Erfahrungsbericht Lada Niva 1.7 LPG (81 PS) von Anonymous, Juni 2019
Meinen Niva kaufte ich (bei klarem Verstand) 2009 als Neuwagen. Der LPG-Einbau erfolgte ab Werk mit einer PRINS-Anlage und 60l-Unterflurtank.
Das "LPG ab Werk" hat allerdings nur auf dem Papier (kein Garantieverlust durch Änderungen am Motor) stattgefunden. Da schraubt in Togliatti niemand eine LPG-Anlage drunter...
Ein passender Umrüster in der Nähe war da die richtige Wahl. Die gesamten Arbeiten samt Papierkram wurden vor der fahrzeugübergabe durch den Händler erledigt. Der Preis lag damals bei ca. 12.500 EUR.
Um häuslichen Streit ums Auto von vornherein zu vermeiden, wurde übrigens ein zweiter, baugleicher Niva beschafft - dazu gleich mehr.
Beide Fahrzeuge wurden "normal genutzt". Also Untersetzung und Sperre wurden nur sehr selten genutzt, Langstrecke und Autobahn mit 120km/h aber häufig. Stadtverkehr mit Stop-and-Go war die Ausnahme.
Zu den Erfahrungen:
Längere Europatouren waren auch ohne Streckenplanung zu 95% mit LPG machbar. Die Tankfüllung mit 50 litern (mehr passt technisch nicht in den 60er tank) erlaubt je nach Fahrstil 390-420 km Reichweite. Der "Reservetank" mit Normalbenzin könnte dann nochmals 250 km ??? bringen. Genaue Werte habe ich nicht, da ich nie eine komplette Benzin-Tankfüllung leerfahren musste.
Nach ca. 20.000 km Laufleistung bei meinem Niva 1 machte das Getriebeeingangslager Geräusche, die sofort auf Garantie behoben wurden. Das Problem trat dann nicht wieder auf. Der 2. Niva hatte ähnliche Geräusche nach 100.000 km. Wurde beim Wechsel der Kupplung dann mit behoben.
Typisch bei beiden Niva: Kühlerschläuche besser gleich gegen Silikon-Varianten tauschen. Wie üblich tropft sonst Kühlwasser am Thermostat in die Lichtmaschine und sorgt für Reparaturen. Ersatzteile sind schnell und günstig zu bekommen und auch Reparatursätze mit Kleinmaterial erlauben kostengünstiges Schrauben. Die Gasanlagen liefen bislang 168.000 und 120.000 km problemlos und waren ihr Geld wert. Nach 120.000 km war bei Niva-1 die Kopfdichtung fällig. Auch diese Reparatur wurde selbst erledigt. Den Zeitaufwand habe ich allerdings unterschätzt. Den Austausch der Ölpumpe bei 150.000 km durfte dann doch eine Werkstatt übernehmen, da man dazu den Motor anheben oder die Achse absenken muss. Ursache für die Verstopfung der Pumpe war eine defekte/verschlissene Steuerkettenführung. Der Abrieb ging in die Pumpe. 1400 EUR Kosten ware aber nach 10 Jahren Laufzeit akzeptabel.
Beim LPG-Tank ist nach ca. 10 Jahren ein Austausch fällig.
Der Spass kostet dann ca. 600 EUR inkl. Gas-TÜV.
Rost war nach ca. 5-6 Jahren sichtbar. Beide Niva (Niven? Nivas?) standen überwiegend draussen. Typische Stellen sind die Scheibendichtungen und das Kennzeichenschild an der Heckklappe - Schönheitsfehler ohne TÜV-Probleme...
Mein Niva-1 wurde leider bei 168.000 km durch "Drittverschulden" aus dem Leben gerissen - Totalschaden...
Den Aufprall mit 90 in die Leitplanke überstand nur der Fahrer ohne Folgen - dank solider, russischer Technik!
Fazit nach 10 Jahren:
- LPG lohnt sich, zusätzliche Reichweite super, Unterflurtank stört auch im Gelände nicht wirklich
- Preis/Leistung stimmt, Ersatzteilpreise stabil und günstig, Werkstattkosten dank einfacher Technik moderat, vieles lässt sich selbst reparieren.
- Zuverlässigkeit soweit OK
- Fahrspass?
Ja: Wenn man im Winter eingeschneit ist, die Nachbarn noch das Auto freigraben um dann zu merken, daß der Frontantrieb dann auch nicht reicht, während man selbst einfach nur losfährt - unbezahlbar!
Ja: Wenn im dicksten Feierabendverkehr in Genua die Italiener dem Touristen (aus Angst) platz machen - einfach super!
- Sicherheit: Da man im Niva eh nicht der Schnellste auf der Piste ist, hält sich das Risiko in Grenzen. Allrad im Winter (ja, es gibt noch Schnee) ist eine tolle Sache.
In meinem (Crash-)Fall hat mir "mein Russe" wohl den A*** gerettet - dank der soliden Konstruktion!
Das neue Fahrzeug wird natürlich wieder ein Niva.
(Niva Nummer 2 ist nach 10 Jahren und nunmehr 130.000 km noch immer unterwegs. )