Lexus SC430: Auf der Gratlinie zwischen Sport und Komfort
Testbericht
München, 23. Oktober 2003 - Das Auto ist so selten, dass es ein waschechter Hingucker ist. Und so wenig bekannt, dass man nicht nur absoluten Auto-Laien sagen muss, um welche Art von Fahrzeug es sich beim Lexus SC430 handelt. Wir haben das noble Coupé-Cabrio mit dem 286 PS starken Achtzylinder für Sie getestet.
Sportlich oder komfortabel? Schon vor dem ersten Einsteigen stellte sich uns beim SC430 eine Frage, die uns dann lang nicht mehr losließ: Ist das nun ein sportliches Auto oder ein luxuriöses? So manchem mag dieser Gegensatz konstruiert erscheinen. Doch zumindest früher einmal waren Sportwagen sehr harte Gesellen, die den Gedanken an Hunderte von Autobahnkilometern zum Alptraum machten. Umgekehrt waren komfortable Fahrzeuge oft Altherren-Autos, in denen Konzernchefs oder Minister ihre Hausaufgaben machen konnten, ohne dass die Unterschrift verwackelt aussah, die aber eine sportliche Fahrweise kaum mitmachten.
Kompromiss oder Synthese? Und heute? Autos wie der aktuelle Porsche 911 versuchen, Sport und Komfort zusammenzubringen. Auch der Lexus balanciert auf dieser Linie. Kommt dabei nun ein flauer Kompromiss heraus oder die ideale Synthese? Vergleichen wir zuerst die Daten mit denen des Porsche: Der Lexus mit seinem 4,3 Liter großen Achtzylinder-V-Motor bringt es auf 286 PS und braucht 6,4 Sekunden für den Standardsprint. Der 3,6-Liter-Sechszylinder-Boxer des 911 Cabrio hat 320 PS und bringt das Auto in 5,2 Sekunden auf Tempo 100. Hier fährt also der Porsche trotz kleineren Motors voraus.
Hubraum zahlt sich aus Doch der größere Hubraum des SC zahlt sich aus: Der Lexus stellt nicht weniger als 419 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung, und das bei 3.500 Touren. Der Porsche bietet nur 370 Newtonmeter, und dies auch erst bei 4.250 U/min. Von den Daten her ist also klar: Der Porsche ist eher der Sportler, der Lexus eher das Auto für komfortables Dahingleiten. Das bestätigt sich auf der Straße: Der Motor bringt den 1,8-Tonner ohne Umschweife auf Trab, aber besonders gut fühlt sich das Gasgeben aus dem Drehzahlkeller heraus an. Wenn es manchmal eine Spur zu lange dauert, bis die Motorkraft zur Verfügung steht, so liegt es eher an der Automatik, die einen Moment braucht, bis sie zurückschaltet.
Elegantes Äußeres Vom Äußeren bietet der SC einiges an Eleganz, doch auch Sportliches wie die beiden auffälligen Auspuffrohre. Schön ist der Lexus, keine Frage. Und die Höhe liegt bei sportlichen 1,37 Metern. Zum Vergleich: Das 911 Cabrio liegt bei 1,31 Metern.
Holz und Leder im Inneren Im Inneren fühlt man sich auf den ersten Blick wie in einer Oberklassenlimousine: Leder und Holz dominieren, Aluminium und Edelstahl werden nur sehr sparsam eingesetzt. Das Lenkrad ist für ein sportliches Auto recht groß, ein Tempomat ist Serie - alles keine Indizien für einen Sportwagen. Wenn man sportliche Details sucht, findet man nur die Taste, mit dem man das ESP ausschalten kann.
2+2-Sitzer Der SC ist ein 2+2-sitziges Coupé-Cabrio. Das heißt, er ist ein Cabrio, dessen Hardtop sich elektrisch im Kofferraum versenken lässt. 2+2-Sitzer heißt in diesem Fall: Auf den Sitzen im Fond ist für Erwachsene zu wenig Platz, und für Kinder wohl nur dann, wenn die vorne Sitzenden klein sind. Besser eigen sich der Platz hinter den Vordersitzen als Ablage. Wer offen unterwegs ist, kann hier die passenden Reisetaschen unterbringen, die zur Serienausstattung gehören.
