Seat Alhambra – In der Mitte des Lebens
Der Alhambra und Seat. Eine Liebe, die schon ewig währt und das im Verborgenen. Denn so richtig passt der Van eigentlich nicht mehr ins Sortiment der sportlich-leidenschaftlichen Spanier. Trotzdem gab es für den Van ein Update für die nächsten Jahre.
Als Seat das erste Mal den Alhambra ins Programm hievte, war die Welt für den Mini Van noch in Ordnung. Der Ableger des Volkswagen Sharan passte prima in das Programm der seinerzeit noch auf praktische Autos fixierten Spanier. Zwischen Toledo und Altea fiel der zweckmäßig gestylte Transporter nur wenig auf. Seine praktischen Talente überwogen und der Verkauf des umgelabelten VWs florierte.
Optisch kaum verändert
In der Gegenwart hat sich das Blatt gewendet. Alle biederen Brüder und Schwestern des Seat Portfolios sind inzwischen Geschichte, die Marke macht auf Styler und glänzt mit echten Designer Outfits ala Seat Leon oder Ibiza. Da muss der Praktiker im Programm schon einiges zu bieten haben, will er noch eine Daseinsberechtigung haben. Dem Alhambra drohte aber gerade in der jüngeren Vergangenheit das Schicksal des Vergessenen. Zu rückständig war vor allem sein Infotainment System.
Doch, wozu hat man denn Verwandte? Genau, in Wolfsburg wurde analog zu den Neuheiten am fast baugleichen Volkswagen Sharan natürlich auch an dem Alhambra gearbeitet, sodass nun auch er in den Genuss der neuen Motoren und des neuen Infotainments kommt. Damit es aber auffällt, dass in der Auffahrt etwas Neues steht, durfte sich der Exterior-Designer an den Rückleuchten (jetzt in LED-Technik) und dem Markenlogo austoben. Ein überschaubarer Job, ebenso wie der des Innenraum-Designers, der lediglich das Lenkrad und die Farbgebung verändern durfte. Aber vielleicht muss man ja auch nicht bei jeder Überarbeitung das Rad neu erfinden und erfreut so die Kunden des Vormodells mit einer guten Wertstabilität.
Technik aktualisiert, Verbrauch gesenkt
Mehr zu tun hatten dagegen die Entwickler des Antriebsstrangs. Alle Motoren mussten auf die kommende Euro 6 Norm gebracht werden, was zum Teil erhebliche Eingriffe ins Motormanagement mit sich brachte. Platzhirsch bei den Dieseln ist und bleibt der in drei Leistungsstufen (115, 150 und 184 PS) erhältliche 2.0 TDI, wobei die mittlere Version am besten mit dem Alhambra harmoniert. Dank dem bereits bei niedrigen Drehzahlen zur Verfügung stehenden Drehmoment zieht der Seat nach Überwinden einer kleinen Anfahrschwäche auch bei voller Beladung gut los, nervt im weiteren Verlauf nicht durch ungebührlichen Lärm und kann auf Langstrecken mit einer Diesel typischen Sparsamkeit überzeugen. Mit rund 6,5 Litern ist man dabei und nur, wer es eilig hat, kommt auf Werte von deutlich über 8 Litern. Respektabel, wenn man bedenkt, dass der Alhambra mit rund 1,8 Tonnen nicht gerade ein Leichtgewicht ist. Die massive Bauart, und die nicht eben leichte Ausstattung sind hierfür ursächlich. Sieben beliebig faltbare Sitzplätze, zwei elektrische Schiebetüren und eine elektrische Heckklappe – all das ist zwar komfortabel, wiegt aber eben auch.
Wer mag, kann den 150 PS Motor auch mit dem aktualisierten DSG-Getriebe kombinieren, das nun auch über eine „Segel-Funktion“ zur Kraftstoffeinsparung verfügt. Dabei kann der Fahrer per Gaspedal den Motor im Schubbetrieb vom Getriebe entkoppeln und so das Rollmoment optimal ausnutzen. Das klappt in der Praxis auf Anhieb ohne Probleme und bringt, je nach Streckenführung und Intensität der Nutzung, bis zu einem halben Liter Kraftstoff-Ersparnis. Wer hingegen einen Benziner möchte, wird erfreut zur Kenntnis nehmen, dass Seat auch hier nachgelegt hat. Am interessantesten hierbei: Der um 20 PS auf 220 PS erstarkte 2,0 Liter Topmotor des Alhambra. Mit ihm wird der Van zum 225 km/h schnellen ICE-Ersatz, der auf der linken Spur bisweilen für verblüffte Gesichter sorgen wird. Verzichten muss der schnelle Van Pilot allerdings auf den Allradantrieb, denn den liefert Seat derzeit nur in Verbindung mit dem 150 PS Dieselmotor.
