Die Käfer- und Beetle-Fangemeinde traf sich in Travemünde - Das große Krabbeln
Das große Käfer- und Beetle-Treffen in Travemünde, das in die-sem Jahr bereits zum 13. Mal an der Ostsee standfand, „Sunshine-Tour“ zu nennen, mag auf den ersten Blick ein gewagtes Unterfangen zu sein, denn in norddeutschen Gefilden kann die Sache mit dem Sonnenschein selbst in der Hochsaison schnell mal ins Wasser fallen. Nun, Petrus spielte mit, schickte ein heftiges Gewitter erst am späten Samstagabend über die Festwiese Brügmanngarten an der Uferpromenade, als so manche Besatzung der rund 650 Krabbeltiere vom historischen Käfer bis zum aufgebrezelten, aktuellen Beetle nach einem ereignisreichen Tag bereits den Heimweg ins Quartier angetreten hatte.
Gabriele Kraft, die im Jahre 2004 zum ersten Mal das Treffen mit rund 40 Fahrzeu-gen ins Leben rief und auch heute noch als privater Veranstalter – natürlich mit gro-ßer Unterstützung des Hauptsponsors VW – fungiert, war jedenfalls rundum glück-lich: „Jedes Jahr denke ich, das war die schönste Sunshine-Tour, die wir je hatten. Und dann werde ich immer wieder aufs Neue eines Besseren belehrt.“ Auch in die-sem Jahr bedeuteten knapp über 600 angemeldete Fahrzeuge aus zehn europäi-schen Ländern einen neuen Teilnehmerrekord, wobei ein Ukrainer, der sich auf seinem Hinweg nach Travemünde allerdings ein paar Umwege in abseits der Direktroute liegende Länder leistete, mit 3.440 Kilometern die weiteste Anreise hatte.
Die Anziehungskraft des kultigen „Kugel-Porsches“ ist ungebrochen. Spätestens beim Flanieren über die proppevolle Festwiese verbreiten die aufgereihten, phanta-sievoll und zum Teil sehr witzig gestalteten VW-Dauerläufer gute Laune. Abgedrehte Lackierungen in Pink, Violett oder Neongrün, Scheinwerfer mit Wimpern, virtuos aufgesprühte Kunstwerke, dazu Insassen passend zum automobilen Outfit gekleidet oder mit Handtaschen im Beetle-Design und sonstigen Käfer-Gimmicks bestückt – jedes Auto hat seine eigene Geschichte. Und die Eigentümer erzählen sie bereitwillig und gern.
Persönliche Erlebnisse sind das oft, die auf den Zuhörer so wirken, als stünde hier ausschließlich das automobile Krabbeltier im Lebensmittelpunkt des jeweiligen Beetle-Fans. Wahrscheinlich stimmt das sogar hier und da. Namen haben fast alle Autos. Mupfel, Dudu, Sputnik, Black Pearl oder wie auch immer. Sie stehen natürlich in Bezug zum Thema des Fahrzeugs wie etwa beim „Kupo Schlumpf“, der zum schönsten Beetle der Sunshine-Tour gekürt wurde und selbstverständlich in Schlumpfblau lackiert wurde mit den dazugehörigen Comic-Figuren auf der Blechhaut. Kupo ist übrigens die Abkürzung für „Kugelporsche“.
Reine PS-Gespräche gibt es am Brügmanngarten zwar auch, allerdings sind die da-zugehörigen, mit Spoilern und Schwellern „verschönerten“ Fahrzeuge eine absolute Minderheit, und Vollgas-Themen, wie sie etwa bei den jährlichen, deutlich größeren GTI-Treffen der Tiefer-Breiter-Schneller-Fraktion am Wörthersee häufig im Mittelpunkt stehen, spielen gar keine Rolle.
Da werden eher andere Exemplare bestaunt: ein zum Pickup-Truck umgebauter New Beetle, Baujahr 2005, oder diverse sowohl alte als auch neue Karossen mit der Startnummer 53, die von Herbie, dem Beetle, der Filmgeschichte schrieb, inspiriert sind. Den echten Jeans-Käfer von 1974 hat allerdings VW zusammen mit histori-schen Cabriolets aus den Siebziger Jahren sowie einigen Art-Beetles, von Künstlern im Jahr 2000 gestaltete Unikate, aus dem eigenen Bestand mitgebracht. Einen lebensgroßen, gehäkelten Käfer gab es in diesem Jahr allerdings nicht zu sehen. Der wurde im vergangenen Jahr prämiert und steht mittelweile im Museum in Wolfsburg. Seine Schöpferin Marthe durfte heuer allerdings den Startschuss zur Sternfahrt geben, die aus fünf verschiedenen Startorten auf die Festwiese führte und ein Höhepunkt des großen Krabbelns war.
Die Käfer-Community brachte jedenfalls drei Tage lang gute Laune und Partystim-mung nach Travemünde, dem ja bisweilen ein leicht staubiges Rentnerfeeling nachgesagt wird. Erol Sander, der Istanbuler TV-Kommissar, Nachwuchs-Sternchen Karoline Schuch und Till-Schweiger-Tochter Luna hatten jedenfalls sichtliches Ver-gnügen an der Sternfahrt und dem ganzen Drumherum. Und auch die Promis wer-den festgestellt haben, dass „Sunshine-Tour“ als Titel für das langsam aus den Nähten platzende Event in jedem Fall passt. Denn ein sonniges Gemüt tragen durch die Bank weg alle Käfer- und Beetle-Fans zur Schau – selbst bei Regen und Gewitter.
Der Käfer läuft und läuft und läuft. Und die Beetle-Fangemeinde wächst und wächst und wächst. Rund 650 Exemplare aus drei Generationen sorgten bei der seit 2004 alljährlich stattfindenden „Sunshine-Tour“ in Travemünde für einen Teilnehmerrekord.
Quelle: Autoplenum, 2016-08-22
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