Das 20-Sekunden-Cabrio: Der neue Lexus IS 250C im Test
Testbericht
Nizza (Frankreich), 30. Juni 2009 - Dort draußen, in den Häfen der Côte d'Azur, liegen die riesigen Yachten der Superreichen auf dem blauen Meer. Für die Abramowitschs und Co. dieser Welt sind die dicken Pötte Ausdruck ihrer Individualität und ihres Lebensstils. In die gleiche Richtung, allerdings auf dem Land statt auf dem Wasser, zielt Lexus jetzt mit dem neuen IS 250C. Wir sind der Frage nachgegangen, ob das japanische Klappdach-Cabrio nobler Kreuzer oder primitiver Kutter ist.
Formaler Durchschnittstyp
Da steht sie nun, die Cabrioversion des Lexus IS, kenntlich gemacht durch den zusätzlichen Buchstaben C. Doch halt, so einfach ist es nicht, denn der IS 250C soll auch noch die Rolle eines Coupés übernehmen. Damit nicht genug: "Wir wollten in Sachen Stil und Eleganz die Messlatte setzen", sagt Chefentwickler Keichi Yoneda selbstbewusst. Beim Blick auf das Fahrzeug ist man aber unsicher, ob man Yoneda-san zustimmen kann. Sicher, hässlich oder unattraktiv ist der 4,64 Meter lange IS 250C nicht, aber vom Stuhl reißt er einen auch kaum.
Wenig Gleichteile
Lediglich die Motorhaube, die Scheinwerfer, die Türgriffe und die Außenspiegel wurden von der Limousine übernommen, wie Lexus betont. Alles andere wurde geändert und dem 250C ein leichter Buckel verpasst. Letzterer ist notwendig, um das Blechverdeck darunter zu falten, doch zum Glück gelingt es Lexus, den "Quasimodo-Effekt" eines unförmigen Hecks zu vermeiden. Apropos unförmig: Unter diesen Begriff fallen die etwas klobigen Außenspiegel und die hässliche Stummelantenne an der Beifahrerseite. Umso überraschender ist die Tatsache, dass der 250C bei geschlossenem Dach mit einem cW-Wert von 0,29 durch den Wind flutscht.
Das Blitzverdeck Wichtigstes Merkmal des Lexus IS 250C ist natürlich sein Dach. Das Unternehmen hat im Bereich der Stahlverdecke bereits mit dem größeren SC 430 Erfahrungen gesammelt. Doch im Gegensatz zur zweiteiligen Mütze des SC besteht der Deckel des IS aus drei Teilen. Die Vorteile sollen in den Bereichen Komfort und Sicherheit liegen. Sehr schön, doch draußen vor der Tür ist es 27 Grad warm. Also muss das Metall-Klappdach erstmal runter. Wir schauen auf die Uhr und zählen mit: Nach nur 20 Sekunden haben die 15 Motoren und 37 Sensoren alles sicher verstaut. Doch der Wermutstropfen folgt auf dem Fuße: Als wir unser Gepäck im Kofferraum unterbringen wollen, wird es eng. Das Volumen beträgt nur noch magere 165 Liter, bei geschlossenem Verdeck sind es immerhin 420 Liter. Die Konkurrenz macht es indes auch nicht viel besser: Beim BMW 3er Cabrio sind es zwischen 210 und 350 Liter, beim Volvo C70 200 bis 404 Liter. Den Unterschied eines Stoffdachs zeigt der offene Audi A5, in dessen Kofferraum mindestens 320 Liter hineinpassen. Zwiespältige Gefühle im Innenraum Nun gut, im Kofferraum ist also nicht allzu viel Platz, doch wie steht es mit den Insassen, schließlich verkauft Lexus den IS 250C als Viersitzer. Hinter dem Lenkrad dauert es einige Zeit, bis man eine anständige Sitzposition gefunden hat. Speziell größeren Personen steht die weit in den Innenraum ragende A-Säule dominant im Blickfeld, zudem ist die Beinauflage der Sessel etwas zu kurz geraten. Netterweise spendiert Lexus bereits dem Basismodell eine elektrische Verstellung der vorderen Sitze und des Lenkrads. Mal eben lässig den Ellbogen auf die Tür legen ist aber nicht drin, dafür ist die Seitenlinie zu hoch. Die in der Türverkleidung verwendeten Kunststoffe wirken eher billig, ein Eindruck, der