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Testbericht

26. März 2006
Wolfsburg, 23. März 2006 – Um das viel zitierte Turboloch zu stopfen, verwendet Porsche beim neuen 911 Turbo einen Lader mit variabler Turbinengeometrie. Einen anderen Weg geht Volkswagen: Beim neuen TSI-Motor wird ein Turbolader mit einem Kompressor kombiniert. Wir haben das Aggregat in zwei Versionen bereits für Sie gefahren – im Golf und im Touran.

170 PS aus nur 1,4 Litern Hubraum Das stärkste Aggregat der neuen Motorenfamilie arbeitet im Golf GT 1.4 TSI. Trotz eines Hubraums von nur 1,4 Litern besitzt das Aggregat eine Leistung von nicht weniger als 170 PS. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: 170 PS aus nur 1,4 Litern Hubraum. Damit hat das TSI-Aggregat nicht mehr Hubraum als das Basismotor im Golf mit 75 PS. Die fast 100 Extra-PS kommen durch die Aufladung zustande. Und natürlich schlagen sie sich in den Fahrleistungen nieder: In Kombination mit dem serienmäßigen Sechsgang-Getriebe beschleunigt der GT 1.4 TSI in 7,9 Sekunden auf Tempo 100. In der Praxis fühlt man sich bei Vollgas in den Sitz gedrückt – fast wie in einem startenden Flugzeug.

Deutlich niedrigerer Verbrauch Aber es kommt noch besser. Das eigentliche Highlight an dem neuen Motor ist der Spritverbrauch. Der Hersteller gibt ihn mit 7,2 Litern auf 100 Kilometer an. Das ist ein beeindruckend niedriger Wert, der durch die niedrigere Reibung in dem kleineren Motor zustande kommt. Zum Vergleich: Der Opel Astra GTC 2.0 Turbo mit ebenfalls 170 PS sprintet genauso schnell wie der Golf, braucht aber durchschnittlich 9,0 Liter Sprit, also fast zwei Liter mehr.

170 PS aus zwei Litern –oder aus 1,4 Litern Nicht ganz so krass ist der Verbrauchsunterschied bei anderen Konkurrenten. Der Peugeot 307 braucht mit 177-PS-Motor 8,4 Liter auf 100 Kilometer. Am besten in diesem Vergleich schneidet der Renault Mégane 2.0 Turbo mit 163 PS und einem Verbrauch von 7,7 Litern ab – aber auch das ist noch ein halber Liter mehr als beim GT. Und alle diese Konkurrenten brauchen für eine Leistung von rund 170 PS zwei Liter Hubraum, während der VW das mit ganzen 1,4 Litern erledigt.

Viel Drehmoment Bei dem Mini-Hubraum könnte man Schwächen beim Drehmoment vermuten. Dem ist aber nicht so. Die Zahlen sind imposant: Der Motor erreicht im Drehzahlbereich von 1.750 bis 4.500 Umdrehungen ein maximales Drehmoment von 240 Newtonmetern – kaum weniger als der Zweilitermotor des Opel Astra 2.0 Turbo. Und so kommt der Benziner-GT gut aus dem Drehzahlkeller. Allerdings lang nicht so schwungvoll wie die ebenfalls 170 PS starke TDI-Variante im GT.

Kompressor dichtet Turboloch ab Positiv fällt auf, dass es kein spürbares Turboloch gibt. Dies liegt am Konzept der doppelten Aufladung. Da Turbolader bei niedrigen Drehzahlen wenig effektiv arbeiten, setzt VW hierfür einen Kompressor ein. Der arbeitet im Bereich bis 2.000 Touren permanent. Bei etwas höheren Drehzahlen schaltet sich der Turbolader dynamisch zu, und ab 3.500 U/min ist der Turbo alleine für die Aufladung zuständig. Der Kompressor wird dann durch eine Magnetkupplung von der Kurbelwelle abgekoppelt, so dass er nicht mehr mitläuft und keinen zusätzlichen Sprit verbraucht.

Gleichmäßige Leistungsentfaltung Von dem ganzen Prozess bekommt der Fahrer nichts mit: Die Leistung entfaltet sich gleichmäßig. VW stopft also das Turboloch mithilfe eines Kompressors. Den zweiten Nachteil der Turbobenziner hat VW dem TSI noch nicht ausgetrieben: das Pfeifen. Im GT ertönt es deutlich, und zwar parallel zum Ausschlag der roten Boost- Anzeige im Cockpit.

