Sich abheben, ohne abgehoben zu sein: Lancia Ypsilon im Test
Testbericht
München, 23. Februar 2007 Was Die Augen des Cognac-Dackels mit dem Lancia Ypsilon gemeinsam haben? Genau genommen nichts. Doch mein erstes Rendezvous mit der eleganten Kleinwagen-Diva war die Fahrt zu einem Jazzkonzert. Ein meisterhaft vorgetragenes Stück wurde nach eben jenen Sehorganen einer Fantasie-Hunderasse betitelt. Und hier erschöpft sich bereits die Erfahrungs-Schnittmenge zwischen dem Kleinwagen-Schmuckstück und den Glubschern eines Grotesk-Getiers. Letztlich verankerte sich der Abend als kultureller Labsal in meinem Gedächtnis auch dank des italienischen Frauenverstehers.
Geliftet und erstarkt ins neue Modelljahr Doch beenden wir an dieser Stelle die schwelgerische Einleitungsprosa und widmen uns dem faktenreichen Fahrbericht über den Y 1.3 Multijet 16V: Ende 2006 kam der Edel-Zwerg mit einem neuen 90-PS-Diesel und dezentem Facelift auf den Markt. Anlass genug, um herauszufinden, wie sich das erstarkte und aufgefrischte Kleinwagen-Juwel in der Top-Ausstattung Platino fährt.
Mondäne Stilzitate Obwohl ein 3,80-Meter-Kleinwagen, gibt sich der Ypsilon äußerlich verschwenderisch. Sein prominenter Kühlergrill, der reichlich vorhandene Chromzierrat, eine zweifarbige Lackierung und die Milchglas-Heckleuchten sind selbst bei Autos höherer Segmente unüblich. Das Y-Outfit prägen stilisierte Zitate eines längst vergangenen Autobaus, der nicht allein den Gesetzen kostenoptimierter Großserienproduktion folgte. Apropos historisch: Obwohl Lancia auch für sportliche Autos bekannt ist, hat das kleinste Modell der Marke von diesen Dynamik-Genen optisch nichts geerbt: Der Y ist eher breit als kurz, eher hoch als flach.
Eigenwilliger Luxus innen Entsprechend viel Kopffreiheit bietet der ebenfalls eigenwillige Luxus-Innenraum. Statt auf ein klassisches Cockpit blickt der Fahrer hier durch das Lederlenkrad auf beige gefärbte Tierhaut. Die chromumrandeten Rundinstrumente befinden sich nämlich in der Armaturenbrett-Mitte, am oberen Ende der Mittelkonsole. Darunter sind das MP3-CD-Radio und die Bedieneinheit der Zwei-Zonen-Klimaautomatik angeordnet. Barock muten die Sitzbezüge aus weinrotem Leder und hellem Alcantara an. Im Kontrast dazu steht das üppig verbaute Plastik in Schwarz und Champagner-metallic. Trotz manch schwülstiger Details ist der Lancia voll alltagstauglich. Lediglich etwas mehr Ablagen für Kleinkram wären wünschenswert. Darüber hinaus offenbarte die Verarbeitung leichte Schwächen: Nicht alles ist sauber eingepasst, nicht jedes Plastikteil perfekt entgratet. Und Knarzgeräusche während der Fahrt zeugen ebenfalls von einer gewissen Nachlässigkeit.
Variabler Innenraum Klassisches Kleinwagen-Niveau bietet der zweitürige Fünfsitzer hinsichtlich der Variabilität. Die Sitzbank ist in Fahrtrichtung verschiebbar und die Lehne im Verhältnis 50 zu 50 umlegbar. Zusätzlich lässt sich auch die Beinauflagefläche geteilt nach vorne klappen. Dann liegt die Lehne tiefer und der Stauraum wächst zusätzlich. Einziger Haken: Zuvor müssen die beiden Kopfstützen ausgebaut werden. Trotz vielfältiger Wandlungskunst bietet der Fond keine Wunder hinsichtlich der Raumökonomie. Je nach Sitzbankstellung variiert der Kofferraum zwischen 215 und 290 Liter. Maximal passt hinter die Vordersitze 895 Liter Gepäck. Da bietet der kürzere Toyota Yaris ein besseres Innenraumkonzept mit fast 300 Litern mehr Stauraum.
