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Testbericht

Stefan Grundhoff, 11. August 2008
Wer auffallen will, der kauft sich keine Mercedes C-Klasse. Auch kein T-Modell. Für alle anderen ist der C 220 CDI T dagegen wohl der größte gemeinsamer Nenner: Viele wollen ihn. Und wichtiger: Niemand hat etwas gegen ihn.

Die Schwächen des beliebten Stuttgarters sind rar gesät. Bereits die Vorgänger erfreuten sich bei den Kunden europaweit großer Beliebtheit. Sie waren eine Spur hausbackener aus das aktuelle C-Klasse-Modell der Baureihe W 204. Das T-Modell ist der Passat der Besserverdienenden. Denn neben den vielen Stärken konnten sich auch der hohe Basispreis und eine alles andere als üppige Serienausstattung in die heutige Baureihe retten. Viele nutzen gerade den jüngst erstarkten 220er Diesel als bequemen Kilometerfresser für das berufliche Alltaggeschäft und die privaten Leidenschaften.

Und sie bleiben mit dem mindestens 36.979 Euro teuren Basismodell und einigen Extras gerade noch unter der magischen Dienstwagengrenze, die viele Firmen bei maximal 40.000 Euro ziehen. So reicht es zumindest noch für Sitzheizung (310 Euro), Einparkhilfe (690 Euro) und das unverzichtbare Navigationssystem (ab 1.260 Euro). Schön, wenn es auch noch Xenonlicht (993 Euro) oder Ledersitze (ab 1.939 Euro) in die Wahlliste schaffen.

Serienmäßig im Preis enthalten ist eine ordentliche Dieselmotorisierung. Der 2,2 Liter große Commonrail schöpft aus vier Brennkammern 125 kW/170 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Nm. Davon hätten Familienväter oder Dienstwagenfahrer vor Jahren nur träumen können. Für diese Leistung, den Sprint von 0 auf 100 km/h in 8,9 Sekunden und die 224 km/h Spitze wären allemal sechs Zylinder und knapp drei Liter Hubraum nötig gewesen.

Da anders als bei den Hauptkonkurrenten Alternativen mit rund 200 PS fehlen, bliebe bei Mercedes selbst nur der mittlerweile auch nicht mehr ganz frische C 320 CDI. Der bietet 224 PS und prächtige Fahrleistungen, ist jedoch 6.500 Euro teurer und verbraucht deutlich mehr. So landen die meisten Kunden zwangsläufig beim C 220 CDI T. Da passen Leistung, Preis und Auto am besten zusammen. Nach einem spürbaren Anfahrloch geht es ab 2.000 Touren – leer oder beladen - munter zur Sache. Dabei hat man aber nie das Gefühl, so kraftvoll und sparsam unterwegs zu sein wie mit der Konkurrenz aus München oder Ingolstadt. Trotzdem passt das Gesamtpaket aus Motor, etwas hakeligem Sechsganggetriebe und exzellent abgestimmten Fahrwerk. Die Lenkung ist angenehm präzise und der über 1,6 Tonnen schwere Kombi lässt sich straff und dynamisch bewegen, ohne dabei unkomfortabel zu sein.

Schon der Optik wegen sollte man der C-Klasse jedoch mindestens einen 17-Zoll-Radsatz gönnen. Die serienmäßigen 16-Zöller mit schmalen 205er Reifen sehen in den Radhäusern ziemlich schwächlich aus. Statt der versprochenen 6,1 Liter Diesel auf 100 Kilometern lag der Durchschnittsverbrauch im Praxistest letztlich bei 7,5 Litern. Kein schlechter Wert - aber für einen knappen Liter weniger ist man in einem 3er BMW bereits mit sechs Zylindern und über 200 PS unterwegs. Die Stuttgarter warten denn auch nicht nur sehnsüchtig auf neue Benziner, sondern auch auf ein neues Dieseltriebwerk, das im April nächsten Jahres kommen soll. Das kann – wenn gewünscht – auch erstmals mit einer siebenstufigen Automatik kombiniert werden. Derzeit fehlen einer C-Klasse so energiesparende Details wie entkoppelbare Nebenaggregate, Start-Stopp-Automatik oder ein regeneratives Bremssystem. Dass die Mercedes C-Klasse kein echter Lastenträger ist, versteht sich von selbst. In der Mittelklasse setzt man mit 485 Liter Laderaum immerhin eine knappe Bestmarke vor dem neuen Audi A4 Avant mit 480 Litern. Leicht zurück die anderen Konkurrenten mit 460 Litern (BMW 3er Touring) oder 417 Litern (Volvo V50). Der Kofferraum des Schwaben lässt sich durch Umklappen der Rücksitze mit ebener Ladefläche auf 1.500 Liter erweitern. Die Ladekante ist angenehm breit und niedrig, unter dem Ladeboden gibt es zusätzlich Stauraum.

Für 250 Euro bekommt man den "Fixkit" - ein Set aus Ladegutschienen und Befestigungselementen – das an sich selbstverständlich und serienmäßig sein sollte. Das gilt eingeschränkt auch für den Satz Teleskopstangen, mit dem man den Laderaum variabel unterteilen kann und den klappbaren Transportkorb. Bei Nichtbenutzung wird das Werkzeug unter dem Kofferraumboden verstaut. Hier wurde nachgedacht. Leider gibt es keine separat zu öffnende Heckscheibe, die auch einem T-Modell der C-Klasse gut zu Heck stehen würde. Für Freude sorgt dagegen die elektrische Heckklappe, die zwar 416 Euro Aufpreis kostet, jedoch sicher gerne geordert werden dürfte.

Praktisch und angenehm präsentiert sich auch der Innenraum. Das Platzangebot geht in Ordnung und auch groß gewachsene Personen sitzen vorn und - eingeschränkt - auch im Fond bequem. Eng wird es jedoch, wenn drei Personen in die zweite Reihe sollen. Für mehr als vier Leute ist der C 220 CDI T nichts. Nicht nur anspruchsvolle Piloten freuen sich über das griffige Lenkrad und die gute Bedienbarkeit, würden sich jedoch edlere Oberflächen und vielleicht auch einmal einen modernen Blinkerhebel wünschen. Der ragt in Form einer Schlangengurke in Richtung Seitenscheibe. Auch den Tempomaten könnte man leicht in das sehr gute Bedienkonzept des Multifunktionslenkrades einbinden. Es wäre an der Zeit.

Der Mercedes C 220 CDI T war und ist ein Publikumsliebling. Das wird langfristig auch so bleiben. Denn trotz des hohen Basispreises und der kargen Komfortausstattung erfreut sich gerade das dieselbetriebene T-Modell auf dem Gebrauchtwagenmarkt auch nach vielen Jahren großer Beliebtheit.

Quelle: Autoplenum, 2008-08-11

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