Größer, aber auch teurer: Neuer Citroën Berlingo wird fast zum Van
Testbericht
Bensberg, 9. Juni 2008 - Viel Platz für Gepäck und Kinder: Das war das Rezept, mit dem Hochdachkombis erfolgreich wurden. Trendsetter war die 1996 gestartete erste Version des Citroën Berlingo. Am 14. Juni 2008 kommt nun die zweite Generation auf den Markt. Mit der Frage im Hinterkopf, ob das neue Modell noch dem alten Rezept folgt, haben wir das Auto mit dem Basismotor getestet.
Viel Platz im Fond
Zunächst zu Punkt eins: viel Platz. Der neue Berlingo basiert auf dem C4 Picasso, also einer Kompaktklasseplattform und ist gleich 24 Zentimeter länger als die erste Fassung, die auf einer eigenen Plattform basierte. Dementsprechend mehr Raum besitzt er im Fond und verfügt über mehr Ladevolumen. Der Sitzkomfort in der zweiten Reihe ist in der Tat sehr gut: Hier haben auch Große mehr als genug Platz. Eingestiegen wird bei der Basisversion über die serienmäßige Schiebetüre rechts - die höheren Ausstattungen besitzen sogar eine zweite Schiebetür links. In den Kofferraum passen bei fünfsitziger Konfiguration 642 Liter - beileibe nicht wenig, wenn man mit Kompaktkombis vergleicht, die meist nur um die 500 Liter schlucken.
Fast unschlagbar: 3.000 Liter Kofferraum
Anders als der C4 Picasso, der versenkbare Sitze besitzt, wurden in den neuen Berlingo wickel- und ausbaubare Möbel integriert. Die Fondsitze lassen sich zunächst nach vorne in die Senkrechte klappen. Wer will, kann sie dann auch noch ausbauen. So entsteht eine riesige Ladefläche und ein Stauvolumen von 3.000 Liter - kaum ein Pkw bietet mehr, noch nicht einmal große Vans wie der Ford Galaxy. Die Ladekante liegt mit 53 Zentimeter sehr niedrig, was das Einladen erleichtert, und eine Ladeschwelle, die beim Herausziehen von Getränkekisten stören würde, existiert auch nicht. Die Heckklappe öffnet schön weit nach oben, und da sie wegen der enormen Fahrzeughöhe sehr groß ist, gewährt sie sogar Schutz gegen Regen und Schnee.
Sitzausbau als Schwerstarbeit Soweit, so gut. Aber sehen wir genauer hin. Versuchen wir als Erstes, die Sitze auszubauen. In der Grundversion Advance findet sich im Fond eine asymmetrisch geteilte Rückbank. Man kann die Lehnen der beiden Teile leicht nach vorne klappen und das Ganze in die Vertikale bewegen. Doch dann, beim Ausbau, wird es schwierig. Die verflixten Sitze aus den Halterungen zu bekommen, gelingt erst beim vierten oder fünften Anlauf. Außerdem ist der größere Teil der Sitzbank ordentlich schwer. Leichter geht das Herausnehmen bei den Einzelsitzen, die Teil des so genannten Modularitätspakets sind. Ein Blick in die Preisliste belehrt uns jedoch, dass das Modularitätspaket mit 490 Euro zwar nicht allzu teuer, aber lediglich für die Ausstattung Multispace verfügbar ist. Und die kostet gleich 1.500 Euro mehr als die Grundausstattung. Basisversion nicht empfehlenswert Die Basisversion Advance ist dem Normalverbraucher auch aus anderen Gründen kaum zuzumuten. Wir sprechen hier nicht von mangelndem Komfort sondern zunächst mal von Sicherheit. So hat die Grundversion zwar elektrische Fensterheber vorne, aber ein ESP ist nicht verfügbar. Und es gibt eine Zentralverriegelung, aber nur vier Airbags - für ein Kompaktklasseauto zu wenig. Zudem muss man in der Advance-Version mit einer zweiflügligen Nutzfahrzeug-Hecktür leben. Mithin kann man dem Familienvater nur die nächsthöhere Version namens Multispace empfehlen. Ausreichend: Der 90-PS-Benziner Den Berlingo gibt es mit fünf Motoren, die alle 1,6 Liter Hubraum haben. Bei Benzinern und Dieseln gibt es die Leistungsstufen 90 und 109 PS. Bei den Selbstzündern komm noch eine 75-PS-Varinate dazu. Alle werden mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe kombiniert. Der Familienvater mit knappem Budget steigt beim Händler wohl zunächst in eine Version mit dem Einstiegsmotor ein. Und der 90-PS-Benziner reicht für den 1,5 Tonnen schweren Berlingo auch aus. Fahrspaß darf man sich von diesem Aggregat freilich nicht erhoffen, aber den erwartet ja wohl auch niemand von einem Hochdachkombi. Dass man im Berlingo 1.6 16V mit 90 PS nicht zum Rennfahrer wird, verbürgt schon die Sprintzeit. Die ist nämlich rekordverdächtig: 17,5 Sekunden braucht man, bis 100 km/h erreicht sind.
