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Testbericht

Jürgen Wolff, 29. März 2010
Dem Sorento hat Kia viel zu verdanken - die erste Generation wurde zur Erfolgsgeschichte und hat die Koreaner hierzulande mit salonfähig gemacht. Jetzt rollt der Nachfolger über die Straßen.

Es ist ein Abschied von den Wurzeln: Der Kia Sorento der zweiten Generation sitzt nicht mehr auf einem Leiterrahmen, wie er bei "echten" Offroadern die Regel ist, sondern kommt nun mit einer selbsttragenden Karosserie. Das rückt ihn technisch dahin, wo er eigentlich auch hin gehört: zu den SUV, die sich als geräumige Alltagsautos vor allem auf den Straßen und höchstens einmal auf den Feld- oder Kieswegen dieser Welt bewegen - aber kaum je offroad durch Wasserlöcher oder über Wüstenpisten. Und es sorgt trotz nach wie vor imposanter Dimensionen für ein geringeres Gewicht - sprich: für einen akzeptablen Verbrauch. Mit 6,6 Litern steht der Sorento beim 2,2-Liter-Diesel und Allradantrieb in den Papieren. Sein 27 PS schwächerer Vorgänger war schon offiziell nicht unter 7,9 Litern zu fahren. Sparsam ist der 4,69 Meter lange und als Allradler immerhin mindestens 1,8 Tonnen schwere Sorento beim Verbrauch - ansonsten bringt er so ziemlich alles mit, was ein SUV der gehobenen Mittelklasse, der sich unter anderem mit dem Mazda CX-7 oder dem Peugeot 4007 messen will, heute haben muss. Ein solide verarbeitetes, wertiges Interieur zum Beispiel. Und viel Platz. Vorne haben auch große Passagiere keine Probleme, eine passende und entspannte Sitzeinstellung zu finden. Und hinten sitzt man zumindest zu zweit auch auf langen Strecken bequem und entspannt. Die straffen Sitze geben einen guten Seitenhalt und lassen sich auch hinten in der Neigung verstellen. Kaum nachvollziehbar in dieser Klasse: Der Beifahrersitz ist nicht in der Höhe veränderbar. Schon der Weg zu den Sitzen ist ohne Verrenkungen möglich: Die Türen öffnen weit und trotz der hohen Schweller muss man nicht wirklich klettern. Nervig sind die Schweller allerdings beim Aussteigen: Leicht streift man sie mit dem Hosenbein und nimmt so etwas mit vom Dreck der Straße.

Die Bedienung des Sorento ist einfach und intuitiv - man muss sich vor der ersten Fahrt nicht unbedingt in das Studium des Handbuches stürzen. Die Instrumente liegen gut im Blickfeld und lassen sich auch bei starker Sonne ohne Probleme ablesen. Ablagen gibt es reichlich. Verschiedene klassenübliche Helferlein erleichtern das Leben: Eine Einschaltautomatik für das Licht gehört ebenso dazu wie ein Regensensor oder der automatisch abblendende Innenspiegel. Der Bordcomputer hält über Strecken, Zeiten, Verbrauch, Reichweite etc. immer auf dem Laufenden. Der "Hillholder" erleichtert das Anfahren am Berg, die Blinkautomatik sorgt für mehr Sicherheit beim Ausscheren: einmal kurz tippen = dreimal blinken. Umso erstaunlicher: Ein Navi gibt es nicht einmal in der Aufpreisliste, sondern nur im Zubehörhandel. Wer tanken will, der muss den Deckel zum Tankstutzen erst einmal über einen Hebel vorne öffnen: Der Deckel ist nicht in die Zentralverriegelung integriert. Ärgerlicher aber ist die Grundeinstellung der Zentralverriegelung: Mit dem Schlüssel im Zündschloss sind alle Türen bis auf des Fahrers verriegelt. Wer mal eben aussteigen und etwas aus dem Kofferraum holen will, der steht vor einer verriegelten Heckklappe. Und auch an eine Jacke, die man auf dem Rücksitz liegen hat, kommt man nicht heran. Man muss erst den Zündschlüssel abziehen und per Knopfdruck die Türen explizit freigeben. Die Sicht nach vorne ist - nicht zuletzt wegen der SUV-hohen Sitzposition ausgezeichnet. Nach hinten allerdings schränken die breiten C-Säulen das Sichtfeld ziemlich ein. Immerhin machen die großen Außenspiegel das wieder etwas wett. Um beim rückwärts Einparken ohne Blessuren davon zu kommen, hat Kia dem Sorento nicht nur die üblichen piepsenden Sensoren mitgegeben, sondern als Option auch eine Rückfahr-Kamera. Deren Display zeigt den Raum hinter dem Fahrzeug nicht auf der Mittelkonsole sondern praktischerweise dort, wo man beim Rückwärtsfahren sowieso hinsieht: links im Innenspiegel. Trotz seiner Größe lässt sich der Sorento im Alltag sehr handlich fahren - was nicht zuletzt auch an dem relativ engen Wendekreis liegt.

