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Testbericht

30. August 2006
Dresden, 30. August 2006 – „Design ist gerade bei kleinen Autos die Nummer eins bei den Kaufgründen, und dann muss natürlich auch der Preis stimmen“, weiß Alain Visser, Marketing-Chef bei Opel. Damit stehen die Hauptvorgaben für den neuen Corsa im Raum. Erfüllt der Rüsselsheimer Nachwuchs die Anforderungen, und was taugt der Kleine überhaupt? Wir haben die vierte Generation des Stadtflitzers, die am 7. Oktober 2006 Marktstart feiert, für Sie getestet. Kleinwagen bald nicht mehr klein Mit einer Länge von genau 3,999 Metern schrammt der neue Opel haarscharf an der Vier-Meter-Schallmauer entlang. So zieht er mit den anderen neuen Kleinwagen gleich: Renault Clio, Peugeot 207 und Fiat Grande Punto haben alle ein ähnliches Gardemaß. Wie bei der Konkurrenz war auch beim Corsa der Vorgänger deutlich kürzer – und auch etliche Zentimeter weniger hoch. Der Trend ist klar: Kleinwagen sind bald nicht mehr klein. Natürlich wächst der Preis mit: Was einst ein günstiges Studentenauto war, ist nun kaum noch unter 11.000 Euro zu haben. Fünf Sterne für die Kleinen Auch immer sicherer werden die Kleinwagen. Alle genannten Modelle, einschließlich Corsa, erzielen im EuroNCAP-Crashtest inzwischen die Maximalwertung von fünf Sternen. Die gestiegenen Sicherheitsanforderungen führen offensichtlich auch zu Veränderungen beim Design. So steigt die Fronthaube meist stark an, was gut für den Schutz von Fußgängern ist. Denn so bleibt zwischen Haube und dem harten Motor eine Knautschzone. Viel schicker als der Vorgänger In jedem Fall sieht der neue Corsa deutlich besser und dynamischer aus als der vergleichsweise bieder wirkende Vorgänger. Die Chromspange im Grill – seit einigen Jahren Markenkennzeichen bei Opel – und die Bügelfalte in der Fronthaube sind geblieben, nicht aber die in die C-Säulen hineingezogenen Rückleuchten. Ein Grund dafür ist vielleicht, dass der Corsa sich optisch vom Grande Punto abheben will, der die hochgezogenen Rückleuchten behielt. Die neuen Kleinwagen von Fiat und Opel sind – abgesehen von den Motoren – in großen Teilen baugleich. Umso wichtiger ist, dass sie sich optisch unterscheiden.

Deutlicher Trennstrich zur Vergangenheit Auch sonst zieht Opel einen klaren Strich: Anders als bei Clio, 207 und Punto wird der Corsa-Vorgänger nicht weitergebaut. Neue Wege auch bei der Abgrenzung von Drei- und Fünftürer: Auch beim C-Corsa sahen Drei- und Fünftürer anders aus, aber beim neuen Corsa D unterscheiden sich nicht nur die Seitenfenster, sondern auch die Rückleuchten. Im Unterschied zum Astra heißt beim Kleinwagen der Dreitürer aber nicht GTC. Sechs Motoren Den Corsa gibt es zunächst mit drei Benzinern und drei Dieseln. Die vier Ausstattungen heißen Corsa, Edition, Sport und Cosmo. Wir fuhren zunächst den dreitürigen 90-PS-Topbenziner in der Variante Sport. Das Testfahrzeug war deshalb mit einem Sportfahrwerk ausgerüstet und lag recht hart auf dem Asphalt. Vorteil: Man kann ohne Seitenneigung um die Ecke wetzen. Allerdings fühlt man schadhafte Stellen im Asphalt deutlich. Etwas träge wirkender 90-PS-Motor Nicht so recht zum Sportfahrwerk passen mag der 1,4-Liter-Motor. Für ein 90-PS-Aggregat ist die Leistungsentfaltung eher enttäuschend. Verglichen mit den entsprechenden Antrieben in Clio, 207 und Grande Punto, die wir unlängst testeten, fährt sich der Corsa deutlich weniger flott als die beiden Franzosen, wirkt nur wenig besser als der lahme Fiat. Für diesen Eindruck sind offensichtlich nicht die Sprintdaten verantwortlich: Hier schneidet der Corsa mit 12,4 Sekunden beim Spurt auf Tempo 100 immerhin mittelprächtig ab. Für die subjektive Wirkung entscheidend ist offenbar das Drehmoment. Hier liegt der Corsa mit 125 Newtonmetern hinten, und auch die stehen erst ab 4.000 Touren zur Verfügung. Beim Verbrauch ist es genau andersherum: Da liegt der Corsa mit 6,2 Litern pro 100 Kilometer gut – Opels Spritspartechnik Twinport macht sich also bezahlt.

