Praxistest: Kia Sorento 2.5 CRDI - Mehr Sein als Schein
Testbericht
Was Platz und Nutzenwert angeht, braucht sich der Kia Sorento nicht vor den Edel-SUV von BMW oder Mercedes verstecken. Bei Technik und Ambiente dagegen schon eher. Dafür ist der Sorento um vieles preiswerter.
Wer einen robusten, gut ausgestatteten und rundum vorzeigbaren Fullsize-SUV sucht, aber auf all die teuren Errungenschaften moderner Fahrzeugelektronik wie Headup-Display, Luftfederung, Bi-Xenon-Scheinwerfer oder ein aktives Fahrwerk dankend verzichten kann - der ist beim Kia Sorento gut aufgehoben. Mit seinen knapp 4,6 Metern Länge bietet er nicht nur die klassische SUV-Optik, sondern auch Platz und Nutzwert satt. Kein Wunder, dass er sich in der Zulassungsstatistik sehr beachtlich schlägt. Innen zeigt sich der Sorento übersichtlich und angenehm bedienerfreundlich - sieht man einmal vom optionalen Navi ab. Dessen Mäusetasten sind während der Fahrt kaum sicher zu treffen. Macht nix - was drauf steht lässt sich ohnehin nur aus nächster Nähe entziffern. Die Bedienung über die Touchscreen ist alles - nur nicht intuitiv. Ohne das intensive Studium des dicken Handbuches braucht man es gar nicht erst zu versuchen. Elektronik, die so viel Aufmerksamkeit für sich fordert, gehört nicht in ein Auto. Dass der Tankdeckel nicht in die Zentralverriegelung integriert ist, sondern über einen eigenen Hebel geöffnet werden muss, ist lästig - aber lässt sich dagegen noch verschmerzen. Die Verarbeitung innen macht einen ebenso guten Eindruck wie schon außen. Die Materialien wirken wertig und angenehm. Nicht ganz unwichtig für ein Gebrauchsauto: Die Oberflächen sind ebenso wie die Bezugsstoffe leicht zu reinigen. An Ablagen herrscht an sich kein Mangel - wir hätten uns nur noch einen Platz für normale Getränkeflaschen gewünscht.
Der Ein- und Ausstieg ist auf allen Plätzen bequem - auch, wenn man fast schon ein wenig klettern muss. Die Türen öffnen weit, nirgendwo geht es so eng zu, dass man sich rein quetschen müsste. Die Sitze vorne lassen sich auch für große Fahrer weit genug verschieben, um eine entspannte Sitzposition einnehmen zu können. Dazu hilft auch das höhenverstellbare Lenkrad. Hinten gibt es auf den beiden ausgeformten Sitzen reichlich Kopf und Kniefreiheit, selbst bei ganz zurückgeschobenen Vordersitzen. In der Mitte geht es dagegen eng zu. Der Sorento ist denn auch eher ein 4- denn ein 5-Sitzer. Durch die SUV-typisch erhöhten Sitze hat man einen ausgezeichneten Überblick. Nur nach schräg hinten sieht man nicht allzu gut - netterweise gibt es für alle Fälle in der EX-Version eine akustische Parkhilfe. Die Sitze selbst sind bequem, könnten aber ein wenig mehr Seitenhalt vertragen. Und wer als Fahrer längere Beine hat, wird sich an den Griff der Handbremse erst gewöhnen müssen - sie drückt beständig gegen seinen rechten Oberschenkel. Ähnlich üppig wie für die Passgiere geht es im Kofferraum zu. Regulär schafft der Sorento 441 Liter. Bei umgeklappten Rücksitzen gehen bis zu 1751 Liter hinein - kein Problem also, auch mal sperrige Tüten mit Gartenabfällen bis zur Halde zu fahren. Die Kofferraumklappe lässt sich leicht öffnen (auch per Knopf vom Fahrersitz aus) und schwingt weit hoch. Die Ladeöffnung ist üppig und eine Ladekante kaum vorhanden. Reichlich heben muss man trotzdem: Die Rahmenkonstruktion sorgt für einen relativ hohen Laderaumboden. Die asymmetrisch geteilte Rückbank lässt sich so umlegen, dass eine ebene Ladefläche entsteht. Die Kopfstützen allerdings muss man vorher herausziehen. Praktisch: Die separat zu öffnende Heckscheibe.
