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Testbericht

15. Mai 2013
Haar, 16. Mai 2013 - Der Lexus LS ist so etwas wie die japanische Antwort auf die Mercedes S-Klasse. Doch während von der deutschen Oberklasselimousine im Jahr 2012 rund 3.300 Stück in Deutschland verkauft wurden, waren es vom LS gerade mal 15 Exemplare. Liegt das nun an der mangelnden Bekanntheit oder am Wagen selbst? Wir haben das Auto getestet. Vier Versionen Die 2006 eingeführte, vierte Generation des LS wurde jüngst überarbeitet. Nach wie vor werden vier Versionen angeboten: die allradgetriebene Hybridvariante LS 600h mit 445 PS Systemleistung als Normal- und als Langversion sowie der LS 460 mit einem 387 PS starken V8-Benziner, und zwar wahlweise mit Hinterrad- oder Allradantrieb. Wir wählten den LS 460 ohne AWD. Alle Varianten erhielten bei der Überarbeitung den jetzt markentypischen Diabolo-Kühlergrill. Innen wurde die Zahl der Bedienelemente verringert. Doch noch immer ist das Cockpit übersäht von Knöpfchen, auch für weniger wichtige Details wie die senkrechte Verstellung der Gurtbefestigung. Statt eines Acht-Zoll-Displays gehört nun ein riesiger 12,3-Zoll-Monitor zum serienmäßigen Navi - der größte, bisher in einem Serienfahrzeug verbaute. Gesteuert werden die Inhalte über ein wackeliges Hebelchen in der Mittelkonsole. Damit bewegt man den Cursor wie mit einem Joystick, doch folgt die Bewegung einem Raster wie bei einem Drehrad. Die Bedienung ist schwieriger als bei einem Touchscreen. So trifft man die einzelnen Schaltflächen auf dem Monitor nur schwer. Getrübtes Bild bei der ErgonomieAuch sonst trüben ein paar ärgerliche Details das Bild in puncto Ergonomie. Die elektronische Handbremse löst sich nicht automatisch beim Losfahren, außerdem ist der Knopf dafür an einer sehr ungewöhnlichen Stelle angebracht: rechts neben dem Lenkrad. Und beim Abstellen des Wagens muss unbedingt zuerst der Automatik-Wahlhebel in die P-Stellung gebracht werden, bevor man den Motor abschaltet. Versucht man es andersherum, lässt sich das Auto nicht verriegeln. Ansonsten bietet das Interieur zwar hochwertige Materialien, die Zusammenstellung wirkt aber eher durcheinander gewürfelt.
Beschleunigung? Ausreichend Auch technisch wurde der LS 460 weiterentwickelt. So bietet der Achsantrieb nun einen geringeren Widerstand, das Motoröl ist weniger viskos. Das senkt den Normverbrauch von 11,1 auf 10,7 Liter. Die Leistung stieg minimal von 381 auf 387 PS. Sie ist, wie es früher mit schönem, britischem Understatement bei Rolls-Royce hieß, ausreichend. Und damit auch die Beschleunigung: Der Tempo-100-Sprint gelingt in 5,7 Sekunden, das ist schon fast Porsche-Liga. Dabei klingt der Lexus gut, schnurrt mehr als zu knurren. Das ist allerdings nur der Fall, wenn man es wirklich darauf anlegt. In der Stadt oder bei entspanntem Fahren hält sich der Lexus akustisch extrem zurück. Die 473 Newtonmeter Drehmoment liegen zwar erst bei 4.100 Touren an, aber auch darunter steht davon massig zur Verfügung. So zeigt der Drehzahlmesser bei konstantem Stadttempo gerade mal 1.200 U/min, und viel mehr ist innerorts auch beim Beschleunigen nicht nötig. Auf Schleichfahrt Man fühlt sich im Lexus LS wie auf einem fliegenden Teppich, die Fahrt ist flüsterleise und kommod. Neue Hohlkammerfelgen tragen dazu bei. Und natürlich das serienmäßige Luftfahrwerk mit adaptiven Dämpfern. In puncto Fahrkomfort gibt es nichts auszusetzen. In sportlich genommenen Kurven allerdings hängt man unschön im Sitz: Die Karosserie neigt sich deutlich nach außen, außerdem ist Seitenhalt in den Sitzen Fehlanzeige. Nun gut, Sport ist eben nicht die Sache des Lexus. Vor allem nicht im Eco-Fahrmodus, im Sportmodus wird das Wanken etwas geringer. Diese beiden Betriebsarten und drei weitere werden im neuen LS über ein Drehrad in der Mittelkonsole statt über Schalter eingestellt. Die Modi beeinflussen die Antriebs- und Federungscharakteristik, allerdings nur moderat. Wer es sportlicher mag, kann beim überarbeiteten Modell die straffer abgestimmte F-Sport-Version ordern. Diese bietet anders als die getestete Variante auch Schaltwippen für die Achtstufenautomatik. Außerdem soll die Lenkung dort direktere Rückmeldung geben. Doch auch im normalen LS 460 gibt die Lenkung wenig Anlass zu Kritik, ist weder zu leicht-, noch zu schwergängig. Unter 14 Liter Ein Zwei-Tonnen-Fahrzeug mit einem V8-Benziner kann natürlich nicht so sparsam sein wie ein Golf Diesel. Bei den absolvierten Testfahrten genehmigte sich der LS 13,9 Liter. Bei höherem Stadtanteil wäre der Wert noch deutlich höher gewesen. Im Lexus-Datenblatt steht ein Normverbrauch von 10,7 Liter, wesentlich mehr als beim vergleichbaren Mercedes S 500 der nun auslaufenden Generation, der mit 9,4 Liter auskommen soll. Dafür liegt der Preis des Lexus rund 7.000 Euro niedriger. Den LS 460 mit Hinterradantrieb gibt es für 92.800 Euro, während 99.663 Euro für den S 500 fällig werden. Schon beim Grundmodell LS 460 ist die Ausstattung üppig. Neben dem erwähnten aufwendigen Luftfahrwerk sind Lederausstattung, Xenonlicht, das Navi mit dem großen Bildschirm und vieles andere Standard. Wer noch mehr will, kann für 98.100 Euro die Variante F Sport ordern oder für 104.000 Euro die Version Luxury Line.
Technische Daten
Antrieb:Hinterradantrieb
Anzahl Gänge:8
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Otto-Saugmotor in V-Bauweise
Hubraum:4.608
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:8
Leistung:285 kW (387 PS) bei UPM
Drehmoment:473 Nm bei 4.100 UPM
Preis
Neupreis: 92.800 € (Stand: Mai 2013)
Fazit
Der Lexus LS 460 ist prima für die Autobahn, und auch sonst ein wunderbar leiser und komfortabler Gleiter. Der Motor liefert mehr als genug Drehmoment für das entspannte Cruisen. Dazu passt das Fahrwerk, das viel Komfort bietet, aber weniger für schnell genommene Kurven geeignet ist. Zu den Nachteilen des LS gehört das wenig schöne, mit Knöpfen überfrachtete und in etlichen Details wenig ergonomische Cockpit. Außerdem bleibt der auch nach der Überarbeitung hohe Verbrauch ein Kaufhindernis. Einen Ausweg gibt es beim LS nicht. Es gibt ihn weder mit Diesel noch mit weniger als acht Zylindern - selbst die Hybridversion hat einen V8 unter der Haube.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2013-05-15

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