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Testbericht

26. April 2015
Llucmajor (Spanien), 27. April 2015
Nichts soll mehr so sein, wie es ist: Kompaktwagen werden als "Crossover" verkauft, Kleinwagen dreht man durch die Lifestyle-Mühle und Vans sollen um Gottes Willen nicht nach Schulhof-Express aussehen. Bestes Beispiel ist der Ford S-Max, laut Hersteller ein "Sportvan" und praktisch ohne Konkurrenz. Das klingt auf den ersten Blick nach Drogenorgien in der Ford-Marketingabteilung. Doch so falsch liegt man dort nicht: Tatsächlich gab es 2006, als der S-Max startete, kaum Vergleichbares. Das honorierten die Kunden, rund 111.000 Fahrzeuge konnte Ford seitdem verkaufen. Jetzt soll die zweite Generation den Erfolg fortsetzen. Hat sie die richtigen Anlagen dafür?

Mondeo im Hochformat
Wie bisher basiert der Ford S-Max auf dem Mondeo. Weil dieser vor Kurzem neu aufgelegt wurde, bekommt nun auch der S-Max ein neues Kleid. Und das steht ihm ausgesprochen gut: die Frontpartie mit dem Aston-Martin-Grill kennt man bereits von Focus und Mondeo, hinzu kommt eine schnittige Seitenlinie. Interessant ist der Datenvergleich: Mit 4,80 Meter ist der neue S-Max drei Zentimeter länger als sein Vorgänger, aber immer noch etwas kürzer als ein Mondeo Turnier. Dafür ist der S-Max bei gleichem Radstand (2,85 Meter) 15 Zentimeter höher als der klassische Kombi.

Weniger ist mehr
Überraschend: Im S-Max ist die Sitzposition vorne vanuntypisch nicht allzu hoch. Innen setzen sich die Parallelen zum Mondeo fort, das S-Max-Cockpit ist ähnlich gestaltet. Bedeutet: Optionaler Acht-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole und Displays im Bereich der Instrumente. Leider sind diese aufgrund einer sehr engen Skalierung mit kleinen Ziffern nicht gut ablesbar. Ansonsten hat sich Ford spürbar Mühe gegeben, die Bedienung zu entschlacken. Kritiker mögen die vielen Tasten am Lenkrad bemängeln, allerdings muss man so nicht lange suchen, um den Tempomat zu bedienen oder die Freisprechanlage zu aktivieren.

Mehr-Blick

Fast braucht man im neuen Ford S-Max auch eine Gegensprechanlage, denn er bietet bis zu drei Sitzreihen. Prima: Per Knopfdruck im Kofferraum lassen sich die Möbel im Fond einzeln umlegen, wodurch eine ebene Ladefläche entsteht. Doch wie bei fast allen Vans dieser Klasse ist auch im S-Max die dritte Reihe bestenfalls für Kinder geeignet. Ob das die 950 Euro Aufpreis rechtfertigt, möge jeder für sich selbst abwägen. Ein echter Negativpunkt sind hingegen die zu kurzen Rückenlehnen der Sitze in Reihe zwei, ein Tribut an die Falttechnik in den Boden. Dafür protzt der S-Max mit einem gigantischen Kofferraum: 1.035 bis 2.200 Liter sind es beim Fünfsitzer, der Siebensitzer kommt auf 282 bis 2.020 Liter. Zur besseren Einordnung: Beim Mondeo Turnier passen zwischen 535 und 1.630 Liter ins Heck.

Schöner dieseln
Und was passt beim neuen S-Max unter die Haube? Für Freunde des Benziners hält Ford einen 1,5-Liter-Ecoboost mit 160 PS sowie 240 PS aus zwei Liter Hubraum bereit. Jedoch dürfte dieser Fanclub bequem Platz in einer Turnhalle finden, weshalb das Diesel-Angebot deutlich breiter gefächert ist. Los geht es hier bei 120 PS, in 30-PS-Schritten kommt man bis zum neuen Zweiliter-Biturbo-Aggregat mit 210 PS. Für unsere Testfahrt wählen wir das einfach aufgeladene Aggregat mit 180 PS. Eine gute Wahl, wie sich schnell zeigt: Laufruhig schnürt der Motor vorwärts, die Abrollgeräusche der Reifen rücken in den Vordergrund, ab 130 km/h gesellen sich Windgeräusche dazu.

Flink ums Eck
Ford ist bekannt für gute Fahrwerke, auch im S-Max ist das nicht anders. Der große Wagen liegt hervorragend auf der Straße, trotz am Testwagen montierter 19-Zöller ist der Abrollkomfort gut. Besonders stolz sind die Kölner auf das sogenannte "Adaptive Front Steering", bei dem die Lenkübersetzung der gewählten Geschwindigkeit variabel angepasst wird. Die adaptive Lenkung basiert auf einem elektronischen Steuergerät und einem Lenkwinkelsensor im Volant. So soll ein besseres Ansprechverhalten verwirklicht werden. Tatsächlich wird der S-Max damit zum wendigen Slalom-Star. Jedoch ist schon die serienmäßige elektromechanische Lenkung sehr präzise, sodass die 500 Euro Aufpreis wohlüberlegt sein wollen.
 
