Wieso ausgerechnet ein Lada Niva, wurde ich einmal gefragt.
Es gibt doch viel besserere Autos heutzutage.
Bessere vielleicht schon, aber eben keinen Lada Niva.
Er ist ein Geländewagen, kein SUV wo mehr Wert auf Komfort und Understatement gelegt wird. Obwohl ich jetzt mal ganz frech behaupte das er der erste "SUV" überhaupt war. Während bei modernen Vertretern seiner Zunft bald die Scheinwerfer an die A-Säule anecken, hat der Niva sein Gesicht behalten und strahlt Beständigkeit aus. Hier wurde noch konstruiert und nicht designed
Neuesten Meldungen zur Folge steht der Nachfolger bereits in den Startlöchen. 2015/2016 geht die Lada Niva Epoche zu Ende, nach 40 Jahren Bauzeit. Über den Nachfolger ist noch nichts spezifisches bekannt, außer das er eher wie ein Allerwelts "SUV" wirkt.
Momentan ist der alte NIVA noch beim Importeur als Niva TAIGA, mit einigen kleinen Retuschen und deutscher Fahrgestellnummer erhältlich. Als Kleinserienmodell von 1000 Stk. um die verschärften EU Bestimmungen zu umgehen. Auch der Landy Defender bleibt davon nicht verschont.
Es wäre auch aufgrund des konstruktiven Alters unfair, moderne
Bewertungskriterien beim Niva anzuwenden.
Wer einen Niva fahren will sollte sich nichts aus den modernen Errungenschaften im Automobilbau machen, sondern einfach nur Autofahren wollen. Und der Niva fährt überall.
Beim Umstieg von einem modernen Pkw wird der Unterschied am
deutlichsten. Man sitz vor einem Armaturen "Brett" ,wer nichts von ergonomisch durchgestilten Wulstgebirgen moderner Autos hält, fühlt sich im Niva sofort wohl. Die kantige Karosserieform läßt ein überagendes Raumgefühl aufkommen. Auch die Übersichtlichkeit ist phänomenal. Beim fahren jedenfalls geht alles irgendwie schwerer. Die Schaltung braucht etwas Nachdruck, hat lange, aber exakte Schaltwege und einen Schalthebel der seinen Namen verdient. Die Geräuschkulisse und das Heulen des Antriebsstrangs ist ungewohnt. Nach einigen Kilometern macht es aber richtig
Spaß die Technik hautnah zu spüren.
Dem Niva wird auch nachgesagt auf der Straße nicht viel zu taugen. Das stimmt nur in Hinsicht auf die Fahrleistungen.
Es geht behäbig zu, genau passend zum Fahrwerk.
Richtig komfortabel wird er auf Schlaglochpisten, wo auch die gefühllose Lenkung ihre Vorzüge zeigt und nicht jede
Unebenheit dem Fahrer rückmeldet. Bei einer 800 km Autobahnfahrt stellte ich sogar fest das der Niva auch Langstreckentauglich ist. Zeit sollte aber keine Rolle spielen. Jedenfalls war ich durch die niedrigere Reisegeschwindigkeit und die bequeme aufrechte Sitzposition so entspannt, das ich die Strecke nochmal fahren könnte. Die Geräuschkulisse hält zudem auch wach.
Im Gelände fasziniert seine enorme Wendigkeit. Die Achsverschränkung ist unglaublich, es sind immer alle Räder am Boden. Ideal für verwinkelte Waldwege oder steile Obstbaumwiesen, wo mein Niva zum Einsatz kommt.
Auch die damit verbundenen Verunreinigungen sind im Niva, dank seiner abwaschbaren Gummimatteneinlagen kein Problem.
Empfehlenswert bei häufigem Feldwegeinsatz sind nachrüstbare Radhausschalen. Eine Hohlraumkonservierung sollte in jedem Fall durchgeführt werden und der Unterbodenschutz regelmäßig kontrolliert und ausgebessert werden. Sonst kann ich zum Thema Rost noch nichts sagen.