Elektrisches Verdeck nur im Stand zu öffnen Das Verdeck selbst lässt sich elektrisch öffnen und schließen - dies allerdings nur im Stand. Wenn es auf der Landstraße zu regnen beginnt, muss man also rechts ranfahren. Und während etwa die Eigner eines Mazda MX-5 das Verdeck manuell in Sekundenschnelle an der Ampel öffnen, ist das beim Lexus nur dann empfehlenswert, wenn man weiß, dass die Rotphase länger dauert. Denn der Öffnungsvorgang dauert rund eine halbe Minute.
Größer als gedacht: Kofferraum Im Kofferraum ist prinzipbedingt nur wenig Platz. Ein horizontal aufgespanntes Rollo dient dazu, den Platz für das Metalldach zu reservieren. Ist das Rollo geöffnet, weil man den Stauraum darunter für Gepäck braucht oder auch nur, weil man es vergessen hat, dann verweigert der Verdecköffnungsmechanismus seinen Dienst. Ansonsten fällt im Kofferraum das Reserve-Notrad auf, das sich unter einem plüschigen Überzug versteckt. Wird es durch ein Reifen-Dichtset ersetzt, stehen im offenen Zustand 140 Liter Kofferraum zur Verfügung, im geschlossenen Zustand 358 Liter. Mit dem Notrad sind es jeweils 37 Liter weniger.
Offenes Vergnügen Wie fährt sich der SC im offenen Zustand? Wir haben das Auto nicht ganz bis zur Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h offen gefahren, aber immerhin bis 230. Klar, dass man das nur macht, um einmal das Gefühl auszukosten, inmitten eines Tornados zu stehen. Bei vernünftigem Tempo kann man das Offenfahren aber ungestört genießen. Die Turbulenzen im Inneren halten sich in Grenzen, obwohl es kein Windschott gibt. Im Coupé-Modus sind Geschwindigkeiten weit jenseits von 200 kein Problem, auch wenn man bei nicht ganz perfekten Fahrbahndecken manchmal Sprünge macht.
Hinkende Vergleiche Mit welchen Autos lässt sich der SC vergleichen? Porsche 911 Cabrio, Jaguar XK-8 Cabrio und Mercedes SL 500 kommen dem Auto wohl noch am nächsten. Preislich ist der SC mit 69.000 Euro allerdings ein Underdog in dieser Reihe: Die anderen drei liegen allesamt zwischen 80.000 und 85.000 Euro. Aber auch in anderer Hinsicht hinkt der Vergleich: Porsche und XK-8 sind reine Cabrios, und der SL ist zwar ein Coupé-Cabrio, hat aber nur zwei Sitze.
Der SL 350 hat mit 245 PS weniger Leistung. Außerdem ist er mit 76.734 Euro immer noch wesentlich teurer als der Lexus. Doch nicht genug damit: Um die Ausstattung des Lexus zu erreichen, müssen noch für ein paar Tausend Euro Extras nachgeordert werden. Denn die Ausstattung des SC ist sehr umfangreich und umfasst beispielsweise auch 18-Zoll-Aluräder, eine Reifendrucküberwachung, eine Klimaautomatik, Ledersitze, eine Sitzheizung, ein exzellentes Audiosystem mit CD-Wechsler und einen Tempomat. Es zeigt sich also, dass der Preis für den SC günstig ist. (sl)
Sportlich oder komfortabel? Schon vor dem ersten Einsteigen stellte sich uns beim SC430 eine Frage, die uns dann lang nicht mehr losließ: Ist das nun ein sportliches Auto oder ein luxuriöses? So manchem mag dieser Gegensatz konstruiert erscheinen. Doch zumindest früher einmal waren Sportwagen sehr harte Gesellen, die den Gedanken an Hunderte von Autobahnkilometern zum Alptraum machten. Umgekehrt waren komfortable Fahrzeuge oft Altherren-Autos, in denen Konzernchefs oder Minister ihre Hausaufgaben machen konnten, ohne dass die Unterschrift verwackelt aussah, die aber eine sportliche Fahrweise kaum mitmachten.