Progressive Lenkung Die getestete Sport-Version hat eine neu entwickelte Lenkung mit progressiv variabler Kennlinie. Sie reagiert in der Mittellage relativ unempfindlich, während sie mit wachsendem Lenkeinschlag immer direkter wird. Das System hinterlässt einen positiven Eindruck, ist aber aus unserer Sicht keine Revolution. Deutlich wichtiger für den Fahrspaß sind für uns die guten Sportsitze, die in der Sport-Version Serie sind und die unproblematische Fünfgang-Schaltung. Durch ausreichend Ablagen im Innenraum qualifiziert sich der Corsa aber auch für den Alltag. Das Innenraumdesign hinterlässt bei uns einen eher zwiespältigen Eindruck. Da stehen jugendliche Elemente – peppige runde Luftausströmer und gelb hinterleuchtete Schalter und Drehregler aus durchscheinendem Plastik – recht unvermittelt neben Konservativem wie dem Klavierlack in der Mittelkonsole. Manko: Fehlende Kopfstütze Der Sitzkomfort im Fond des Dreitürers ist für mittelgroße Erwachsene ausreichend: Vor den Knien und über dem Kopf bleiben jeweils ein paar Zentimeter Platz – was will man mehr. Allerdings ist im Dreitürer die Aussicht aus dem Seitenfenster deutlich schlechter als im Fünftürer. Wer Kinder hat, sollte ihnen die durch die breiten C-Säulen erzeugte Gefängnisatmosphäre ersparen und den Fünftürer ordern. Außerdem hat der dreitürige Corsa hinten zwar drei Sitzplätze, aber nur zwei Kopfstützen. Dies ist ein Sicherheitsmanko, denn wer läuft schon zum Opelhändler, bevor er ausnahmsweise einmal drei Personen im Fond transportiert? Praktischer Einlegeboden In den Kofferraum passen 285 bis 1.050 Liter – das sind in etwa die gleichen Volumina, die auch in die Konkurrenzmodelle hineinpassen. Positiv hervorzuheben ist allerdings die Detailgestaltung. Wird die Laderaumabdeckung nicht gebraucht, so findet sie senkrecht hinter den Fondsitzen Platz. Ebenfalls pfiffig ist der variable Gepäckraumboden – Serie ab der Ausstattung Edition. Ist er in der unteren Position eingelegt, steht der maximale Kofferraum zur Verfügung. Bringt man ihn in die obere Position, egalisiert er die Ladeschwelle. Schwere Gegenstände wie volle Bierkästen können dann wie bei einem Kombi einfach ins Auto geschoben werden. Legt man die Rücksitze um, ergibt sich mit dem Einlegebrett ein schön ebener Laderaumboden.

