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Testbericht

S. Viehmann / S. Grundhoff, 26. März 2008
Mercedes überarbeitet eine seiner liebsten Modellreihen - die M-Klasse. War der Allradler aus Tuscaloosa zunächst ein wahres Problemauto, so gehört er mittlerweile zu den begehrtesten Modellen mit dem Stern.

Der Daimler fürs Grobe kommt künftig eine Spur kraftvoller daher. Dafür hat Mercedes die Optik der M-Klasse sanft überarbeitet. Das Motorenangebot bleibt bis auf weiteres jedoch unverändert - allein beim Verbrauch vermelden die Stuttgarter kleine Fortschritte. Mercedes und M-Klasse – das gehört mittlerweile fest zusammen. Während sich die aus dem gleichen Werk stammende R-Klasse unverändert schwer tut und der größere GL insbesondere in den USA auf Kundenfang geht, hat sich der M nach einem problematischen Start zu einem der Kernmodelle im Mercedes-Portfolio entwickelt.

Auch wenn sich die Schwaben rühmen, mit der Einführung der neuen M-Klasse im Jahre 1997 den Premium-SUV neu erfunden zu haben: Die wahre Geschichte war denn doch ein wenig anders. Premium-Geländewagen gab es in den USA mit Modellen wie dem Chevrolet Tahoe, dem Jeep Grand Wagoneer oder dem Chevy Blazer schon lange vorher. Und selbst im verschlafenen Europa gab es seit Anfang der 70er Jahre einen imageträchtigen Geländewagen für die Schönen und Reichen: den Range Rover. Was nichts daran ändert, dass die M-Klasse für Mercedes zur Erfolgsgeschichte wurde. Stimmten die Verkäufe bereits seit der Markteinführung, so war es dagegen mit der Qualität in den ersten Jahren nicht zum Besten bestellt. Der durchweg in den USA produzierte ML bot anfangs nicht die gewohnte Benz-Qualität. Preiswert anmutende Kunststoff-Oberflächen, wenig anschmiegsames Leder, klappernde Verkleidungen und Motoren, die viele Wünsche offen ließen, sorgten in den Verkaufsräumen und den Entscheidungsgremien von DaimlerChrysler gleichermaßen für Sorgenfalten. Besonders der als Einstiegsvariante positionierte 230er-Motor passte nicht in den alles andere als leichten SUV. Und auch der Allradantrieb war bis zum Jahrtausendwechsel ein Quell steten Ärgers.

Der Umschwung kam mit der Modellpflege 2001. So wenig sich an der Optik tat, so viel Liebe im Detail wurde dem auch in Stuttgart lange ungeliebten ML zuteil. Der Innenraum wurde wertiger, die Verarbeitungsqualität besser und mit wichtigen Adaptionen für Fahrwerk und Allradantrieb ging es bis zur Ablösung im Jahre 2005 erfolgreich voran. "Seit der Markteinführung 1997 haben wir über 900.000 Fahrzeuge an unsere Kunden ausgeliefert", berichtet Inka Halba, Produktsprecherin der Mercedes-M-Klasse. "Mit bisher rund 300.000 verkauften Fahrzeugen hat die zweite Generation der ML-Klasse die Erwartungen an das neue Fahrzeugkonzept übertroffen."

Der Mercedes M erfreut sich in Nordamerika und Europa gleichermaßen großen Beliebtheit. Knapp 40 Prozent der aktuellen Generation wurden in die USA und Kanada verkauft. Deutschland war mit einem Verkaufsanteil von 17 Prozent ebenso wichtig, wie die anderen europäischen Märkte, die weitere 30 Prozent beisteuerten. In Europa ist erwartungsgemäß der 224 PS starke ML 320 CDI die beliebteste Motorisierung. In den USA stehen die Kunden in erster Linie auf den Sechszylinder ML 350.

