Praxistest: Cadillac Escalade - Kreuzfahrt ins Ungewisse
Testbericht
Wer einmal im Cadillac Escalade auf Reisen war, der kann nachvollziehen, warum Amerikaner so auf dicke SUV mit Platz, Luxus und V8-Power stehen. Doch was nützt das, wenn man keine eigene Ölquelle im Garten hat?
Jesse Pacheco arbeitet als Pförtner in einem Großmarkt von San Francisco und fährt einen alten Pick-up. Doch er könnte sich auch für ein kleines Auto begeistern, erzählt der beleibte Amerikaner: "Ich war letzten Monat mit meiner Frau in Portugal. Da fahren überall diese Smarts herum. Klasse, dass man die Dinger mit einem Motorradführerschein fahren kann."
Dieses interkulturelle Missverständnis lässt erahnen, warum die Wahrnehmung des Automobils in den USA so anders ist als in Europa. Was bei uns groß ist, ist genseits des großen Teiches allenfalls Midsize. Und ein Auto wie der Cadillac Escalade fällt im US-Straßenbild nicht weiter auf, obwohl das 5,15 mal 2,01 Meter große Kreuzfahrtschiff geräumiger ist als manche deutsche Studentenbude. Doch wer in einem großen SUV nichts weiter sieht als rollendes Geltungsbedürfnis, kennt die Amerikaner schlecht. In den USA sind die Dickschiffe immer noch billig. Es gibt keine Parkplatznot, der Durchschnittsamerikaner muss mehr Kinder durch die Gegend kutschieren als der Durchschnittsdeutsche, fährt wesentlich längere Strecken und hat keine Lust, zum Einladen von Gepäck erst die Rückbank umzuklappen.
Natürlich spielt Prestige auch eine Rolle - sonst hätten die SUV ja nicht den Minivan nahezu komplett abgelöst. Der Escalade strahlt Kraft und Luxus aus wie kaum ein zweiter Geländewagen. In dem Dickschiff sitzt man so hoch, dass man den anderen Autofahrern bis auf den Schoß schauen kann. Das Sicherheitsgefühl ist enorm. Auf der Autobahn will einer unbedingt sofort vorbei und drängelt? Soll er den Caddy doch beiseite schieben. Viel Spaß dabei ?
Während man im Escalade gemütlich dahin gleitet, schweift das Auge über den Innenraum. Und da gibt es eine Menge zu schweifen, denn der Caddy bietet auf bis zu sieben Sitzen reichlich Platz. Die Sitzbänke lassen sich auch ganz herausnehmen. Als Zweisitzer bietet der Escalade satte 3084 Liter Stauraum. Die Verarbeitung ist so sauber, wie man es erwarten darf schließlich warb Cadillac dereinst für sich mit dem Slogan "Standard of the World". Holzeinlagen und bequeme Ledersitze sorgen für Behaglichkeit. Die Mittelarmlehne ist so breit, dass man darauf im Notfall ein Baby wickeln könnte, und die Passagiere können sich nach allen Seiten bequem ausstrecken. Mittig im Armaturenbrett prangt nicht etwa ein schnöde Digitalinstrument, sondern eine Analoguhr. Leider ist sie so ungeschickt platziert, dass man sie je nach Lichteinfall in den Wagen kaum ablesen kann.
Angetrieben wird der Caddy-Kreuzer von einem 409 PS starken V8-Triebwerk mit 6,2 Litern Hubraum. Das liefert enormen Schub in allen Lebenslagen. Die Kraftübertragung übernimmt eine butterweiche Sechsgangautomatik, die mit einem lederbezogenen Hebel am Lenkrad bedient wird. Unpraktisch ist dabei aber der manuelle Modus. Schaltknöpfe oder -wippen am Lenkrad wären bequemer.
