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Testbericht

22. Dezember 2008
Haar, 22. Dezember 2008 - Das Sprachspiel, "Luxus" mit "Lexus" zu verbinden, ist mittlerweile etwas müde. Die Edel-Marke des Mutterkonzerns Toyota ist bereits schon länger als Premium-Ableger bekannt. Hierzulande fristen die höheren Klassen GS und LS in Anbetracht der deutschen Konkurrenz eher ein Mauerblümchen-Dasein. Zu Recht? Wir haben mit dem Lexus GS 460 Luxury Line das 347 PS starke Topmodell seiner Reihe getestet. Unauffällig, aber elegant Der Lexus GS spielt in der Liga von Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse. Sein Auftreten ist eher unauffällig, aber recht elegant. Damit avanciert der japanische Gentleman zum Geheimtipp für Menschen, die nicht auffallen wollen. Beim letzten Facelift hat der Vertreter der oberen Mittelklasse neue Schürzen und dezente Chromapplikationen an den Grill bekommen. Kritikpunkt: Enge Laderaumöffnung Eines der wenigen äußeren Kennzeichen, dass auf die kräftige V8-Befeuerung unseres Testwagens hinweist, sind zwei Auspuffenden. Eine auffällige Verspoilerung sucht man zum Glück ebenso vergebens wie gierige saugende Luftschlünde. Nur eine kleine Abrisskante auf dem Heckdeckel weist dezent darauf hin, dass hier der Anpressdruck erhöht werden muss. Schicke Alufelgen verleihen unserem schneeweißen Lexus einen Touch Dynamik. Zu den Kritikpunkten der Karosserie gehört die enge Ladeöffnung für den 430 Liter großen Kofferraum.

Komfort-Ledersitze mit viel Seitenhalt Wir berühren den Griff und die Tür entriegelt wie von Geisterhand. Innen fühlen wir uns sofort wohl: Dank der Ausstattung "Luxury Line" hat unser Testwagen alles dabei, was uns den Aufenthalt an Bord versüßt. Wir sitzen vorn in bequemem Ledergestühl, das sich beheizen und belüften lässt. Für beide Vordersitze, das Lenkrad, die Außenspiegel und die Kopfstützen steht eine Memory-Funktion zur Verfügung. Zwei Gäste im Fond residieren ebenfalls in einer Wohlfühl-Landschaft, eine Armlehne in der Mitte lässt entspannt reisen. Holzapplikationen mit polierten Oberflächen verleihen eine edle Note, nur am Lenkrad könnten wir durchaus auf das Naturmaterial verzichten. Navigation und Surround-Anlage So genannte Optitron-Instrumente zeigen die wichtigsten Daten an. Sie sind gut ablesbar: Dank elektrochromatischem Glas stellt sich die Instrumentenbeleuchtung je nach Sichtverhältnissen automatisch ein. Mittels Tasten auf einem ausklappbaren Bedienpaneel lässt sich diese Durchlässigkeit noch einmal individuell anpassen. Diese Funktion ist allerdings mehr eine nette Spielerei. Die Mittelkonsole bietet uns ein Navigationssystem mit großem Touchscreen. Es zeigt gleichzeitig auch das Bild der im Luxury-Paket enthaltenen Rückfahrkamera an. Das Navigationssystem hat einen Nachteil: Während der Wagen rollt, kann beispielsweise das Ziel nicht verändert werden. Eine Mark-Levinson-High-End-Anlage mit 5.1-Dolby-Surround-System mit 14 Lautsprechern und Sechsfach-DVD-Wechsler bietet einen super Klang. Sie dürfte zudem zu den letzten ihrer Art gehören, die noch einen Cassetten-Einschub bieten. Im Leerlauf leiser Sound Schlüssellos per Startknopf wird der Achtzylinder aus seinem Ruhezustand geholt. Die Maschine ist bemerkenswert leise und im Leerlauf nur überaus dezent im Hintergrund zu vernehmen. Beim Hochdrehen rauscht das Aggregat kraftvoll und souverän und wird nur bei Vollgas nervig laut. Der zunächst leise Sound birgt natürlich auch die Gefahr, dass man mehr Gas gibt, als eigentlich nötig ist. Denn unter seinem feinen Anzug trägt der Lexus die überaus kultivierten Muskeln eines Sportlers. In nur 5,8 Sekunden absolviert die Limousine den Spurt auf Tempo 100, erst bei 250 km/h wird abgeregelt. Der Weg dorthin ist druckvoll und spürbar souverän.

