal - Schraube eingefahren, Weiterbenutzung möglich?
Hatte im Frühjahr eine 20 mm lange Schraube in einer Rille zwischen den Profilen des fast neuen Winerreifens gezogen, die mit 12 mm in der Reifendecke steckte.
Habe danach im Frühjahr 3 bar Luft auf den Reifen gepumpt, jetzt waren noch 2,8 bar Druck vorhaben.
Seal heisst ja wohl, dass eine Innenbeschichtung im Reifen ist, die die Luft trotz Eindringens von Nagel oder Schraube hält.
Frage an die Fachleute oder an Leute, die das gleiche Problem mit einem Seal-Reifen hatten:
Kann ich jetzt ohne weitere Behandlung des Reifens im Winter wieder damit fahren?
Danke vorab!
Die Seal-Beschichtung verhindert nur einen schnellen Luftverlust und ermöglicht eine Weiterfahrt zu einer Werkstatt.
Es ist keine "eingebaute Reparaturschicht", sondern dient ausschließlich einem Notbetrieb. Es handelt sich um eine weitere technische Variante wie auch "Run-Flat".
Ein zugelassener Reparaturbetrieb hat zu überprüfen, ob der Reifen so weitergefahren oder repariert werden kann, oder ersetzt werden muss.
Ohne fachgerechte Überprüfung und ggf. notwendiger, weiterer Maßnahmen darf der Reifen nicht weiter benutzt werden.
http://www.continental-reifen.de/generator/www/de/de/continental/reifen/themen/autoreifen/contiseal/link-contiseal.html
Hallo Hosenmatz,
danke für Deine Stellungnahme.
Habe inzwischen mit zwei Reifen-Werkstätten telefoniert und den Fall mit der gleichen Fragestellung geschildert - beide sagten mir, ich könne das Rad mit dem Reifen montieren und damit fahren - sollte nur am Anfang öfter den Luftdruck kontrollieren. Einer von beiden empfahl noch, dieses Rad vorn zu fahren, da würde ich es eher merken, wenn der Reifen plötzlich Luft verliert und könnte gegensteuern - das werde ich allerdings nicht machen, ich habe das Rad inzwischen hinten montiert.
Grüsse, Flocke11
Wenn der Reifenhändler das so sagt, dann ist das schon in Ordnung.
Die Reifenhersteller geben zu ihren verschiedenen Konstruktionen passende Unterlagen als "Entscheidungshilfe" heraus. Je nach Schaden und weiterem Verhalten des Reifen kann eine Weiternutzung ohne weiteres möglich sein.
Nur sollte man als "Laie" niemals eine derartige Entscheidung selber treffen, da die individuelle Neigung eher nach eventuellen Kosten zu entscheiden, keine gute Voraussetzung ist.
Diesen Reifen vorne zu fahren ist auch sehr richtig. Diese Seal-Schicht ist eine extrem zähflüssige "Paste", die jetzt in dem Loch sitzt. Ein schlagartiger Luftverlust ist praktisch ausgeschlossen, weil diese Masse zumindest immer teilweise das Loch abdichtet.
Es ist aber ein sogenannter "schleichender Plattfuß" im Bereich des möglichen. Den bemerkt man vorn recht gut, bevor es tatsächlich gefährlich werden kann.
Da man ständig Lenkkorrekturen vornimmt, spürt man schon, dass das Fahrzeug "irgendwie weicher", wie auf Eiern oder wie auf Seife, "schmierig" auf Lenkbefehle reagiert. Nicht schön, aber völlig problemlos und kontrolliert zum Anhalten zu bekommen.
Hinten sieht das allerdings deutlich anders aus. Auf der Hinterachse ist deutlich weniger Gewicht, die im üblichen Fahrbetrieb notwendigen Seitenführungskräfte an den Hinterrädern nicht sonderlich hoch sind.
Dies zusammen mit der "formerhaltenden" Fliehkraft, da fällt ein schleichender Plattfuß erst wesentlich später, bei deutlich höherem Druckverlust auf.