Ein besonderer Pluspunkt des Sorento ist sein kräftiger Diesel. Der durchzugsstarke 4-Zylinder mit seinen 125 kW/170 PS knurrt zwar durchaus vernehmlich auch dann noch, wenn er sich längst warmgelaufen hat. Aber richtig unangenehm wird die Geräuschkulisse selbst bei hohem Tempo nicht. Krach machte in unserem Testwagen allerdings weniger der Motor als der linke Außenspiegel, der sich bei höheren Geschwindigkeiten lautstark gegen den Fahrtwind stemmte. 392 Nm Drehmoment bringt der Motor im besten Fall aus seinen 2,5 Litern Hubraum - das ist reichlich genug, um den Sorento zu einem ausgezeichneten Zugfahrzeug zu machen: Drei Tonnen darf er an den Haken nehmen. Dass der 2,5-Tonner trotz der 170 PS mit den 12,0 Sekunden, die er für den Spurt von 0 auf 100 km/h braucht nicht gerade renntauglich ist, verwundert kaum. Immerhin schafft er mühelos ordentliche 182 km/h als Topspeed und begnügt sich - moderater gefahren - offiziell mit durchschnittlich 7,9 Litern Diesel auf 100 km. Real waren es in den 14 Testtagen dann doch eher 8,5 Liter Verbrauch - auch das geht für ein solches Auto noch in Ordnung. Ein Rußpartikelfilter ist übrigens nur als Option zu haben - ärgerlich.
Die 5-Gang-Handschaltung lässt sich präzise führen und die Übersetzungen sind gut auf den Motor ausgelegt. Wer will, kann nicht zuletzt dank des üppigen Drehmoments gemütlich schaltfaul fahren. Bei niedriger Drehzahl kommt der Vorwärtsdrang allerdings auch schon mal ins Stottern. Die Lenkung ist zwar leichtgängig, aber etwas zu indirekt - ein wenig mehr Gefühl für die Fahrbahn hätte man sich schon gewünscht. Außerdem teilt sie das Schicksal vieler anderer allradgetriebener SUV: Bei vollständigem Lenkeinschlag fangen die Vorderräder schnell an zu stuckern.
Fahrwerktechnisch ist der 2006 zuletzt überarbeitete Sorento nicht mehr ganz auf der Höhe - auch, wenn es nicht um die ganzen elektronischen Gimmicks geht. Die Starrachse hinten kann das üppige Komfortgefühl der aktuellen SUV-Generation nur mit leichten Einschränkungen bieten. Aber wem ein gelegentliches Poltern nichts ausmacht und wer mit nicht mehr ganz zeitgemäßen Fahreigenschaften kein Problem hat, der wird mit dem Sorento gut und vor allem auch sicher unterwegs sein. Die Richtungsstabilität ist auch bei Spurrillen bestens und in Kurven untersteuert der Sorento höchstens mal gutmütig - wenn nicht schon vorher das ESP regulierend eingreift. Auch, dass die Karosserie nach klassischer Geländewagen-Art auf einem stabilen Leiterrahmen montiert ist, klingt zwar altbacken, hat aber zumindest den Vorteil sehr hoher Stabilität. Und wenn wir schon mal dabei sind: Die deutlich ausgeprägten Nick- und Wankbewegungen der Karosserie gehören dann einfach auch mit dazu.
Nicht nur der Leiterrahmen prädestiniert den Sorento für zumindest mittelschwere Geländegänge. Der permanente Allradantrieb mit der drehmomentabhängigen Kraftverteilung sorgt nicht nur auf zivilisiertem Asphalt für eine ausgezeichnete Traktion - sie hilft auch über Stock und Stein gut weiter. Wenn es besonders grob wird, ist da immer noch die Geländeuntersetzung. Mit dem Prestigewert eines X5 oder M-Klasse Mercedes kann der Sorento sicher nicht mithalten. Warum auch. Wer den edlen Schein nicht nötig hat, der ist mit dem robusten und schon ab Werk gut ausgestatteten Koreaner bestens bedient - und zahlt erheblich weniger. Mit dem empfehlenswerten 2,5-Liter-Diesel ist der Sorento ab 30.750 Euro zu haben. Ein X5 oder ein ML 280 CDI kosten mindestens 20.000 Euro mehr. Und auch für den eng verwandten Hyundai Santa Fe sind noch 2000 Euro mehr fällig. Es muss nun mal nicht immer Kaviar sein.
