Cadillac STS 2006 Karosserie verzinkt
Ist die Karosserie beim Cadillac STS Baujahr 2005 - 2011 verzinkt?
Wer weiß da was?
Natürlich, wie jedes andere Auto auch, dessen Karosserieelemente nicht aus Alu oder Kunststoff bestehen.
Schönen guten Tag, aber hier dürfte ein gewaltiger Irrtum oder"absolutes nichtwissen" vorliegen. Bei ganz wenigen Autos ist die Karosserie verzinkt, wie kommen Sie zu diesem Wissen und welche Belege gibt es dafür?
Bei allen Fahrzeugen sind die Karosserien seit über 30 Jahren verzinkt, ist einfach so und alles andere sind recht merkwürdige Ableitungen aus dem Audi-Werbesprech mit deren "Vollverzinkung".
Es gibt drei Arten, wie im Fahrzeugbau Karosserien oder Karosseriebleche "verzinkt" sein können.
Feuerverzinken
was korrekt "Schmelztauchverzinkung" heißt, nichts mit Feuer zu tun hat, sondern das Stahlblech in extrem heißes, flüssiges Zink getaucht wird, erkennbar daran, dass die Oberflächen so eine kristalline Struktur aufweisen.Spritzverzinken
was sehr viel mit Feuer zu tun hat, weil in einer Art Schweißbrenner ein Zinkdraht abgeschmolzen wird und die Zinkpartikel durch die Flamme auf die Oberfläche des Stahlblechs geblasen werden.galvanisches Verzinken
eine elektrolytische Verzinkung in einem Tauchbad.
Das galvanische Verzinken wird von fast allen Herstellern seit etwa Mitte der 70er Jahre durchgeführt und die Karosserien mal mehr, mal weniger tief eingetaucht - bis auf Audi. Und daher hatte Audi auch extreme Korrosionsproblematiken.
Dann hat auch Audi in den 80ern endlich und mit weitem Abstand als letzter seine Galvanik in Betrieb genommen und die Karosserien vollständig eingetaucht und dies als "Vollverzinkung" bezeichnet.
Damit haben die Rost aber immer noch nicht in den Griff bekommen und haben begonnen, im Unterbodenbereich mit feuerverzinkten Blechen zu arbeiten. Was dann wieder neue Probleme gebracht hat.
So hat jeder Hersteller sein eigenen Erfahrungen gemacht und letztendlich sind alle Hersteller seit Ende der 90er, Anfang der 2000er bei der gleichen Verzinkung angekommen:
Galvanisches Verzinken in einem Tauchbad, Eintauchtiefe bis mindestens zur sogenannten "Schulter", der Unterkante Seitenfenster. Vereinzelt bei einigen Herstellern auch die Dachholme bis zur Unterkante Dach.
Alle Fahrzeuge sind seit Mitte/Ende der 90er mindestens bis zur Schulter "teilverzinkt", eine "Vollverzinkung" einschließlich des Daches macht seit etwa 2005 keiner mehr (sehr vereinzelte Ausnahmen gibt es, hat aber keinen Vorteil).
Dein "bei ganz wenigen Autos ist die Karosserie verzinkt" war schon Mitte der 70er falsch, denn da waren schon etliche Fahrzeuge nicht nur im unteren Bereich, sondern teilweise auch schon bis Unterkante Dach verzinkt.
Und ich weiß das, weil ich seit Ende der 80er Dipl.Ing. für Verfahrenstechnik bin und meine Studienspezialisierung die Verfahren und Abläufe im Automobilbau waren.
Sämtliche Rostproblematiken, hier speziell der Kantenrost unten an den Türen bei Mercedes genannt. haben alle nichts mit einer nicht vorhandenen Verzinkung zu tun, die sind alle verzinkt.
Hintergrund ist überall eine mangelhafte Verarbeitung zB. durch zu schnelle Durchlaufzeiten im Zink- oder auch diversen anderen Grundierungsbädern, mangelhaft ausgeführte Reinigung der Karosserie vor dem Tauchen, oder auch chemische Unverträglichkeiten im Aufbau von Steinschlagschutz, Kantendichtungen, Grundierungen und Decklack.
