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Testbericht

Jürgen Wolff, 27. Januar 2008
Wenn der französische Chef einer italienischen Automarke ein passendes Attribut sucht für den aufgehübschten Lancia Musa, denn findet er es im Englischen: Ein »heavy Facelift« habe man dem Minivan angedeihen lassen.

Oliver François ist ein Prediger. Ein Prediger der Marke Lancia. Wenn man ihn so schwärmen hört, dann ist seine Begeisterung für die italienische Traditionsmarke durchaus ansteckend. Wenn er über die Erfolge Lancias in Italien schwärmt, dann vergisst man fast, dass es um die lange vom Mutterkonzern Fiat vernachlässigte Marke diesseits der Alpen eher schlecht bestellt ist. In Deutschland etwa wurde der Musa im ganzen vergangenen Jahr gerade 619 Mal zugelassen. Die von François als Konkurrenz beschworene A-Klasse von Mercedes kommt auf fast zehn Mal so viele Zulassungen, der Opel Meriva auf fast acht Mal so viele - pro Monat, wohlgemerkt. Höchste Zeit also für das Lancia Design Centre, mit einer Modellpflege den kleinen Italiener zur IAA wieder ins Gespräch zu bringen und an die aktuellen Designtrends anzupassen.

Es ist in der Tat denn auch ein wenig mehr als ein einfaches Facelift, das Lancia dem Musa hat angedeihen lassen. Zwar gehören die optischen Retuschen an der Front (mehr Chrom, neu gestaltete Frontschürze, sportlicherer Kühlergrill, neues Logo) eher unter die einfache Rubrik "optische Retuschen". Mehr passiert ist dann dafür doch am Heck. Das erstrahlt künftig mit einer kleinen Armee von LED-Leuchten, die nicht nur heller sind, sondern auch schneller aufleuchten - und optisch attraktiver sind.

Vor allem aber ist Lancia den Wünschen seiner - beim Musa überwiegend weiblichen Kundschaft nachgekommen und hat für mehr Platz und Handlichkeit im Laderaum gesorgt. Der ist dank der um vier Zentimeter niedrigeren Ladekante nun einfacher zu bestücken und hat 75 Liter mehr Volumen. Erreicht wurde der Zuwachs durch eine Absenkung des Ladebodens. "Jetzt," schwärmt François, "passt auch der Buggy fürs Kind rein." Bislang mussten sich Lancia-Mütter mit 320 Liter Stauraum herumplagen, der sich nur durch das Klappen der Sitze auf dann bis zu 1420 Liter erweitern ließ. Zum Vergleich: Die A-Klasse kommt ohne Klappen auf 435 Liter, der Opel Meriva auf 415 Liter. Erst bei umgeklappten Sitzen konnte der Lancia mit den beiden bislang mithalten.

Neue Felgen gehören zum Repertoire eines normalen Facelifts genauso dazu wie Retuschen am Innenraum. Beides findet sich den auch in der Liste der Änderungen am Lancia Musa. Innen fällt vor allem der gefällige neue Schalthebel auf. Dass es neue Farbtöne und Materialien gibt, gehört zu einem normalen Facelift ebenfalls dazu - über 80 mögliche Kombinationen hat man bei Lancia gezählt. Dazu kommen zehn neue von 14 Karosseriefarben. Das meiste innen fällt unter die Rubrik Komfortgewinn: Eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik etwa, das neue Entertainment- und Bluetooth-Telefonsystem "Blue&Me" mit Spracherkennung und USB-Anschluss für MP3-Player oder das Bose Sound System.

Leider haben sich die Designer bei dieser Edel-Ausgabe des Fiat Idea aber nicht dazu durchringen können, die mittig auf dem Armaturenbrett platzierten und durchaus informativen Instrumente wieder dahin zu rücken, wohin sie gehören: vor den Fahrer.

An den Maßen selbst hat sich beim Musa nichts geändert: Er bleibt wie gehabt bei der Länge unter der Vier-Meter-Marke, ist nach wie vor knapp 1,7 Meter breit und weniger als 1,7 Meter hoch. Auch der Radstand bleibt mit 2,51 Metern gleich.

Nichts geändert hat sich auch bei der Motorisierung. Unter der Haube arbeiten wahlweise Diesel-Aggregate mit 100, 70 oder 90PS. Benziner gibt es mit 77 oder 95 PS zur Wahl. Und auch bei den Preisen dürfte sich wenig tun. Das Einstiegsmodell, derzeit der 1,4-Liter-Musa mit 77 PS, soll wieder unter 15.000 Euro zu haben sein - derzeit kostet er ab 14.250 Euro. Damit findet sich der Lancia Musa auch preislich weiter ziemlich genau zwischen der durchweg rund 2000 Euro teureren A-Klasse von Mercedes und dem rund 1000 Euro preiswerteren Opel Meriva wieder.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-27

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