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Testbericht

Roland Wilsdorf, 30. Juni 2011

Die noble Nordseeinsel Sylt will den Imagewandel. Zukunftsweisend waren hier jahrzehntelang höchstens die Preise für Immobilien, Hotelzimmer und in der Gastronomie. Gern wurde im Vergleich zum Festland ein Mehrfaches verlangt – und auch ebenso gern bezahlt. So blieb man wenigstens (fast) unter sich. Öko-Denken kam hier nie gut an, zumal die Insulaner und ihre Feriengäste vorzugsweise mit Fahrzeugen der höheren Verbrauchsklasse unterwegs sind. Nirgendwo in Deutschland ist die Porsche-, Bentley- und Ferrari-Quote höher als hier. Außerdem möchte kein Eigenheimbesitzer sein an die Natur angepasstes Reetdach gegen Solarkollektoren tauschen.

Nun gibt es ein neues Motto für das rund 100 Quadratkilometer große Eiland, das auf dem Landweg nur durch den Hinderburgdamm nebst dazugehöriger Bahntrasse mit Schleswig-Holstein verbunden ist. „Gut fürs Klima – gut für Sylt“ ist die neue Devise und so wurden bereits Umwelt-Taxis mit Erdgasantrieb an den Start gebracht. Der erste Baustein des neuen Energie- und Mobilitätskonzepts Energieversorgung Sylt (EVS).

Schritt zwei ist nun die Elektromobilität, die bis jetzt nur auf den vier Sylter Golfplätzen in Form von Golf-Wagen zu Hause war. In Kooperation mit dem französischen Automobilhersteller Citroën gibt es nun zwei Ladestationen für jeweils zwei Elektroautos in Kampen und List. Die Stromsäulen heißen „@life“ und kommen von der „e8energy“ GmbH aus Hamburg, die schon länger mit Citroën zusammenarbeitet und umfangreiche Elektro-Erfahrungen miteinbringt. Auch wegen der relativ geringen Reichweite der Elektrofahrzeuge macht man sich keine Gedanken, denn Untersuchungen haben ergeben, dass 70 Prozent der werktäglichen Fahrten kürzer als 30 Kilometer und 40 Prozent sogar kürzer als 5 Kilometer sind. Durchschnittlich werden mit dem Auto 38 Kilometer pro Tag zurückgelegt. Und 92 Prozent der Zeit wird das Fahrzeug gar nicht erst bewegt.

Hier auf Sylt ist Elektromobilität wohl erst recht das Ei des Kolumbus. Mit einer Länge von nur 38 Kilometern und einer wechselnden Breite zwischen ein paar hundert Metern und 12,6 Kilometern kann man von der Sansibar in Rantum zu Gosch nach List und wieder zurück, vielleicht noch mit einem Stopp zum Shoppen in Kampen, mit einer Batteriefüllung ganz locker fahren. Und wenn kurzfristig vielleicht noch ein oder zwei Dutzend weiterer E-Tankstellen positioniert werden, dann ist der Run nach E-Mobilen für Sylt nur noch eine Frage der Zeit. Somit hat Citroën mit der Patenschaft für die beiden Ladestationen den richtigen Schritt gewagt. So viele Elektro-Citroën, wie hier auf Sylt, hat es selbst in Paris noch nicht gegeben.

Die ersten Sylt-Elektromobile sind der Citroën C-Zero und der Berlingo First Electric. Das kommt scheinbar gut an, denn es werden parallel die ersten Fahrzeuge zum Preis von 35.165 Euro an einheimische Kunden ausgeliefert. Der Hecktriebler C-Zero leistet 47 kW/64 PS, hat 180 Newtonmeter Drehmoment und beschleunigt von null auf 100 km/h in 15,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 130 km/h. Mit dabei ist auch Jürgen Gosch von Deutschlands gleichnamiger, nördlichster und wohl auch berühmtester Fischbude in List. Er hat gleich je einen Berlingo für seinen fischigen Lieferservice und einen C-Zero für Fahrten zwischen seinen Standorten bestellt. So verbessert der Selfmade-Millionär auch seine persönliche CO2-Bilanz. In seinem Fuhrpark findet man normalerweise Spritschleudern à la Rolls Royce und Lincoln Stretchlimousinen.
Technische Daten:
Citroën C-Zero
elektrisch betriebener Kleinwagen, Länge: 3,48 Meter, Breite: 1,59 Meter, Höhe: 1,61 Meter, Radstand: 2,55 Meter
Antrieb: Elektromotor mit 49 kW/67 PS, max. Drehmoment: 180 Nm, 0-100 km/h: 15,9 Sekunden,
Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h, Reichweite: 150 km, Ladedauer: 6 -7 Stunden, Schnellladefunktion an 400 Volt-Station: 80 Prozent in 5 Stunden, Preis: 35.165 Euro

Berlingo First Electric
elektrisch betriebener Kastenwagen, Länge: 4,18 Meter, Breite: 1,96 Meter, Höhe: 1,83 Meter, Radstand: 2,69 Meter
Antrieb: Elektromotor mit 42 kW/57 PS, max. Drehmoment: 137 Nm, 0-100 km/h: 15,9 Sekunden,
Höchstgeschwindigkeit: 110 km/h, Reichweite: 120 km, Ladedauer: sechs Stunden, Schnellladefunktion an 400 Volt-Station: 80 Prozent in 30 Minuten, Preis: 51.110 Euro.

Was haste und was kannste? Kaum ein Ort steht im Vor-Urteil der Bürger derart für Protz und Prunk wie die Nordseeinsel Sylt. Zumindest was Mobilität angeht, werden zwischen Westerland und Kampen jetzt aber ganz neue, grüne Seiten aufgeschlagen.

Fazit
Was haste und was kannste? Kaum ein Ort steht im Vor-Urteil der Bürger derart für Protz und Prunk wie die Nordseeinsel Sylt. Zumindest was Mobilität angeht, werden zwischen Westerland und Kampen jetzt aber ganz neue, grüne Seiten aufgeschlagen.

Quelle: Autoplenum, 2011-06-30

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