Oder auch Passungenauigkeiten von Anbauteilen, die dann über permanente Vibrationen und Erschütterungen Lack und Grundierungen durchgeschliffen haben. Die klassischen Roststellen an Türgriffen, Türschlössern, Kennzeichenbeleuchtungen, Scheibenwischerdurchführungen, Spritzdüsen, ...
Ich bin beeindruckt.
Ich z.B kenne verzinkte Stahlträger welche nach 20 Jahren unverändert aussehen. Ich kenne Autos die nach 20 Jahren durchgerostet sind. Mein Mercedes S 320 CDI Bj. 1999 war eine absolute Rostschüssel, nach 8 Jahren wurde der Kofferraumdeckel die Motorhaube und die beiden Vordertüren wegen Durchroten ausgetauscht und am Unterboden fehlten beide Wagenheber-Aufnahmen total.
Mein Cadillac STS BJ. 2003 hat micht den kleinsten Rost. Bitte vom Fachmann eine plausible Erklärung. Besten Dank Hansi
Verzinken bedeutet doch nicht, dass Eisen nicht mehr rosten kann.
Zink hat zwei Eigenschaften in Bezug auf "Rostschutz". Das erste ist die Abdeckung gegen Feuchtigkeit, wie jede Oberflächenbeschichtung, zB. Lack.
Entstehen Kratzer, Steinschlag, bei der Produktion Schnittkanten an Blechzuschnitten, Schweißstellen, an denen Zink verdampft, ... dann ist da kein Zink und es rostet.
Das zweite ist die elektrolytische Schutzfunktion, weil Zink das unedlere Metall ist und im Korrosionsfall dann Zinkionen auf den "nackten" Stahl wandern und dort eine Schutzschicht aufbauen.
Sieht man zB. an Schiffsrümpfen sogenannte "Opferanoden" oder auch umgangssprachlich "Zinkmäuse" bezeichnet.
Situation hierbei ist allerdings, dass Zink offen liegen muss und Nässe vorhanden sein muss, um eine Wanderung der Zinkionen zu bekommen. Und das Zink an der Stelle weg fällt, wo es her kommt, es opfert sich, und wenn es weg ist, dann rostet es.
Feuerverzinkung ist da natürlich von großem Vorteil, weil die Zinkschicht sehr dick ist. Stahlträger, Gerüstrohre, ... alles rosttechnisch tolle Sachen.
Allerdings rostet das auch an Schnittkanten oder Schweißstellen, weil da kein Zink dran ist, lässt sich nur sehr eingeschränkt lackieren, das Zinkbad hat eine Temperatur von ~550°C, eine eingetauchte Karosserie wäre durch den Wärmeverzug ziemlich krumm, und die an vielen Stellen verbauten hochfesten Stähle , die an allen relevanten Punkten der Sicherheitszelle eingesetzt sind, sind Stahllegierungen, die sich nicht verzinken lassen, kein Zink annehmen.
Hier hat es auf allen Seiten viel Lehrgeld (der Kunden) gekostet, bis Rost kein Thema mehr war. Nicht nur einer Verzinkung verdankt, sondern ebenso Entwicklungen bei Grundierungen, Lacke und deren Schichtaufbau.
Bei allen Herstellern ist Rost seit mindestens 15, teilweise 25 Jahre kein Thema mehr, ausgenommen "Verarbeitungsfehler".
Das ist zB. der Kantenrost an Türen bei Mercedes. Die haben die Verarbeitsabfolge verändert und die Nahtabdichtung, was man als "Raupe" erkennt, nicht nach der Tauchbädern mit Verzinkung. Phosphorrisierung und Grundierung gemacht, sondern davor.
Theoretisch egal, praktisch nicht, weil nun die Kunststoffmasse direkten Kontakt mit den vorverzinkten Blechen hatte, der Zink eine chemische Reaktion beim Kunststoff ausgelöst hat, was den Kunststoff hat hart werden lassen, was hart ist, das reißt und schon kommt Feuchtigkeit direkt bis an die nicht verzinkten Schnittkanten.
