Lancia Y 0.9 TwinAir Turbo Test: Prinzip Y
Testbericht
Klein, aber fein – so lautet seit einem Viertel Jahrhundert und über einer Million Lancia Y die Devise. Nach den Verkaufszahlen war und ist der Y das beste Pferd in Lancias Stall. Das Prinzip Y: edeler als nur klein, extravaganter als nur normal. Auch in der dritten Generation eifert der 3,84 Meter kurze Kompaktwagen den Vorgängern nach. Nicht kleinwagenbanal, sondern auf italienische Art: im Dress, in der Farbe, drinnen.
Die Überraschung hat erst einmal zwei Türen: mehr als erwartet. Das ist ein klarer Standortvorteil. Mehr als vier Sitzplätze sind allerdings mit schmal nicht drin (Außenbreite: 1.676 mm).
Cool wie Designerklamotten spannt sich die Klavierlacklandschaft im Penthouse-Stil von links nach rechts. Selbst der Knauf des in hoher Position gut zu schaltenden Fünfgang-Schaltgetriebes ist ein Gelackter. LED-Stimmungslichter links vom Tacho und rechts vom Drehzahlzeiger entheben ebenso im Detail vom schnöden Alltag. Nicht nur gut, sondern auch schick kommt die Besatzung auf den satt aufgepolsterten Teilledersitzen (Leder in der Sitzfläche, Stoff an den Sitzwangen) unter. In Reihe zwei wird es bauartbedingt enger (mäßig Fußraum, relativ hohe Sitzposition, kleine Seitenscheiben). Und ganz hinten? 30 Liter mehr Kofferraum im Vergleich zum Vormodell, macht 245 Liter – nicht schlecht.
Allerdings hat die Funktionalität mit dem Herunterklappen der Fondsitzbank ein Ende, denn diese lässt sich nicht verschieben. Etwas mehr Nähe zum Kleinwagenproletariat würde da durchaus gut tun, denn mit dem Panda der Konzernmama ging die praktische, weil verschiebbare Rückbank schon vor Jahren in.
Klein und Luxus bilden im Ypsilon – gewollt und gekonnt – keinen Widerspruch. Je nach Version sind Klimaautomatik, Tempomat, Licht- und Regensensor, Parkhilfe, pegelfestes Hifi (500 W), Xenonlicht oder das viel Helligkeit machende doppelte Dachglas - vorne Schiebe-, hinten nur noch Glasdach – mit an Bord. Im Testwagen ebenso der famos-raubauzige 0,9-Liter-TwinAir Turbo.
„TwinAir“ steht, anders als etwa als bei BMW, nicht für zwei, sondern für zwei Zylinder und ein Lader im Motorraum. Jeder Zylinder erstampft sich aus 450 Kubik 42,5 PS. Das reicht für Fahrspaß. Einschränkung: Nicht für jedermann, denn leise geht anders. Laufkultur auch. Der unverblümt zündende Twin gehört trotzdem zu den emotionalsten Großserienmotoren im Kleinformat, aber seine Andersartigkeit muss man mögen. Bei 70 Km/h und 2.000 Umdrehungen (mit einem Vierzylinder schon lange der „grüne Bereich“) setzt es hier, gefühlt untertourig, eine Gratishandmassage. Auch 80 im Fünften sind noch eine motorische Zitterpartie, jedoch 90 km/h schon die Wohlfühlzone. Der früh zum Hochschalten mahnenden „Shift“-Anzeige des Tripcomputers folgt man – Spaß und Drehen muss sein – selten. Der Verbrauch zeigt dann aber, dass man es besser doch getan hätte: 4,0 l/100 km sagt Lancia, das doppelte ist Realität.
Trotzdem ist der Testverbrauch von 8,7 Liter OK. Warum? Der TwinAir ist zwar „nur“ ein Zweizylinder mit Minimalhubraum, aber tatsächlich auch ein lustiger 85 PS-Motor, der alle seine Pferdchen springlebendig am Laufen hält.
