Sehenswert und selten: Lancia Thesis 2.4 Multijet 20v im Test
Testbericht
Haar, 14. September 2007 Selbst unter Exoten kann sich der Lancia Thesis noch mit Seltenheitswert rühmen. Wohl weil der charakterstarke Italiener ein so rarer Typ ist, sorgt er im Straßenverkehr obwohl bereits seit 2002 auf dem Markt noch immer für Aufsehen. Denn insbesondere sein bisweilen skurril anmutendes Design weckt das Interesse vieler Verkehrsteilnehmer. Was der italienische Individualist neben Halsumdrehen sonst noch drauf hat, haben wir mit dem 185 PS starken 2.4 Multijet 20v gestestet.
Setzt sich optisch ab Trotz der eigentlich konservativen Stufenheck-Optik hebt sich der Thesis dank eigenwilliger Details vom Oberklasse-Einerlei wohltuend ab. Reizvoll und repräsentativ sind zum Beispiel seine schmalen Heckleuchtenstreifen hinter vornehmem Milchglas. Auch die edelsteinartig geformten Frontscheinwerfer, der mächtige Chromkühlergrill sowie seine insgesamt sehr ruhigen Linien verleihen ihm Noblesse als auch kühle Fremdartigkeit.
Wohlfühlen in der Lancia-Lounge Ein Ausnahme-Flair bietet auch der Innenraum. Zwar ist eigentlich alles auf dem zeitgemäßen Niveau anderer Mittel- und Oberklasse-Konkurrenten. Doch hinterlässt das Ensemble aus raffiniert-wertvollen Materialien seinen ganz besonderen Eindruck. Holz, Leder, hochwertig wirkende Kunststoffe und Metall schaffen diese für Lancia so charakteristische Atmosphäre, die auch im Thesis irgendwo zwischen sehr geschmackvoll und leicht schwülstig rangiert. Zu den sehenswerten Besonderheiten gehören der schicke Armaturenträger oder die über die Cockpitbreite verlaufende Holzleiste aus naturbelassenem Mahagoni.
Viel Platz, viel Luxus Unser Test-Thesis verwöhnte darüber hinaus mit einem Highend-Navisystem sowie mit vollelektrischen Vordersitzen, die zudem über Massage-Funktion und Klima-Belüftung verfügten. Wem solche und andere Nobel-Standards aus dem Oberklasse-Segment bekannt sind, der wird im Thesis weder Neues entdecken, noch wirklich Wichtiges vermissen. Lediglich die Verarbeitungsqualität wirkte stellenweise etwas nachlässig. Und so sehenswert die Lederbezüge der Vordersitze von Poltrona Frau auch sind: Eine vollauf befriedigende Sitzposition lässt sich auf ihnen nur schwerlich finden. Zudem sind die Kopfstützen nicht weit genug herausfahrbar. Dafür ist das Platzangebot für die Insassen insgesamt gut, der Kofferraum mit 480 Liter angemessen groß.
Nur als Selbstschalter Für standesgemäßen Fahrkomfort sorgt auch das serienmäßige Automatikgetriebe, bei Lancia Comfortronic genannt. Fünf Vorwärtsstufen übertragen die aus fünf Zylindern mobilisierten 185 PS an die Vorderräder. Mit dieser stattlichen Dieselkraft geht es annähernd flott voran: Der 100-km/h-Sprint dauert 9,7 Sekunden, der Vortrieb endet bei 220 km/h. Nach dem Start gibt sich der Motor noch recht zivil. Doch legt man den Automatikhebel von N auf D, nagelt der Antrieb ungebührlich stark und nervt zudem mit Vibrationen. Dafür gibt sich der Fünfzylinder bemerkenswert drehfreudig und spritzig. Selbst noch im hohen Drehzahlbereich setzt er Gasbefehle relativ spontan in Vorwärtsdrang um.
