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Testbericht

Stefan Grundhoff, 9. August 2017
Eine gepanzerte Mercedes G-Klasse ist in Russland nichts Besonderes und auch in Krisenregionen der Welt gehören die düsteren Geländewagen längst zum Straßenbild. Doch ein mattgrauer Alpha Armouring Titan ist selbst in Moskau oder Kiew noch eine Schau.

In gepanzerten Fahrzeugen sind in unseren Breiten zumeist hochrangige Politiker, Könige, Staatsgäste und Wirtschaftsgrößen unterwegs. In anderen Regionen der Welt sieht das ganz anders aus. Gerade in Ländern wie Südamerika, Russland oder den baltischen Staaten gehören schwer gepanzerte Schutzkolonnen zum Alltag. Während sich viele Politiker oder Konzernlenker von Dax30-Konzernen in Zentraleuropa um maximales Understatement bemühen, durch ihre Panzerfahrzeuge nicht aufzufallen, sieht das beispielsweise in Metropolen wie Moskau, Sankt Petersburg, Mexiko City, Riga, Minsk oder Kiew ganz anders aus. Hier trägt man gerne etwas dicker als dick auf und da ist eine gepanzerte Mercedes S-Klasse oder ein schwer gesicherter Audi A8 eben kontraproduktiv, wenn man neben allem Schutzbedürfnis auch noch mit seinem Gefährt auffallen will.

Der Mercedes G 500 4x4² ist eine der spektakulärsten G-Klasse aller Zeiten, aber manchem Kunden eben noch nicht einzigartig genug. Zudem fehlt die lebensrettende Panzerung, die Mercedes bei seinem Spaßmobil gar nicht anbietet. Eine ertragreiche Geschäftslücke, die Klaus Ackermann aus Garching bei München für sich erkannt hat. Seit Jahren bietet er mit seinem Unternehmen Alpha Armouring gepanzerte Mercedes G-Klassen, V-Klassen und Toyota Land Cruiser an, die an Privatpersonen, Organisationen oder Behörde gehen. Doch zunehmend geht es den finanzstarken Kunden nicht allein um den entsprechenden Schutz gegen die Wirren des alltäglichen Lebens. Man will auffallen und dabei allen Komfort einer Luxuslimousine genießen. So kreierte Klaus Ackermann zusammen mit seinem Team den Alpha Armouring Titan. Kurz gesagt die ungewöhnliche Kreuzung aus einer gepanzerten Luxuslimousine, einem spektakulären Showmobil und einem waschechten Geländewagen für unwegsames Terrain.

Hierfür wurde der bereits alles andere als normale Mercedes G 500 4x4² kurzerhand in zwei Hälften geteilt und um 60 Zentimeter verlängert. Portalachsen, Antriebstechnik und Komfort vorne kennt man vom knapp 300.000 Euro teuren Serienfahrzeug aus Grazer Produktion. Doch statt der alles andere als bequemen Serienrückbank einer G-Klasse gibt es Dank der Verlängerung große Fondtüren und vier komfortable Einzelsitze aus der V-Klasse. Sitze und sämtliche Komfortfunktionen lassen sich über Smartphones bedienen, die zentral in belederten Halterungen stecken. Dazu und allenfalls auf den zweiten Blick ersichtlich gibt es eine lebensrettende Panzerung von Blech und Scheiben, die selbst Kalaschnikov-Maschinenpistolen Stand halten soll, wenn es zum Überfall kommt.

Diese alles andere als unauffällige Lebensversicherung ist etwas für die Kunden, die bereits alles haben. "Auch dieser Kunde ist seit vielen Jahren bereits Kunde bei uns und hat schon G-Klassen", gibt Klaus Ackermann wenig über seinen Auftraggeber preis, "so ein Umbau findet in enger Abstimmung mit dem Kunden statt, wenn es um technische Ausstattung oder zum Beispiel die Farbe geht." Das kostet Zeit und hat seinen Preis. So liegt die Bauzeit des Titan bei bis zu sechs Monaten und kostet letztlich rund 900.000 Euro - zzgl. Mehrwertsteuer. Der Auftritt der verlängerten G-Klasse im Panzerkleid ist Dank Verlängerung und der breiten Spur dafür mehr als imposant. Wenn der restliche Verkehr trotz Schutzkolonne vor und hinter dem Fahrzeug nicht sofort zu Seite springt, helfen gleißend helle Flash-Leuchten, die im Kühlergrill und hinter dem Innenspiegel versteckt sind.

Hinter dem Steuer überrascht die Giganto-G-Klasse mit einer vergleichsweise gewöhnlichen Fahrweise. Die über vier Tonnen Leergewicht werden vom aufgeladenen V8-Doppelturbo überspielt, der von Mercedes-Edeltuner Brabus auf über 500 PS erstarkt ist. Ein Tritt aufs Gas und das mattgraue Ungetüm spurtet los, wie ein Wilder, während die zentimeterdicken Scheiben kaum Geräusche in den Innenraum lassen und die mächtigen 22-Zöller über alles hinwegrollen, was sich ihnen in den Weg legt. Werden die riesigen schwarzen Gummis einmal zerstört, kann der Alpha Armouring Titan natürlich Dank seiner Notlauffelgen aus der Gefahrenzone bollern. Die breite Spur und mächtige Bremsen sorgen dabei auch bei ambitionierter Fahrweise für die entsprechende Mobilität und einen kalkulierbaren Grenzbereich. "Das wird bei den gepanzerten Fahrzeugen immer wichtiger", ergänzt der Garchinger, "immerhin muss man bei Gefahr so schnell als möglich aus der Gefahrenzone kommen." Und wer nicht gefährdet ist, kann mit dem Titan ebenfalls auf dicke Hose machen. Der Koloss ist für die westliche Welt auch ungepanzert zu bekommen. Der Auftritt ist dann nicht weniger imposant.
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-08-09

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