Wer einen robusten, gut ausgestatteten und rundum vorzeigbaren Fullsize-SUV sucht, aber auf all die teuren Errungenschaften moderner Fahrzeugelektronik wie Headup-Display, Luftfederung, Bi-Xenon-Scheinwerfer oder ein aktives Fahrwerk dankend verzichten kann - der ist beim Kia Sorento gut aufgehoben. Mit seinen knapp 4,6 Metern Länge bietet er nicht nur die klassische SUV-Optik, sondern auch Platz und Nutzwert satt. Kein Wunder, dass er sich in der Zulassungsstatistik sehr beachtlich schlägt. Innen zeigt sich der Sorento übersichtlich und angenehm bedienerfreundlich - sieht man einmal vom optionalen Navi ab. Dessen Mäusetasten sind während der Fahrt kaum sicher zu treffen. Macht nix - was drauf steht lässt sich ohnehin nur aus nächster Nähe entziffern. Die Bedienung über die Touchscreen ist alles - nur nicht intuitiv. Ohne das intensive Studium des dicken Handbuches braucht man es gar nicht erst zu versuchen. Elektronik, die so viel Aufmerksamkeit für sich fordert, gehört nicht in ein Auto. Dass der Tankdeckel nicht in die Zentralverriegelung integriert ist, sondern über einen eigenen Hebel geöffnet werden muss, ist lästig - aber lässt sich dagegen noch verschmerzen. Die Verarbeitung innen macht einen ebenso guten Eindruck wie schon außen. Die Materialien wirken wertig und angenehm. Nicht ganz unwichtig für ein Gebrauchsauto: Die Oberflächen sind ebenso wie die Bezugsstoffe leicht zu reinigen. An Ablagen herrscht an sich kein Mangel - wir hätten uns nur noch einen Platz für normale Getränkeflaschen gewünscht.
Der Ein- und Ausstieg ist auf allen Plätzen bequem - auch, wenn man fast schon ein wenig klettern muss. Die Türen öffnen weit, nirgendwo geht es so eng zu, dass man sich rein quetschen müsste. Die Sitze vorne lassen sich auch für große Fahrer weit genug verschieben, um eine entspannte Sitzposition einnehmen zu können. Dazu hilft auch das höhenverstellbare Lenkrad. Hinten gibt es auf den beiden ausgeformten Sitzen reichlich Kopf und Kniefreiheit, selbst bei ganz zurückgeschobenen Vordersitzen. In der Mitte geht es dagegen eng zu. Der Sorento ist denn auch eher ein 4- denn ein 5-Sitzer. Durch die SUV-typisch erhöhten Sitze hat man einen ausgezeichneten Überblick. Nur nach schräg hinten sieht man nicht allzu gut - netterweise gibt es für alle Fälle in der EX-Version eine akustische Parkhilfe. Die Sitze selbst sind bequem, könnten aber ein wenig mehr Seitenhalt vertragen. Und wer als Fahrer längere Beine hat, wird sich an den Griff der Handbremse erst gewöhnen müssen - sie drückt beständig gegen seinen rechten Oberschenkel. Ähnlich üppig wie für die Passgiere geht es im Kofferraum zu. Regulär schafft der Sorento 441 Liter. Bei umgeklappten Rücksitzen gehen bis zu 1751 Liter hinein - kein Problem also, auch mal sperrige Tüten mit Gartenabfällen bis zur Halde zu fahren. Die Kofferraumklappe lässt sich leicht öffnen (auch per Knopf vom Fahrersitz aus) und schwingt weit hoch. Die Ladeöffnung ist üppig und eine Ladekante kaum vorhanden. Reichlich heben muss man trotzdem: Die Rahmenkonstruktion sorgt für einen relativ hohen Laderaumboden. Die asymmetrisch geteilte Rückbank lässt sich so umlegen, dass eine ebene Ladefläche entsteht. Die Kopfstützen allerdings muss man vorher herausziehen. Praktisch: Die separat zu öffnende Heckscheibe.