Kein Überflieger Angesichts der 1,9 Tonnen Gewicht und der Kraftübertragung mit einer klassischen Wandlerautomatik ist der Fünfzylinderdiesel eine noch genügsame Wärmekraftmaschine: Nach über 2.000 Testkilometer haben wir im Schnitt nur 8,4 Liter verfeuert und damit sogar weniger vertankt, als Lancia hierfür offiziell veranschlagt. Laut Hersteller liegt der durchschnittliche Spritkonsum bei 8,8 Liter. Mit dem 75-Liter-Tank sind also Reichweiten von bis zu 900 Kilometer möglich. Für sich betrachtet sind dies durchaus respektable Werte. Doch fährt der Thesis damit den deutschen Premium-Konkurrenten hinterher. So verbraucht ein BMW 525d mit Automatik bei besseren Fahrleistungen laut Hersteller nur 6,5 Liter pro 100 Kilometer. Ein Mercedes E 280 CDI mit 7G-Tronic ist noch flotter unterwegs, konsumiert mit 7,2 Liter aber ebenfalls weniger.
Variable Dämpfereinstellung mit Schwächen Vor allem im Vergleich zu eben jenen deutschen Mitbewerbern mag außerdem das Thesis-Fahrwerk nicht vollauf überzeugen. Wie alle aktuellen Maserati-Modelle, so verfügt auch der große Lancia über die an sich geniale Skyhook-Aufhängung. Während ein Quattroporte mit dieser Fahrwerkstechnik den Spagat zwischen sportlicher Präzision und hohem Komfort mit Grandezza meistert, patzt der Thesis mit seiner variablen Dämpfereinstellung. Zwar werden die meisten Unebenheiten sauber weggefiltert. Doch manche Hubbel leitet der Unterbau unangemessen hart an die Insassen weiter. Trotz dieser gelegentlichen Härte: Auch sportliche Fahrfreuden wollen nicht so recht aufkommen. Die Lenkung wirkt bisweilen etwas synthetisch, der Wagen insgesamt zu schwerfällig und kopflastig. Richtig störend war jedoch die gelegentlich stark polternde Hinterachse, die bei mancher Unebenheit sogar das Heck seitlich leicht versetzten ließ. Von diesen deutlichen Mängeln abgesehen, konnte der Thesis sich als schneller Gleiter auf langen Strecken dennoch weitgehend bewähren. Zudem sorgen die Regelsysteme ABS, ESP und die Traktionskontrolle für ein State-of-the-Art-Sicherheitsniveau. Passiv tragen dazu unter anderem zwei Front-, vier Seiten- und zwei Kopfairbags bei.
Viel für viel Geld Auch das restliche Ausstattungsniveau des Thesis ist hoch. Die von uns getestete Motorisierung ist allein in Kombination mit dem Automatikgetriebe erhältlich. Wählen kann der Kunde noch zwischen zwei Ausstattungsniveaus: Emblema und Centenario. Letztere setzt für 2.650 Euro Aufpreis im wesentlichen nur optische Akzente. Ohne diesen optischen Schnickschnack kostet die Basisversion Emblema üppige 48.900 Euro. Zur Serienausstattung gehören dann allerdings 16-Zoll-Alus, Bi-Xenon-Scheinwerfer, elektrische Ledersitze, eine Klimaautomatik, eine Premium-Audio-Anlage von Bose, eine elektronische Feststellbremse, ein Navi-System mit Sieben-Zoll-Farbdisplay, eine elektrohydraulische Schließung der Heckklappe und vieles mehr. Seltsam nur, dass bei diesem nahezu voll ausgestatteten Fahrzeug eines der wenigen bestellbaren Extras Nebelscheinwerfer für 200 Euro sind.
Ausstattungsbereinigt ein Schnäppchen Im Vergleich zu den bereits erwähnten Dieselversionen der Mercedes E-Klasse und dem BMW 5er ist der Thesis zwar in der Basis teuerer. Doch vergleicht man die Ausstattung, kann sich der italienische Luxusschlitten klar von diesen deutschen Konkurrenten absetzen und ist angesichts des Gebotenen sogar ein kleines Schnäppchen. Apropos: Der Thesis ist kein sonderlich wertstabiles Auto und kann entsprechend günstig auf dem Gebrauchtmarkt erworben werden.
