Wie sind eure Erfahrungen mit runderneuerten Reifen?
Es ist wieder Reifenwechselzeit.
Nutzt jemand von euch runderneuerte Reifen?
Wie sind die Erfahrungen damit?
Ich selber kenne es so, dass die Dinger häufig extrem unrund laufen und damit zittern und schlagen, was mindestens einen deutlichen Komfortverlust bedeutet.
Hat jemand von euch eine andere Meinung dazu?
So etwas meide ich wie der Teufel das Weihwasser. Ich gehe auch nicht mit Badelatschen vom Flohmarkt Bergwandern.
Aus einem einfachen Grund: Die Dinger haben im PKW-Sektor nichts mehr zu suchen. Was bei LKW und auch bei Flugzeugen funktioniert (dort aber mit weitaus höheren Anforderungen), ist beim PKW völlig überholt.
Reifen, die Opa anno 1960 aufzog, mussten in der Regel nur einen Käfer mit 40 PS und Tempo 120 aushalten, heutezutage schafft jeder Kleinwagen Fahrleistungen, die zu Opas Zeit ein Mittelklasseauto brachte.
Man mache sich mal klar, dass der Unterbau des runderneuerten Reifens zehn, fünfzehn Jahre alt sein kann. Nur das Profil darauf ist neu. Niemand weiß, was in dieser Zeit mit dem Reifen angestellt wurde: Fahren mit zu geringem Reifendruck, rüdes Bordsteinparken, Schlaglochpisten, überladenes Auto.... und das hat nur vier Reifen. Im Gegensatz zu LKW und Airbus ist das einfach zu wenig, um bei einem schlagartigen Platzer noch sicher "landen" zu können.
Deshalb sage ich zu runderneuerten Reifen, wie auch zu gebrauchten, nein danke.
Warum eigentlich will die Auto-Nation Deutschland ausgerechnet am Wichtigsten beim Autofahren sparen: Dem sicheren Kontakt zur Straße, wobei diese "Schnäppchen" garantiert keine sind? Ein einziger Ausflug in den Straßengraben, und das eben Gesparte geht direkt zum Abschlepper und in die Werkstatt. Wenn überhaupt noch...
Nein, die müssen nicht unrund laufen. Das ist eine Frage des Preises und der Auswuchterei.
Es gibt andere Gründe, die von runderneuerten abraten lassen.
1.Versteckte Schäden in der Karakasse sind auch bei aller Sorgfalt nicht immer zu entdecken, wodurch der runderneuerte
zur tickenden Bombe wird.
2.Für die Autos der 50-er, 6o-er, manche sogar 70-er waren die Dinger bei Höchstgeschwindigkeiten um 140 km/h noch gut.
Ich habe damals selbst auf meinem Käfer mit 30 PS (nicht 40, das war erst weit später) nur runderneuerte gefahren. Zu der
Zeit fuhren Sportwagen so um 150 km/h Vmax. Ich habe nie schlechte Erfahrungen machen müssen mit den runderneuerten,
ie wurden jedoch eben nur den Möglichkeiten entsprechend verwendet.
3. Zur rechten Jahreszeit gekauft (im Herbst die Sommer-, im Frühjahr die Winterreifen) sind heutige Reifen kaum
teurer, als gute (wirklich gute) runderneuerte, aber sicherer.
Ich würde heute nicht einmal geschenkte runderneuerte aufziehen -----sie sind für heutige Autos nicht gedacht.
Da wir heute 2017 haben, sollte man vielleicht irgendwelche Geschichten aus den 1960er Jahren auch dort ruhen lassen, wo sie schon vor 20 Jahren begraben wurden.
Wir haben seit 20 Jahren Richtlinien, technische Normen, zertifizierte Industrieproduktion, ... da hat sich qualitativ etliches verändert, auch, genauer gerade bei den Runderneuerten. Die größte Problematik mit den Platzern gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr. U.a.: Reifen mit defekten Karkassen werden nicht erneuert, der Geschwindigkeitsindex der Erneuerten ist mindestens ein Klasse und mindestens 30 km/h kleiner, als der Ursprungsreifen hatte, kein Geschwindigkeitsindex höher H=210 km/h.
Durch die Reduzierung des Geschwindigkeitsindex haben Runderneuerte eine stabileren Karkasse als der ursprüngliche Neureifen. Die üblicher Alterung der Karkasse wird über diese Vorschrift mehr als kompensiert. Die Stabilität Runderneuerter steht außer Frage, die ist tatsächlich besser, als bei Neureifen.