Das automatisierte Schaltgetriebe trägt wie das neuste Ausstattungs-Paket („Dolce Vita": mit Parkassistent, Parksensoren vorn und hinten, Cruise Control, Regensensor sowie abgedunkelten hinteren Scheiben) einen wunderbaren Namen: „DFN“ für „Dolce Fa Niente“. Süßes Nichtstun ist aber trotzdem nicht angesagt. 16 Zoll im breiten Format (195/45) sorgen dafür, dass der leichte Y (975 Kg) gefühlt noch etwas flotter um die Ecke rennt als der 500. Einen guten Hauch komfortabler ist der bei höherem Tempo spürbar seitenwindempfindliche, maximal 176 km/h laufende Lancia auch. Und die Servolenkung macht ihn handlich und mit der „City“-Taste, nach deren Druck er sich fast mit dem kleinen Finger in die Parklücke bugsieren lässt, ziemlich entrückt leichtgängig.
Die Verbrauch und PS reduzierende „ECO“-Taste (links hinter dem Schalthebel) meuchelt den Kick nicht ganz so heftig wie im länger abgestimmten 500. Start&Stop hat aber genauso gelegentlich Schluckauf. Manchmal macht es Stop, aber nicht mehr Start. Ein anderes Mal weiß die Elektronik mit tiefen Minusgraden nicht recht umzugehen: Der Motor geht kurz aus, aber zu schnell wieder an – das könnte man sich getrost sparen, denn diese Form des Abschaltquickies spart nichts. Dass die Motorbremse sich nur im zweiten Gang reinhängt, ist dagegen typisch TwinAir-Zweizylinder. Der ist ein echter Typ. Zwar wird der Lancia Y (Grundpreis: 10.000 Euro mit dem 69 PS starken Vierzylinder) mit dem Motörchen um viele Scheine teurer (13.700 bis 17.700 Euro), aber die Halbierung der Zylinderzahl steigert den Spaß um das doppelte.
(Lothar Erfert)
Die Überraschung hat erst einmal zwei Türen: mehr als erwartet. Das ist ein klarer Standortvorteil. Mehr als vier Sitzplätze sind allerdings mit schmal nicht drin (Außenbreite: 1.676 mm).
Cool wie Designerklamotten spannt sich die Klavierlacklandschaft im Penthouse-Stil von links nach rechts. Selbst der Knauf des in hoher Position gut zu schaltenden Fünfgang-Schaltgetriebes ist ein Gelackter. LED-Stimmungslichter links vom Tacho und rechts vom Drehzahlzeiger entheben ebenso im Detail vom schnöden Alltag. Nicht nur gut, sondern auch schick kommt die Besatzung auf den satt aufgepolsterten Teilledersitzen (Leder in der Sitzfläche, Stoff an den Sitzwangen) unter. In Reihe zwei wird es bauartbedingt enger (mäßig Fußraum, relativ hohe Sitzposition, kleine Seitenscheiben). Und ganz hinten? 30 Liter mehr Kofferraum im Vergleich zum Vormodell, macht 245 Liter – nicht schlecht.
Allerdings hat die Funktionalität mit dem Herunterklappen der Fondsitzbank ein Ende, denn diese lässt sich nicht verschieben. Etwas mehr Nähe zum Kleinwagenproletariat würde da durchaus gut tun, denn mit dem Panda der Konzernmama ging die praktische, weil verschiebbare Rückbank schon vor Jahren in.
Klein und Luxus bilden im Ypsilon – gewollt und gekonnt – keinen Widerspruch. Je nach Version sind Klimaautomatik, Tempomat, Licht- und Regensensor, Parkhilfe, pegelfestes Hifi (500 W), Xenonlicht oder das viel Helligkeit machende doppelte Dachglas - vorne Schiebe-, hinten nur noch Glasdach – mit an Bord. Im Testwagen ebenso der famos-raubauzige 0,9-Liter-TwinAir Turbo.