Beim Thema Zuverlässigkeit hat sich bei meinem Niva noch nichts Gravierendes ereignet. Ganz fehlerfrei ist er aber nicht. Anfangs wurde der Katalysator und ein Einspritzventil auf Garantie ersetzt. Der Scheibenwischermotor und ein knarrender Achsschenkelbolzen fielen noch unter Garantie. Die Vorderachsgeometrie sollte man im Auge behalten, es kann auch bei neuen Modellen zu ungleich abgefahrenen Reifen führen. Der Antriebsstrang leidet häufig an Ölleckagen deshalb sollte bei einer Undichtigkeit gleich die anderen Dichtringe zusammengefaßt und vorsorglich gegen haltbarere ausgetauscht werden. Die bei höheren Geschwindigkeiten aufkommenden Vibrationen des Antriebsstrangs muß man in Kauf nehmen, bei der neuen Niva Generation "M" wurden diese aber konstruktiv durch Einsatz neuer Gleichlaufgelenke weitgehend eliminiert. Die ansonsten sehr bequemen Vordersitze gaben auch Grund für Bastelarbeiten, die Lehnenverriegelung sowie die Verstellarretierung sind mit etwas handwerklicher Begabung schnell repariert. Ein großer Vorteil ist die einfache Bauart insgesamt. Der Niva gibt keine Rätsel auf. Ein grundehrliches Auto. Die gesamten Reparaturkosten sind in den gesamten 7 Jahren auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Pfleglicher Umgang ist natürlich vorrausgesetzt. Mit zunehmenden Alter ist es ratsam die bekannten
Rostherde zu beachten und rechtzeitig zu beseitigen, bevor es ein böses Erwachen gibt. Dazu gibt es ganze Internetforen die sich damit beschäftigen. Vor der diesjährigen HU wurden die hinteren Bremszylinder ersetzt, sowie die Lagergummis am Stabilisator. Auch ein hakendes Zündschloß trübte die Freude, der Austausch ließ sich mit etwas handwerklichem Geschick kostengünstig selbst erledigen. Durch das Zweischüsselsystem Tür u. Zündschloß extra, gibts keinerlei Probleme mit dem Schlüsselcode. Einen pannenmäßigen Ausfall gab es in den gesamten 7 Jahren noch nicht, nur einmal lief er nach Ausfall des Nockenwellensensor im Notprogramm weiter. Ein Bauteil das in allen Pkw den Dienst verwehren kann.
Die TÜV Prüfung 2011 ergab leichte Mängel in Form von leichten Rissen am Bremsschlauch zum lastabhängigen Bemsverstärker und leichtes Radlagerspiel vorne. Der Krümmer kündigt sich an. Ebenso fangen die Scheinwerferreflektoren an zu korrodieren, Austausch problemlos und günstig. Die nicht allzu standfesten Ausgleichsbehälter für Bremse und hydr. Kupplung trübten durch
Leckagen unterm Auto die Freude, erfreulicher war der problemlose
und billige Austausch.
Mittlerweile im achten Jahr angekommen bei 65 tkm.
Besondere Auffälligkeiten gab es keine, der Auspuffkrümmer wird aber höchstwahrscheinlich getauscht werden müssen.
Ein undichter Heizungshahn ließ den Beifahrerfußraum naß werden, bis zur Reparatur sorgte ein daruntergehängter Auffangbehälter für Ruhe. Beim NIVA geht sowas. Etwas fummelig zu reparieren, ansonsten ca. 100 Euro inkl. Arbeitsstunden in der Werkstatt.
Ein defektes Blinkerrelais und Rostansätze am Heckklappenschloß wurden in Eigenregie behoben.
Der Hebel zur Heckklappenentriegelung wurde mittels eines Stahlbolzens dauerhaft neu angebracht.
Bei der diesjährigen HU 2013 gab es keine Beanstandungen.
Es wird manchmal behauptet, Dreck konserviert. So läßt es mich manchmal schaudern wie manche ungepflegten Niva Exemplare nach kürzester Zeit aussehen. Ich bin oft auf Wald und Wiese unterwegs, es hält mich aber nicht davon ab regelmäßig die Radläufe und alles untenherum zu säubern und auszubessern.
Auch die Wäsche im Winter wegen Streusalz scheint ihm gut zu bekommen.
Die Autogasausrüstung setzt dem allen noch die Krone auf. Ein wirkliches Sparmobil ist der Niva zwar nicht, aber im Gasbetrieb halten sich die Spritkosten in erfreulichen Grenzen. Anderst als bei den meisten Autogasfahrzeugen
mit Gastank in der Reserveradmulde, führt der Niva, dank seines Unterflurtanks, ein vollwertiges Ersatzrad im Motoraum mit.
Alles in allem ist der Niva ein alltagstaugliches Arbeitsgerät das mehr leistet als man ihm zumutet.
Da er inzwischen Kultstatus hat, dürfte auch das Billigheimer Image kein Problem sein. Wer hier und da ein Auge zudrückt dem wird der Niva regelrecht ans Herz wachsen. So wie es bei mir geschehen ist.
Ein kleines Detail ist noch zu erwähnen. Bei Begegnung mit einem anderen Niva wird meistens freundlich gegrüßt. So sind meine Erfahrungen. Ein schönes Miteinander im Straßenverkehr.