Ein runderneuerter S (180 km/h) muss die Prüfung bei 210 km/h bestehen, ein fabrikneuer S muss 30 Sekunden bei 180 km/h überstehen. Ein fabrikneuer S macht keine 210 km/h, denn sonst wäre es ein H und könnte teurer verkauft werden; ein runderneuerter S besteht die 210km/h, denn sonst könnte es kein (runderneuerter) S sein.
Die für Runderneuerte klassischen, "bekannten" Reifenschäden mit Karkassen-Ursache oder auch Profilablösungen sind prozentual geringer, als bei neuen Markenreifen von den namhaften, für ihre Qualität bekannten Reifenherstellern.
Bedeutet allerdings nicht gleich, dass Runderneuerte sonderlich toll sind, allerdings haben die nicht mehr die "bekannten" Schwächen, wie sie hier bereits genannt wurden und aus diesen Gründen abgelehnt werden.
Problem bei Runderneuerten ist die aufgebrachte Profillage, die aufgrund des deutlich anderen Produktionsprozess deutlich anders in der Mischung aufgebaut ist.
Die Fahrdynamik ist grauenhaft, Grenzbereich kommt deutlich früher, ist wesentlich kleiner und kaum kontrollierbar. Der Bremsweg auch gerne zwei Autolängen mehr als in Erstausrüsterqualität. Und nur weil der Begriff Dynamik drin ist, hat das dennoch nichts mit schnell zu tun. Dass man diese Problematik mit einer vorsichtigeren oder langsameren oder gemäßigten, ruhigeren Fahrweise kompensieren könnte, ist nur ein Trugschluss aus einer missverständlichen Begrifflichkeit.
Zweiter erheblicher Bereich ist der Verschleiß von Runderneuerten. Die Profillage ist aus einer umgangssprachlich weicheren Gummimischung und hat daher einen etwa 30% höheren Verschleiß als ein durchschnittlicher Neureifen. So sehr mit Geldsparen bei Runderneuerten ist da nichts, wenn man nicht allein den Kaufpreis, sondern auch den Verschleiß berücksichtig.
In dem Zusammenhang der hohen gesetzlichen Anforderungen an Runderneuerte ist es mittlerweile interessant, dass Neureifen aus dem untersten Preissegment, vorrangig aus indischer oder chinesischer Produktion im Fahrverhalten nochmals schlechter sind, als Runderneuerte.
Mit Sätzen wie: "... das eben Gesparte geht direkt zum Abschlepper und in die Werkstatt. Wenn überhaupt noch..." sollte man vorsichtiger umgehen, denn das betrifft nicht nur Runderneuerte oder Chinabillig-Reifen, sondern in der selben Art auch Michelin, Conti und wie die Testsieger alle heißen:
Mein Großer (auch nur ein Kompakter mit 1,6 Tonnen leer) hatte serienmäßig Conti in 225/40-18 V, ein Reifen außerhalb jeglicher Kritikfähigkeit bei der Sicherheit und einem Bremsweg von 35,4 Meter aus 100 km/h; jetzt fahre ich einen Dunlop SportMaxx 235/35-19 ZRY UHP und habe einen Bremsweg von 34,2 Meter (kein Semi-Slick, relativ normaler Straßenreifen mit Nässeverhalten A+).
Sicher kostet dieser Dunlop ein paar Euro mehr, aber wenn man 1,2m vorn von der Stoßstange nach hinten abmisst, oder die höhere Kurvengeschwindigkeit bis er versucht weich einzudrehen, dann muss man gegenüber einem guten Conti, Michelin, Pirelli, ... auch anmerken, dass das eben Gesparte direkt zum Abschlepper und in die Werkstatt geht. Wenn überhaupt noch...