„TwinAir“ steht, anders als etwa als bei BMW, nicht für zwei, sondern für zwei Zylinder und ein Lader im Motorraum. Jeder Zylinder erstampft sich aus 450 Kubik 42,5 PS. Das reicht für Fahrspaß. Einschränkung: Nicht für jedermann, denn leise geht anders. Laufkultur auch. Der unverblümt zündende Twin gehört trotzdem zu den emotionalsten Großserienmotoren im Kleinformat, aber seine Andersartigkeit muss man mögen. Bei 70 Km/h und 2.000 Umdrehungen (mit einem Vierzylinder schon lange der „grüne Bereich“) setzt es hier, gefühlt untertourig, eine Gratishandmassage. Auch 80 im Fünften sind noch eine motorische Zitterpartie, jedoch 90 km/h schon die Wohlfühlzone. Der früh zum Hochschalten mahnenden „Shift“-Anzeige des Tripcomputers folgt man – Spaß und Drehen muss sein – selten. Der Verbrauch zeigt dann aber, dass man es besser doch getan hätte: 4,0 l/100 km sagt Lancia, das doppelte ist Realität.
Trotzdem ist der Testverbrauch von 8,7 Liter OK. Warum? Der TwinAir ist zwar „nur“ ein Zweizylinder mit Minimalhubraum, aber tatsächlich auch ein lustiger 85 PS-Motor, der alle seine Pferdchen springlebendig am Laufen hält.
Das automatisierte Schaltgetriebe trägt wie das neuste Ausstattungs-Paket („Dolce Vita": mit Parkassistent, Parksensoren vorn und hinten, Cruise Control, Regensensor sowie abgedunkelten hinteren Scheiben) einen wunderbaren Namen: „DFN“ für „Dolce Fa Niente“. Süßes Nichtstun ist aber trotzdem nicht angesagt. 16 Zoll im breiten Format (195/45) sorgen dafür, dass der leichte Y (975 Kg) gefühlt noch etwas flotter um die Ecke rennt als der 500. Einen guten Hauch komfortabler ist der bei höherem Tempo spürbar seitenwindempfindliche, maximal 176 km/h laufende Lancia auch. Und die Servolenkung macht ihn handlich und mit der „City“-Taste, nach deren Druck er sich fast mit dem kleinen Finger in die Parklücke bugsieren lässt, ziemlich entrückt leichtgängig.
Die Verbrauch und PS reduzierende „ECO“-Taste (links hinter dem Schalthebel) meuchelt den Kick nicht ganz so heftig wie im länger abgestimmten 500. Start&Stop hat aber genauso gelegentlich Schluckauf. Manchmal macht es Stop, aber nicht mehr Start. Ein anderes Mal weiß die Elektronik mit tiefen Minusgraden nicht recht umzugehen: Der Motor geht kurz aus, aber zu schnell wieder an – das könnte man sich getrost sparen, denn diese Form des Abschaltquickies spart nichts. Dass die Motorbremse sich nur im zweiten Gang reinhängt, ist dagegen typisch TwinAir-Zweizylinder. Der ist ein echter Typ. Zwar wird der Lancia Y (Grundpreis: 10.000 Euro mit dem 69 PS starken Vierzylinder) mit dem Motörchen um viele Scheine teurer (13.700 bis 17.700 Euro), aber die Halbierung der Zylinderzahl steigert den Spaß um das doppelte.
(Lothar Erfert)
Testwertung
Quelle: automobilmagazin, 2012-04-19
Getestete Modelle
Ähnliche Testberichte
auto-reporter.net, 2013-09-27
Lancia offeriert den Ypsilon S by MomodesignGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2013-09-26
Lancia Ypsilon S by Momodesign - Noch mehr ExtravaganzGanzen Testbericht lesen
auto-reporter.net, 2013-09-04
IAA 2013: Lancia Ypsilon, das Fashion City CarGanzen Testbericht lesen
auto-news, 2012-08-02
Lancia Ypsilon 0.9 TwinAir im Test: Die kleine RasselbandeGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2012-04-04
Lancia Ypsilon - Neue Pakte für den City-ShopperGanzen Testbericht lesen