Frühes Drehmoment Aber keine Angst: Ganz so lahm wirkt der Basis-Berlingo nicht. Denn das maximale Drehmoment steht hier schon ab 2.500 Touren zur Verfügung - ungewöhnlich früh für einen Benziner. Der etwas lahme Sprint wird deshalb die meisten Fahrer nicht stören. Wer einen Berlingo kauft, will Frau und Kinder auf erträgliche Weise in den Urlaub bringen, und dafür reicht es. Auch der Verbrauch bewegt sich im akzeptablen Rahmen: Der Hersteller gibt ihn mit 8,2 Liter auf 100 Kilometer an. Einen Sparpreis wird der Franzose dafür nicht bekommen, denn der 16 PS stärkere Renault Kangoo 1.6 benötigt nur 7,9 Liter, aber der Unterschied wird unseren Familienvater auch nicht arm machen. Starkes Kurvenwanken Auch die Höchstgeschwindigkeit von 159 km/h dürfte ausreichen, um an der Adria anzukommen, ohne dass auf den billigen Plätzen gemault wird. Bei hohem Tempo bewährt sich die Lenkung, die sich dann nämlich kaum aus der Mittellage herausbringen lässt. Das ist gut so, denn für abrupte Lenkmanöver bei hohen Geschwindigkeiten ist das Fahrwerk des Familiennützlings nicht gemacht. Obwohl es bei Fahrbahnunebenheiten ganz schön holprig wird, legt sich das Auto in Kurven weit zur Seite - kein Wunder bei einem Auto, das fast ebenso hoch wie breit ist. Gute Multispace-Ausstattung Wählt man die Multispace-Version, ist die Serienausstattung schon recht umfassend: Sechs Airbags, ESP, elektrische Fensterheber vorn, eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung, zwei Schiebetüren, elektrisch einstellbare Außenspiegel und ein Radio gehören dazu. Bestellt man noch die Klimaanlage für 1.100 Euro und eine Metallic-Lackierung für 420 Euro, kann man schon ganz gut auskommen. Über die verwendeten Materialien im Innenraum schweigt man allerdings lieber. Außerdem gibt es für 18.570 Euro natürlich Alternativen. Den Segmentbestseller VW Caddy Life zum Beispiel, der mit 80-PS-Benziner für 16.589 Euro angeboten wird. ESP kostet hier 428 Euro Aufpreis, eine Klimaanlage 1.309 Euro und der Metallic-Lack 470 Euro. Damit zahlt man 18.796 Euro, also etwa gleich viel wie bei Citroën - allerdings hat der sechs Airbags, während der Caddy nur vier aufweist.
Es geht kaum günstiger Einen Renault Kangoo mit 106 PS gibt es für 15.900 Euro. Will man Klimaanlage und ESP haben, wählt man die Ausstattung Expression für 17.650 Euro. Mit Metallic-Lack und Kopfairbags landet man bei 18.480 Euro und mithin wieder etwa beim gleichen Preis wie bei VW und Citroën. Preislich liegt der Berlingo also auf gleicher Höhe mit der Konkurrenz. Günstigere Angebote mit dem gleichen Rezept - viel Innenraum für wenig Geld - gibt es zwar, jedoch nicht mit ähnlichen Sicherheitseigenschaften. So bietet der alte Berlingo, der als Berlingo First weiter angeboten wird, weder ESP noch Seiten- und Kopfairbags. Und beim Dacia Logan MCV sind ebenfalls weder ESP noch Kopfairbags verfügbar.
