Rolls-Royce Wraith - Raumgleiter
Testbericht
Mit dem Wraith will Rolls-Royce den Markt der Luxus Coupés aufmischen. Mit 632 PS ist das Luxus Coupé der stärkste Rolls-Royce aller Zeiten. Doch für knapp 280.000 Euro erwartet der zahlungskräftige Kunde mehr als reine PS-Power.
Wie Sie hören, hören Sie was. Wie bitte? Ja genau. Der Rolls-Royce Wraith macht aus seinen 632-V12-PS keinen Hehl und verlässt die bislang gültige Hausdoktrin des lautlosen Luxus-Gleitens. Der BMW-Prachtmotor entfacht zwar keinen optischen Tsunami a la Pagani Huyara oder Lamborghini Aventador, aber sein sonores, wohlklingendes Verbrennungsgeräusch ist im Inneren des Luxus-Coupés durchaus präsent, wenn es zügig nach vorne geht. Diese Akustik-Kulisse ist kein Fauxpas der Dämmungsspezialisten, sondern durchaus gewollt. "Der Wraith ist der Rolls-Royce für die Selbstfahrer", erklärt der deutsche Chef der britischen Edelmarke Torsten Müller-Ötvös.
Doch nur weil die Pop-Stars und Top-Sportler das Steuer selbst in die Hand nehmen, heißt das noch lange nicht, dass sie kompromissbereiter wären, als die Besitzer eines Ghosts oder Phantoms. Komfort und Luxus stehen bei jedem Rolls-Royce ganz oben im Lastenheft. Also beherrscht der knapp 2,4 Tonnen schwere Kreuzer das entspannte Gleiten besser denn je. Auch wenn das Fahrwerk straffer ist, als bei seinen Brüdern Ghost und Phantom. Dafür geht es etwas agiler um die Ecken. Doch wer jetzt einen Asphalt-Felix-Neureuther erwartet, liegt falsch. Der Brite ist schon angesichts seines Gewichts nicht so behände unterwegs, wie der deutsche Ski-Slalom-Star. Wird die Gangart forscher, drängt das stattliche Gewicht der Edelkarosse außen, begleitet von einem leicht tänzelnden Heck, das aber von dem unablässig wachenden ESP zuverlässig und sofort wieder eingefangen wird. Den Schleuderverhinderer kann man auch ganz deaktivieren. Das sollten aber nur versierte Lenkrad-Artisten tun. Zumal die Lenkung nicht sportlich direkt ist und wenig Rückmeldung gibt. Und ein Allradantrieb ist bei Rolls-Royce lange überfällig - erst Recht bei der Symbiose aus 632 PS und 2,4 Tonnen.
Im Innern fehlt der erwartete Fahrerlebnisschalters. Denn der Wraith ist und bleibt ein Rolls-Royce und da geht es in erster Linie um unangestrengten und unkomplizierten Luxus. Also überwachen Sensoren laufend das Fahrzeug und melden den Fahrzustand an die zentrale Recheneinheit, worauf diese alle 2,5 Millisekunden die variablen Dämpfer automatisch an die neuen Umstände anpasst. Obwohl auch eine Wankstabilisierung an Bord ist, zeigt der Rolls deutliche Wank- und Nicktendenzen und kündigt so den Grenzbereich frühzeitig an. Ein vorausschauendes Fahrwerk, wie es die neue S-Klasse hat, stünde dem edlen Briten gut zu Gesicht.
Lässt man den 632 Pferden auf gerader Strecke freien Lauf, zeigt sich das Luxus-Coupé von seiner bissigen Seite: Nach nur 4,6 Sekunden ist die 100-km/h-Marke erreicht. Bei 250 km/h ist elektronisch begrenzt Schluss. Da der Wraith 18 Zentimeter kürzer, aber die Spurweite hinten 2,4 Zentimeter breiter als beim Ghost ist, meistert er auch Hochgeschwindigkeitspassagen stabil und souverän. Ganz der PS-starke Edelgleiter eben. Dass bei Rolls-Royce alles etwas anders ist, erkennt man, sobald man den aktuellen Durchschnittsverbrauch aufruft, dessen Wert sich in einem Unter-Menü verschanzt: 6,1 km / Liter steht da. Der gute alte Dreisatz verrät: Es sind 16,4 Liter pro 100 Kilometer. Also gut zwei Liter mehr als im Datenblatt angegeben.