Nicht immer das eigene Verhalten oder Denkweise als Universalreferenz für "so ist es richtig" oder "das ist das optimal machbare" darstellen, wenn es dann doch nur das (eigene) Geld ist, was man auszugeben bereit ist und nicht die propagierte Sicherheit
Wenn ich so lese, was Fachleute wie GTÜ von Rundereneuerten halten und was beim Testen rauskommt, kann ich dir da nicht so zustimmen. Stimmt schon, dass die über die Zeit -auch durch entsprechende Vorschriften- besser geworden sind, aber vom Urteil "gut" sind die immer noch entfernt und allenfalls für anspruchslose Sehr-wenig-Fahrer ein Rat:
http://www.handelsblatt.com/auto/test-technik/runderneuerte-winterreifen-am-falschen-ende-gespart/4690986.html
Ein Landwirt hier zog vor einigen Wochen einen älteren Golf aus dem Acker. Ein Herr hatte sich den gerade gekauft, angeblich mit "guten Ganzjahresreifen." In einer Kurve musste er auf nasser Straße bremsen, weil ein Traktor vor ihm fuhr. Nicht stark, so ganz normal. Das Auto rutschte trotzdem geradeaus einige Meter in den Acker und blieb dort stehen. Es stellte sich heraus, dass die "guten" Reifen betagte Runderneuerte waren - mit noch genügend Profil.
Übrigens: Hattest du nicht selbst vor etwa einem Jahr (geschätzt) mal über Runderneuerte geschrieben, dass "die längst hätten nicht mehr zugelassen werden sollen?"
Ich habe nicht geschrieben, dass die in einer absoluten Bewertung über alle Kriterien "gut" sind, sondern dass sie in einer relativen Bewertung besser sind, als so manch angebotener Neureifen. Der Unterschied zwischen einem Scheißreifen und einem noch scheißererem Reifen. Etwas ist nicht gut, nur weil irgendwo etwas noch Scheißeres findet, auch wenn es ein Laden wie VW behauptet.
Wo Runderneuerte allerdings tatsächlich auch objektiv gut sind, ist genau die Thematik, die als vorrangiges KO-Kriterium auch hier angeführt wird: diese angeblichen Karkassenschäden und Reifenplatzer. Dieses Argument gibt es seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr. Durch die Vorschriften und technische Entwicklung bei der Produktion sind derartige Schäden faktisch bei null, erstaunlicher Weise deutlich geringer als bei neuen namhaften Markenreifen.
Erstaunlicher Weise sind die gesetzlichen Anforderungen und einzuhaltenden Bedingungen bei runderneuerten deutlich höher, als für Neureifen. Was dann sich auch in der Realität beweist, dass es etliche Neureifen gibt, die in der Bauqualität schlechter sind, als ein Runderneuerter.
Eine ganz andere Thematik neben der Bauqualität ist das Fahrverhalten eines Reifen, für das es ebenso erstaunlicher Weise keinerlei Vorschriften, Mindestkriterien oder ähnliches gibt. Wenn ein Reifen 30 Sekunden bei 210 km/h ohne auseinander zu fliegen überlebt, dann ist es zulässiger H-Reifen. Dass dieser Reifen schon bei 150 km/h so schmierig wird, dass die Spurstabilität weg bricht und man durch den Seitenwind beim LKW-überholen von der trockenen Fahrbahn segelt, das ist für die Zulässigkeit vollkommen egal.
Ein Verbot von Runderneuerten halte ich für vollkommen falsch. Mit einem derartigen Verbot werden die Käufer von Runderneuerten aufgrund ihres "Preisbewusstseins" in eine Produktkategorie gedrängt, die dann zwar den Zustand neu, jedoch im Straßenverhalten oftmals schlechter als Runderneuerte sind.
Dein Beispiel halte ich auch aus anderen Gründen für ideologisch sehr einseitig. Wenn ein Auto aus der Kurve abliegt, kann es dutzende Gründe geben, von denen die Reifenqualität nur einer ist und nicht zwangsweise ursächlich. Mit nasser Fahrbahn, Kurve, älteres Fahrzeug (Stoßdämpfer, ausgegnaggelte Radführung), Fahrer (situative Selbstüberschätzung, nie einen Fahrfehler begehend) und Traktor (verschmutzte Fahrbahn, Geschwindigkeitsdifferenz) hast Du selbst sieben weitere, neben den Reifen ebenso unfallursächliche Möglichkeiten genannt.
So lange, wie Fahrzeuge mit nicht-runderneuerten Reifen häufig und gerne in genau diesen Situationen abfliegen, ist es doch merkwürdig einseitig anzunehmen, dass Fahrzeuge mit Runderneuerten immer nur wegen den Runderneuerten abgeflogen sind. Zu implizieren, dass der Abflug mit "richtigen" Reifen nicht passiert wäre, ist doch klar daneben, wenn nicht nur mit "richtigen" Reifen, sondern auch mit absoluten Testsiegern abgeflogen wird.
