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auto-news, 2011-12-12

Nissan GT-R im Test: Yakuza im Spagat

4.5 von 5

Testbericht

Haar, 12. Dezember 2011 - Die Nissan-Designer haben bei der Formgebung des GT-R bewusst keine eleganten und gefälligen Linien gewählt. Im Gegensatz zu italienischen Sportwagen sollte der Samurai-Krieger nicht von weiblicher Schönheit, sondern von männlicher Dominanz geprägt sein. Muskulös und breitschultrig kauert der Japaner am Boden. Sein maskulines und kantiges Äußeres wirkt zusammen mit den zahlreichen Lufteinlässen wie das vernarbte Gesicht eines Yakuza-Mitglieds der japanischen Mafia. Der Hersteller wollte sich bei der Entwicklung des Supersportwagens aber nicht nur in Sachen Optik von der Konkurrenz unterscheiden. Der GT-R soll sowohl mit seiner Performance glänzen, als auch im Alltag optimal einsetzbar sein. Ob der Spagat gelungen ist, zeigen wir in unserem Test.

Godzilla, das Ungetüm
Das beeindruckendste am GT-R: Aus 3,8 Liter Hubraum schöpft der V6-Biturbo stolze 530 PS. Wir jagen das Ungetüm deshalb erst einmal über den freien Asphalt und überzeugen uns von seinen Sportwagen-Qualitäten. Mit dem roten Startknopf neben dem Handbremshebel werfen wir den Motor an und lauschen dem sonoren Sound des Sechszylinders mit doppelter Turboaufladung. Schon beim leichten Antippen des Gaspedals merken wir, welche Kraft in unserem GT-R steckt. Aufgrund des enormen Powerüberschusses hat er auch seinen Spitznamen bekommen: Godzilla - in Anlehnung an das japanische Filmmonster.

Unbändiger Vortrieb
Auf unseren ersten Metern wirkt unser Nissan GT-R nicht gerade vertrauenserweckend. Beim Losfahren quietschen die Sitze leicht und die Karosserie knattert ein wenig. Beim Anrollen an die Ampel klackert das Doppelkupplungsgetriebe, als ob bei der Produktion ein paar Schrauben vergessen wurden. Zudem ist der Nissan schon im normalen Sport-Modus hart wie ein Brett. Kaum haben wir das durchgestrichene Ortsschild passiert, lassen wir die Muskeln des Nissan spielen und setzen unser vollstes Vertrauen in das Kraftpaket. Mit den Magnesium-Schaltwippen hinter dem Sportlederlenkrad bedienen wir das Sechsstufen-Doppelkupplungsgetriebe. Das Gaspedal reagiert jetzt auf jedes nervöse Zucken unseres rechten Fußes. Schaltpausen? Fehlanzeige. Im manuellen Modus bleibt der Ladedruck immer unter Dampf und bei blitzschnellen Schaltmanövern geht die Beschleunigung nahtlos voran. In den Kurven erlaubt sich der Sportler keine Seitenneigung.

Ständiger Grip dank Allradantrieb
Umgeswitched in den Automatikbetrieb gönnt sich der GT-R beim Beschleunigen aus dem unteren Drehzahlbereich eine kurze Denkpause. Sobald der Nissan das Turboloch überwunden hat, kommt der Vorschub dafür umso brachialer. Das Drehmoment von 612 Newtonmeter wuchtet der GT-R bei trockener Straße zunächst nur auf die Hinterachse. Verlieren die hinteren Räder an Grip, schaltet der Nissan auf Allradantrieb um. Der Godzilla saugt sich förmlich am Boden fest. Das Handling des Nissans ist trotz seines Übergewichts von 1.815 Kilogramm atemberaubend.

Start mit der Launch-Control
Beim Blick auf das Datenblatt des Nissan GT-R sticht eine Zahl besonders hervor. In die Zeile "Beschleunigung von null auf 100 km/h" hat der Hersteller 3,05 Sekunden eingetragen. Und wie sich das anfühlt, wollen wir mithilfe der Launch-Control testen. Wie ein Pilot kurz vor dem Start legen wir im Cockpit die zwei Hebel für Getriebe plus Fahrwerk sowie für das ESP um - beide sind jetzt im Race-Modus. Es ist die letzte Möglichkeit, um nochmal die nassen Hände an den Oberschenkeln abzuwischen. Wir rasten die Fußbremse ein und drücken das Gaspedal bis zum Anschlag durch - der Motor hält die Drehzahl bei 4.000 Touren. Nach drei Sekunden geht der Höllenritt los. Unsere Oberkörper werden tief in die Sportsitze gedrückt und das mit Adrenalin angereicherte Blut sammelt sich in unseren Hinterköpfen.

Der Alltagscheck
Um wieder einen klaren Kopf zu kriegen, kommt uns der Alltagscheck gerade recht. Im Automatikmodus fährt der GT-R ab 50 km/h bereits im sechsten Gang. Wir schwimmen fast geräuschlos im Stadtverkehr mit. Der Gesamtverbrauch liegt trotzdem bei stolzen 16,5 Liter. Punkten kann der Nissan mit einem großen Kofferraum und einer guten Übersicht. Mit 92.000 Euro ist der Preis des GT-R zwar hoch, im Vergleich zur Konkurrenz ist er aber ein Schnäppchen.

Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb permanent
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Doppelkupplungsgetriebe
Motor Bauart:Sechszylinder-Biturbo
Hubraum:3.799
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:6
Leistung:390 kW (530 PS) bei 6.400 UPM
Drehmoment:612 Nm bei 3.200 bis 6.000 UPM
Preis
Neupreis: 90.900 € (Stand: Dezember 2011)
Fazit

Wie kaum ein anderer Hersteller schafft Nissan mit dem GT-R den Spagat zwischen Supersportwagen und Alltagsauto. Und das zu einem sehr günstigen Preis. Im Stadtverkehr lässt sich der Japaner ohne Probleme fahren. Richtig zu Hause ist der Godzilla aber auf der Rennstrecke. Die Performance, welcher der GT-R trotz seines hohen Gewichts an den Tag legt, ist atemberaubend. Durch seinen Allradantrieb verliert das Ungetüm auch unter Volllast nur selten den Grip. Das Doppelkupplungsgetriebe ist perfekt auf die brachiale Durchzugskraft des V6-Biturbos abgestimmt. Vor allem im manuellen Modus ist der Schaltvorgang kaum zu spüren. Im Automatikbetrieb gönnt sich der GT-R eine kleine Denkpause, bis das Turboloch überwunden ist.

Testwertung
4.5 von 5
Quelle: auto-news, 2011-12-12