sich bei Teilen des Armaturenbretts fortsetzt. Hier verfehlt Lexus den eigenen Premiumanspruch klar. An der Übersichtlichkeit und der Bedienung gibt es nichts auszusetzen, nach einiger Zeit findet man sich zurecht, einzig die Lenksäule wirkt mit vier Hebeln überfrachtet. Wenig Harmonie Die Auswahl von Motor und Getriebe macht Lexus den IS 250C-Kunden leicht, es gibt nämlich keine. Unter der Haube arbeitet stets ein V6-Benzindirekteinspritzer mit einer Leistung von 208 PS, die Kraft überträgt eine Sechsstufen-Automatik. Bereits nach kurzer Fahrt wird klar, dass der Japaner eher gemütliche Segelyacht denn spritziges Rennboot ist. Der Motor agiert beim Dahingleiten sehr laufruhig, das Getriebe unterstützt den sämigen Charakter. Doch sobald man etwas Leistung abfordert, etwa zum zügigen Überholen, reagiert der IS 250C unwirsch. Die Automatik beginnt hektisch zu schalten, das Drehzahlniveau und das Laufgeräusch steigen rapide an. Unter spürbarem Protest wird der Wagen in neun Sekunden auf Tempo 100 geschoben. Ein Blick in die technischen Daten klärt auf: Das maximale Drehmoment von 252 Newtonmeter liegt erst bei 4.800 Umdrehungen an. Insgesamt wirkt das Zusammenspiel von Motor und Getriebe unharmonisch, gefühlt versickern viele Pferdestärken im Wandler der Automatik. Ein kleiner Trost ist die Möglichkeit, mittels Schaltwippen am Lenkrad manuell eingreifen zu können. Die Lenkung dürfte etwas direkter ausfallen, während das gute Fahrwerk Querfugen nach innen weiterreicht.
Geschlossen gut Stolz ist Lexus auf die Tatsache, dass die Luftverwirbelungen verringert wurden. Obwohl es im IS 250C kein Windschott gibt, halten sich die Turbulenzen bei stehenden Seitenfenstern im Rahmen. Wünschenswert wäre aber eine zentrale Taste, um alle vier Fenster gemeinsam hochfahren zu können. Im geschlossenen Zustand sorgt der Lexus für sehr viel Wohlfühlaroma, Laufgeräusche dringen nur selten an das Fahrerohr. Hinzu kommt ein prima Raumgefühl mit guter Kopffreiheit. Auf den Rücksitzen heißt es aber bereits ab 1,80 Meter Kopf einziehen, auch die Beinfreiheit ist allenfalls mäßig. Obwohl dank elektrisch umklappbaren Lehnen gut erreichbar, sollten Hinterbänkler nur Kinder sein oder maximal Kurzstrecken mitfahren. Schwierig gestaltet sich die Sicht nach hinten, auch bei eingeklappten hinteren Kopfstützen hält sich der Ausblick durch die Heckscheibe in Grenzen. Kein Wunder, dass eine Einparkhilfe serienmäßig ist, gegen Aufpreis ist auch eine Rückfahrkamera lieferbar. Mutige Preisgestaltung Wie steht es beim offenen Lexus mit den Kosten? Der Werksverbrauch wird mit 9,3 Liter auf 100 Kilometer angegeben. Damit liegt der Japaner auf dem Niveau des Volvo C70 T5 mit Geartronic, der 9,4 Liter zu sich nimmt. Sparsamer sind aber die deutschen Konkurrenten mit Automatik: In das BMW 325i Cabrio müssen nach gleicher Distanz 7,8 Liter in den Tank gekippt werden, beim luftigen Audi A5 2.0 TFSI sind es 7,4 Liter. Auch beim Anschaffungspreis liegt der Lexus mit 49.650 Euro an der Spitze. Allerdings ist er bereits ziemlich komplett ausgestattet, wird die 3.700 Euro teure "Luxury Line" hinzugewählt, bleibt kaum ein Wunsch offen. Extras sind dann nur noch ein aufwendiges Navi, Metalliclackierung und ein Abstandsregelradar. Dadurch relativieren sich die auf den ersten Blick günstigen Preise der Konkurrenz: BMW möchte 48.540 Euro und Volvo 47.170 Euro. Für den Audi werden sogar nur 45.100 Euro aufgerufen, allerdings weist er ein Stoffverdeck auf. Lexus selbst nennt als Absatzziel für sein neues Cabrio 2.000 Einheiten europaweit.
