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Testbericht

Stefan Grundhoff, 15. September 2014
Mercedes bringt als erster Premiumhersteller eine Luxuslimousine mit Plug-In-Hybrid. Der aufgeladene Sechszylinder des S 500 Plug-In-Hybrid ist genauso teuer wie der Achtzylinder-V8 des S 500.

Es wird noch ein paar Jahre dauern, dann wird es kaum noch Luxuslimousinen ohne Plug-In-Modul geben. Die strengen Abgasvorschriften drücken die Hybridtechnik insbesondere in die größeren Fahrzeuge. Fest steht: ohne Plug-In-Modul, das heißt, das Laden des Akkupakets vor Fahrtantritt, dürften Hybriden keine Chance haben. Selbst die Modelle der hybriden Luxusliga wie Mercedes S 400 Hybrid, BMW 7er Active Hybrid und Audi A8 Hybrid stehen bei den Händlern wie Blei in den Verkaufsräumen. Bei den Limousinen mit Stecker soll das anders werden. Deshalb legt Mercedes mit seinem Aushängeschild der S-Klasse vor. Der Mercedes S 500 Plug-In Hybrid bietet ähnliche Fahrleistungen wie der Achtzylinder des S 500ers und kostet exakt das gleiche. Fehlt nur das V8-Image und der sonore Klang. Denn wenn der 4,7 Liter große Achtzylinder mit seinem Doppelturbo bullig nach vorne stampft, wird der 333 PS starke Sechszylinder mit drei Litern Hubraum von Doppelturbo und Elektromodul gleichermaßen unterstützt, um entsprechende Leistungsabfragen zu ermöglichen.

Für Europa wird sich der Mercedes S 500 Plug-In-Hybrid wohl schwer tun. Nicht, dass der Durchzug von 325 kW / 442 PS und 650 Nm maximalem Drehmoment nicht reichen würde. Schließlich benötigt der über 2,2 Tonnen schwere Schwabe bis Tempo 100 aus dem Stand gerade einmal 5,2 Sekunden und schafft 250 km/h Spitze. Dazu gibt es einen geschönten Plug-In-Hybridverbrauch von 2,8 Liter auf 100 Kilometern. Das sind gerade einmal 65 g CO2/km. Doch die meisten europäischen Kunden dürften sich auch weiterhin für ihren Lieblingsantrieb den Diesel erwärmen. Und die, die auf Image und acht Zylinder Wert legen, ist trotz des 500er-Signets am Heck sowieso kein Achtzylinder unter der Haube vorzugaukeln.

Doch im Vergleich zu den anderen beiden Daimler-Hybriden S 400 Hybrid und S 300 Bluetec Hybrid dürfte der nur als Langversion verfügbare 500er Plug-In deutlich bessere Marktchancen haben. Das liegt weniger an dem Hochvolt-Lithium-Ionen-Akku mit seinem Energieinhalt von 8,7 kWh und an der allzu hässlich verpackten Ladedose rechts im hinteren Stoßfänger, sondern an seiner rein elektrischen Reichweite. "Der S 500 Plug-In-Hybrid bietet unseren Kunden die gesamte Palette aller Innovationen, die unsere neue S-Klasse so erfolgreich machen, und liefert durch seine intelligente Betriebsstrategie jede Menge Fahrspaß und Dynamik bei höchster Effizienz", so Mercedes-Vertriebsvorstand Ola Källenius, "und er ermöglicht bis zu 33 km völlig emissionsfreies Fahren."

Der Fahrer kann per Taster auf der Mittelkonsole den gewünschten Fahrmodus anwählen. Besonders effizient geht es im E+-Modus mit eingeschalteter Routenführung, denn dann schaut die hybride S-Klasse mit Navigationsdaten und Radarabtastung vorausschauend nach vorn und berechnet nicht nur die beste Zielführung, sondern stimmt den Einsatz von Elektro- und Verbrennertriebwerk mit der Fahrstrecke ab, um den emissionslosen Elektromotor mit seinen 85 Kilowatt und 340 Nm Drehmoment bestmöglich in Szene zu setzen. Viel Technik im Hintergrund, von der der Fahrer am Steuer ohne die beiden Großdisplays im Cockpit letztlich nur wenig mitbekäme, denn die Hauptarbeit übernehmen im Hintergrund Motorelektronik und die Siebenstufenautomatik. Bei niedrigen und mittleren Tempi ist der S 500 Plug-In-Hybrid möglichst lange elektrisch unterwegs - vorausgesetzt er hat vorher an der Steckdose getankt. Je nach Stromstärke ist das Akkupaket, das den Laderaum des Schwaben auf 395 Liter reduziert und mit einer schmerzhaften Stufe zerklüftet, in zwei bis vier Stunden wieder voll. Per Mobiltelefon kann der Fahrer nicht nur die Ladung vorwählen, sondern die Luxuslimousine ganz nach Wunsch vorkonditionieren. Im Winter wird der Plug-In-Hybride durch die Klimatisierung erwärmt und sogar die Heizelemente von Sitz, Lenkrad und Türtafeln verbreiten eine wohlige Atmosphäre. Im Sommer wird vor dem Start mit Klimaanlage und Sitzlüftung vorab heruntergekühlt.

Beim Preis liegen der 442 PS starke Mercedes S 500 Plug In Hybrid (Normverbrauch: 2,8 Liter) und der 455 PS starke S 500 (Normverbrauch: 8,6 Liter) mit 108.944 Euro auf Augenhöhe. Der bullige, kraftvollere der beiden bleibt der Achtzylinder und bis auf weiteres ist auch nur er mit dem sinnvollen Allradantrieb zu bekommen. Wer mit etwas weniger Dampf leben kann und wer nicht länger auf einen leistungsstärkeren Diesel in der Mercedes S-Klasse warten möchte, der dürfte zukünftig öfter in der Nähe einer Ladesäule parken und eine ebensolche in der eigenen Garage verbauen lassen. Denn den Normverbrauch reduziert der elektrische Teilantrieb beträchtlich. Mercedes gibt auf Akku und Hybridmodule sechs Jahre und bis zu 100.000 Kilometer Garantie. Das dürfte allerdings gerne etwas mehr sein.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2014-09-15

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