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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 6. November 2016
Die deutschen Premium-Hersteller legen viel Wert auf die Infotainmentsysteme, verlangen aber dafür ein kleines Vermögen. Ford geht mit Sync 3 einen unkomplizierten Weg. Das amerikanische System schlägt sich im Vergleich mit BMW iDrive, Mercedes Command und Audi MMI wacker, offenbart aber die eine oder andere Schwäche.

In der schönen bunten Werbewelt ist alles so einfach. Die Familie sucht verzweifelt nach einem Restaurant. Als der Dreikäsehoch verzweifelt von der Rückbank "ich bin hungrig!" brüllt, zieht der Vater per Knopfdruck das Ford-Navigationssystem zu Rate. Als das noch einmal höflich nachfragt, wo man suchen möchte und ihm ein vielkehliges "In der Nähe" entgegenschallt, ist der Ausflug gerettet. Letztendlich findet die Familie findet den Esstempel. Um es gleich vorweg zu nehmen, Ford hat nicht übertrieben. Die Suche funktioniert auch in etwas abgewandelter Form und mit der Aussage: "Ich habe Hunger". "Mit diesem System spielen wir ganz vorne mit"; sagt Ford Deutschland. Markige Worte, denen wir auf den Grund gehen. Wir haben uns Fords Sync 3 näher angeschaut und mit den Infotainment-Lösungen von BMW (3er GT) und Audi (Q2) verglichen, die unterm Strich deutlich teurer sind, als die Ford-Lösung. Das Command-Navigationssystem von Mercedes fährt im Vergleich zu Audi und insbesondere BMW nur in der zweiten Reihe.

Beim Infotainment ist es letztendlich, wie bei einem Smartphone: Entweder kauft man ein Apple iPhone, beziehungsweise ein Samsung Galaxy oder ein Huawei P8 Lite - telefonieren kann man mit jedem der Drei, nur, dass das Huawei einen Bruchteil der Edel-Geräte kostet. Bei den Navigationssystemen ist es ähnlich, ans Ziel kommt man mit jedem Gerät. Bei Ford fällt die Darstellung der Graphiken deutlich pixeliger und nicht ganz so gestochen scharf, wie bei Audi und BMW mit ihren hochauflösenden Bildschirmen, auch machen solche Annehmlichkeiten, wie Real Time Traffic Daten, mit denen der aktuelle Verkehr überwacht und gegebenenfalls eine Alternativroute vorgeschlagen wird das Autofahrerleben einfacher.

Bei Ford sind die Sprache und der Touchscreen die zentralen Bedienmöglichkeiten. Die großen Kacheln machen es einfach, die gewünschte Aktion auch während der Fahrt auszulösen, während die beiden deutschen Systeme noch zusätzlich einen Drehknopf anbieten. Wie so oft im Leben gibt es auch bei den Navigations- und Infotainmentsystemen nicht den einen richtigen Weg, weswegen BMW (iDrive) und Audi (MMI) bei der Bedienung immer noch die Redundanz der Eingabemöglichkeiten postulieren, was durchaus Vorteile hat. Denn der Drehknopf hat immer noch seine Berechtigung und lässt sich bei BMW am selbstverständlichsten nutzen - auch während der Fahrt. Audi hat mittlerweile den Anschluss an BMW wiederhergestellt und seine Bedienführung entschlackt. Mercedes ist das auch bei seinen neuesten Modellen wie der E-Klasse nicht gelungen.

Ford geht die Sache etwas anders an. Ein - auf den ersten Blick - beim S-Max ziemlich überfrachtetes Lenkrad gibt dem Fahrer eine weitere Eingabemöglichkeit aller wichtigen Befehle. Sobald man sich mit der Knöpfe-Flut etwas vertraut gemacht hat, kommt man auch damit gut klar. Beim deutschen Premium-Duo ist das Volant nicht so zugepflastert: Tasten und Scrollknöpfe sind für das Bewegen durch die Menüs vorgesehen. Dass die Cockpitanzeigen schärfer sind fällt bei der Reduzierung der Fahrerablenkung nicht so sehr ins Gewicht, wie das gute Head-Up-Display beim BMW. Die abgespeckte Version des Audi Q2 mit einem extra Klappbildschirm, auf den die Bilder projiziert werden, bringt gegenüber dem Ford-System keine großen Vorteile.

Bei der Spracheingabe offenbaren sich Unterschiede. Aber auch hier gilt, dass jeder Weg nach Rom führt, nur ist er bisweilen bei Ford etwas beschwerlicher. Bei gesprochenen Kommandos klappt die Unterhaltung mit Sync 3 schon ziemlich gut, auch wenn der Ford öfters nachfragt. Bei den Amerikanern ist die Unterhaltung nicht so fließend und selbstverständlich, wie bei Audi und BMW. Bei den Amerikanern folgt die Spracherkennung noch deutlich Schlagworten, an denen sich der Mensch entlanghangeln muss. Auf die Ansage "ich möchte Pizza" präsentiert das System, wie bei den Konkurrenten auch, verschiedene italienische Restaurants. Auf "ich bin müde" sind es, wie bei BMW auch, Hotels der Umgebung. "Ich will schlafen", Fehlanzeige, da liefert BMWs iDrive ebenfalls die Hotels. Etwas weiter ist da Audi: ist man "müde" schlägt das System der Ingolstädter Rastplätze entlang der Route vor, bei "Übernachtung" folgen dann die Hotels. BMW liefert sogar bei Wünschen, wie "asiatisch essen" oder "chinesisch essen" Ergebnisse im Umkreis.

Die Einbindung des Telefons klappt bei allen drei Systemen gut. Die Bluetooth-Koppelung läuft einwandfrei. Bei der Sprachqualität geben sich die Kombattanten nicht viel, die ist immer zufriedenstellend, wobei es bei Ford etwas rauschte und bei BMW ein leichtes Echo zu hören war. Da es sich aber um eine Bluetooth-Mobilfunk-Verbindung handelt, können äußere Bedingungen die Sprachqualität beeinflussen.
Fazit
Man macht mit keinem der drei Infotainmentsysteme etwas falsch, vor allem die Sprachbedienung wird immer besser. Hier kann gerade auch das Command-System in der neuen Mercedes E-Klasse überzeugen. Gerade bei der Sprache gaben die deutschen und vor allem BMW noch etwas die Nase vorn. Bei BMW und Audi ist alles aus einem Guss und die Bedienung einen Schuss geschmeidiger. Dafür zahlt man auch einen gesalzenen Preis, denn das Sync-3-System erfüllt seinen Zweck letztlich genauso gut. Und serienmäßig sollte ein solches System - wie bei vielen Modellen in Asien oder den USA - sowieso mindestens ab der Mittelklasse sein.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-11-06

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