Das Blitzverdeck Wichtigstes Merkmal des Lexus IS 250C ist natürlich sein Dach. Das Unternehmen hat im Bereich der Stahlverdecke bereits mit dem größeren SC 430 Erfahrungen gesammelt. Doch im Gegensatz zur zweiteiligen Mütze des SC besteht der Deckel des IS aus drei Teilen. Die Vorteile sollen in den Bereichen Komfort und Sicherheit liegen. Sehr schön, doch draußen vor der Tür ist es 27 Grad warm. Also muss das Metall-Klappdach erstmal runter. Wir schauen auf die Uhr und zählen mit: Nach nur 20 Sekunden haben die 15 Motoren und 37 Sensoren alles sicher verstaut. Doch der Wermutstropfen folgt auf dem Fuße: Als wir unser Gepäck im Kofferraum unterbringen wollen, wird es eng. Das Volumen beträgt nur noch magere 165 Liter, bei geschlossenem Verdeck sind es immerhin 420 Liter. Die Konkurrenz macht es indes auch nicht viel besser: Beim BMW 3er Cabrio sind es zwischen 210 und 350 Liter, beim Volvo C70 200 bis 404 Liter. Den Unterschied eines Stoffdachs zeigt der offene Audi A5, in dessen Kofferraum mindestens 320 Liter hineinpassen. Zwiespältige Gefühle im Innenraum Nun gut, im Kofferraum ist also nicht allzu viel Platz, doch wie steht es mit den Insassen, schließlich verkauft Lexus den IS 250C als Viersitzer. Hinter dem Lenkrad dauert es einige Zeit, bis man eine anständige Sitzposition gefunden hat. Speziell größeren Personen steht die weit in den Innenraum ragende A-Säule dominant im Blickfeld, zudem ist die Beinauflage der Sessel etwas zu kurz geraten. Netterweise spendiert Lexus bereits dem Basismodell eine elektrische Verstellung der vorderen Sitze und des Lenkrads. Mal eben lässig den Ellbogen auf die Tür legen ist aber nicht drin, dafür ist die Seitenlinie zu hoch. Die in der Türverkleidung verwendeten Kunststoffe wirken eher billig, ein Eindruck, der sich bei Teilen des Armaturenbretts fortsetzt. Hier verfehlt Lexus den eigenen Premiumanspruch klar. An der Übersichtlichkeit und der Bedienung gibt es nichts auszusetzen, nach einiger Zeit findet man sich zurecht, einzig die Lenksäule wirkt mit vier Hebeln überfrachtet. Wenig Harmonie Die Auswahl von Motor und Getriebe macht Lexus den IS 250C-Kunden leicht, es gibt nämlich keine. Unter der Haube arbeitet stets ein V6-Benzindirekteinspritzer mit einer Leistung von 208 PS, die Kraft überträgt eine Sechsstufen-Automatik. Bereits nach kurzer Fahrt wird klar, dass der Japaner eher gemütliche Segelyacht denn spritziges Rennboot ist. Der Motor agiert beim Dahingleiten sehr laufruhig, das Getriebe unterstützt den sämigen Charakter. Doch sobald man etwas Leistung abfordert, etwa zum zügigen Überholen, reagiert der IS 250C unwirsch. Die Automatik beginnt hektisch zu schalten, das Drehzahlniveau und das Laufgeräusch steigen rapide an. Unter spürbarem Protest wird der Wagen in neun Sekunden auf Tempo 100 geschoben. Ein Blick in die technischen Daten klärt auf: Das maximale Drehmoment von 252 Newtonmeter liegt erst bei 4.800 Umdrehungen an. Insgesamt wirkt das Zusammenspiel von Motor und Getriebe unharmonisch, gefühlt versickern viele Pferdestärken im Wandler der Automatik. Ein kleiner Trost ist die Möglichkeit, mittels Schaltwippen am Lenkrad manuell eingreifen zu können. Die Lenkung dürfte etwas direkter ausfallen, während das gute Fahrwerk Querfugen nach innen weiterreicht.
