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Testbericht

Marcel Sommer / Stefan Grundhoff, 21. August 2014
Erstmals bringt Cadillac seinen neuen Escalade auch in Europa auf den Markt. Der gewaltige Amerikaner vereint Masse und Komfort, wie sonst nur wenige. Eine echte Gefahr für Range Rover und Mercedes GL?

Bei Cadillac darf es seit Jahrzehnten getrost etwas größer sein. Doch die Amerikaner nehmen neben China zunehmend auch Europa ins Visier. In seinem Heimatland USA hat der Mega-SUV Escalade einen Namen wie Donnerhall. Nachdem das Lincoln Towncar mittlerweile ausgelaufen ist, hat sich der Escalade mehr denn je zur Chauffeurs-Limousine Nummer eins gemausert. Die Langversion ESV könnte größer nicht sein. 2.739 Kilogramm verteilt der fette Ami auf 5,70 Metern und selbst die Kurzversion misst 5,16 Meter. Sein gewaltiges Hinterteil verrät schon auf Anhieb, dass hier nicht nur die heiße Luft des verhalten klingenden V8-Benzinmotors herauskommt. Satte 1.113 Liter Gepäck passen hier hinein. Werden die beiden weiteren Sitzreihen per Knopfdruck elektrisch umgeklappt, hätte mit 3.466 Liter fast schon ein europäischer Kleinwagen Platz. Überhaupt kommen im 2,05 Meter breiten Escalade unzählige kleine elektronische Zusatzmotoren zum Einsatz. Ist die Pedalerie zu weit entfernt? Kein Problem. Ein Knopfdruck reicht. Sind die 56 Zentimeter Einstiegshöhe zu viel? Null Problemo, eine gefühlt wagenlange verchromte Trittstufe gleitet automatisch hervor.

Aber nicht nur sein äußeres Erscheinungsbild wird von großen Ausmaßen Aber nicht nur sein äußeres Erscheinungsbild wird von großen Ausmaßen und Volumina dominiert. Unter seiner stählernen Haut geht es ebenfalls äußerst großzügig zur Sache. Das sechs Liter große und 420 PS erzeugende Aggregat unter der riesigen Motorhaube saugt seinen Sprit aus einem 117 Liter großen Treibstofftank. Das ist auch gut so, denn mit einem realen Kraftstoffverbrauch von 15 bis 20 Litern müsste sonst viel zu früh auf dem 12,3 Zoll großen Touchscreen in der Mittelkonsole die nächste Zapfsäule einprogrammiert werden. Auf den strikt limitierten Highways sind jedoch nicht zuletzt dank Zylinderabschaltung unter zwölf Liter möglich.

Auf der berührungsempfindlichen Bildschirmdiagonalen von 31,2 Zentimetern lässt sich natürlich nicht nur das Navigationssystem befingern, sondern gleich das gesamte Infotainment inklusive der ultraschnellen 4G-Internet-Verbindung des Full-Size-SUV. Auf Wunsch können alle Insassen per W-Lan-Hotspot für sich selbst im World-Wide-Web surfen. Wer dem amerikanischen Brauch des Drive-In-Nutzens folgt, sollte die Einstellungen lieber vor dem Verlassen der Fastfood-Spur vornehmen. Denn selbst wenn nur das Fach unter der Mittelarmlehne mit Pommes, Chickenwings und Co. gefüllt werden sollte, könnte die Chance auf fettfreie Finger auf den kommenden 500 Kilometern bei Null liegen. Das Mittelarm-Fach ist so gewaltig, dass hier auch ein kleiner Kasten Bier Platz finden sollte.

Preislich ist das Topmodell des Cadillac Escalade in den USA eine echte Versuchung. In den USA geht es für die Version mit kurzem Radstand bei 72.000 Dollar los. Wenn der Konkurrent von Range Rover und Mercedes GL zum Jahreswechsel nach Europa kommt, dürfte es bei rund 90.000 Euro losgehen. Mit 3.583 Kilogramm maximaler Anhängelast übertrifft die 623 Newtonmeter starke Allradversion nahezu all seine Konkurrenten. Das komfortabel schaltende Sechsgang-Automatikgetriebe sorgt dann für ein besonders stressfreies Fahren. Fehlt der Anhänger, büßt der fette Ami jedoch nichts an seinem gemütlichen Habitus ein.

Trotz einer Sprintfähigkeit von 6,5 Sekunden bis Tempo 100 liegt das Hauptaugenmerk beim Escalade auf dem ruhigen Dahingleiten. Die Lenkung ist wenig präzise und bei 200 km/h wird der Tatendrang abgeriegelt. Bis zu acht Insassen können neben dem herunterklappbaren TV-Bildschirm im Fond auch einfach, wie in guten alten Zeiten, die gewaltigen Fensterfronten zum Herausschauen nutzen. Über mangelnde Helligkeit im Innenraum kann sich hier niemand beklagen. Und ein kindliches "Das ist mein Fenster, Du darfst hier nicht rausschauen!", dürfte ebenfalls der Vergangenheit angehören - zu groß sind die gläsernen Alternativen.

Quelle: Autoplenum, 2014-08-21

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