Kompromiss oder Synthese? Und heute? Autos wie der aktuelle Porsche 911 versuchen, Sport und Komfort zusammenzubringen. Auch der Lexus balanciert auf dieser Linie. Kommt dabei nun ein flauer Kompromiss heraus oder die ideale Synthese? Vergleichen wir zuerst die Daten mit denen des Porsche: Der Lexus mit seinem 4,3 Liter großen Achtzylinder-V-Motor bringt es auf 286 PS und braucht 6,4 Sekunden für den Standardsprint. Der 3,6-Liter-Sechszylinder-Boxer des 911 Cabrio hat 320 PS und bringt das Auto in 5,2 Sekunden auf Tempo 100. Hier fährt also der Porsche trotz kleineren Motors voraus.
Hubraum zahlt sich aus Doch der größere Hubraum des SC zahlt sich aus: Der Lexus stellt nicht weniger als 419 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung, und das bei 3.500 Touren. Der Porsche bietet nur 370 Newtonmeter, und dies auch erst bei 4.250 U/min. Von den Daten her ist also klar: Der Porsche ist eher der Sportler, der Lexus eher das Auto für komfortables Dahingleiten. Das bestätigt sich auf der Straße: Der Motor bringt den 1,8-Tonner ohne Umschweife auf Trab, aber besonders gut fühlt sich das Gasgeben aus dem Drehzahlkeller heraus an. Wenn es manchmal eine Spur zu lange dauert, bis die Motorkraft zur Verfügung steht, so liegt es eher an der Automatik, die einen Moment braucht, bis sie zurückschaltet.
Elegantes Äußeres Vom Äußeren bietet der SC einiges an Eleganz, doch auch Sportliches wie die beiden auffälligen Auspuffrohre. Schön ist der Lexus, keine Frage. Und die Höhe liegt bei sportlichen 1,37 Metern. Zum Vergleich: Das 911 Cabrio liegt bei 1,31 Metern.
Holz und Leder im Inneren Im Inneren fühlt man sich auf den ersten Blick wie in einer Oberklassenlimousine: Leder und Holz dominieren, Aluminium und Edelstahl werden nur sehr sparsam eingesetzt. Das Lenkrad ist für ein sportliches Auto recht groß, ein Tempomat ist Serie - alles keine Indizien für einen Sportwagen. Wenn man sportliche Details sucht, findet man nur die Taste, mit dem man das ESP ausschalten kann.
2+2-Sitzer Der SC ist ein 2+2-sitziges Coupé-Cabrio. Das heißt, er ist ein Cabrio, dessen Hardtop sich elektrisch im Kofferraum versenken lässt. 2+2-Sitzer heißt in diesem Fall: Auf den Sitzen im Fond ist für Erwachsene zu wenig Platz, und für Kinder wohl nur dann, wenn die vorne Sitzenden klein sind. Besser eigen sich der Platz hinter den Vordersitzen als Ablage. Wer offen unterwegs ist, kann hier die passenden Reisetaschen unterbringen, die zur Serienausstattung gehören.
Elektrisches Verdeck nur im Stand zu öffnen Das Verdeck selbst lässt sich elektrisch öffnen und schließen - dies allerdings nur im Stand. Wenn es auf der Landstraße zu regnen beginnt, muss man also rechts ranfahren. Und während etwa die Eigner eines Mazda MX-5 das Verdeck manuell in Sekundenschnelle an der Ampel öffnen, ist das beim Lexus nur dann empfehlenswert, wenn man weiß, dass die Rotphase länger dauert. Denn der Öffnungsvorgang dauert rund eine halbe Minute.
Größer als gedacht: Kofferraum Im Kofferraum ist prinzipbedingt nur wenig Platz. Ein horizontal aufgespanntes Rollo dient dazu, den Platz für das Metalldach zu reservieren. Ist das Rollo geöffnet, weil man den Stauraum darunter für Gepäck braucht oder auch nur, weil man es vergessen hat, dann verweigert der Verdecköffnungsmechanismus seinen Dienst. Ansonsten fällt im Kofferraum das Reserve-Notrad auf, das sich unter einem plüschigen Überzug versteckt. Wird es durch ein Reifen-Dichtset ersetzt, stehen im offenen Zustand 140 Liter Kofferraum zur Verfügung, im geschlossenen Zustand 358 Liter. Mit dem Notrad sind es jeweils 37 Liter weniger.