Geschlossen gut Stolz ist Lexus auf die Tatsache, dass die Luftverwirbelungen verringert wurden. Obwohl es im IS 250C kein Windschott gibt, halten sich die Turbulenzen bei stehenden Seitenfenstern im Rahmen. Wünschenswert wäre aber eine zentrale Taste, um alle vier Fenster gemeinsam hochfahren zu können. Im geschlossenen Zustand sorgt der Lexus für sehr viel Wohlfühlaroma, Laufgeräusche dringen nur selten an das Fahrerohr. Hinzu kommt ein prima Raumgefühl mit guter Kopffreiheit. Auf den Rücksitzen heißt es aber bereits ab 1,80 Meter Kopf einziehen, auch die Beinfreiheit ist allenfalls mäßig. Obwohl dank elektrisch umklappbaren Lehnen gut erreichbar, sollten Hinterbänkler nur Kinder sein oder maximal Kurzstrecken mitfahren. Schwierig gestaltet sich die Sicht nach hinten, auch bei eingeklappten hinteren Kopfstützen hält sich der Ausblick durch die Heckscheibe in Grenzen. Kein Wunder, dass eine Einparkhilfe serienmäßig ist, gegen Aufpreis ist auch eine Rückfahrkamera lieferbar. Mutige Preisgestaltung Wie steht es beim offenen Lexus mit den Kosten? Der Werksverbrauch wird mit 9,3 Liter auf 100 Kilometer angegeben. Damit liegt der Japaner auf dem Niveau des Volvo C70 T5 mit Geartronic, der 9,4 Liter zu sich nimmt. Sparsamer sind aber die deutschen Konkurrenten mit Automatik: In das BMW 325i Cabrio müssen nach gleicher Distanz 7,8 Liter in den Tank gekippt werden, beim luftigen Audi A5 2.0 TFSI sind es 7,4 Liter. Auch beim Anschaffungspreis liegt der Lexus mit 49.650 Euro an der Spitze. Allerdings ist er bereits ziemlich komplett ausgestattet, wird die 3.700 Euro teure "Luxury Line" hinzugewählt, bleibt kaum ein Wunsch offen. Extras sind dann nur noch ein aufwendiges Navi, Metalliclackierung und ein Abstandsregelradar. Dadurch relativieren sich die auf den ersten Blick günstigen Preise der Konkurrenz: BMW möchte 48.540 Euro und Volvo 47.170 Euro. Für den Audi werden sogar nur 45.100 Euro aufgerufen, allerdings weist er ein Stoffverdeck auf. Lexus selbst nennt als Absatzziel für sein neues Cabrio 2.000 Einheiten europaweit.
Technische Daten
Antrieb: | Heck |
---|---|
Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | Benzindirekteinspritzer in V-Form |
Hubraum: | 2.500 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 6 |
Leistung: | 153 kW (208 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 252 Nm bei 4.800 UPM |
Preis
Neupreis: 49.650 € (Stand: Juni 2009)Fazit
In den allermeisten Fällen hängt der Autokauf vom persönlichen Geschmack ab. Im Fall des Lexus IS 250C kann man hinzufügen, auch von der Fahrweise des Einzelnen. Wer auf gemütliches Dahingleiten steht, wird mit dem Japaner glücklich. Sportliche Naturen sollten hingegen eher zum BMW 3er greifen. Insgesamt gilt es daher abzuwägen: 50.000 Euro sind eine Menge Geld. Bei Lexus bekommt man dafür zwar etwas weniger Prestige, aber eine fast komplette Ausstattung und ein exklusives Fahrzeug.Testwertung
Quelle: auto-news, 2009-06-30
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