Setzt sich optisch ab Trotz der eigentlich konservativen Stufenheck-Optik hebt sich der Thesis dank eigenwilliger Details vom Oberklasse-Einerlei wohltuend ab. Reizvoll und repräsentativ sind zum Beispiel seine schmalen Heckleuchtenstreifen hinter vornehmem Milchglas. Auch die edelsteinartig geformten Frontscheinwerfer, der mächtige Chromkühlergrill sowie seine insgesamt sehr ruhigen Linien verleihen ihm Noblesse als auch kühle Fremdartigkeit.
Wohlfühlen in der Lancia-Lounge Ein Ausnahme-Flair bietet auch der Innenraum. Zwar ist eigentlich alles auf dem zeitgemäßen Niveau anderer Mittel- und Oberklasse-Konkurrenten. Doch hinterlässt das Ensemble aus raffiniert-wertvollen Materialien seinen ganz besonderen Eindruck. Holz, Leder, hochwertig wirkende Kunststoffe und Metall schaffen diese für Lancia so charakteristische Atmosphäre, die auch im Thesis irgendwo zwischen sehr geschmackvoll und leicht schwülstig rangiert. Zu den sehenswerten Besonderheiten gehören der schicke Armaturenträger oder die über die Cockpitbreite verlaufende Holzleiste aus naturbelassenem Mahagoni.
Viel Platz, viel Luxus Unser Test-Thesis verwöhnte darüber hinaus mit einem Highend-Navisystem sowie mit vollelektrischen Vordersitzen, die zudem über Massage-Funktion und Klima-Belüftung verfügten. Wem solche und andere Nobel-Standards aus dem Oberklasse-Segment bekannt sind, der wird im Thesis weder Neues entdecken, noch wirklich Wichtiges vermissen. Lediglich die Verarbeitungsqualität wirkte stellenweise etwas nachlässig. Und so sehenswert die Lederbezüge der Vordersitze von Poltrona Frau auch sind: Eine vollauf befriedigende Sitzposition lässt sich auf ihnen nur schwerlich finden. Zudem sind die Kopfstützen nicht weit genug herausfahrbar. Dafür ist das Platzangebot für die Insassen insgesamt gut, der Kofferraum mit 480 Liter angemessen groß.
Nur als Selbstschalter Für standesgemäßen Fahrkomfort sorgt auch das serienmäßige Automatikgetriebe, bei Lancia Comfortronic genannt. Fünf Vorwärtsstufen übertragen die aus fünf Zylindern mobilisierten 185 PS an die Vorderräder. Mit dieser stattlichen Dieselkraft geht es annähernd flott voran: Der 100-km/h-Sprint dauert 9,7 Sekunden, der Vortrieb endet bei 220 km/h. Nach dem Start gibt sich der Motor noch recht zivil. Doch legt man den Automatikhebel von N auf D, nagelt der Antrieb ungebührlich stark und nervt zudem mit Vibrationen. Dafür gibt sich der Fünfzylinder bemerkenswert drehfreudig und spritzig. Selbst noch im hohen Drehzahlbereich setzt er Gasbefehle relativ spontan in Vorwärtsdrang um.
Kein Überflieger Angesichts der 1,9 Tonnen Gewicht und der Kraftübertragung mit einer klassischen Wandlerautomatik ist der Fünfzylinderdiesel eine noch genügsame Wärmekraftmaschine: Nach über 2.000 Testkilometer haben wir im Schnitt nur 8,4 Liter verfeuert und damit sogar weniger vertankt, als Lancia hierfür offiziell veranschlagt. Laut Hersteller liegt der durchschnittliche Spritkonsum bei 8,8 Liter. Mit dem 75-Liter-Tank sind also Reichweiten von bis zu 900 Kilometer möglich. Für sich betrachtet sind dies durchaus respektable Werte. Doch fährt der Thesis damit den deutschen Premium-Konkurrenten hinterher. So verbraucht ein BMW 525d mit Automatik bei besseren Fahrleistungen laut Hersteller nur 6,5 Liter pro 100 Kilometer. Ein Mercedes E 280 CDI mit 7G-Tronic ist noch flotter unterwegs, konsumiert mit 7,2 Liter aber ebenfalls weniger.