Gucken und mitdenken
Auch deswegen, weil im neuen S-Max eine ganze Horde an Assistenzsystemen auf den Geldbeutel lauern. Die Palette reicht vom Parkassistenten mit Ein- und Ausparkfunktion über adaptive LED-Scheinwerfer bis zu Totwinkel- und Spurverlassenswarner. Ist die Verkehrszeichenerkennung an Bord, kommt ein besonderes Feature zum Tragen: der von 30 bis 200 km/h aktive intelligente Geschwindigkeitsbegrenzer.

Blockade im Fuß
Wie funktioniert er? Die Grundlage bildet ein klassischer Tempolimiter, bei dem eine Geschwindigkeit eingestellt wird, ab der die Gasannahme nur unter massivem Druck auf das Pedal funktioniert. Ich stelle zum Beispiel 90 km/h ein und muss massiv durchtreten, falls ich schneller werden möchte. Im Ford S-Max erkennt die Frontkamera nun das jeweilige Tempolimit und stellt die Obergrenze des Limiters darauf ein. Einzige Voraussetzung: Ich muss den Limiter an sich aktiviert haben. Prinzipiell ist die Idee sinnvoll, um Strafzettel zu verhindern. Aber in Ländern mit vielen Kreisverkehren wie etwa Spanien zeigt sich ein Nachteil: Bei der Einfahrt in den Kreisel wird ein Tempo-40-Schild erkannt und entsprechend abgeregelt. Nun möchte ich aber zügig den Kreisverkehr verlassen und herausbeschleunigen. Ich komme aber so lange nicht über die 40-km/h-Marke, bis das Tempo-90-Schild erkannt wird, das erst gut 100 Meter nach dem Kreisverkehr steht. Fazit: Gut gemeint, aber nicht bis ins Detail durchdacht.

Kinder-Aufpasser
Der Tempoaufpasser arbeitet übrigens nicht per Bremseingriff, sondern drosselt die Motorleistung. Wird man bei Bergabfahrt zu schnell, ertönt ein Signalton. Apropos Drosselung: Besorgten Eltern wird das serienmäßige MyKey-System gefallen. Hier kann ein zweiter Schlüssel so programmiert werden, dass der Nachwuchs nicht über 140 oder 160 km/h kommt, gleichzeitig kann die Lautstärke begrenzt werden und die Assistenzsysteme lassen sich nicht abschalten.
 
Preislich im Mittelfeld
Was sollten Mutti und Vati auf dem Konto haben, wenn der S-Max ab September 2015 beim Händler steht? Los geht der Ford S-Max bei 30.150 Euro für den 160-PS-Benziner in der Trend-Ausstattung. Damit ist er exakt 2.000 Euro teurer als ein vergleichbarer Mondeo. Der von uns gefahrene S-Max mit 180-PS-Diesel beginnt bei 34.200 Euro. 2.000 Euro Aufpreis kostet das Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen, wer nochmals 2.000 Euro drauflegt, bekommt zusätzlich einen Allradantrieb. Ford rechnet damit, dass die Kundschaft in Sachen Ausstattung gleich in die Vollen geht und zum "Titanium" greift. Mit 180 PS sind dann 36.750 Euro fällig. Gewiss kein Pappenstiel, aber hier sind zusätzlich zur Zwei-Zonen-Klimaautomatik auch eine Verkehrszeichenerkennung samt Tempolimiter, ein Spurhalte-Assistent, eine beheizbare Frontscheibe, eine Sitzheizung vorne und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen inklusive.

Mit Luxus in die Zukunft
Diverse Pakete bündeln sinnvolle Extras wie Navigation, adaptiver Tempomat und Parkassistenz oder auch die LED-Scheinwerfer mit einer elektrischen Heckklappe, die per Fußbewegung öffnet. Wer sich nach mehr Luxus sehnt, sollte etwas Geduld haben: Nach dem Mondeo wird es auch den S-Max in einer besonders edlen Vignale-Ausführung geben. Noch ein kurzer Blick auf die Konkurrenz: Der ähnlich konzipierte neue Renault Espace liegt mit 160-PS-Diesel bei 40.150 Euro, bringt aber mehr Serienaustattung und ein Doppelkupplungsgetriebe ab Werk mit. Ein klassischer Van-Vertreter ist der VW Sharan, der als 2.0 TDI Highline mit 184 PS für 41.625 Euro in der Liste steht.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Diesel mit Common-Rail-Einspritzung
Hubraum:1.997
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:132 kW (180 PS) bei UPM
Drehmoment:400 Nm bei 2.000 - 3.250 UPM
Preis
Neupreis: 36.750 € (Stand: April 2015)
Fazit
Der neue Ford S-Max überzeugt sowohl bei der Optik als auch bei den Fahreigenschaften. Nicht zuletzt die modernen Assistenzsysteme machen den S-Max fit für die Zukunft. Sie sieht rosig aus, denn abgesehen vom neuen Renault Espace hat der S-Max seine Nische noch fast für sich allein. Wer keinen Kombi haben will, aber auch keinen kastigen Van, ist mit dem Ford S-Max bestens bedient. + laufruhiger Diesel, feines Fahrwerk, clevere Assistenzsysteme - unbequeme Fondsitze
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2015-04-26

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