Fühlt sich auch auf der Autobahn wohl Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt der Motor. Wie bei kleinen Turbodieseln üblich, so stört auch am neuen Y-Triebwerk die ausgeprägte Anfahrschwäche unterhalb von 2.000 Touren. Im kalten Zustand stören zudem Dieselgeräusche. Doch wenn der 200-Newtonmeter-Turboschub einsetzt, entschädigt der Fronttriebler mit reichlich Temperament. 11,0 Sekunden vergehen, bis die Tachonadel aus Position Null die 100er-Marke passiert. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Lancia mit 175 km/h an. Ein besonders Eiliger ist der Y damit zwar nicht. Dennoch verschaffte sich der Kleinwagen mit ordentlichem Durchzug auch auf der Autobahn Respekt. Bei 100 km/h im fünften Gang reicht ein beherzter Tritt aufs Gaspedal und alsbald ist man mit 160 Sachen unterwegs. Entsprechend kann man auch mit den gehetzten Dauerlinks-Fahrern auf der Autobahn noch gut mithalten.
Theoretisch 1.000 Kilometer Reichweite Als Kilometerfresser empfiehlt sich der Diesel-Y zudem mit seinem 47-Liter-Tank. Bei nur 4,5 Liter Durchschnittsverbrauch sind theoretisch mehr als 1.000 Kilometer Reichweite möglich. Doch kletterte bei Vollgasetappen der Spritkonsum auf über sieben Liter und mahnte die Reserveleuchte auf unseren Testfahrten bereits nach 500 Kilometern zum Nachtanken. Und das, obwohl noch über zehn Liter Sprint im Tank sein sollten.
Keine sportliche Alternative zum Mini Ein betont sportliches Auto ist der Lancia Ypsilon trotz des starken Multijet-Diesels und dem recht straff abgestimmten Fahrwerk nicht. Wer eine noble und zugleich sportliche Alternative zum Mini sucht, wird beim Thema Fahrspaß vom Y eher enttäuscht. Die Lenkung ist nur mäßig präzise. Früh geht der Wagen bei schneller Kurvenfahrt ins Untersteuern, bleibt hierbei jedoch gut beherrsch- und berechenbar. Statt für die Kurvenhatz eignet sich der kleine Lancia dafür gut im gedrängten Stadtverkehr und beim Parken in engen Lücken. Dafür qualifizieren ihn vor allem der kleine Wendekreis und der zuschaltbare City-Modus, mit dessen Unterstützung sich das Lenkrad besonders leicht drehen lässt.
Kein Schnäppchen Der Ypsilon mit dem 90-PS-Multijet ist keine Empfehlung für Sparfüchse. Mindestens 16.500 Euro muss man für die starke Dieselversion hinblättern. Viel Geld für einen Kleinwagen. Dafür bekommt man bereits die etwas höherwertige Ausstattung Oro. Die von uns getestete Top-Version Platino kostet sogar 18.650 Euro. Wobei selbst in dieser Version die Sicherheitsausstattung ohne ESP und mit nur vier Airbags eher bescheiden ist. Wer zusätzlich noch ESP (500 Euro), zwei weitere Airbags (250 Euro) und ein Glasschiebedach (860 Euro) ordert, liegt bereits jenseits der 20.000 Euro. Zum Vergleich: Ein Toyota Yaris mit 90-PS-Diesel ist für rund 14.800 Euro zu haben und bietet dann bereits sieben Airbags und ESP serienmäßig.
Geliftet und erstarkt ins neue Modelljahr Doch beenden wir an dieser Stelle die schwelgerische Einleitungsprosa und widmen uns dem faktenreichen Fahrbericht über den Y 1.3 Multijet 16V: Ende 2006 kam der Edel-Zwerg mit einem neuen 90-PS-Diesel und dezentem Facelift auf den Markt. Anlass genug, um herauszufinden, wie sich das erstarkte und aufgefrischte Kleinwagen-Juwel in der Top-Ausstattung Platino fährt.