Variable Dämpfereinstellung mit Schwächen Vor allem im Vergleich zu eben jenen deutschen Mitbewerbern mag außerdem das Thesis-Fahrwerk nicht vollauf überzeugen. Wie alle aktuellen Maserati-Modelle, so verfügt auch der große Lancia über die an sich geniale Skyhook-Aufhängung. Während ein Quattroporte mit dieser Fahrwerkstechnik den Spagat zwischen sportlicher Präzision und hohem Komfort mit Grandezza meistert, patzt der Thesis mit seiner variablen Dämpfereinstellung. Zwar werden die meisten Unebenheiten sauber weggefiltert. Doch manche Hubbel leitet der Unterbau unangemessen hart an die Insassen weiter. Trotz dieser gelegentlichen Härte: Auch sportliche Fahrfreuden wollen nicht so recht aufkommen. Die Lenkung wirkt bisweilen etwas synthetisch, der Wagen insgesamt zu schwerfällig und kopflastig. Richtig störend war jedoch die gelegentlich stark polternde Hinterachse, die bei mancher Unebenheit sogar das Heck seitlich leicht versetzten ließ. Von diesen deutlichen Mängeln abgesehen, konnte der Thesis sich als schneller Gleiter auf langen Strecken dennoch weitgehend bewähren. Zudem sorgen die Regelsysteme ABS, ESP und die Traktionskontrolle für ein State-of-the-Art-Sicherheitsniveau. Passiv tragen dazu unter anderem zwei Front-, vier Seiten- und zwei Kopfairbags bei.
Viel für viel Geld Auch das restliche Ausstattungsniveau des Thesis ist hoch. Die von uns getestete Motorisierung ist allein in Kombination mit dem Automatikgetriebe erhältlich. Wählen kann der Kunde noch zwischen zwei Ausstattungsniveaus: Emblema und Centenario. Letztere setzt für 2.650 Euro Aufpreis im wesentlichen nur optische Akzente. Ohne diesen optischen Schnickschnack kostet die Basisversion Emblema üppige 48.900 Euro. Zur Serienausstattung gehören dann allerdings 16-Zoll-Alus, Bi-Xenon-Scheinwerfer, elektrische Ledersitze, eine Klimaautomatik, eine Premium-Audio-Anlage von Bose, eine elektronische Feststellbremse, ein Navi-System mit Sieben-Zoll-Farbdisplay, eine elektrohydraulische Schließung der Heckklappe und vieles mehr. Seltsam nur, dass bei diesem nahezu voll ausgestatteten Fahrzeug eines der wenigen bestellbaren Extras Nebelscheinwerfer für 200 Euro sind.
Ausstattungsbereinigt ein Schnäppchen Im Vergleich zu den bereits erwähnten Dieselversionen der Mercedes E-Klasse und dem BMW 5er ist der Thesis zwar in der Basis teuerer. Doch vergleicht man die Ausstattung, kann sich der italienische Luxusschlitten klar von diesen deutschen Konkurrenten absetzen und ist angesichts des Gebotenen sogar ein kleines Schnäppchen. Apropos: Der Thesis ist kein sonderlich wertstabiles Auto und kann entsprechend günstig auf dem Gebrauchtmarkt erworben werden.
Technische Daten
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | Reihen-Turbodieselmotor |
Hubraum: | 2.387 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 5 |
Leistung: | 136 kW (185 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 330 Nm bei 1.750 UPM |
Preis
Neupreis: 48.900 € (Stand: August 2007)Fazit
Mit dem Thesis beweist Lancia, dass die italienische Autobaukunst in Sachen Design eine echte Macht ist. Das sehenswerte Luxusauto sticht in wohltuender Weise aus dem Einheitsbrei der Business-Limousinen heraus, ist großzügig und geschmackvoll ausgestattet. Sein kraftvoller Diesel sorgt für angemessene Fahrleistungen, ohne dabei übertrieben durstig zu sein. Doch kann der schicke Italiener technisch nicht das Perfektionsniveau einer Mercedes E-Klasse bieten. Letztlich fährt der Thesis der deutschen Premium-Konkurrenz hinterher. Immerhin ist er preislich gut aufgestellt, relativiert dies jedoch durch einen schlechten Wiederverkaufswert.Testwertung
Quelle: auto-news, 2007-09-14
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