Ein besonderer Pluspunkt des Sorento ist sein kräftiger Diesel. Der durchzugsstarke 4-Zylinder mit seinen 125 kW/170 PS knurrt zwar durchaus vernehmlich auch dann noch, wenn er sich längst warmgelaufen hat. Aber richtig unangenehm wird die Geräuschkulisse selbst bei hohem Tempo nicht. Krach machte in unserem Testwagen allerdings weniger der Motor als der linke Außenspiegel, der sich bei höheren Geschwindigkeiten lautstark gegen den Fahrtwind stemmte. 392 Nm Drehmoment bringt der Motor im besten Fall aus seinen 2,5 Litern Hubraum - das ist reichlich genug, um den Sorento zu einem ausgezeichneten Zugfahrzeug zu machen: Drei Tonnen darf er an den Haken nehmen. Dass der 2,5-Tonner trotz der 170 PS mit den 12,0 Sekunden, die er für den Spurt von 0 auf 100 km/h braucht nicht gerade renntauglich ist, verwundert kaum. Immerhin schafft er mühelos ordentliche 182 km/h als Topspeed und begnügt sich - moderater gefahren - offiziell mit durchschnittlich 7,9 Litern Diesel auf 100 km. Real waren es in den 14 Testtagen dann doch eher 8,5 Liter Verbrauch - auch das geht für ein solches Auto noch in Ordnung. Ein Rußpartikelfilter ist übrigens nur als Option zu haben - ärgerlich.
Die 5-Gang-Handschaltung lässt sich präzise führen und die Übersetzungen sind gut auf den Motor ausgelegt. Wer will, kann nicht zuletzt dank des üppigen Drehmoments gemütlich schaltfaul fahren. Bei niedriger Drehzahl kommt der Vorwärtsdrang allerdings auch schon mal ins Stottern. Die Lenkung ist zwar leichtgängig, aber etwas zu indirekt - ein wenig mehr Gefühl für die Fahrbahn hätte man sich schon gewünscht. Außerdem teilt sie das Schicksal vieler anderer allradgetriebener SUV: Bei vollständigem Lenkeinschlag fangen die Vorderräder schnell an zu stuckern.
Fahrwerktechnisch ist der 2006 zuletzt überarbeitete Sorento nicht mehr ganz auf der Höhe - auch, wenn es nicht um die ganzen elektronischen Gimmicks geht. Die Starrachse hinten kann das üppige Komfortgefühl der aktuellen SUV-Generation nur mit leichten Einschränkungen bieten. Aber wem ein gelegentliches Poltern nichts ausmacht und wer mit nicht mehr ganz zeitgemäßen Fahreigenschaften kein Problem hat, der wird mit dem Sorento gut und vor allem auch sicher unterwegs sein. Die Richtungsstabilität ist auch bei Spurrillen bestens und in Kurven untersteuert der Sorento höchstens mal gutmütig - wenn nicht schon vorher das ESP regulierend eingreift. Auch, dass die Karosserie nach klassischer Geländewagen-Art auf einem stabilen Leiterrahmen montiert ist, klingt zwar altbacken, hat aber zumindest den Vorteil sehr hoher Stabilität. Und wenn wir schon mal dabei sind: Die deutlich ausgeprägten Nick- und Wankbewegungen der Karosserie gehören dann einfach auch mit dazu.
Nicht nur der Leiterrahmen prädestiniert den Sorento für zumindest mittelschwere Geländegänge. Der permanente Allradantrieb mit der drehmomentabhängigen Kraftverteilung sorgt nicht nur auf zivilisiertem Asphalt für eine ausgezeichnete Traktion - sie hilft auch über Stock und Stein gut weiter. Wenn es besonders grob wird, ist da immer noch die Geländeuntersetzung. Mit dem Prestigewert eines X5 oder M-Klasse Mercedes kann der Sorento sicher nicht mithalten. Warum auch. Wer den edlen Schein nicht nötig hat, der ist mit dem robusten und schon ab Werk gut ausgestatteten Koreaner bestens bedient - und zahlt erheblich weniger. Mit dem empfehlenswerten 2,5-Liter-Diesel ist der Sorento ab 30.750 Euro zu haben. Ein X5 oder ein ML 280 CDI kosten mindestens 20.000 Euro mehr. Und auch für den eng verwandten Hyundai Santa Fe sind noch 2000 Euro mehr fällig. Es muss nun mal nicht immer Kaviar sein.
Quelle: Autoplenum, 2008-06-24
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