Mondäne Stilzitate Obwohl ein 3,80-Meter-Kleinwagen, gibt sich der Ypsilon äußerlich verschwenderisch. Sein prominenter Kühlergrill, der reichlich vorhandene Chromzierrat, eine zweifarbige Lackierung und die Milchglas-Heckleuchten sind selbst bei Autos höherer Segmente unüblich. Das Y-Outfit prägen stilisierte Zitate eines längst vergangenen Autobaus, der nicht allein den Gesetzen kostenoptimierter Großserienproduktion folgte. Apropos historisch: Obwohl Lancia auch für sportliche Autos bekannt ist, hat das kleinste Modell der Marke von diesen Dynamik-Genen optisch nichts geerbt: Der Y ist eher breit als kurz, eher hoch als flach.
Eigenwilliger Luxus innen Entsprechend viel Kopffreiheit bietet der ebenfalls eigenwillige Luxus-Innenraum. Statt auf ein klassisches Cockpit blickt der Fahrer hier durch das Lederlenkrad auf beige gefärbte Tierhaut. Die chromumrandeten Rundinstrumente befinden sich nämlich in der Armaturenbrett-Mitte, am oberen Ende der Mittelkonsole. Darunter sind das MP3-CD-Radio und die Bedieneinheit der Zwei-Zonen-Klimaautomatik angeordnet. Barock muten die Sitzbezüge aus weinrotem Leder und hellem Alcantara an. Im Kontrast dazu steht das üppig verbaute Plastik in Schwarz und Champagner-metallic. Trotz manch schwülstiger Details ist der Lancia voll alltagstauglich. Lediglich etwas mehr Ablagen für Kleinkram wären wünschenswert. Darüber hinaus offenbarte die Verarbeitung leichte Schwächen: Nicht alles ist sauber eingepasst, nicht jedes Plastikteil perfekt entgratet. Und Knarzgeräusche während der Fahrt zeugen ebenfalls von einer gewissen Nachlässigkeit.
Variabler Innenraum Klassisches Kleinwagen-Niveau bietet der zweitürige Fünfsitzer hinsichtlich der Variabilität. Die Sitzbank ist in Fahrtrichtung verschiebbar und die Lehne im Verhältnis 50 zu 50 umlegbar. Zusätzlich lässt sich auch die Beinauflagefläche geteilt nach vorne klappen. Dann liegt die Lehne tiefer und der Stauraum wächst zusätzlich. Einziger Haken: Zuvor müssen die beiden Kopfstützen ausgebaut werden. Trotz vielfältiger Wandlungskunst bietet der Fond keine Wunder hinsichtlich der Raumökonomie. Je nach Sitzbankstellung variiert der Kofferraum zwischen 215 und 290 Liter. Maximal passt hinter die Vordersitze 895 Liter Gepäck. Da bietet der kürzere Toyota Yaris ein besseres Innenraumkonzept mit fast 300 Litern mehr Stauraum.
Fühlt sich auch auf der Autobahn wohl Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt der Motor. Wie bei kleinen Turbodieseln üblich, so stört auch am neuen Y-Triebwerk die ausgeprägte Anfahrschwäche unterhalb von 2.000 Touren. Im kalten Zustand stören zudem Dieselgeräusche. Doch wenn der 200-Newtonmeter-Turboschub einsetzt, entschädigt der Fronttriebler mit reichlich Temperament. 11,0 Sekunden vergehen, bis die Tachonadel aus Position Null die 100er-Marke passiert. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Lancia mit 175 km/h an. Ein besonders Eiliger ist der Y damit zwar nicht. Dennoch verschaffte sich der Kleinwagen mit ordentlichem Durchzug auch auf der Autobahn Respekt. Bei 100 km/h im fünften Gang reicht ein beherzter Tritt aufs Gaspedal und alsbald ist man mit 160 Sachen unterwegs. Entsprechend kann man auch mit den gehetzten Dauerlinks-Fahrern auf der Autobahn noch gut mithalten.