Ärgerlich dabei wird es, wenn plötzlich hohe Seitenführungskräfte hinten benötigt werden, zB. bei einem Ausweichmanöver und exakt dann der bisher nicht aufgefallene Druckverlust diese Seitenführungskraft nicht mehr möglich macht - Abflug, unausweichlich und alles andere als kontrollierbar.
Was mich allerdings etwas verwundert, ein 2009er CC verfügt doch über eine Druckverlustanzeige. Zumindest ist diese doch auch bei der Nutzung von RunFlat- und Seal-Bereifung zwingend vorgeschrieben.
Hallo Hosenmatz,
danke für Ihre Antwort. Der Passat CC hat eine Druckverlust-Anzeige, die das Benutzen des fraglichen Reifens auf der Hinterachse doch sicher unproblematischer macht?
Beste Grüsse, Flocke11
Ist das eine Drucküberwachung mittels direkter Sensoren in den Reifen und einer "Text"-Anzeige des Reifendrucks in bar, also wie "2,6" oder ist das eine Anzeige über eine Drehzahlabweichung mittels der ABS-Sensoren, ohne konkrete Druckwert-Anzeige?
Letztere ist nicht sonderlich genau, da kann es auch bis 1,5bar runter gehen, bevor die sich meldet.
Ich verstehe aber grundsätzlich nicht, warum man unbedingt den Reifen hinten fahren muss?
Wenn er tatsächlich "kritisch" werden sollte, ist das vorne deutlich früher zu merken und lange vor der plötzlichen Überraschung einer höchst erstaunlichen Eigendynamik mittels Geschwindigkeitsabsenkung und Fahrt zu einer Werkstatt zu erledigen.
Vorne ist der Reifenabrieb durch den primären Frontantrieb und den Lenkkräften deutlich höher. Fährt man nun diesen Reifen hinten, dann kommt irgendwann die Situation, dass man einen "unkritischen" Reifen tauschen muss, weil der abgefahren ist, und den "kritischen" Reifen dann immer noch fahren wird, weil dessen Profil noch in Ordnung ist.
Ich verstehe es einfach nicht.
Einen Reifen, der eher für Überraschungen sorgen könnte, fährt man doch nicht an einer Stelle, wo man
- beim Eintreten der Überraschung keinerlei Vorwarnzeit hat,
- keinerlei Möglichkeiten zur Unfallvermeidung beim Eintritt dieser Überraschung hat,
- und dann auch noch das Ding gegenüber den anderen Reifen deutlich länger fahren muss, bis er verschlissen ist und ausgetauscht werden muss.
Aber der Menschenwille ist sein Himmelreich.
Hallo Hosenmatz,
die Reifendruck-Anzeige ist nur durch ein Reifensymbol und ohne Zahlen sichtbar.
Ich werde den fraglichen Reifen vorn fahren - schliesslich fragte ich ja hier im Forum, weil ich unsicher war, wie ich mich am besten verhalte und wenn alle Experten für das Fahren des angepieksten Reifens an der Vorderachse plädieren, werde ich dem folgen, zumal das mir noch nicht bekannte Argument mit dem höheren Verschleiss bei Montage auf der Vorderachse nachvollziehbar ist.
Danke nochnals,
Beste Grüsse, Flocke11
Verschleiß, genauer Abrieb ergibt sich immer dann, wenn ein Reifen Längs- oder Querkräfte übertragen muss und dann physikalisch in der Nähe eines Radiergummi beansprucht wird.
Längskraft durch Bremsen
- 2/3 vorn
Querkraft beim Einlenken
- 100% vorn
Die Längskraft beim Beschleunigen ist bei einer durchschnittlichen Fahrweise in etwa so groß, wie die beiden erstgenannten Kräfte, und damit dann Abrieb.
Bei einem Fahrzeug mit Heckantrieb sind die Verschleißquellen in etwa gleichmäßig verteilt und es ergibt auch ein gleichmäßiges Verschleißverhalten.
Bei einem Fronttriebler allerdings nicht, alle Kräfte, die für ordentlich Verschleiß sorgen, sind vorn übertragen.
Auch Allradantrieb verändert daran nichts, zumindest der Allrad, der ggf. hier verbaut ist. Die Visko-Kupplung nach hinten schließt erst, wenn vorn ein Rad durchdreht, und so oft ist das nun nicht der Fall.