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Testbericht

Peter Maahn/SP-X, 14. Februar 2017

Ein Blick ins Lexikon verrät: Der „Levante“ ist ein warmer Ostwind, der sich gen Westen durch die Straße von Gibraltar in den Atlantik presst und dort schnell an Kraft verliert. Beim neuen gleichnamigen Erfolgsmodell von Maserati ist fast alles andersrum. Das schmucke SUV soll vor allem ganz weit im Osten punkten, im fernen China, wo das Geld der Autokäufer besonders locker sitzt. Und im Gegensatz zu den einstigen Schönwetter-Modellen der Marke kommt der italienische Levante auch vorzüglich mit eisigem Luftzug zurecht, im tiefen Schnee hoch oben in den Bergen, auf spiegelglattem Eis und, wenn´s denn sein muss, auch mal abseits fester Straßen. Anders als sein windiger Namensgeber macht er dank seiner starken Sechszylinder-Motoren auch nie schlapp.

Cervinia liegt am Fuße des fast 4.500 Meter hohen Matterhorns, auf der italienischen Seite des steinernen Giganten. Von hier aus wagten sich die ersten Bergsteiger in die Steilwand. Heute kommen viele Reiche dieser Welt zum Skifahren hierher. Menschen also, deren Konto die mindestens 70.500 Euro, die so ein Maserati Levante kostet, locker verkraftet. Kein Wunder also, dass sich die feine Fiat-Tochter aus Modena das exklusive Urlaubsparadies für winterliche Testfahrten ausgesucht hat. Hier hat die kalte Jahreszeit noch alles im Griff, zahllose kleine Bergstraßen strahlen noch in jungfräulichem Weiß. Ohne Schneeketten, wenn sie denn über die dicken Schlappen passten, waren frühere Maserati-Modelle wie der legendäre 3500 GT, die ersten Ghibli oder Quattroporte rettungslos verloren.

Allrad macht´s heute möglich. Für Maserati noch eine junge Technik, denn erst seit 2013 liefen die Limousinen Ghibli und Quattroporte Vortrieb auf Wunsch auch auf allen Vieren, der SUV Levante hat sogar stets Allrad. Das Trio vertraut dabei auf das gleiche, nur 60 Kilogramm schwere System: Haben die Räder genug Bodenhaftung geht die ganze Kraft an die Hinterräder. Registrieren die Sensoren drohendes Durchdrehen eines Rades, können bis zu 50 Prozent in nur 100 Millisekunden an die Vorderachse transferiert werden. Das gilt für schnell durchquerte Kurven ebenso wie für glattes Geläuf, Matsch oder für Naturstraßen.

Zudem kann der Fahrer per Knopfdruck drei Fahrprogramme wählen. „Normal“ und „Sport“ sind bei den heckgetriebenen Limousinen ebenfalls vorhanden. Neu ist der Modus „Eis“. Selbst auf blankem gefrorenen Wasser kommen die Boliden ins Rollen. Zwar behutsam, aber immerhin. Dabei wird die Motorkraft sensibler begrenzt, als es der gefühlvollste menschliche Gasfuß vermag. Durchaus eindrucksvoll, wenn ein immerhin 302 kW/410 PS starker Ghibli dort anfährt, wo sich Fußgänger kaum auf den Beinen halten können.

Der Levante kann seinem Anspruch als Offroader zusätzlich gerecht werden. Ein vierter Knopf zwischen den Vordersitzen aktiviert ein nur ihm vorgehaltenes Zusatzprogramm. Dabei wird die Bodenfreiheit erhöht, zudem verteilt sich die Kraft nicht nur von vorn nach hinten, sondern auch von links nach rechts oder umgekehrt. Für schweres Gelände ist der Italiener zwar nicht geeignet, aber hoher Schnee, Eisglätte oder auch mal das Krabbeln über kleinere Hügel sind keine Hindernisse für den Schönling. Entwicklungschef Roberto Corradi: „Ich bin in Dubai eine hohe Düne mit tiefem Sand gefahren und war selbst überrascht, was unser System leisten kann. Auch wenn die meisten unserer Kunden das wohl nie erleben wollen. Aber das Gefühl, das Auto könnte, wenn es denn müsste, ist großartig“.

Kein Wunder, dass der Ingenieur so spricht. Schließlich steckt viel Feinarbeit in den Allradlern der Marke, vor allem im Levante. Die Reaktion der Käufer ist der Lohn: Das SUV ist auf Monate hin so gut wie ausverkauft. Derweilen arbeitet Corradi hinter verschlossenen Türen am nächsten Projekt. Ein weiteres Modell soll 2018 erscheinen. Um was es dabei geht, verrät Corradi noch nicht. Einem kleineren SUV als dem Levante erteilt er jedoch eine klare Absage: „Dafür ist im Fiat-Konzern Alfa-Romeo mit dem Stevio zuständig“. Also bleibt nur ein großer Maserati im SUV-Kleid.

Maserati Levante – Technische Daten:

Fünftüriges SUV mit fünf Sitzen, Länge: 5,00 Meter, Breite (ohne Außenspiegeln): 1,97 Meter, Höhe: 1,68 Meter. Leergewicht: 2.109 kg. Radstand: 3,00 Meter

Antrieb: Sechszylinder-Benziner mit Doppelturbo, Hubraum: 2.979 ccm, 316 kW/430 PS, maximales Drehmoment: 580 Nm bei 5.000 U/min., Achtgang-Automatik, Allradantrieb.  Vmax: 264 km/h,  0-100 km/h: 5,2 sec. Verbrauch: 10,9 l/100 km, CO2: 253 g/km, Euro 6
Grundpreis: ab 88.000 Euro
 
Weitere Motorisierung:
Sechszylinder-Dieselmotor mit Turbo, Hubraum: 2.987 ccm, 202 kW/275 PS, maximales Drehmoment: 600 Nm bei 2.000 – 2.600 U/min., Achtgang-Automatik, Allradantrieb.  Vmax: 230 km/h, 0-100 km/h: 6,9 sec. Verbrauch: 7,2 l/100 km, CO2: 189 g/km, Euro 6

Maserati Levante – Kurzcharakteristik:

Warum: Endlich mit einem Maserati ins Gelände abbiegen

Warum nicht: Weil man den SUV-Hype nicht mitmachen will

Was sonst: all die anderen Edel-SUV wie der Jaguar F-Pace, der Volvo XC 90 oder all die Süddeutschen

Die italienische Sportwagen-Ikone Maserati hat das Fremdgehen entdeckt. Ihre drei wichtigsten Modelle etablieren sich mehr und mehr auf einem Terrain, das bis vor kurzem für Fahrzeuge mit dem Dreizack als Logo noch Tabu war. Eis und Schnee, Straßen ohne festen Belag und im Fall des neuen SUV Levante sogar echtes Gelände.

Fazit
Die italienische Sportwagen-Ikone Maserati hat das Fremdgehen entdeckt. Ihre drei wichtigsten Modelle etablieren sich mehr und mehr auf einem Terrain, das bis vor kurzem für Fahrzeuge mit dem Dreizack als Logo noch Tabu war. Eis und Schnee, Straßen ohne festen Belag und im Fall des neuen SUV Levante sogar echtes Gelände.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-02-14

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