Ab 22.500 Euro Eine weitere Besonderheit des GT ist das Lederlenkrad mit GT-Logo. Außerdem besitzt er Sportsitze vorne, eine Klimaanlage, ein Sportfahrwerk und 17-Zoll-Aluräder. Die übrige Ausstattung entspricht der Golf-Basisversion Trendline. Den Golf GT 1.4 TSI gibt es als Dreitürer für 22.500 Euro. Auf den ersten Blick viel Geld, aber der Astra GTC 2.0 Turbo ist mit 21.940 Euro auch nicht viel günstiger. Außerdem spart der GT nicht nur beim Tanken, sondern wegen des kleinen Hubraums auch bei der Steuer. Insgesamt hat uns der TSI-Golf überzeugt: Er fühlt sich etwa so wie ein Zweiliter-Benziner an und weist ähnliche Fahrleistungen auf. Der Verbrauch bleibt aber weit darunter.

Touran TSI mit 140 PS Nicht ganz so sportlich wie der Golf GT ist die zweite Neuvorstellung mit TSI-Motor: der Touran TSI mit 140 PS. Hier hat VW den Schwerpunkt anders gelegt – nämlich auf das Drehmoment. Beim Touran TSI liegt es bei beeindruckenden 220 Newtonmetern. Und die stehen in einem breiten Bereich an, nämlich von 1.750 bis 4.000 U/min. Dagegen besitzt der gleich starke Opel Zafira 1.8 mit 175 Newtonmetern ein deutlich niedrigeres Drehmoment, das auch erst ab 3.800 Touren bereitsteht.

Spritsparen? Beim Touran TSI Fehlanzeige Auch beim Spurt ist der Touran TSI (9,8 Sekunden auf Tempo 100) runde anderthalb Sekunden schneller als der Opel (11,5 Sekunden). Viel Sprit sparen kann man allerdings mit dem Touran TSI nicht. Mit 7,4 Litern auf 100 Kilometer ist er hier nur um 0,2 Liter besser als der Opel. Aufgrund der niedrigeren Leistung kann der Touran natürlich nicht ganz so viel Spaß machen wie der Golf GT. Uns stört aber etwas anderes, nämlich dass VW hier den Akzent nicht auf den Spritverbrauch legt. Viele Familien müssen aufs Geld achten, und da wäre ein sparsamer Motor willkommener als ein kraftvoller. Beim Preis liegt der Touran TSI mit 22.590 Euro immerhin nur wenig über dem Opel-Konkurrenten Zafira 1.8, der 22.045 Euro kostet.

TSI-Karriere noch nicht beendet Mit den beiden nun vorgestellten TSIModellen ist die Karriere der neuen Motorengeneration noch nicht beendet. So soll es ab Juli 2006 den Jetta mit dem 170-PS-TSI geben, und ab 2007 auch den Touran. Auch größere Motoren mit TSI-Technologie kann man sich bei VW vorstellen. So könnten vielleicht einmal Sechszylinder mit doppelter Aufladung die Achtzylinder aus dem Feld schlagen – mit einem positiven Effekt für den Verbrauch. Doch ob es dahin kommt, hat zunächst allein der Käufer in der Hand. (sl)
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltung
Motor Bauart:Otto-Reihenmotor, Kompressor, Turbolader
Hubraum:1.390
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:125 kW (170 PS) bei UPM
Drehmoment:240 Nm bei 1.750 bis 4.500 UPM
Preis
Neupreis: 22.700 € (Stand: November 2006)
Fazit
Der Golf GT 1.4 TSI beeindruckt durch die hohe spezifische Leistung: Wo die Konkurrenz zwei Liter Hubraum braucht, da benötigt VW nur 1,4 Litern. Wegen der geringeren Reibung spart man deutlich Sprit gegenüber vergleichbaren Modellen. Dass man beim Touran TSI nicht ebenfalls Sprit spart, ist etwas enttäuschend. Für zukünftige TSI-Modelle würden wir uns wünschen, dass sich die VW-Ingenieure diesem Aspekt widmen – wie es beim Golf der Fall ist. Im Ganzen gebührt den Wolfsburger Tüftlern aber unser Respekt für ein völlig neues Konzept zur Bekämpfung des Turbolochs. Aus unserer Sicht verspricht dieser Weg Erfolg. (sl)
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2006-03-26

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