Und dann wäre da natürlich noch der Verbrauch. Beim Blick auf die Tankanzeige fühlt man sich wie der Kapitän eines alten Dampfers, der ständig "Mehr Kohlen in die Kessel" durchs Sprachrohr brüllen muss. Bei betont sparsamer Fahrt etwa auf Autobahn und Landstraße bei niedrigem Tempo und höchstens sanften Streicheleinheiten für das Gaspedal kann man den Durst des Escalade mit knapper Not auf 14 Liter pro 100 Km senken. Gibt man dem Cadillac die Sporen, ist es damit sofort vorbei. Man spürt regelrecht, wie sich im Maschinenraum die Schleusen öffnen und sich die acht Zylinder dem hemmungslosen Benzinrausch hingeben. Beim Kickdown wird die Reichweitenanzeige zum Countdown für den nächsten Tankstopp.
Trotz der enormen Motorleistung ist der Caddy kein sportlicher SUV. Die Lenkung ist vor allem um die Mittellage herum sehr indirekt, das Fahrwerk weich abgestimmt. Allerdings vermittelt der 2,6 Tonnen schwere Koloss trotz einer leichten Wankneigung auch in schnellen Kurven kein ungutes Gefühl und lässt sich jederzeit problemlos beherrschen.
Der Escalade ist in den Ausstattungsvarianten Elegance (69.750 Euro) und Sport Luxury (73.850 Euro) zu haben. In der Top-Version sind unter anderem ESP, elektrisch verstellbare Ledersitze, Dreizonen-Klimaautomatik, Dachgepäckträger, elektrische Heckklappe, Glasschiebedach, beheizbares Lenkrad, Tempomat und ein Bose-Soundsystem mit DVD-Anlage mit 8-Zoll-Monitor, Funkkopfhörern und Fernbedienung an Bord. Der Cadillac verfügt über einen permanenten Allradantrieb. Bei der Ungewissheit, wie weit die Benzinpreise wohl noch steigen werden, schweben die Unterhaltskosten freilich wie ein Damokles-Schwert über Escalade-Fahrern. Für 2008 hat Cadillac eine Hybridversion angekündigt. Für den europäischen Markt interessanter ist allerdings wohl eine Umrüstung auf Autogas.
Jesse Pacheco arbeitet als Pförtner in einem Großmarkt von San Francisco und fährt einen alten Pick-up. Doch er könnte sich auch für ein kleines Auto begeistern, erzählt der beleibte Amerikaner: "Ich war letzten Monat mit meiner Frau in Portugal. Da fahren überall diese Smarts herum. Klasse, dass man die Dinger mit einem Motorradführerschein fahren kann."
Dieses interkulturelle Missverständnis lässt erahnen, warum die Wahrnehmung des Automobils in den USA so anders ist als in Europa. Was bei uns groß ist, ist genseits des großen Teiches allenfalls Midsize. Und ein Auto wie der Cadillac Escalade fällt im US-Straßenbild nicht weiter auf, obwohl das 5,15 mal 2,01 Meter große Kreuzfahrtschiff geräumiger ist als manche deutsche Studentenbude. Doch wer in einem großen SUV nichts weiter sieht als rollendes Geltungsbedürfnis, kennt die Amerikaner schlecht. In den USA sind die Dickschiffe immer noch billig. Es gibt keine Parkplatznot, der Durchschnittsamerikaner muss mehr Kinder durch die Gegend kutschieren als der Durchschnittsdeutsche, fährt wesentlich längere Strecken und hat keine Lust, zum Einladen von Gepäck erst die Rückbank umzuklappen.
Natürlich spielt Prestige auch eine Rolle - sonst hätten die SUV ja nicht den Minivan nahezu komplett abgelöst. Der Escalade strahlt Kraft und Luxus aus wie kaum ein zweiter Geländewagen. In dem Dickschiff sitzt man so hoch, dass man den anderen Autofahrern bis auf den Schoß schauen kann. Das Sicherheitsgefühl ist enorm. Auf der Autobahn will einer unbedingt sofort vorbei und drängelt? Soll er den Caddy doch beiseite schieben. Viel Spaß dabei ?
