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Testbericht

Stefan Grundhoff, 11. November 2014
Mercedes will bis 2020 die Nummer eins unter den Premiumherstellern werden. Dafür sollen rund 30 frische Modelle sorgen - und ein neues Aushängeschild: der Mercedes-Maybach.

Neben dem bisher allzu verunglückten Kleinstwagenexperiment Smart und der erfolglosen Fusion mit Chrysler war Maybach einer der großen Flops der vergangenen 30 Jahre. Doch die Misserfolge von Maybach 57, 62 und dem Landaulet sind nach der Einstellung der Marke abgehakt. Nach kurzem Dornröschenschlaf wird Maybach als Submarke von Mercedes wieder aufgelegt - mit grenzenlosem Luxus und einem Aushängeschild, das einflussreicher nicht sein könnte: der S-Klasse. So wird das erste Modell Mercedes-Maybach S 600 heißen und weit mehr bieten als einen nochmals verlängerten Radstand. Die doppelte Weltpremiere findet nahezu zeitgleich auf den beiden Hauptmärkten während der Automessen von Guangzhou und Los Angeles statt.

"Die Marke Mercedes-Benz steht für den Anspruch ‚Das Beste\\\' bei Produkten, der Technologie und Dienstleistungen", so Mercedes-Vertriebsvorstand Ola Källenius, "gerade im S-Klasse Segment haben die Kunden hohe Ansprüche an Exklusivität und Individualität. Mit Mercedes-Maybach sind wir jetzt in der Lage, diese Wünsche im exklusiven Top-Segment zu erfüllen." Mit Details zum neuen Super-Benz hält sich Mercedes bisher noch zurück. Fest steht jedoch, dass er insbesondere im Fond Luxus und Platz im Überfluss bieten wird, während für den standesgemäßen Vortrieb in den Metropolen dieser Welt der doppelte aufgeladene Zwölfzylinder des Mercedes S 600 mit deutlich mehr als 600 PS sorgen wird. Zudem wird einen 500er und speziell für China einen Mercedes-Maybach S 400 4mati geben. Im Gegensatz zu dem elegant, aber überaus barocken Maybach von einst wird sich das Design weitgehend an der jeweils aktuellen S-Klasse orientieren. Panzerversionen sollen dafür sorgen, dass sich auch Präsidenten und Staatsoberhäupter wohl behütet mit einem Mercedes-Maybach S 600 schmücken können. Exklusive Karosseriewünsche? Jederzeit gerne. Man blickt dabei nicht nur in die Emirate, sondern insbesondere nach China.

"China wird für immer der größte PKW-Markt der Welt bleiben", sagt Daimlers China-Chef Hubertus Troska, "wir müssen verstehen, was die Kunde hier wollen, um erfolgreich zu sein." Niemand dürfte an seinen Worten zweifeln, denn auch wenn China erst seit 2013 die USA als größter Automarkt überholt hat, kommen aktuell auf 1.000 Einwohner gerade einmal 90 spärliche Autos. In den USA sind es 766, in Deutschland 564 Fahrzeuge. Die meisten weltweiten Märkte sind gesättigt, während die Potenziale in China allen Widrigkeiten und etwaigen politischen Strömungen zum Trotz gigantischer denn je nach oben streben. Bei Mercedes sieht es da kaum anders aus, als bei der deutschen Premiumkonkurrenz. GLK, E- und S-Klasse werden in China mehr als irgend anders in der Welt verkauft.

Noch wichtiger als Mercedes-Maybach als neues Aushängeschild des Daimler-Konzerns wird jedoch eine deutliche Ausweitung des Modellportfolios sein. Bis 2020 sollen 30 neue Mercedes-Modelle auf den Markt kommen, ein Dutzend davon ohne Vorgängergeneration. Heißt, Mercedes schließt mit Nischenmodellen ebenso wie die enteilte Konkurrenz BMW und Audi jede noch so kleine Lücke. Im Fokus soll dabei insbesondere Asien stehen. Um der gewaltigen Bedeutung des chinesischen Marktes Rechnung zu tragen, baute Daimler ein neues Entwicklungs- und Forschungszentrum mit einem eigenen Designbereich in Peking. Insgesamt wurden umgerechnet 112 Millionen Euro in den Entwicklungsstandort gesteckt; 13,5 Millionen in das neue Gebäude. "Mit unserem neuen R D Center in China setzen wir unsere Strategie der Internationalisierung unserer R D-Aktivitäten konsequent um und unterstreichen unser klares Engagement für China", bekräftigt Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber. Weber kündigt bis zum Jahre 2020 zwölf neue Mercedes-Modelle an, die keinen Vorgänger haben. Besonders die extra-langen S-Klasse-Versionen und neue Crossover sollen den chinesischen Premiummarkt aufmischen.

Unter den zwölf neuen Mercedes-Modellen befinden sich unter anderem Crossover Coupés für den jetzigen ML und den GLK, das Sportwagen-Doppelpack AMG GT und AMG GT Roadster sowie Cabrios für die kommenden A-, C-, E- und S-Klassen. Modelle, auf die die Konkurrenz aktuell kaum Antworten hat. Um diese Vielzahl an neuen Modellen abbilden zu können, wird Mercedes ab Anfang 2015 auf eine neue Nomenklatur umschwenken. "Jetzt ist der ideale Zeitpunkt dafür, unter anderem deshalb, weil wir im kommenden Jahr fast unsere gesamte SUV-Palette erneuern und somit die gesamte Fahrzeugfamilie von Anfang an neu benennen können", erklärt Marketing-Leiter Dr. Jens Thiemer im Rahmen der Vorstellung der neuen Nomenklatur. Heißt konkret, dass der bisherige GLK als C-Klasse-Modell der GL-Baureihe zukünftig GLC heißen wird oder die M-Klasse als GLE zum Kunden kommt. Darüber positioniert das GLE Coupé oder der GLS als Luxus-SUV auf Niveau der S-Klasse, der bisher nur GL hieß. Bei GLA und der archaischen G-Klasse kann alles beim alten bleiben.

Bei den 4-Türer Coupés ist die Systematik analog aufgebaut. Die ersten beiden Buchstaben "CL" bezeichnen die Herkunft, der dritte Buchstabe die Anbindung an eine der Kernbaureihen: also CLA und CLA Shooting Brake sowie CLS und CLS Shooting Brake. Die Roadster führen ab 2016 "SL" als Herkunftsbezeichnung im Namen, der dritte Buchstabe ist die Anbindung an die Baureihe. Damit wird der SLK zum neuen SLC. Deutlich einfach sieht es künftig bei der Nomenklatur der Antriebsarten aus. Die Dieselmodelle werden einfach mit einem "d" gekennzeichnet. CDI und Bluetec haben als Annexe ausgedient, während "e" für elektrisch steht, "f" für Fuelcell und "h" für Hybrid. "Mit der Erweiterung unserer Markenwelt bieten wir unseren Kunden neue Facetten von Mercedes-Benz", so Ola Källenius. "Noch mehr Auswahl und Individualität bei unseren Produkten und eine transparente, nachvollziehbare Struktur mit der neuen Nomenklatur."

Quelle: Autoplenum, 2014-11-11

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