Topdiesel: Kräftig, aber rau Auch eine Dieselvariante, und zwar wiederum die stärkste, haben wir gefahren. Anders als die beiden 1,3-Liter-Diesel aus der Fiat-Kooperation stammt der 1.7 CDTI aus der Zusammenarbeit mit Isuzu. Mit seinen 125 PS und 280 Newtonmetern Drehmoment ist er ein kräftiger Geselle, aber er hat eher rustikale Akustik-Manieren. Konkret: Im Fünftürer gefahren, klingt er rau und ist etwas zu laut. Außerdem fiel uns hier die sehr straff eingestellte und deswegen leicht einmal schnalzende Kupplung auf. Der Testwagen war mit einem normalen Fahrwerk ausgestattet. Es ist zwar weicher als das Sportfahrwerk, aber auch diese Version wirkt noch recht straff. Fahrleistungen und Verbrauchsdaten für den 1.7 CDTI wurden bislang noch nicht von Opel ermittelt. Ab 10.990 Euro Den neuen Corsa gibt es ab 10.990 Euro. Dafür bekommt man einen 60 PS starken Benziner mit drei Türen. Zur Serienausstattung gehören eine Zentralverriegelung – allerdings ohne Fernbedienung – sowie die in dieser Klasse sonst nicht üblichen elektrisch einstellbaren Außenspiegel. Die Sicherheitsausstattung umfasst zwar die klassentypischen Elemente ABS und vier Airbags, jedoch kein ESP. Das muss für alle Versionen außer den 1.7 CDTI für 350 Euro Aufpreis extra geordert werden. Außerdem sei noch mal an die fehlende fünfte Kopfstütze im Dreitürer erinnert, die 55 Euro Aufpreis kostet. Beides sollte man aus Sicherheitsgründen unbedingt mitbestellen. Für den Fünftürer bezahlt man 685 Euro Aufpreis. Der getestete 90-PS-Dreitürer in der Version Sport kostet 15.715 Euro, der 125-PS-Diesel mit fünf Türen kostet in der Cosmo-Ausstattung 19.750 Euro. Preisvergleich: Opel liegt im Rahmen Vergleicht man jeweils die günstigsten 90-PS-Benziner, so liegt der Corsa im Konkurrenzvergleich nicht schlecht. Die beiden Franzosen sind etwas günstiger: Der Clio kostet 12.850 Euro, für den 207 werden 12.350 Euro fällig. Der Corsa liegt hier mit 13.835 Euro etwa gleichauf mit dem Grande Punto, der 13.650 Euro kostet. Den Erzrivalen Polo gibt es mit 80 PS schon ab 12.925 Euro – der ist aber nicht nur etwas schwächer, sondern auch ein bisschen kleiner und mit vier EuroNCAP-Sternen nicht ganz so sicher. So geht der Corsa-Preis in Ordnung. (sl)
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Schaltung
Motor Bauart:Otto-Reihenmotor mit Kanalabschaltung (Twinport)
Hubraum:1.364
Anzahl Zylinder:4
Leistung:66 kW (90 PS) bei UPM
Drehmoment:125 Nm bei 4.000 UPM
Preis
Neupreis: 13.835 € (Stand: August 2006)
Fazit
Der neue Corsa ist ein rundum solide gemachtes Auto, das ein gutes Fahrgefühl vermittelt. Darüber hinaus ist der neue Kleinwagen crashsicher. Allerdings sollten Kaufinteressenten nicht vergessen, das ESP mitzubestellen und beim Dreitürer die fehlende Kopfstütze. In puncto Antrieb hat uns der 90-PS-Benziner etwas enttäuscht. Gerade zum Sportfahrwerk hätten wir uns ein temperamentvolleres Aggregat gewünscht. Gut, dass bei 90 PS wohl nicht Schluss sein wird. Der bereits angekündigte Corsa OPC wird mehr als 180 PS haben, und zwischen 90 und 180 PS ist noch genug Platz für weitere Varianten. Der stärkste Diesel gefällt uns dagegen trotz seines eher ruppigen Klangs gut. Design und Preis des neuen Corsa – laut Opel-Marketing die wichtigsten Kaufgründe für Kleinwagenkunden – stimmen. So wird der Corsa wohl seinen Platz an Stelle zwei der Kleinwagen-Verkaufsstatistik verteidigen können – auch gegen starke Konkurrenten aus Frankreich und Italien.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2006-08-30

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