VW Beetle 1.6 TDI im Test: Läuft und läuft und läuft auch der Käfer-Enkel?
Testbericht
Lissabon (Portugal), 13. März 2012 - "Und läuft und läuft und läuft und läuft" ist den älteren Semestern noch gut als Werbeslogan für den VW Käfer bekannt. Diese Botschaft will der Hersteller auch auf dessen Nachfahren, den aktuellen Beetle, übertragen. Während eine neue 160-PS-Version in Form des Benziners 1.4 TSI den sportlichen Naturen gefallen soll, steht sparsamen Zeitgenossen nun ein 1,6-Liter-Turbodiesel zur Verfügung. Wer seinen knuffigen Wolfsburger mit Letzterem ordert, bei dem sollen Tankstellen im Idealfall erst stets nach deutlich über 1.200 Kilometer wieder auf dem Tourplan stehen. Ob der Basis-Selbstzünder Beetle 1.6 TDI wirklich läuft und läuft und läuft, haben wir im sonnigen Portugal erfahren können.
Passanten drehen sich nach dem Beetle um
Eines muss man dem VW Beetle lassen: Er wirkt. Bei der Fahrt durch portugiesische Städte und Dörfer drehten sich Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer nach dem rundlich gestylten Golf-Ableger um. Kinder ließen von Ball und Rutsche ab, um begeistert einen Blick auf das süße Gefährt zu werfen. So ganz falsch kann VW mit dem Modell also nicht liegen. Auch wenn nur 16.000 Exemplare seit Marktstart im Herbst 2011 auf den Märkten USA, Mexiko und Europa verkauft wurden, scheint der Beetle zumindest einen großen Sympathiebonus zu genießen. Noch mehr fürs Auge des Betrachters bieten darüber hinaus knallige Farben wie Saturn Yellow und Tornadorot sowie verschiedene Dekors. So gibt es ab 159 Euro Rennstreifen, die sich über Haube, Dach und Kofferraum ziehen. Für die Flanken sind 129 Euro teure Streifenmuster mit dem Namen "Käfer" und weitere Spitznamen in anderen Sprachen im Angebot - beispielsweise die englischen Bezeichnungen "Bug" und "Beetle" oder das italienische "Maggiolino". Auch das Wolfsburger Wappen ist im Angebot: Der Riesenaufkleber fürs Dach kostet ebenfalls 129 Euro. Nostalgiker wählen gegen 49 Euro Aufpreis die Schriftzüge "Käfer" und "Volkswagen" für die Kofferraumklappe.
Mit lackiertem Armaturenbrett
Apropos Kofferraum: Dank einer umlegbaren Rückbank kann das Kofferraumvolumen des Beetle von 310 auf 905 Liter erweitert werden. Damit wird er nicht zum Ladewunder, schluckt aber so manches zusätzliche Gepäckstück. Sind die Koffer verstaut, dürfen Passagiere dann endlich den Innenraum genießen, der nett eingerichtet werden kann. Schon in der Standardversion "Beetle" ist beispielsweise das Armaturenbrett lackiert, wenn auch nur in Schwarz. Ab der Linie "Design" trägt es die Wagenfarbe. Dann ist auf der Beifahrerseite auch das vom Urkäfer bekannte Handschuhfach namens "Käferfach" integriert, dessen Deckel nach oben aufklappt. Insgesamt könnten die Ablagemöglichkeiten dennoch etwas großzügiger bemessen sein.
Auf Wunsch gibt es 400 Watt auf die Ohren
Mehrere Optionen der Aufpreisliste werten den Beetle weiter auf, unter anderem ein elektrisches Panorama-Schiebedach oder ein Navigationssystem. Die zweifarbige, 2.100 Euro teure Lederausstattung "Vienna" sieht zwar schön aus, ihre Sportsitze bieten aber leider im Schulterbereich zu wenig Seitenhalt. Ein Tempomat ist für 205 Euro zu haben, doch ist es sinnvoller, gleich eines der beiden Komfortpakete zu ordern: Dann gibt es den Geschwindigkeitsregler wahlweise zusammen mit einer Klimaanlage oder einer Klimaautomatik, wofür dann 960 beziehungsweise 1.260 Euro fällig werden. Musikliebhaber werden mit dem 650 Euro teuren 400-Watt-Soundystem "Fender Sound" bedient. Es kommt inklusive eines digitalen Zehnkanal-Verstärkers und eines Subwoofers.
