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Testbericht

Stefan Grundhoff, 28. Januar 2008
Als der Renault 4 in den 60er Jahren seinen Siegeszug durch Europa antrat, staunten die Experten und das Volk freute sich über ein billiges und praktisches Alltagsauto. Nissan lässt seinen Note auf den Spuren des R4 wandeln – nur moderner.

Der R4 war für Renault ein großer Wurf. Vier Türen, eine große Heckklappe, Platz für alles zwischen zwei und fünf Personen - und ein Preis, der europaweit seinesgleichen suchte. Die einen fuhren mit dem Vierer zur Arbeit, die anderen die Kinder zur Schule. Und einige durchkreuzten mit dem kantigen Entengegner sogar die Sahara. Rückbank raus, Studentenumzug rein oder den Großeinkauf direkt neben den Kindersitz auf die Rückbank. So einen wie den Nissan Note gab es also schon einmal. Der mit dem Renault Modus verwandte Note ist ungemein praktisch, für alles gewappnet und hat ebenso wie der R4 ein paar Schwächen.

Nein, er hat keine Schiebefenster, verzichtet auf die legendär katastrophale Verarbeitung und ein Komfortniveau, das kaum über dem eines Brückenschlafplatzes lag. Fünf Türen, endlos viel Platz in der zweiten Reihe, Klapptische und die wichtigsten Komfortextras sind beim familiären Nissan sämtlich auf der Höhe der Zeit. Die Rückbank lässt sich im Handumdrehen verschieben. Wenn das nicht reicht, wird mit ein paar Handgriffen umgeklappt und der innovative Zwei-Etagen-Kofferraum hat ebenso seine Vorteile wie der umlegbare Beifahrersitz. Der Kofferraum kann nahezu 1.000 Liter schlucken und Dank einer maximalen Ladelänge von 2,40 Metern steht dem nächsten Abstecher in den Baumarkt nichts mehr entgegen.

Der Note ist der Freund der Damenwelt, denn die weiß praktischen Alltagsnutzen deutlich höher zu gewichten als Motorleistung und Image. Von beidem bietet der Note nicht viel – ebenso wie bei seinem legendären Vorgänger. Dafür genießt frau die Annehmlichkeiten des variablen Innenraums, die gute Rundumsicht sowie die hohe Sitzposition. Die Sitze sind Welten von den wabbeligen Hängematten eines Renault 4 entfernt. Gut sind sie - abgesehen von dem Geheimfach unter dem Beifahrersitz - jedoch ebenfalls nicht. Die Verstellmöglichkeiten sind allenfalls mittelprächtig und sowohl beim Seitenhalt als auch bei der Beinauflage reicht es dem Note da kaum zu einem Ausreichend. Der Fahrer hat Mühe, eine wirklich gute Sitzposition zu finden. Nicht nur die Sitzverstellung, auch das Lenkrad lässt sich nur unzureichend verstellen.

Im Dunkeln sind die Bedieneinheiten für Soundsystem (am Steuer) und elektrische Fensterheber (in den Türen) unbeleuchtet und man tastet wild herum, bis man fündig wird. Im Fond sitzen groß gewachsene Personen trotz des üppigen Platzangebotes nicht wirklich bequem. Immerhin lassen sich die Kopfstützen angenehm weit nach oben ausziehen.

Der Motor des Renault 4 war kaum mehr als eine Lachnummer, jeder Überholvorgang ein Spiel mit dem Feuer und die Fahrt in den Italienurlaub eine Tortur für alle Mitreisenden. Auch beim modernen Note liegen die Stärken nicht gerade im Antrieb. Für die meisten dürfte der 1,5 Liter große Commonrail-Diesel die interessanteste Wahl sein. Der rauhe Vierzylinder arbeitet in zahlreichen Modellen von Renault und Nissan, gilt als solider Arbeiter und genügsamer Sparer. Das ist an Bord des 4,08 Meter langen Note nicht anders. Hier leistet der recht müde werkelnde 63 kW/86 PS mit 200 Nm maximalem Drehmoment, die mit eifrigen Schaltvorgängen bei Laune gehalten werden müssen.

Nicht nur auf längeren Strecken nervt das hohe Geräuschniveau, denn einen sechsten Gang sucht man vergebens. So dröhnt es ab Tempo 130 mächtig und lange Steigungen nimmt das Dieselaggregat gerade im beladenen Zustand alles andere als souverän. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei gemessenen 172 km/h – immerhin. Erfreulich zeigt sich dagegen der Verbrauch. Im Praxistest gab sich der 1,4 Tonnen schwere Japan-Franzose mit 5,9 Litern Diesel auf 100 Kilometern zufrieden.

Das Fahrwerk ist komfortabel ausgelegt. Allzu schwammig – wie in Zeiten des R4 - ist man trotzdem nicht unterwegs. Die Lenkung ist angenehm präzise und gerade bei geringem Tempo leichtgängig. Das erleichtert das Einparken in der City. Die hakelige Schaltung ist jedoch nicht nur wegen des fehlenden sechsten Ganges alles andere als überzeugend.

Die Preisskala für den Nissan Note beginnt mit 13.690 Euro für den Visia 1.4. Um den höherwertigen Note Acenta mit ESP, Klimaautomatik, ESP und Kopfairbags kommt man jedoch nicht herum. Er kostet mit dem 1,5-dCi-Aggregat 16.990 Euro. So ordentlich sich die Serienausstattung präsentiert, so unzureichend sind die Extras. Hier gibt es allenfalls das Nötigst. Mehr als Einparkhilfe, Keyless-Entry, Metalliclack und Alufelgen stehen kaum in der Aufpreisliste. Standesgemäße Extras wie Sitzheizung, Schiebedach oder ein Navigationssystem sind nicht einmal gegen Aufpreis zu bekommen. Und wer will heute noch auf einen sinnvollen Routenfinder oder einen warmen Rücken im Winter verzichten. Auf längeren Strecken würde man sich auch einen Tempomaten wünschen – aber da ist ebenfalls Fehlanzeige.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-28

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