Auch wenn der Wraith kein ausgewiesener Technologieträger ist, bedeutet das nicht, dass das Coupé keinerlei Innovationen bietet. Mit Hilfe der Navigationskarten erkennt die Software vorausliegende Kurven und konditioniert die ZF-Achtgangautomatik dementsprechend. Also wird der aktuelle Gang möglichst lang gehalten, was nicht nur komfortabler ist, sondern auch Sprit spart. Auch der iDrive-Knopf verfügt über eine Touchpad-Oberfläche, mit der man Schriftzeichen und Zahlen in das Navi schreiben kann. China lässt grüßen.
Die technologische Verwandtschaft zu BMW lässt sich im Innenraum, angesichts der Favoritentasten, dem iDrive-Drehknopf, dem Multimedia-Display und der Menüführung nicht verleugnen. Die große Stärke des Rolls-Royce-Coupés ist der grenzenlose Luxus. Und da ist der Brite einfach BMW Superplus. Das Leder ist feiner, die Materialien hochwertiger und die Anmutung edler - so muss es sein. Sorgsam ausgesuchte Holzapplikationen wechseln sich mit Klavierlackteilen und Chromumfassungen ab. Die Rundinstrumente inklusive traditioneller Power-Reserve-Anzeige, sind analog, aber die TFT-Leiste mit den digitalen Angaben darunter, macht was her. Dass die Multimedia-Darstellung konsequent in Pastell-Mint-Farbtönen gehalten ist, ist der etwas krampfhaft bemühten Abgrenzung zu den BMWs geschuldet.
Bleibt zum Schluss nur noch die Platzfrage zu klären. Der ist auch im Wraith vorhanden - und zwar zu genüge. Auch wenn das Rolls-Royce-Coupé ein Selbstfahrer-Auto ist, lässt es sich auch hinten gut reisen. Der nächste logische Schritt, ein Cabrio, dürfte aber noch ein paar Jahre auf sich warten lassen. Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös gibt diese Gedankenspiele zu, sagt aber auch, dass es "wenig Sinn ergibt, diese zwei Karosserievarianten sehr schnell hintereinander auf den Markt zu bringen." Bis dahin wünschen wir uns eine Version mit einem leistungsstarken Achtzylinder und Allradantrieb. Das bietet Hauptkonkurrent Bentley schon seit längerem.
Wie Sie hören, hören Sie was. Wie bitte? Ja genau. Der Rolls-Royce Wraith macht aus seinen 632-V12-PS keinen Hehl und verlässt die bislang gültige Hausdoktrin des lautlosen Luxus-Gleitens. Der BMW-Prachtmotor entfacht zwar keinen optischen Tsunami a la Pagani Huyara oder Lamborghini Aventador, aber sein sonores, wohlklingendes Verbrennungsgeräusch ist im Inneren des Luxus-Coupés durchaus präsent, wenn es zügig nach vorne geht. Diese Akustik-Kulisse ist kein Fauxpas der Dämmungsspezialisten, sondern durchaus gewollt. "Der Wraith ist der Rolls-Royce für die Selbstfahrer", erklärt der deutsche Chef der britischen Edelmarke Torsten Müller-Ötvös.
Doch nur weil die Pop-Stars und Top-Sportler das Steuer selbst in die Hand nehmen, heißt das noch lange nicht, dass sie kompromissbereiter wären, als die Besitzer eines Ghosts oder Phantoms. Komfort und Luxus stehen bei jedem Rolls-Royce ganz oben im Lastenheft. Also beherrscht der knapp 2,4 Tonnen schwere Kreuzer das entspannte Gleiten besser denn je. Auch wenn das Fahrwerk straffer ist, als bei seinen Brüdern Ghost und Phantom. Dafür geht es etwas agiler um die Ecken. Doch wer jetzt einen Asphalt-Felix-Neureuther erwartet, liegt falsch. Der Brite ist schon angesichts seines Gewichts nicht so behände unterwegs, wie der deutsche Ski-Slalom-Star. Wird die Gangart forscher, drängt das stattliche Gewicht der Edelkarosse außen, begleitet von einem leicht tänzelnden Heck, das aber von dem unablässig wachenden ESP zuverlässig und sofort wieder eingefangen wird. Den Schleuderverhinderer kann man auch ganz deaktivieren. Das sollten aber nur versierte Lenkrad-Artisten tun. Zumal die Lenkung nicht sportlich direkt ist und wenig Rückmeldung gibt. Und ein Allradantrieb ist bei Rolls-Royce lange überfällig - erst Recht bei der Symbiose aus 632 PS und 2,4 Tonnen.
