E 10!
Hallo allerseits, soll der neue Kraftstoff
mit 10% ethanol anteil dieses Jahr eingeführt werden? Habe gehört das es
teurer als normales Super sein soll, stimmt
das? Ist es nicht sinnvoller sein auto umzurüsten das man mit 85% ethanol fahren kann, und wie fährt es sich damit?
Hallo Linksfahrer, Ich habe schon mal
des Öfteren bei umrüstern? (oder war es nur
vertrieb der Steuergeräte?) Gelesen das man eigentlich nur ein zusatz Steuergerät braucht. So wird es einem sugeriert.
Es ist in jedem Fall sinnvoller, sein Auto so umzurüsten, daß es mit E85 gefahren werden kann. Bei zwei meiner Autos war die Umrüstung recht unkompliziert - Tankdeckel ab, E85 rein, Tankdeckel drauf. Bislang keine negativen Auswirkungen. Würde ich aber bei neueren Autos nicht empfehlen. Ich bin allerdings überzeugt davon, daß die Auswirkungen erheblich geringer sind, wie sie von den Herstellern schwarzgemalt werden. OK, die sind auch in der Produkthaftung, ich verstehe deren Haltung daher. Ein wenig 'Jugend forscht' auf eigenes Risiko fährt also schon ein Stück mit.
Mein drittes Auto ist ein Rennwagen, der z. Zt. auf reinen Ethanolbetrieb umgebaut wird. Die nächste Saison wird zu 100% mit Ethanol bestritten. Ist übrigens ebenfalls nicht technisches Neuland, in der USAC WoO Sprint Car Serie in den USA wird seit Jahrzehnten ausschließlich mit Alkohol gefahren und damit sind nicht die Fahrer gemeint.
E10 ist in der Produktion etwa 2 Cent/Liter teurer als E5.
E10 wird etwa 4 Cent billiger verkauft werden als E5.
Da die Mineralölindustrie Mindestquoten für E10 erfüllen muss, wird das nur über den Preis möglich sein, somit muss E10 billiger verkauft werden, als E5.
Daraus ergibt sich, dass E5 um etwa 6 Cent/Liter angehoben wird, damit dann E10 etwa 4 Cent/Liter billiger als E5 angeboten werden kann.
...
Eine nachträgliche Umrüstung auf E85 muss recht genau betrachtet werden, es gibt viele relevante Punkte zu beachten:
Dichtungen,
die eventuell nicht Ethanol-verträglich sind und sich auflösen könnten. Das ist bei der Umrüstung kein großes Problem. Umrüster haben Listen wo bei welchem Fahrzeug was getauscht werden muss. Ein bei der Umrüstung relativ kleiner Kostenfaktor.
Motorsteuergerät und Einspritzdüsen,
die eventuell die erforderlichen Mengen nicht verarbeiten können. Ethanol hat einen etwa 30% geringeren Energiegehalt, somit muss bei E85 deutlich mehr Kraftstoff eingespritzt werden.
Wenn das Motorsteuergerät nicht diese Mengen programmiert hat, muss es umprogrammiert bzw. auch ausgetauscht oder mittels eines Zusatzsteuergerätes aufgepuscht werden - nicht unbedingt billig
Wenn die Einspritzdüsen nicht diese Menge in der entsprechenden Zeit liefern können, müssen größere Düsen verbaut werden - das wird dann schon unangenehm teuer.
Der Alu-Zylinderkopf
Ethanol ist Alk und Alk bindet Wasser, zB. das sich bildende Kondenswasser im Tank. Ethanol verdunstet bei etwa 65°C, Wasser bei 100°C.
Wenn das eingespritzte Ethanol sich auf dem Weg zum Zylinder am heißen Zylinderkopf im Ansaugkanal erhitzt, wird es bei 65°C gasförmig und das im Ethanol bis dahin gelöste Wasser verdunstet nicht. Es bilden sich dann Wassertröpchen, die das "unlegierte" Alu des Ansaugkanals angreift, korrodieren lässt.
Da dadurch die Innenwände des Ansaugkanals sehr rau werden, verlangsamt sich die Durchflussgeschwindigkeit, der Motor verliert etwas an Leistung.
Problematischer ist es jedoch, dass das dabei entstehende Aluminiumoxyd ("Alu-Rost") recht lose auf der Oberfläche ist und härter als Sand.
Es wird permanent "Sand" mit in den Brennraum eingesaugt, der auch entsprechende Wirkung am Zylinder oder Ventildichtungen hat.
Genau das ist der Hintergrund für die E10-Verbote der Hersteller: Der Zylinderkopf besteht aus einer Alu-Legierung, die nicht "wasserbeständig" ist, es kommt zu gewissem Motorverschleiß, der dann auch die Lebensdauer herabsetzt.
Jemand, der erzählt, dass er bereits 80.000 km völlig problemlos mit E85 gefahren ist, kann u.U. in der gleichen Situation sein, wie jemand, der aus dem 20sten Stock gesprungen ist und auf Höhe der zweiten Etage feststellt "bisher ist doch alles gut gegangen, alles Quatsch, was man so liest"
Bei einer Umrüstung muss man auch immer mit einrechnen, dass man den Kraftstoffpreis nicht 1:1 einrechnen kann. Mit E85 benötigt man - bei korrekter Motoreinstellung - etwa 25% mehr Kraftstoff.
Also genau beachten und durchrechnen, es kann sich lohnen, es kann aber auch nur eine begrenzte Zeit funktionieren und dann wird es richtig teuer.
Ein Zusatzsteuergerät kann nicht die physikalisch-chemischen Eigenschaften von Ethanol verändern.
Die Wasserlöslichkeit, die Hygroskopie, die Lösefähigkeit von bestimmten Gummi- oder Kunststoffmischungen, die elektrolytische Korrosion (Ethanol ist elektrisch leitend), die Wirkung von Wasser auf bestimmte Alu-Legierungen, ... kann kein Zusatzsteuergerät verändern.
Das können aber auch keine Zusatzmittelchen, die es zum Reinkippen in den Tank gibt und jetzt allerorten angeboten werden.
Es wird einzig auf den geringeren Brennwert von Ethanol eingegangen und die Einspritzzeiten verlängert, damit es nicht zu einer Abmagerung und damit zu einem Anstieg der Verbrennungstemperatur kommt - also kommen soll.
Je nach Zusatz-Steuergerät und Eingriffmöglichkeit in die serienmäßige Motorsteuerung sind dann eventuell noch ein Kraftstoffsensor vorhanden, der den tatsächlichen Ethanolanteil misst und die benötigte Zusatzmenge auch bei anderen Mischungsverhältnissen korrekt vorgeben kann oder auch für den Kaltstart den Zündzeitpunkt verändert. Ethanol ist kalt deutlich zündunwilliger als Benzin.