Sitzausbau als Schwerstarbeit Soweit, so gut. Aber sehen wir genauer hin. Versuchen wir als Erstes, die Sitze auszubauen. In der Grundversion Advance findet sich im Fond eine asymmetrisch geteilte Rückbank. Man kann die Lehnen der beiden Teile leicht nach vorne klappen und das Ganze in die Vertikale bewegen. Doch dann, beim Ausbau, wird es schwierig. Die verflixten Sitze aus den Halterungen zu bekommen, gelingt erst beim vierten oder fünften Anlauf. Außerdem ist der größere Teil der Sitzbank ordentlich schwer. Leichter geht das Herausnehmen bei den Einzelsitzen, die Teil des so genannten Modularitätspakets sind. Ein Blick in die Preisliste belehrt uns jedoch, dass das Modularitätspaket mit 490 Euro zwar nicht allzu teuer, aber lediglich für die Ausstattung Multispace verfügbar ist. Und die kostet gleich 1.500 Euro mehr als die Grundausstattung. Basisversion nicht empfehlenswert Die Basisversion Advance ist dem Normalverbraucher auch aus anderen Gründen kaum zuzumuten. Wir sprechen hier nicht von mangelndem Komfort sondern zunächst mal von Sicherheit. So hat die Grundversion zwar elektrische Fensterheber vorne, aber ein ESP ist nicht verfügbar. Und es gibt eine Zentralverriegelung, aber nur vier Airbags - für ein Kompaktklasseauto zu wenig. Zudem muss man in der Advance-Version mit einer zweiflügligen Nutzfahrzeug-Hecktür leben. Mithin kann man dem Familienvater nur die nächsthöhere Version namens Multispace empfehlen. Ausreichend: Der 90-PS-Benziner Den Berlingo gibt es mit fünf Motoren, die alle 1,6 Liter Hubraum haben. Bei Benzinern und Dieseln gibt es die Leistungsstufen 90 und 109 PS. Bei den Selbstzündern komm noch eine 75-PS-Varinate dazu. Alle werden mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe kombiniert. Der Familienvater mit knappem Budget steigt beim Händler wohl zunächst in eine Version mit dem Einstiegsmotor ein. Und der 90-PS-Benziner reicht für den 1,5 Tonnen schweren Berlingo auch aus. Fahrspaß darf man sich von diesem Aggregat freilich nicht erhoffen, aber den erwartet ja wohl auch niemand von einem Hochdachkombi. Dass man im Berlingo 1.6 16V mit 90 PS nicht zum Rennfahrer wird, verbürgt schon die Sprintzeit. Die ist nämlich rekordverdächtig: 17,5 Sekunden braucht man, bis 100 km/h erreicht sind.