Diesen Effekt, dass die Dichtungsmasse aufgrund Kontakt mit Zink durchhärtet, kannte niemand vorher. Kommt der Rost dann nach 6 Jahren erkennbar durch, und benötigt ein Jahr, bis man weiß warum, hat man sieben Jahre lang Autos gebaut, die dem Kunden wegrosten werden.
Rost ist grundsätzlich böse, da er bei einem "Fehler" sich erst nach Jahren zeigt, aber bis dahin schon hunderttausende Fahrzeuge gebaut wurden und man der "Fehler" als solchen nicht gekannt hat, als man ihn machte.
Bei VW an Außenteilen einen Kunststoff benutzt, der härter als die Grundierung war. Zwischenlage zwischen Türgriff und Karosserie, Gehäuse der Kennzeichenbeleuchtung, ... Jede Bewegung am Türgriff, Schließen der Heckklappe bewegen sich diese Teile minimalst auf der Karosserie (bei jedem Fahrzeug).
Nur war der Kunststoff einen Tick zu hart, dass der sich nicht selbst "aufgerieben" hat, sondern den Micrometer-dünnen Lackaufbau bis auf das Blech abradiert hat - Rost. Zink hilft da auch nicht, der reibt sich dann genauso weg.
Solche Geschichten sprechen sich sofort in der Branche herum und haben sich so reduziert, dass man sie praktisch ausschließen kann, auch bei Alfa, wo in den 80ern schon die Bilder in den Prospekten gerostet haben.
Ich fahre schon immer quer durch alle Hersteller und mache mir seit Ende der 90er auch keinerlei Gedanken darüber, ob der Wagen eine Rostkiste sein kann oder nicht, oder wie dessen Lackaufbau ist. Da rostet keiner mehr.
Naja, nur eben das Restrisiko mit der Kreativität des Menschen und wo man einen bisher unbekannten Fehler machen kann, wird sich auch immer einen finden, der diesen dann auch macht.
Das kann aber überall passieren, da gibt es keinen Hersteller, der davor geschützt wäre. Nicht mal bei Fahrzeugen, die aus Alu gebaut sind.
Bin weiter beeindruckt.
Bisher hatte ich in den Foren mit wirklichen Leuchten zu tun, was keine Anspielung auf Ihren "Nicknamen" sein soll. Ich servisiere hauptsächlich Oldtimer Motoren und deren Verwandte die Bootsmotoren (vorwiegend Innenborder) auch hier zahlte man das sogenannte Lehrgeld obwohl findge Köpfe am Werk waren. Nur die Motoren mit Zahnriemen in der nähe von Salzwasser und dann noch einige Jahre stillstand war der sogenannte "griff in den Ar...." Ich hoffe wir bleiben in Kontakt, dadurch kann man immer wieder dazu lernen.
Gruss Hansi aus Neumarkt
Findige Köpfe können nur dann tatsächlich findig sein, wenn sie auf drei Quellen zurückgreifen können: dem Erlernten (Ausbildung, Studium, ...) der Erfahrenen ("alter Hase") und den kombinatorischen Fähigkeiten, aus erlernten und erfahrenen Dingen eine funktionierende Lösung herzuleiten.
Fehlt etwas davon, zB. die Erfahrung, weil eine Erfahrung mit Korrosion sich erst nach einigen Jahren einstellt, dann ist der Dipl.Ing. (Facharzt, ...) nicht so sonderlich besser, wie ein Vorschulabbrecher.
Hinterher schlauer zu sein ist schon eine gute Sache, auch wenn es nur eine Binsenweisheit ist, denn es erweitert die Erfahrung und "schützt" in der Zukunft.
Allerdings gehören zu den Binsenweisheiten auch der "Fehler" und ein paar Opfer, sonst klappt es nicht mit dem Lernen.
Der Wissensfundus wird immer größer und die "Fehler"-Rate ist auf allen Gebieten extrem gering, allerdings gehe ich nicht davon aus, dass bereits alle machbaren "Fehler" auch schon gemacht wurden.