Theoretisch 1.000 Kilometer Reichweite Als Kilometerfresser empfiehlt sich der Diesel-Y zudem mit seinem 47-Liter-Tank. Bei nur 4,5 Liter Durchschnittsverbrauch sind theoretisch mehr als 1.000 Kilometer Reichweite möglich. Doch kletterte bei Vollgasetappen der Spritkonsum auf über sieben Liter und mahnte die Reserveleuchte auf unseren Testfahrten bereits nach 500 Kilometern zum Nachtanken. Und das, obwohl noch über zehn Liter Sprint im Tank sein sollten.
Keine sportliche Alternative zum Mini Ein betont sportliches Auto ist der Lancia Ypsilon trotz des starken Multijet-Diesels und dem recht straff abgestimmten Fahrwerk nicht. Wer eine noble und zugleich sportliche Alternative zum Mini sucht, wird beim Thema Fahrspaß vom Y eher enttäuscht. Die Lenkung ist nur mäßig präzise. Früh geht der Wagen bei schneller Kurvenfahrt ins Untersteuern, bleibt hierbei jedoch gut beherrsch- und berechenbar. Statt für die Kurvenhatz eignet sich der kleine Lancia dafür gut im gedrängten Stadtverkehr und beim Parken in engen Lücken. Dafür qualifizieren ihn vor allem der kleine Wendekreis und der zuschaltbare City-Modus, mit dessen Unterstützung sich das Lenkrad besonders leicht drehen lässt.
Kein Schnäppchen Der Ypsilon mit dem 90-PS-Multijet ist keine Empfehlung für Sparfüchse. Mindestens 16.500 Euro muss man für die starke Dieselversion hinblättern. Viel Geld für einen Kleinwagen. Dafür bekommt man bereits die etwas höherwertige Ausstattung Oro. Die von uns getestete Top-Version Platino kostet sogar 18.650 Euro. Wobei selbst in dieser Version die Sicherheitsausstattung ohne ESP und mit nur vier Airbags eher bescheiden ist. Wer zusätzlich noch ESP (500 Euro), zwei weitere Airbags (250 Euro) und ein Glasschiebedach (860 Euro) ordert, liegt bereits jenseits der 20.000 Euro. Zum Vergleich: Ein Toyota Yaris mit 90-PS-Diesel ist für rund 14.800 Euro zu haben und bietet dann bereits sieben Airbags und ESP serienmäßig.
Technische Daten
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Schaltgetriebe |
Motor Bauart: | Reihen-Turbodieselmotor, DOHC |
Hubraum: | 1.248 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 66 kW (90 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 200 Nm bei 1.750 UPM |
Preis
Neupreis: 16.500 € (Stand: Februar 2007)Fazit
Der Lancia Ypsilon gehört zu den Ausnahmeerscheinungen im Kleinwagensegment. Vor allem für Individualisten ist das kleine Juwel ein interessantes Auto. Wer Wert auf gehobenes Ambiente und einen bisweilen etwas schwülstigen Luxus legt, ist bei Lancia genau richtig. Dabei haben es die Italiener nicht versäumt, den Ypsilon auch für den Alltag gut zu rüsten. Als praktischer Kleinwagen kann er jedoch nicht ganz mit Größen wie einem Toyota Yaris mithalten. Trotz der starken und sparsamen Motorisierung, ist er kein betont sportlicher Wadenbeißer wie der Mini von BMW. Der Ypsilon ist halt entzückend anders. Für dieses gewisse Etwas verlangt Lancia jedoch gepfefferte Preise. Testwertung
Quelle: auto-news, 2007-02-23
Getestete Modelle
Ähnliche Testberichte
auto-reporter.net, 2013-09-27
Lancia offeriert den Ypsilon S by MomodesignGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2013-09-26
Lancia Ypsilon S by Momodesign - Noch mehr ExtravaganzGanzen Testbericht lesen
auto-reporter.net, 2013-09-04
IAA 2013: Lancia Ypsilon, das Fashion City CarGanzen Testbericht lesen
auto-news, 2012-08-02
Lancia Ypsilon 0.9 TwinAir im Test: Die kleine RasselbandeGanzen Testbericht lesen
automobilmagazin, 2012-04-19
Lancia Y 0.9 TwinAir Turbo Test: Prinzip YGanzen Testbericht lesen