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Testbericht

30. November 2008

Der Macho Brera 2.4 JTDM QTronic ein Frauenauto? Sogar im doppelten Sinn. Erstens: Schauen SIE fast alle. Zweitens: Auf der Fahrerseite gibt´s in der Sonnenblende Leuchte und Schminkspiegel. Sonst noch was zur Emanzipation? Das Weibchen - Delle gefällig? - stemmt die schwere Tür mit spätem Haltepunkt in schrägen Parkbuchten flott ins Nebenparkerblech – das freut das Alf(ph)a-Männchen nicht.

Der Innenraum
Und das Kind vom Kind im Mann? Geht, solange es noch nicht zum Konkurrenten an TV-Fernbedienung oder Bierkasten hoch herangewachsen ist, locker hinten hinein. Gepäck auch. Trotzdem ist die Ladekante hoch. Und wer als Erwachsener devot abgeduckt hinten sitzt, dem geht die Einstiegshilfe an die Beine: Ein beklemmendes Gefühl, wenn der elektrisch erst vor-, dann zurücksurrende Vordersitz sich plötzlich am Knie festfährt.

Klare Verbesserungen
Der alte Brera war zu schwer. Deshalb wurde zum Sommer 2008 gefaceliftet. Nun geht der straffe, nicht unbedingt virtuose Querfugenparierer schmiegsam über die Kuppen und sehr konsequent durch die Kurve. Die Bremsanlage, für 320 € mit Vier-Kolben-Monoblock-Festsattel vorne ausgestattet und in Rot lackiert, agiert extrem auf dem Sprung. Das Sportcoupé ist ein agiler Fronttriebler, wenn man ihn fordert. Das Drehmomentpfund von 400 Nm bringt ihn bei Vollgas und Nässe ganz natürlich aus dem Tritt. Eben aber nicht aus der Spur – sachtes Zerren, friedvoller Schlupf, aber kein Heck, das zum Überholen ansetzt wie früher.

Auch wie früher: Ein Motorraum, den man sich in den feuchtesten Träumen nicht hübscher vorstellen kann. Der Kaltstart – der kernige Fünfzylinder vergisst nun seine gute Kinderstube wie ein schnöder Ducato – geht dagegen ausgesprochen undezent vonstatten. Sind die 6,4 Liter Motoröl jedoch erstmal warm, wird auch dem mit Röhren und Röcheln sozialisierten Alfisto wärmer ums Herz. Faszinierend wie der Selbstzünder ohne erhebliche Zugkraftunterbrechung und im Drehmoment schwelgend in einem Guss zieht. Bei Vollgas aus niedrigen Drehzahlen schmaucht der Brera aus dem Antriebsstrang. Zumeist erübrigt sich Zurückschalten beim Surfen auf der Drehmomentwelle. Die Charakteristik ist ansonsten die eines typischen Diesels: Unten und in der Mitte geballt, oben herum zugeschnürt. Bei 4.000/min macht der V20 zu, bei 5.000 fährt er sich im Begrenzer fest.

Push the button
Ein Knopfdruck auf die Sporttaste der 6-Gang-QTronic, und der Puls hebt sich um ein gutes halbes Tausend Umdrehungen. Der nun 210 PS mobil machende 2,4 Liter-Turbodiesel (zuvor: 200 PS) tritt massiv an, aber er fährt sich, die Gänge manchmal länger als lieb haltend, in zu hohen Drehzahlen fest. Das sportliche Vorangehen erfordert mit Turbodiesel und Schaltautomat zudem eine Anpassung an die andere Sportmotorik des Selbstzünders: Früher auf´s Gas, immer schon einige Hundertstel vor dem Kurvenscheitel, da der Lader die Brennkammern erst richtig voll geschaufelt haben muss.

Das Zubehör
Die Extras sind human ausgepreist: Reifendrucksensoren für 280, Lichtsensor für 310 und die Sprachsteuerung und Lenkradtasten gewöhnungsbedürftig kombinierende „Blue&Me”-Navi für faire 310 Euro als USB-Stick im Handschuhfach. Das riesige Glasdach macht die Höhle zum lichten Glashaus und schafft Sitzriesen, deren Kopf dort beginnt, wo Italiener oft schon aufhören, die notwendigen Zentimeter, um korrekt sitzen zu können. Die tief nach hinten gezogene Fensterlinie sorgt für freien Blick, den die Heckfensterscharte wieder cuttet. Und Ablagen? Der Brera ist auf Sportcoupé formatiert: schmal, klein oder verkastelt (Handschuhfach). Die Zusatzinstrumente (Tankanzeige, Wassertemperatur, Ladedruck – keine Öltemperatur) sitzen tief. Der Bordcomputer wirkt aufgeräumt, der Lenkstockhebel überfrachtet. Und der tief platzierte Tempomathebel agiert nicht nur im Sichtschatten des sinnlichen Ledervolants, sondern eröffnet ganz neue Bedienoptionen: Die Steuerung – eigenartige Bewegung – mit dem linken Knie. Ansonsten? Keine Bedienrätsel.

Fazit
35.900 € zahlt man für den Brera 2.4 JTDM, 2.050 für die QTronic. Der Brera Diesel rennt 231 km/h, spurtet in 7,9 s auf 100, und erledigt den stehenden Kilometer in 28,4. Der Selbstzünder ist auch deshalb die erste Wahl, da man sich den versoffenen 3,2 Liter-V6-Benziner von Holden gerne spart, weil der eben nicht spart (16,7 l Super im Stadtverkehr statt 9,2 l Diesel). Und die Schaltstütze QTronic? Boykottiert im Handschaltbetrieb frühes Hochschalten mit einem nervigen Piepser und zwingt – auf dem Weg von oder zu D – zum zeitraubenden Umlegen des Wählhebels. Halt was für Frauen, … – die Automatik.

Fotos © 2014 Redaktionsbüro Kebschull

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