Das dürfte sich mit der Modellpflege nicht ändern. Denn die M-Klasse des Jahres 2008 kommt zwar frisch geliftet, aber ohne neue Triebwerke angerollt. Während Mercedes etwa bei der aufgefrischten B-Klasse auf neue Technik-Optionen setzt (Start-Stopp-Automatik, Erdgasversion), bleibt bei den Geländewagen der M-Klasse das Motorenangebot unverändert. Doch wenigstens der US-Markt darf sich über die zweite Generation der Saubermann-Diesel Bluetec freuen. Hier hatte der E 320 Bluetec im Oktober 2006 den Anfang gemacht. Die zweite Generation, die zeitgleich mit R-, ML- und GL-Klasse startet, schafft Dank Harnstoff-Einspritzung die amerikanische Bin-5-Abgasnorm und die europäische Euro-6-Norm. Der 211 PS starke Mercedes GL 320 Bluetec verbraucht trotz stattlicher Dimensionen auf 100 Kilometern nur 9,5 Liter Diesel. Zur Verbrauchsersparnis tragen unter anderem eine geänderte Motorelektronik mit Drehmomentoptimierung (maximal 540 Nm), geänderte Kolben und ein auf 16,5:1 reduziertes Verdichtungsverhältnis bei. Die Einhaltung der scharfen Abgasgrenzwerte wird durch die Einspritzung der Harnstofflösung in den Abgasstrom ermöglicht. Das dadurch freigesetzte Ammoniak wird im nachgeschalteten Katalysator bis zu 80 Prozent zu Stickstoff und Wasser umgewandelt. Der zusätzliche Harnstofftank fasst je nach Modell zwischen 28 und 32 Liter. Dank der minimale Einspritzung von 0,1 Litern pro 100 Kilometern reicht der Inhalt des Zusatztanks ein normales Wartungsintervall lang.

Bleibt die neue Dieseltechnik zumindest bis Frühjahr 2009 nur den USA vorbehalten, so kommt die eigentliche Modellpflege der M-Klasse weltweit. "Die neue Generation zeigt mehr Muskeln", freut sich Mercedes. Die Frontansicht ist geprägt vom neu gestalteten, robusten Stoßfänger und Scheinwerfern mit einer ausgeprägten Stufe in der Unterkante. Diese Stufe setzt sich nach unten und rund um den Kühler mit markanten Konturen fort. Auch beim Unterfahrschutz setzt Mercedes auf etwas mehr optische Breite. Heckschürze und Rückleuchten (auf Wunsch mit LED-Technik) wurden ebenfalls neu gestaltet, die Außenspiegel vergrößert. Beim Interieur fällt das neue Vierspeichen-Leder-Multifunktionslenkrad mit Schaltpadeln auf. Kaum zu glauben, dass eine Laderaumabdeckung bisher Aufpreis kostete – ab sofort ist sie ebenso serienmäßig wie die Dachreling. Die überarbeitete M-Klasse hat zudem die aktuelle Generation des Mercedes-Entertainment-Systems an Bord. Eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung und ein Aux-in-Anschluss, zum Beispiel für den iPod, gehören ebenfalls zum Serienumfang. Ein neues Media-Interface mit externem Musikspeicher kostet dagegen Aufpreis.

Aufgewertet wurde zudem die bereits ordentliche Sicherheitsausstattung der M-Klasse. Der präventive Insassenschutz Pre-Safe mit den Neck-Pro-Kopfstützen ist serienmäßig. Die Kopfstützen werden bei einem Heckaufprall in Millisekundenschnelle nach vorn geschoben und sollen so das Risiko für die Passagiere verringern, ein Schleudertrauma zu erleiden. Die M-Klasse ist serienmäßig mit permanentem Allradantrieb und einer Siebengang-Automatik ausgerüstet. Zur Auswahl stehen fünf verschiedene Motoren von 190 bis 388 PS. Den Verbrauch der Aggregate hat Mercedes nach eigenen Angaben um durchschnittlich 0,4 Liter pro 100 Kilometer gesenkt. Im Angebot bleibt auch der ML 63 AMG mit 510 PS. Optisch hat sich auch bei der Top-Version der M-Klasse was getan – es gibt neue Front- und Heckschürzen mit verchromtem Unterfahrschutz und einen neuen Kühlergrill. Der Einstieg in die ML-Welt kostet mit 51.527 Euro rund 750 Euro mehr als bisher. Das Topmodell ML 63 AMG startet bei 101.804 Euro. Marktstart wird im Herbst sein.

Quelle: Autoplenum, 2008-03-26

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