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Testbericht

automobil-magazin.de, 18. Mai 2016

Ist mehr Mini auch mehr Mini? Fünf Türen und gewachsene Länge machen aus dem Mini mehr Mini, aber auch mehr Fahrspaß?

Was sagt der Hersteller?
Der Mini liefert mit 4,01 Meter Länge und 1,72 Meter Breite und als 5-Türer echten Zusatznutzen im Vergleich zum 3-Türer. Einen leichteren Zustieg zur Rückbank, weil sich der Vordersitz nicht mehr in den Weg stellt, mehr Platz wegen sieben Zentimeter längerem Radstand im Vergleich zum 3-Türer (2,57 m) und 1,5 Zentimeter mehr Kopffreiheit auf den drei Sitzplätzen im Fond. Das gepaart mit mehr Kofferraum (278 bis 941 Liter) und den verbesserten Komfortqualitäten des neuen Mini.

Neue Turbomotoren sind im Angebot.
Als Vertreter der Benzinerfraktion der Dreizylinderturbo mit 102 PS im Mini One, der quirlige Dreizylinderturbo mit 136 PS im Cooper und der kraftvolle Vierzylinderturbo mit 192 PS im Cooper S. Die Dieselmotoren produzieren im Mini One D 95 PS, im Cooper D 116 PS und im Cooper SD 170 PS. So motorisiert bleibt der Mini nach der Türvermehrung ein ökonomisch korrekter Typ mit Verbrauchswerten von 3,6 bis 5,9 l/100 km und CO2-Emissionen von 95 bis 136 g/km.
Der getestete Topdiesel Cooper SD steht mit 26.450, der Cooper D mit 22.550 und der One D mit 20.500 Euro in der Preisliste.

Was sagen Mitfahrer?
„Süß“, „Oh, der hat ja hinten zwei Türen“. Mit seinem Blick aus großen Augen kriegt er alle rum. Im Innenraum diejenigen, die auf große Rundinstrumente, Kipphebel und Verspieltheit stehen. Das Design schießt allerdings mit der albernen Lichtorgel um das große Rundinstrument und dem besser als ein Osterei versteckten Startknopf – wer sucht den in der Mittelkonsole? – übers Ziel hinaus.
Sonst noch was zu sagen, zu fragen, zu beklagen? Die hinteren Türen empfinden viele als (zu) schmal. Vier sitzen in Minis drittem Fünftürer neben dem Kombi Clubman und dem SUV Countryman gut, von Fünfen einer gepresst. Leider genießt der Insasse auf der Rücksitzbankmitte nicht das leckere Getränk im Becherhalter, sondern er kriegt den Halter uncharmant zwischen die Unterschenkel geklemmt. Hinten klemmt es manchmal auch beim Gepäck – verdammt, ist ja auch kein Golf.

Was sagt der Autotester?
Fünf Türen sind praktischer, aber mit zwei Türen zusätzlich steigt man noch nicht in den Limousinenhimmel auf. Man sitzt aufrecht hinten und tiefe Einbuchtungen an den Vordersitzen schaffen Platz für die Knie. Gepäck mitnehmen? Der 5-Türer bietet 67 Liter mehr Volumen im Kofferraum als der 3-Türer (211 l). Nicht gerade eine neue Welt. Wer auf mehr steht, fährt Mini Clubman (360 bis 1.250 l).

Und wie fährt er sich?
Die sechs Gänge fliegen nur so durch die Schaltgassen. Kaum anders zu erwarten, ist ja ein Mini. Die direkte Lenkung ist Liebe auf den ersten Dreh. Schnippt der Zeigefinger den Schieberegler des Fahrsystems von "Mid" auf "Sport", verstärkt sich dieses gute Gefühl, mit einem Mini die Kurven zu vernaschen. Dass ein Mini auch als Fünftürer straffer und holpriger liegt als ein VW Golf, versteht sich von selbst. Dafür bügelt er den ja mit seinem Handling ab.
Der stärkste Dieselmotor im Mini, der SD, produziert seine 170 PS bei 4.000 Umdrehungen. Entscheidender als die sind aber die 360 Newtonmeter Drehmoment, die zwischen 1.500 und 2.750 U/min kraftvoll und elastisch ziehen, und das geringe Gewicht von 1.230 Kilogramm. Damit beschleunigt der fünftürige Cooper SD in 7,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Bei 225 km/h erreicht er sein Maximaltempo. Der 2,0-Liter-Vierzylinder ist beim Kaltstart nicht aufs Maul gefallen, wird aber auf der Landstraße und Autobahn rasch vom Windgeräusch überstimmt. Und das in sparsam. Der "Green"-Mode macht eine 44-Liter-Tankfüllung aber nur um ein paar Kilometer ergiebiger, also spart man sich den, weil man mit dem SD im Mini auch so spart – Verbrauch im Test: 5,3 l/100. Brav.

Was sonst noch auffällt, gefällt und missfällt?
Die Sitzflächenverlängerung macht den Vordersitz, der gut Seitenhalt bietet, für Langbeiner bequemer. Das kleine Fach oberhalb des Handschuhfachs ist eine nette Bonusablage. Bei den Anzeigen ist alles, auch das Head-up-Display, gut im Blick. Das Bediensystem mit den sieben Direkttasten und dem zentralen Regler ist so klasse wie bei der Mini-Konzernmama BMW, die hier Geburtshelfer war. Der Navimonitor legt ein breitbandiges Kartenpanorama hin. Praktisch für die Generation Smartphone ist die Ablage unterhalb des USB-Ports und der Aux-in-Buchse, nicht so toll beim Fahren der tief platzierte Lichtschalter, der zumeist von der Lenkradspeiche verdeckt wird.

Warum gerade den?
Weil der Cooper SD ein Kraft-Verbrauch-Verhältnis wie kein anderer Mini-Motor bietet und der 5-Türer mit dem Aufschlag an Türen, Platz und Kofferraum den besseren Alltagsnutzen als der 3-Türer bietet. Die Komfortzugabe und das Mehr an Raum machen Mini fahren im 5-Türer aber irgendwie auch normaler. In dieser Hinsicht ist dieser Mini mehr Mini, und doch weniger. (Lothar Erfert)


Testwertung
4.0 von 5

Quelle: automobilmagazin, 2016-05-18

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