Den von Dir verlinkten Test finde ich haarsträubend, da hier Runderneuerte gegen die absoluten Testsieger antreten und das ohne Zweifel katastrophale Ergebnis auf "runderneuert" geschoben wird. Dem ist nicht so, denn wenn man "preissensible" Reifen gegeneinander antreten lässt, sind runderneuerte Reifen gerade aufgrund ihrer herstellungsnotwendigen weicheren Gummimischung häufig besser als neue Billigreifen.
Diese Testdurchführung suggeriert den fatalen Rückschluss, dass ein Neureifen unter winterlichen Bedingungen prinzipiell besser ist, als ein Runderneuerter. Hier wurde nicht neu vs. runderneuert unter gleichen Bedingungen (Preisklassse) getestet, sondern runderneuert gegen das zu dem Zeitpunkt maximal mögliche, die Creme der Creme der technischen Entwicklung.
Bei der Bewertung der Fahrdynamik testet man auch keinen Golf gegen einen Porsche Carrera RS und stellt dann fest, dass ein Golf eine katastrophale Fahrdynamik, Bremswege, mögliche Kurvengeschwindigkeiten und nur extrem geringe Sicherheit vor einem Abflug hat.
Wie sinnig ist denn überhaupt dieser Test? Wer runderneuerte Winterreifen kauft, der macht das doch nicht, weil er ebenso gut auch 500 Euro für einen Satz Winterreifen ausgeben kann. Hier wäre es doch wesentlich besser, wenn man einen Vergleichs-Test im "preissensiblen" Reifensegment durchführt, um eben dieser Käufergruppe auch das in dem Bereich "Bestmögliche" aufzuzeigen.
Ansonsten macht man das doch auch, denn auch bei den Sommerreifen ist es "nur" das Preissegment, was gute Fahrleistungen begrenzt. Die Reifentest zB. in der Kompaktklasse orientieren sich in der Testauswahl an einer Preisgrenze von ~600 Euro/Satz. Würde man auf den Preis keine Rücksicht nehmen, sondern nur nach "zulässigen Großserienreifen" gehen, bekommt man Reifen, die den hervorragenden Testsiegern um die Ohren fahren und mies dastehen lassen.
Statt einem Verbot von Typen bin ich für eine Zulassungsvorschrift nach Mindestkriterien, hier eben das Erschaffen von fahrdynamischen Mindestkriterien bei Bremswegen, Kurvengeschwindigkeiten, Nässeverhalten und derartigen Positionen. In der Praxis interessiert nicht die Produktion, sondern die Fahrwerte. Ausgenommen eines Typ-Verbots, für das ich bin: das Verbot von Winterreifen im Sommer.
Größtes Problem sehe ich allerdings in Mängeln bei der Fahrausbildung, dieses Stammtisch vs. Physik. Es wäre m.M.n. weitaus mehr geholfen, wenn in der Fahrausbildung mehr auf diese Thematik eingegangen wird und den Leute verständlich gemacht wird, dass ein Auto der Physik und den Naturgesetzen, jedoch nicht dem Allgemeinwissen oder Stammtisch- und "neuerdings" auch Forenmehrheiten oder Forenlinks unterliegt.
Allein schon dieses "Winterreifen immer schmaler, weil es eine geringere Aufstandsfläche und somit höherer Flächendruck hat", widerspricht komplett der Physik und Mathematik. Gilt jedoch beim Auto als richtig, obwohl es tatsächlich genau umgekehrt ist: der Breitreifen steht auf einer kleineren Fläche und kann wegen des höheren Anpressdrucks und der darauf angepassten Profilgestaltung deutlich höhere Brems- und Anfahrkräfte auf Schnee und Eis übertragen.
Danke für deine ausführliche Erklärung.
Kann ich alles nachvollziehen, habe ich bisher so nicht gesehen bzw. gewusst.
Der "Abflug" stand so in der Tageszeitung. Ob da Dreck lag oder der Mann zu schnell war,nicht. Die genannte Kurve ist langgezogen, die Strecke übersichtlich.
Den Reifentest der GTÜ verstehe ich unter anderen Vorzeichen: Er ist kein Vergleich wie zwischen Porsche und Golf, sondern der Porsche stellt hier die Referenzwerte. So ist das doch im Autosektor üblich, an den Referenzwerten messen sich im Test die darunter liegenden untereinander.