Schwächster Diesel muss viele Kilos bewegen
Die Formgebung des Beetle soll laut Volkswagen Power statt Flowerpower wie beim Urahn verkörpern. Und in der Tat sieht der Beetle im Gegensatz zum direkten, 1998 lancierten Vorgänger New Beetle dynamischer aus. Das lässt sich allerdings nicht ohne Weiteres auf den neuen 1,6-Liter-TDI übertragen, der nach Analysen von VW zu den meistverkauften Motorvarianten gehören wird. 105 PS und 250 Newtonmeter Drehmoment, das zwischen 1.500 und 2.500 Umdrehungen anliegt, lesen sich eigentlich nicht so schlecht. Leider wiegt der Beetle aber nicht so wenig wie einst der Käfer. 1.361 Kilogramm zeigt die Waage mindestens an - fast 50 Kilo mehr als bei einem gleich motorisierten Golf. Das macht sich weniger bei der Beschleunigungszeit von null auf 100 km/h bemerkbar, die VW mit glaubhaften 11,5 Sekunden angibt, sondern viel mehr in bergiger Landschaft. Hier muss für befriedigenden Vortrieb fleißig mit dem Fünfgang-Getriebe gearbeitet werden. Der zum Vergleich gefahrene 105 PS starke Einstiegsbenziner 1.2 TSI zieht zwar auch nicht gerade die Wurst vom Brot, wirkt aber dank seiner sechs Gänge - und knapp 90 Kilo weniger - deutlich quirliger und verbrauchte zwischen sieben und 7,5 Liter Super.
Sparpotenzial vorhanden
Der 1.6 TDI verspricht dagegen das größere Sparpotenzial. Nur 4,5 Liter Diesel soll sich der Vierzylinder pro 100 Kilometer genehmigen. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 119 Gramm je Kilometer. Dies würde zu einer Reichweite von 1.222 Kilometern führen - theoretisch. Bei unseren Fahrten wurden 5,5 Liter pro 100 Kilometer durch die Common-Rail-Leitung gejagt. Das ist okay, ein Start-Stopp-System könnte allerdings noch ein paar Zehntelliter bringen. VW ließ aber bereits durchblicken, dass im Sommer 2012 sowohl für den 1.2 TSI als auch den 1.6 TDI noch verbrauchsärmere BlueMotion-Technology-Versionen inklusive Start-Stopp-System folgen. Schon jetzt ist der Basis-Diesel aber der Knauser-König der Baureihe.
Individualität für unter 20.000 Euro
Der VW Beetle 1.6 TDI ist ab 19.375 Euro erhältlich und damit der zweitgünstigste Vertreter der Baureihe. Darunter rangiert nur noch der 1.2 TSI, der 2.425 Euro weniger kostet. Die Ausstattung "Design" ist für den Diesel ab 20.350 zu haben. Nicht zu bekommen ist die Ausstattungsvariante "Sport". Sie ist erst ab dem zwei Liter großen 140-PS-TDI verfügbar. Standard sind im VW Beetle 1.6 TDI elektrische Fensterheber, ein Berganfahrassistent und ein CD-Radiosystem. Serienmäßig rollt der Beetle 1.6 TDI auf 16-Zoll-Stahlrädern mit 215er-Reifen. Alu-Räder der gleichen Größe kosten 450 Euro Aufpreis oder sind bei der Ausstattung "Design" serienmäßig montiert. Da die charakteristische runde Form des Wolfsburgers etwas unübersichtlich ist, raten wir zur optionalen Parkhilfe "ParkPilot" für 545 Euro.
Technische Daten
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Manuelles Schaltgetriebe |
Motor Bauart: | Turbo-Reihendieselmotor |
Hubraum: | 1.598 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 77 kW (105 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 250 Nm bei 1500 bis 2.500 UPM |
Preis
Neupreis: 19.375 € (Stand: März 2012)Fazit
Wer mit dem VW Beetle 1.6 TDI liebäugelt, sollte keinen Rennwagen erwarten. Der Basisdiesel reißt keine Bäume aus, dafür lassen sich die hohen Spritpreise besser als bei den anderen Modellen verkraften. Allerdings ist hier noch eine Spar-Steigerung zu erwarten, wenn VW die BlueMotion-Technology-Version nachschiebt. Etwas enttäuschend fällt die Durchzugskraft des Selbstzünders aus. Auf der Habenseite verbucht der Diesel, dass er gut gedämmt ist und weder durch Dröhnen noch übertriebenes Nageln nervt. Der Einstiegspreis geht mit knapp unter 20.000 Euro in Ordnung. Ein gleich motorisierter Golf ist erst ab 21.125 Euro zu haben - und nach dem drehen sich definitiv nicht so viele um.Testwertung
Quelle: auto-news, 2012-03-14
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