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Testbericht

Peter Eck/SP-X, 27. Januar 2019

SP-X/Köln. Obwohl mittlerweile schon fast drei Jahrzehnte auch in Europa am Start, ist Lexus noch nicht wirklich in den Kosmos der hiesigen Autofahrer eingedrungen. Das hat viele Gründe. Das dünne Händlernetz, die ambitionierten Preise, das in den ersten Jahren eher langweilige, aktuell aber eher überexaltierte Design und der insgesamt immer noch ausbaufähige Bekanntheitsgrad mögen die wichtigsten sein. Nach zwei Wochen im großen SUV der zu Toyota gehörenden Edelmarke, mag man die Zurückhaltung der Autofahrer – vom Preis einmal abgesehen - allerdings kaum verstehen.

Der Lexus RX 450h ist das größte der demnächst drei Modellreihen (UX, NX, RX) umfassenden SUV-Flotte der Japaner und ein Hybrid. Nur der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass es für den RX auch eine reine Benziner-Version (RX 300, 238 PS) gibt, die zwar deutlich günstiger ist, aber zumindest hierzulande so gut wie gar nicht geordert wird. Wenn Lexus, dann Hybrid, das gilt für den RX genauso wie für die meisten anderen Modellreihen.

Über das Hybridsystem und die Vorreiterrolle von Toyota/Lexus ist schon viel geschrieben worden. Die Kombination aus Benziner und Elektromotor wirkt angesichts der stärker aufkommenden Plug-in-Hybriden und reinen Elektroautos heute weder übermäßig modern noch spannend. Allerdings ist das System ausgereift und erfüllt seinen Zweck: nämlich Sprit zu sparen und damit möglichst wenig CO2 auszustoßen. Im 4,90 Meter messenden RX arbeitet ein 3,5-Liter-Sechszylinder-Benziner mit 193 kW/262 PS zusammen mit zwei Elektromotoren (einer vorne, einer hinten). Gemeinsam, unter optimalen Bedingungen der Zusammenarbeit, kommt so eine satte Systemleistung von bis zu 230 kW/313 PS zustande, die den RX in 7,7 Sekunden auf Tempo 100 treibt. Auch danach beschleunigt das SUV munter weiter, allerdings dreht Lexus ihm bei 200 Sachen den Vortrieb ab.

Tatsächlich muss ein mehr an Vmax auch gar nicht sein, weil der Fünfsitzer von seinem Grundcharakter her überhaupt nicht für Geschwindigkeitsorgien ausgelegt ist. Wohl fühlt er sich auf der Autobahn bei um die 150 km/h, dann hält sich auch der Spritverbrauch in Grenzen. Denn den angegeben Normverbrauch von 5,8 Litern erreicht man natürlich auch nicht annähernd. Wer eine 6 vor dem Komma schafft, sollte zufrieden sein, das gelingt aber nur bei sehr zurückhaltender Fahrweise in der Stadt oder auf einsamen Landstraßen. Wir kamen über den gesamten Testzeitraum mit knapp 8 Litern über die Runden, was angesichts der Größe des Fahrzeugs und der Motorleistung absolut in Ordnung geht.

Zudem wirkt das Hybridsystem zunächst fast unmerklich auf den Fahrer bzw. auf seinen Fahrstil ein. Da das SUV Höchstgeschwindigkeiten sowieso nicht mag und unter Last der Verbrauch in unschöne Höhen schnellt, fährt man lieber etwas langsamer und entspannter. Und genießt den feinen Innenraum, die vorbildliche Verarbeitung und die Ruhe an Bord – ärgert sich aber vielleicht auch über die häufig etwas umständliche Bedienung. Als Beispiel sei hier genannt, dass man die Lautstärke des Navis nur in einem Untermenü einstellen kann, und nicht etwa während der Ansage, was logisch und komfortabel wäre. Auch die Bedienung per Maus hat wenige Vorteile und die Sprachsteuerung kann einen Vergleich mit den süddeutschen Premium-Wettbewerbern nicht standhalten. Auf der Plusseite wiederum verbuchen wir das, angesichts der Fahrzeuggröße allerdings auch kaum überraschende Platzangebot, das selbst für eine vierköpfige Familie samt großem Urlaubsgepäck ausreichen dürfte.

Die lange Reise auf der Autobahn bei mittlerem Tempo dürfte sowieso die Domäne des Lexus sein. Hier verbinden sich der edle und leise Innenraum sowie das auf Gleiten ausgelegte Hybridsystem auf angenehmste und machen aus dem RX ein echtes Entschleunigungs-SUV, so dass der gestresste Manager auf der Fahrt in den Skiurlaub nach St. Moritz schon auf der Anreise entspannen kann, wenn uns das Klischee an dieser Stelle mal erlaubt sei.

Aber Klischee hin oder her, genügend Kleingeld muss man schon mitbringen, um diesen Lexus sein Eigen nennen zu dürfen. Mindestens 58.900 Euro rufen die Japaner auf, bis zu 76.550 Euro reicht die Preisliste für die Luxus-Version. Viel Geld, auch im Vergleich zu einem BMW X5 oder Mercedes GLE. Dafür erhält man allerdings auch ein Auto, dem man selbst auf einer sehr langen Fahrt durch Deutschland kaum ein zweites Mal begegnet. Da verzeihen wir dem Wohlfühl-SUV auch gerne seinen größten optischen Ausrutscher: Der fast die gesamte Front einnehmende Diabolo-Kühlergrill wirkt dann doch ein wenig überdesignt.

Lexus RX 450h – Technische Daten:

Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Oberklasse, Länge: 4,89 Meter, Breite: 1,90 Meter, Höhe: 1,69 Meter, Radstand: 2,79 Meter, Kofferraumvolumen: 539 – 1.612 Liter3,5-Liter-Sechszylinder-Benziner, 193 kW/262 PS, maximales Drehmoment: 335 Nm bei 4.600 U/min, Elektromotor vorn: 123 kW/167 PS, max. Drehmoment 335 Nm, Elektromotor hinten: 50 kW/68 PS, max. Drehmoment 139 Nm, Systemleistung: 230 kW/ 313 PS, 0-100 km/h: 7,7 s, Vmax: 200 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,8 Liter, CO2-Ausstoß: 132 g/km, Testverbrauch: 7,9 Liter, Abgasnorm: Euro 6d-temp, Effizienzklasse: A+Preis: ab 58.900 Euro

Lexus RX 450h – Kurzcharakteristik:

Warum: vorbildliche Verarbeitung und Ausstattung, viel Platz, leise, komfortabel

Warum nicht: teuer in Anschaffung und Unterhalt, hoher Verbrauch unter Last, Bedienung umständlich

Was sonst: BMW X5, Audi Q7, Mercedes GLE, VW Touareg

Fazit

Gegen BMW, Mercedes und Co. hat es Lexus in Deutschland nicht einfach. Dabei haben die Modelle der Japaner ihren eigenen Charme, was vor allem an der Hybrid-Technik und der Qualität liegt. Das große SUV RX überzeugt im Test, patzt aber auch vor allem in einer Disziplin.

Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2019-01-27

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