Volle Zustimmung auch zu deinen letzten beiden Absätzen. Es ist erschreckend, wie viele Autofahrer in Foren, Leserbriefen etc. sagen: Ich fahre ganzjährig Winterreifen, war immer problemlos - wenn man sich mal die Räder parkender Autos im Hochsommer ansieht, ist das auch so.
Da sollte auch umgekehrt eine Art "Sommerreifenpflicht" in der warmen Jahreszeit erlassen werden, wie in Italien.
Ebenso befürworte ich ein verpflichtendes Fahrtraining für Fahranfänger, wie in Österreich. Das bringt wirklich etwas an Sicherheitsgewinn; das haben mir schon viele junge Leute bestätigt, mit denen ich ausbildungsbegleitend arbeite.
Wenn man einen Porsche als Referenz nehmen würde, müsste man vor sämtlichen Kompaktklassefahrzeugen wegen deren katastrophalen Fahrdynamik und Fahrsicherheit öffentlich warnen. Umgekehrt allerdings genauso: Ein Porsche ist die Unmöglichkeit der Mobilität, wenn schon jeder Kleinwagen 4 Sitzplätze bietet und so ein 911er nur zwei, nebenbei noch höchst unkomfortabel ist, eine grauenhafte Sicht nach außen und säuft dann auch noch wie ein Loch.
Es wird immer "Klassenrein" verglichen, überall und nicht nur bei Fahrzeugen, komischerweise nur nicht bei den Reifen. Wenn man einen Zweitfernseher für das Schlafzimmer in 32" haben möchte, dann bekommt man doch auch nicht den Hinweis, dass da was von Sony in 70" die neue absolute Referenz ist und alles darunter nur in die Tonne zu hauen ist.
Wie will man denn eine Kaufentscheidung treffen, wenn es keinen "klassenreinen" Vergleich gibt, sondern ein Nissan Micra gegen VW Passat Kombi gegen BMW M7 gegen Mercedes Actros 8x8 verglichen werden und ein Porsche Carrera RS die Referenzwerte liefert? Tolle Fotoreihe, wie geländegängig der BMW ist, wenn er auf der Ladefläche des Actros steht, aber mehr auch nicht.
Bei den Reifen ist das noch verrückter: da wird zwar geschrieben, dass man "klassenrein" getestet hat und den "besten Sommerreifen für die Kompaktklasse" gefunden wurde, nur wurde in Wirklichkeit etwas deutlich anderes getestet: eine bestimmte Reifengröße und ausschließlich die Reifen, die nicht mehr als 125 Euro/Stück kosten.
Diese Reifentest der Kompaktklasse sind immer Reifen der Größe 225 auf meist 18", ab und an auch 17" Felge. Die Kompaktklasse geht aber werksmäßig von 205-16 bis 235-19. Wie kann man den besten 225/40-18 als besten Reifen überhaupt küren, wenn den ein guter 235/35-19 in allen Fahrdisziplinen gnadenlos abbügelt, egal ob trocken oder nass.
Ein Reifen, der einen um 1,2 Meter längeren Bremsweg als der "absolute Testsieger" hat, wird deshalb bereits bemängelt - meiner Meinung auch zu Recht. Aber wie kann es einen "absoluten Testsieger", einen "Referenzreifen dieser Fahrzeugklasse" geben, der einen um 1,2 Meter längeren Bremsweg gegenüber einem anderen Kompaktwagen-Reifen hat.
Nochmals: keine Sondergröße, kein Sonderreifen; sondern ein gewöhnlicher Großserienreifen mit Freigabe vieler Fahrzeugherstellers und die selbe Ausstattungsoption in der Fahrzeug-Preisliste, wie auch der 225-18 aufpreispflichtig ist, weil nur ein 205-16 die serienmäßige Basisgröße ist.
Wieso muss sich nun ein Reifen für 50 Euro mit einem Reifen für 125 Euro messen, jedoch der Reifen für 125 Euro nicht mit einem für 175 Euro? Wie kommt man zu der Einschätzung dieser Tester, dass ein finanziell Zartbesaiteter zum Zwecke der Sicherheit doch gefälligst 75 Euro mehr pro Reifen auszugeben hat, aber einem finanziell solide Dastehendem einfach verschweigt, dass der für 50 Euro mehr pro Reifen einen deutlichen Sicherheitsgewinn erhalten kann.