Sanfte Wechsel: Achtstufen-Automatik Der 4,6-Liter-V8 überträgt seine Kraft mit einer Achtstufen-Automatik auf die Hinterräder. Das Getriebe verfügt über ein sehr sanftes Wesen: Die Wechsel zwischen den Stufen sind bei normaler Fahrweise fast nicht spürbar. Beim Kickdown kann die Box beim Runterschalten auch Stufen überspringen, um die optimale Kraft zu gewährleisten. Per Knopfdruck können je nach Bedarf die Fahrprogramme "Power" und "Snow" gewählt werden, die Schaltpunkte werden dann entsprechend beeinflusst. Adaptives Fahrwerk in Serie Ebenfalls auf Tastendruck werden die Fahrmodi "Sport" und "Normal" gewählt. In der Sporteinstellung wird der Unterbau straffer abgestimmt, die Lenkung reagiert direkter und das ESP greift später ein. Was hier so einfach klingt, ist ein prall gefülltes Technikpaket im GS 460, von dem der Fahrer nur die Wirkung spürt. An Bord ist ab Werk das adaptiv variable Dämpfungssystem AVS. Es passt die Charakteristik der einzelnen Dämpfer je nach Fahrstil, Karosseriebewegung und Straßenbeschaffenheit in neun Stufen automatisch an. Variabler Lenkwinkel Elektronik beeinflusst auch die Lenkung: Die Servounterstützung funktioniert geschwindigkeitsabhängig, der GS 460 hat zusätzlich eine variable Lenkunterstützung an Bord. Je nach Einschlag des Steuerrades und Geschwindigkeit variiert die Übersetzung. Das heißt: Beim Einparken lässt sich die Limousine leicht und direkt rangieren, reagiert dafür bei hohen Tempi indirekter auf Lenkbewegungen.

Elektronik bündelt die Features Im "intergrierten Fahrdynamik-Management" VDIM sind alle Fahrwerkssysteme - dazu gehören auch das elektronische Stabilitätsprogramm VSC, die Traktionskontrolle und die elektronische Bremskraftverteilung - miteinander vernetzt. Die Elektronik überwacht ständig die Fahrsituation und greift im Notfall von allein mit der jeweils erforderlichen Maßnahme ein. Soweit zur Theorie, die jeder GS-460-Besitzer noch einmal ausführlich in der telefonbuch-dicken Betriebsanleitung nachlesen kann. Lenkung: Etwas steriles Feedback In der Praxis fährt sich der starke Lexus sehr souverän. Er ist leise, flink und unheimlich stark. Die Lenkung fühlt sich allerdings etwas steril an und dürfte besonders bei langsamer Fahrt noch direkter agieren. Nichts auszusetzen gibt es am Unterbau: Der Wagen ist komfortabel gefedert und bügelt kleinere Unebenheiten sauber weg. Für höhere Geschwindigkeiten auf der Autobahn empfiehlt sich der Sportmodus, dann liegt der GS satt und sauber auf dem Asphalt. Gewöhnungsbedürftig sind allerdings die schlecht dosierbaren Bremsen: Sie packen erst beim stärkeren Tritt aufs Pedal zu, dann aber richtig kräftig. Für 69.100 Euro fast komplett Ein recht kurzes Kapitel ist die Preisbeschreibung: Der Lexus GS 460 ist ab 62.750 Euro zu haben, der Luxury Line kostet inklusive Annehmlichkeiten wie beispielsweise Lederausstattung, DVD-Navi, Heckkamera und Dolby-Surround-Anlage 69.100 Euro. Hinzu kommen ein Abstands-Tempomat mit Pre-Crash-System für 3.500 Euro, aktive Fahrwerksstabilisatoren für 3.100 Euro und Metalliclack für 820 Euro. Für 76.520 Euro ist der Edel-Japaner bis aufs Schiebedach komplett. Schauen wir kurz zur Konkurrenz: Der allradgetriebene Audi A6 4.2 FSI quattro tiptronic mit 350 PS steht mit 64.900 Euro in der Liste, der 367 PS starke BMW 550i Automatik schlägt mit 66.260 Euro zu Buche und der Mercedes E 500 Elegance 7G-Tronic mit 388 PS ist 65.450 Euro teuer.
Technische Daten
Antrieb:Heckantrieb
Anzahl Gänge:8
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:V-Motor
Hubraum:4.608
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:8
Leistung:255 kW (347 PS) bei UPM
Drehmoment:460 Nm bei 4.100 UPM
Fazit
Der Lexus GS ist nach wie vor ein Geheimtipp in seinem Segment. Das unauffällige, elegante Äußere und sein dezentes Auftreten passen zu Leuten, die Understatement suchen. Dabei erscheint der Preis im Vergleich zur deutschen Konkurrenz sogar vernünftig. Die Fülle an technischen Features ist beachtlich, die überaus sanfte Achtstufen-Automatik und der leise und starke Motor sprechen die Sprache einer höheren Klasse. Der GS 460 ist ein schönes Beispiel dafür, dass die Verbindung "Lexus" und "Luxus" nicht nur sprachlich herzustellen ist.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2008-12-22

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