Frühes Drehmoment Aber keine Angst: Ganz so lahm wirkt der Basis-Berlingo nicht. Denn das maximale Drehmoment steht hier schon ab 2.500 Touren zur Verfügung - ungewöhnlich früh für einen Benziner. Der etwas lahme Sprint wird deshalb die meisten Fahrer nicht stören. Wer einen Berlingo kauft, will Frau und Kinder auf erträgliche Weise in den Urlaub bringen, und dafür reicht es. Auch der Verbrauch bewegt sich im akzeptablen Rahmen: Der Hersteller gibt ihn mit 8,2 Liter auf 100 Kilometer an. Einen Sparpreis wird der Franzose dafür nicht bekommen, denn der 16 PS stärkere Renault Kangoo 1.6 benötigt nur 7,9 Liter, aber der Unterschied wird unseren Familienvater auch nicht arm machen. Starkes Kurvenwanken Auch die Höchstgeschwindigkeit von 159 km/h dürfte ausreichen, um an der Adria anzukommen, ohne dass auf den billigen Plätzen gemault wird. Bei hohem Tempo bewährt sich die Lenkung, die sich dann nämlich kaum aus der Mittellage herausbringen lässt. Das ist gut so, denn für abrupte Lenkmanöver bei hohen Geschwindigkeiten ist das Fahrwerk des Familiennützlings nicht gemacht. Obwohl es bei Fahrbahnunebenheiten ganz schön holprig wird, legt sich das Auto in Kurven weit zur Seite - kein Wunder bei einem Auto, das fast ebenso hoch wie breit ist. Gute Multispace-Ausstattung Wählt man die Multispace-Version, ist die Serienausstattung schon recht umfassend: Sechs Airbags, ESP, elektrische Fensterheber vorn, eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung, zwei Schiebetüren, elektrisch einstellbare Außenspiegel und ein Radio gehören dazu. Bestellt man noch die Klimaanlage für 1.100 Euro und eine Metallic-Lackierung für 420 Euro, kann man schon ganz gut auskommen. Über die verwendeten Materialien im Innenraum schweigt man allerdings lieber. Außerdem gibt es für 18.570 Euro natürlich Alternativen. Den Segmentbestseller VW Caddy Life zum Beispiel, der mit 80-PS-Benziner für 16.589 Euro angeboten wird. ESP kostet hier 428 Euro Aufpreis, eine Klimaanlage 1.309 Euro und der Metallic-Lack 470 Euro. Damit zahlt man 18.796 Euro, also etwa gleich viel wie bei Citroën - allerdings hat der sechs Airbags, während der Caddy nur vier aufweist.
Es geht kaum günstiger Einen Renault Kangoo mit 106 PS gibt es für 15.900 Euro. Will man Klimaanlage und ESP haben, wählt man die Ausstattung Expression für 17.650 Euro. Mit Metallic-Lack und Kopfairbags landet man bei 18.480 Euro und mithin wieder etwa beim gleichen Preis wie bei VW und Citroën. Preislich liegt der Berlingo also auf gleicher Höhe mit der Konkurrenz. Günstigere Angebote mit dem gleichen Rezept - viel Innenraum für wenig Geld - gibt es zwar, jedoch nicht mit ähnlichen Sicherheitseigenschaften. So bietet der alte Berlingo, der als Berlingo First weiter angeboten wird, weder ESP noch Seiten- und Kopfairbags. Und beim Dacia Logan MCV sind ebenfalls weder ESP noch Kopfairbags verfügbar.
Technische Daten
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Schaltung |
Motor Bauart: | Otto-Reihenmotor |
Hubraum: | 1.587 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 66 kW (90 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 132 Nm bei 2.500 UPM |
Preis
Neupreis: 15.550 € (Stand: Juni 2008)Fazit
Der Basis-Berlingo wurde in der neuen Version deutlich Van-artiger. Das lässt sich an den Ausbausitzen und dem Fahrwerk festmachen, das vom C4 Picasso übernommen wurde. Von dem hat der Berlingo auch moderne Komponenten wie das bisher fehlende ESP bekommen. Doch ist der Berlingo zumindest mit dem Basisbenziner kein Auto, das Spaß macht - mit dem 109-PS-Diesel sieht es vielleicht anders aus.Der Franzose ist weder innen noch außen schick. Das Fahrwerk enttäuscht wohl jeden, der schon mal einen Gedanken an Stoßdämpfer und Federn verschwendet hat. Auch vom Motor kann man kaum Positiveres sagen, als dass er für das Auto ausreichend ist. Doch dem alten Rezept der Hochdachkombis - viel Platz für wenig Geld - bleibt der neue Berlingo treu. Dass man die Sitze nur mit viel Muskelkraft und Geschick ausbauen kann, zählt nicht, denn auch wenn man die Möbel nur in die Senkrechte bewegt, hat das Auto sehr viel Platz für Gepäck. Der Preis ist auf dem Niveau der Konkurrenten. Doch der Renault Kangoo hat mit seinen versenkbaren Sitzen das bessere System und besitzt einen stärkeren Motor - bei niedrigerem Verbrauch.
Testwertung
Quelle: auto-news, 2008-06-09
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