Schon mit zwei Sitzreihen bietet der Sorento viel Platz für Gepäck: 528 Liter sind es mindestens - bis zur Fensterkante. Unter dem hochklappbaren Filzboden verbergen sich davon gut 100 Liter Stauraum, praktisch vor allem für kleinere Gegenstände, die sonst bei jeder Kurve durch den Kofferraum schliddern würden. Wer die zweite Sitzreihe wegklappt, kommt auf bis zu 1582 Liter. Damit sich der üppige Laderaum auch gut nutzen lässt, ist der Sorento für eine ordentliche Zuladung von 610 kg zugelassen. Das Reserverad ist außen unter dem Kofferraum montiert. Das macht es zwar ungeschützt, sorgt aber auch dafür, dass man im Pannenfall nicht erst das komplette Gepäck ausladen muss, bevor man einen Reifen wechseln kann. Als Option bietet Kia für den Sorento eine dritte, voll versenkbare Sitzreihe an. Wie meist kann man sich auch hier die 900 Euro Aufpreis sparen. Wirklich zumutbar ist die Fahrt auf diesen Notsitzen nicht. Wer also nicht ständig eine Bande von kleinen Nachwuchs-Fußballern zum Training karren muss, der sollte sich für das gleiche Geld lieber ein Panoramadach ordern und den Sorento hell und luftig machen. Der tiefe Kofferraum selbst ist durch die breite, weit nach oben schwingende Heckklappe gut zugänglich. Eine Ladewand, über die man die Teile erst einmal wuchten müsste, gibt es nicht, der Sorento lässt sich also trotz der relativ hoch liegenden Ladekante ohne viel Kraftaufwand beladen. Durch die relativ quadratische Form macht ihn effizient nutzbar.

Der Federungskomfort, den die Entwicklungsabteilung in Deutschland dem Sorento zugesteht, ist straff, aber durchaus noch komfortabel. Die meisten Fahrbahnwellen und Unebenheiten schluckt der Sorento gut weg - ab und an allerdings poltert die Hinterachse schon mal unwillig. Ein Vorteil der straffen Abstimmung: Die Karosserieneigung beim Anfahren und in den Kurven hält sich für einen SUV diesen Kalibers in angenehmen Grenzen. Unter der Fronthaube arbeitet ein überarbeiteter 2,2-Liter-Common-Rail-Diesel - kultiviert, aber jederzeit deutlich vernehmbar. Mit seinen 147 kW/197 PS bringt er den nicht gerade leichten Sorento durchaus akzeptabel in die Puschen. Weder beim Überholen noch an Steigungen ist ein Schwächeln zu bemerken. Und mit 421 Nm Drehmoment schon ab 1850 U/min. ist auch schaltfaules Fahren kein Problem. Kia gibt beim Allradler mit Automatik als Verbrauch 7,4 Liter Diesel je 100 km an. Unser Testfahrzeug lag in der Realität mit einem knappen Liter mehr erfreulich dicht an dem DIN-Wert. SUV wie der Sorento erziehen ohnehin zu einer gelasseneren Fahrweise. Und wer noch mehr sparen will, der ordert den Handschalter und kommt zumindest offiziell mit 6,6 Litern davon. Die 6-Stufen-Automatik arbeitet gelassen und über alle Bereiche hinweg ohne hektisches Hin und Her. Die auch mögliche manuelle Gangwahl haben wir kaum je genutzt - es bestand auch bei eher sportlicher gefahrenen Strecken einfach keine Notwendigkeit.

Wen er um die Kurven gehetzt wird untersteuert der Sorento leicht - aber auch dank des exakt arbeitenden ESP wurde das nie zu einem Problem. Überhaupt zeigte sich der Sorento schnell als sicher und sehr fahrstabil. Der Allrad-Antrieb sorgt auch auf feuchter Straße für eine ausgezeichnete Traktion. Angenehm auch die Lenkung: Sie gibt eine gute Rückmeldung von der Fahrbahn und arbeitet präzise. In der zweiten Generation ist der Kia Sorento günstig - aber sicher kein Schnäppchen mehr. Die Preisliste fängt für den Fronttriebler mit 2,4-Liter-Benziner bei 28.505 Euro an. Der empfehlenswerte 2,2-Liter-Diesel markiert das andere Ende der Skala. Für ihn sind - mit Handschaltung - mindestens 32.280 Euro fällig. Damit liegt Kia mittlerweile in ähnlichen Regionen wie Peugeot mit dem rund 2000 Euro teureren 4007 - oder dem Santa Fe der Kia-Mutter Hyundai, der ab 34.640 Euro mit dem gleichen Dieselmotor unterwegs ist.

Unser Testfahrzeug kam - unter anderem mit Automatik, sieben Sitzen, Panoramadach, Rückfahrkamera und Teilledersitzen auf stattliche 41.225 Euro.

Quelle: Autoplenum, 2010-03-29

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