Während man im Escalade gemütlich dahin gleitet, schweift das Auge über den Innenraum. Und da gibt es eine Menge zu schweifen, denn der Caddy bietet auf bis zu sieben Sitzen reichlich Platz. Die Sitzbänke lassen sich auch ganz herausnehmen. Als Zweisitzer bietet der Escalade satte 3084 Liter Stauraum. Die Verarbeitung ist so sauber, wie man es erwarten darf schließlich warb Cadillac dereinst für sich mit dem Slogan "Standard of the World". Holzeinlagen und bequeme Ledersitze sorgen für Behaglichkeit. Die Mittelarmlehne ist so breit, dass man darauf im Notfall ein Baby wickeln könnte, und die Passagiere können sich nach allen Seiten bequem ausstrecken. Mittig im Armaturenbrett prangt nicht etwa ein schnöde Digitalinstrument, sondern eine Analoguhr. Leider ist sie so ungeschickt platziert, dass man sie je nach Lichteinfall in den Wagen kaum ablesen kann.
Angetrieben wird der Caddy-Kreuzer von einem 409 PS starken V8-Triebwerk mit 6,2 Litern Hubraum. Das liefert enormen Schub in allen Lebenslagen. Die Kraftübertragung übernimmt eine butterweiche Sechsgangautomatik, die mit einem lederbezogenen Hebel am Lenkrad bedient wird. Unpraktisch ist dabei aber der manuelle Modus. Schaltknöpfe oder -wippen am Lenkrad wären bequemer.
Und dann wäre da natürlich noch der Verbrauch. Beim Blick auf die Tankanzeige fühlt man sich wie der Kapitän eines alten Dampfers, der ständig "Mehr Kohlen in die Kessel" durchs Sprachrohr brüllen muss. Bei betont sparsamer Fahrt etwa auf Autobahn und Landstraße bei niedrigem Tempo und höchstens sanften Streicheleinheiten für das Gaspedal kann man den Durst des Escalade mit knapper Not auf 14 Liter pro 100 Km senken. Gibt man dem Cadillac die Sporen, ist es damit sofort vorbei. Man spürt regelrecht, wie sich im Maschinenraum die Schleusen öffnen und sich die acht Zylinder dem hemmungslosen Benzinrausch hingeben. Beim Kickdown wird die Reichweitenanzeige zum Countdown für den nächsten Tankstopp.
Trotz der enormen Motorleistung ist der Caddy kein sportlicher SUV. Die Lenkung ist vor allem um die Mittellage herum sehr indirekt, das Fahrwerk weich abgestimmt. Allerdings vermittelt der 2,6 Tonnen schwere Koloss trotz einer leichten Wankneigung auch in schnellen Kurven kein ungutes Gefühl und lässt sich jederzeit problemlos beherrschen.
Der Escalade ist in den Ausstattungsvarianten Elegance (69.750 Euro) und Sport Luxury (73.850 Euro) zu haben. In der Top-Version sind unter anderem ESP, elektrisch verstellbare Ledersitze, Dreizonen-Klimaautomatik, Dachgepäckträger, elektrische Heckklappe, Glasschiebedach, beheizbares Lenkrad, Tempomat und ein Bose-Soundsystem mit DVD-Anlage mit 8-Zoll-Monitor, Funkkopfhörern und Fernbedienung an Bord. Der Cadillac verfügt über einen permanenten Allradantrieb. Bei der Ungewissheit, wie weit die Benzinpreise wohl noch steigen werden, schweben die Unterhaltskosten freilich wie ein Damokles-Schwert über Escalade-Fahrern. Für 2008 hat Cadillac eine Hybridversion angekündigt. Für den europäischen Markt interessanter ist allerdings wohl eine Umrüstung auf Autogas.
Quelle: Autoplenum, 2008-01-18
Getestete Modelle
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