Offenes Vergnügen Wie fährt sich der SC im offenen Zustand? Wir haben das Auto nicht ganz bis zur Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h offen gefahren, aber immerhin bis 230. Klar, dass man das nur macht, um einmal das Gefühl auszukosten, inmitten eines Tornados zu stehen. Bei vernünftigem Tempo kann man das Offenfahren aber ungestört genießen. Die Turbulenzen im Inneren halten sich in Grenzen, obwohl es kein Windschott gibt. Im Coupé-Modus sind Geschwindigkeiten weit jenseits von 200 kein Problem, auch wenn man bei nicht ganz perfekten Fahrbahndecken manchmal Sprünge macht.
Hinkende Vergleiche Mit welchen Autos lässt sich der SC vergleichen? Porsche 911 Cabrio, Jaguar XK-8 Cabrio und Mercedes SL 500 kommen dem Auto wohl noch am nächsten. Preislich ist der SC mit 69.000 Euro allerdings ein Underdog in dieser Reihe: Die anderen drei liegen allesamt zwischen 80.000 und 85.000 Euro. Aber auch in anderer Hinsicht hinkt der Vergleich: Porsche und XK-8 sind reine Cabrios, und der SL ist zwar ein Coupé-Cabrio, hat aber nur zwei Sitze.
Der SL 350 hat mit 245 PS weniger Leistung. Außerdem ist er mit 76.734 Euro immer noch wesentlich teurer als der Lexus. Doch nicht genug damit: Um die Ausstattung des Lexus zu erreichen, müssen noch für ein paar Tausend Euro Extras nachgeordert werden. Denn die Ausstattung des SC ist sehr umfangreich und umfasst beispielsweise auch 18-Zoll-Aluräder, eine Reifendrucküberwachung, eine Klimaautomatik, Ledersitze, eine Sitzheizung, ein exzellentes Audiosystem mit CD-Wechsler und einen Tempomat. Es zeigt sich also, dass der Preis für den SC günstig ist. (sl)
Technische Daten
Motor Bauart: | Achtzylinder-V-Motor, variable Ventilsteuerung, 32 Ventile |
---|---|
Hubraum: | 4.293 |
Leistung: | 210 kW (285 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 419 Nm bei 3.500 UPM |
Preis
Neupreis: 69.000 € (Stand: Oktober 2003)Fazit
Keine Frage: Motor und Fahrwerk ermöglichen dem SC430-Fahrer sportliches Fahren. Ein Auto, das in 6,4 Sekunden auf Tempo 100 gebracht werden kann, ist eben keine Trantüte. Doch der Innenraum mit seinem Schwelgen in Leder und Holz, die serienmäßige Automatik und so manches andere vertragen sich nicht mit einer Einstufung als Sportwagen.Ein reinrassiger Sportler ist der Lexus SC430 nicht, auch wenn SC für Sportcabrio steht. Eher muss man an den Markennamen denken, den so mancher - und nicht zu Unrecht - mit Luxus assoziiert. Aber ein Altherrenauto ist der SC 430 auch nicht. Von außen wirkt das Auto dynamisch, und die niedrige Karosserie spricht eine völlig andere Sprache als etwa die einer Mercedes S-Klasse.
Wer den Lexus fährt - und es werden nur wenige sein, denn Lexus will nur 100 Stück pro Jahr in Deutschland verkaufen - wird hin- und hergerissen: Soll man nun sportlich losbrausen oder elegant dahingleiten? Eine Frage, die beim Lexus SC430 nicht das Auto entscheidet: Beim SC430 bleibt es dem Temperament oder der Tageslaune des Fahrers überlassen. (sl)
Quelle: auto-news, 2003-10-27
Getestete Modelle
Ähnliche Testberichte
Autoplenum, 2010-08-24
Lexus SC 430: Stiller AbgangGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2008-01-27
Praxistest: Lexus SC 430 - Gemacht für Onkel DagobertGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2019-12-19
Test: Lexus LS 500 - Der VerführerGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2019-01-27
Test: Lexus RX 450h - Das Entschleunigungs-SUVGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2019-01-15
Fünf wichtige Premieren der Detroit Auto Show - Spannend,...Ganzen Testbericht lesen