Im Innern fehlt der erwartete Fahrerlebnisschalters. Denn der Wraith ist und bleibt ein Rolls-Royce und da geht es in erster Linie um unangestrengten und unkomplizierten Luxus. Also überwachen Sensoren laufend das Fahrzeug und melden den Fahrzustand an die zentrale Recheneinheit, worauf diese alle 2,5 Millisekunden die variablen Dämpfer automatisch an die neuen Umstände anpasst. Obwohl auch eine Wankstabilisierung an Bord ist, zeigt der Rolls deutliche Wank- und Nicktendenzen und kündigt so den Grenzbereich frühzeitig an. Ein vorausschauendes Fahrwerk, wie es die neue S-Klasse hat, stünde dem edlen Briten gut zu Gesicht.
Lässt man den 632 Pferden auf gerader Strecke freien Lauf, zeigt sich das Luxus-Coupé von seiner bissigen Seite: Nach nur 4,6 Sekunden ist die 100-km/h-Marke erreicht. Bei 250 km/h ist elektronisch begrenzt Schluss. Da der Wraith 18 Zentimeter kürzer, aber die Spurweite hinten 2,4 Zentimeter breiter als beim Ghost ist, meistert er auch Hochgeschwindigkeitspassagen stabil und souverän. Ganz der PS-starke Edelgleiter eben. Dass bei Rolls-Royce alles etwas anders ist, erkennt man, sobald man den aktuellen Durchschnittsverbrauch aufruft, dessen Wert sich in einem Unter-Menü verschanzt: 6,1 km / Liter steht da. Der gute alte Dreisatz verrät: Es sind 16,4 Liter pro 100 Kilometer. Also gut zwei Liter mehr als im Datenblatt angegeben.
Auch wenn der Wraith kein ausgewiesener Technologieträger ist, bedeutet das nicht, dass das Coupé keinerlei Innovationen bietet. Mit Hilfe der Navigationskarten erkennt die Software vorausliegende Kurven und konditioniert die ZF-Achtgangautomatik dementsprechend. Also wird der aktuelle Gang möglichst lang gehalten, was nicht nur komfortabler ist, sondern auch Sprit spart. Auch der iDrive-Knopf verfügt über eine Touchpad-Oberfläche, mit der man Schriftzeichen und Zahlen in das Navi schreiben kann. China lässt grüßen.
Die technologische Verwandtschaft zu BMW lässt sich im Innenraum, angesichts der Favoritentasten, dem iDrive-Drehknopf, dem Multimedia-Display und der Menüführung nicht verleugnen. Die große Stärke des Rolls-Royce-Coupés ist der grenzenlose Luxus. Und da ist der Brite einfach BMW Superplus. Das Leder ist feiner, die Materialien hochwertiger und die Anmutung edler - so muss es sein. Sorgsam ausgesuchte Holzapplikationen wechseln sich mit Klavierlackteilen und Chromumfassungen ab. Die Rundinstrumente inklusive traditioneller Power-Reserve-Anzeige, sind analog, aber die TFT-Leiste mit den digitalen Angaben darunter, macht was her. Dass die Multimedia-Darstellung konsequent in Pastell-Mint-Farbtönen gehalten ist, ist der etwas krampfhaft bemühten Abgrenzung zu den BMWs geschuldet.
Bleibt zum Schluss nur noch die Platzfrage zu klären. Der ist auch im Wraith vorhanden - und zwar zu genüge. Auch wenn das Rolls-Royce-Coupé ein Selbstfahrer-Auto ist, lässt es sich auch hinten gut reisen. Der nächste logische Schritt, ein Cabrio, dürfte aber noch ein paar Jahre auf sich warten lassen. Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös gibt diese Gedankenspiele zu, sagt aber auch, dass es "wenig Sinn ergibt, diese zwei Karosserievarianten sehr schnell hintereinander auf den Markt zu bringen." Bis dahin wünschen wir uns eine Version mit einem leistungsstarken Achtzylinder und Allradantrieb. Das bietet Hauptkonkurrent Bentley schon seit längerem.
Testwertung
Quelle: Autoplenum, 2013-09-12
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