Moderne Zeiten
Zwar nicht für Verblüffung aber dennoch für Freude wird bei dem Alhambra-Eigner das aktuelle Infotainmentsystem, sowie die überarbeiteten Assistenzsysteme sorgen. Wie auch Volkswagen beim Sharan, so hat auch Seat der unzulänglichen Navigation des alten Modells abgeschworen und ein zeitgemäßes Gerät installiert. Es lässt sich nun intuitiv bedienen, die Anbindung an das Smartphone gelingt auf Anhieb und, damit dessen Bedienung auch sicher von statten geht, gibt es die Darstellung ausgewählter Apps direkt auf den Fahrzeug eigenen Bildschirm im Armaturenbrett oder aber im Falle von eingehenden SMS oder E-Mails als Sprachmitteilung über die Bordlautsprecher; ein erheblicher Beitrag zur Steigerung der Verkehrssicherheit.
Daneben wurde auch die „logische Intelligenz“ des Gerätes gesteigert, denn nun erkennt es die Wünsche des Fahrers schon bei entsprechenden Gesten, merkt sich bevorzugte Ziele oder erinnert an Termine. Praktisch, denn wie oft hat man sich nicht schon in der Vergangenheit geärgert, wenn man das gleiche Ziel wiederholt eingeben musste. Kommt man dann am Wunschort an, profitiert man von der verbesserten Funktion des Einparkassistenten, der nun nicht nur hinter dem Fahrzeug querenden Verkehr erkennt, sondern auch das Ein- und Ausparken in Querlücken wie von Geisterhand übernimmt. Das Seat daneben auch Details wie den Fernlichtassistenten und die Verkehrszeichenerkennung anbietet, macht den Umgang mit dem Alhambra nochmals angenehmer. Und nur Spötter dürften den jetzt serienmäßigen Müdigkeitswarner als Indiz für die nicht gerade überschäumende automobile Faszination des neuen Alhambra werten. Für alle anderen ist es ein weiterer Baustein für ein rundum überzeugendes Auto.
Fazit
Auch im Jahrgang 2016 ist der Alhambra von Seat eine solide Sache. Ausgereift und modern präsentiert sich der Van, um als unauffälliger Begleiter Familien und Fahrgemeinschaften durch die Lande zu schaukeln. Dass dabei die automobile Faszination auf der Strecke bleibt, wird die Zielgruppe vermutlich wenig stören.
Pro: Gute Verarbeitung, attraktive Motorenpalette, großzügige Platzverhältnisse, hoher Individualisierungsgrad durch Sonderausstattungen, variabler Innenraum.
Contra: Kein Abstand geregelter Tempomat lieferbar, Anfahrschwäche beim Diesel, nur zwei Jahre Garantie.
Technische Daten Seat Alhambra 2,0 TDI (150 PS)
Länge/Breite/Höhe | 4854 / 1904 / 1720 (1740 mit Dachreling) |
Radstand | 2,92 m |
Wendekreis | 11,9 m |
Leergewicht | ab 1.789 kg |
Zuladung | 642 kg |
Anhängerlast (gebr./12%) | 2.200 kg |
Kofferraumvolumen | 809-2.430 l |
Tankinhalt | 70 l |
Diesel 2,0 TDI
2,0 TDI: Leistung: 100 kw/150 PS, max. Drehmoment 340 Nm bei 1.750-3.000/min. 0–100 km/h in 10,2 s, Spitze 203 km/h; Verbrauch 6,5l S/100 km, CO2-Ausstoß aus Kraftstoff (Werksangabe) 130 g/km; ab € 32.710,- (6-Gang Getriebe). |
Versicherungseinstufung
KH/VK/TK 20 / 20 / 21
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