Meisterstück: Der neue Mercedes GL 420 CDI im Test
Testbericht
Reykjavík, 30. Juni 2006 Die Autohersteller neigen dazu, der Presse ihre neuen Modelle an zunehmend ausgefalleneren Orten zu präsentieren. Oft ist nicht ganz ersichtlich, warum für die Vorstellung zum Beispiel nicht auch der Schwarzwald eine adäquate Location ist. Bei der Präsentation der neuen GL-Klasse von Mercedes gab es aber durchaus Gründe, die Veranstaltung in Island durchzuführen. Politisch-historisch gesehen gehört der Inselstaat zur Alten Welt. Die Sprache der Einwohner hat sich seit 1.000 Jahren nicht verändert und sie sind stolz auf ihre alten Erzählungen und Mythen. Geologisch gehört die Insel sowohl zur Alten als auch zur Neuen Welt. Sie liegt direkt auf der Nahtstelle zwischen den beiden Kontinenten. Der Westen des Landes gehört zur nordamerikanischen Kontinentalplatte, der Osten ist Teil der eurasischen Platte. Die Lieblingsbeschäftigung der isländischen Jugendlichen lässt allerdings wieder auf eine Zugehörigkeit zur Neuen Welt schließen: das Autocruisen. Bevorzugt Freitag- und Samstagabend, treffen sich die Autonarren, um im längsten Stau der Insel durch die Innenstadt zu fahren. Als Treffpunkt zweier Kontinente spiegelt Island typische Eigenschaften der GL-Klasse wieder: modernste europäische Dieseltechnologie in einem Geländewagen amerikanischer Ausmaße. Wir haben den GL 420 CDI auf den einsamen Straßen und Pisten für Sie getestet.
Platzprobleme ade
Die Isländer spotten über sich selbst, dass jeder Durchschnittsinsulaner drei Autos besitze. Eines parkt zu Hause, das Zweite vor dem Büro und das Dritte benutzt er um zwischen den beiden anderen hin- und herzufahren. Mit dem siebensitzigen GL braucht man zumindest platzmäßig nur noch ein Auto. Selbst in der dritten Sitzreihe haben Zeitgenossen mit einem Gardemaß von 1,85 Meter genügend Kopffreiheit. Die Kniefreiheit ist dann zwar knapp, aber auch auf etwas längeren Strecken völlig ausreichend. Zudem sorgt ein Panoramadach über der dritten Sitzreihe für ein größeres Raumgefühl. Wird die letzte Sitzreihe nicht gebraucht, kann sie per Knopfdruck elektrisch umgeklappt werden. Legt man auch die zweite Sitzreihe um, entsteht eine ebene Fläche mit 2,13 Meter Länge. Daraus ergibt sich eine Ladekapazität von 300 bis 2.300 Litern.
Groß, aber nicht unhandlich Als Insel vulkanischen Ursprungs verändert sich Island ständig. Durch den Nachschub von Gestein aus der Tiefe wächst die Landmasse jährlich um zwei Zentimeter in Ost-West-Richtung. Im Vergleich zu seinem kleinen Bruder Mercedes ML ist der GL 420 CDI auch um einiges gewachsen. Mit einer Gesamtlänge von 5,09 Meter ist der Neue ganze 30 Zentimeter länger. Die Größe und die Unübersichtlichkeit nach vorne erinnern etwas an den Q7 vom Konkurrenten Audi. Doch lässt sich der GL durch die leichtgängige und sehr präzise Lenkung auch im Gelände zielsicher um Hindernisse manövrieren. Eine Breite von 1,92 Meter und eine Höhe von 1,84 Meter entsprechen in etwa denen der M-Klasse. Flinker Schwergewichtler Die Energie in Island kommt tief aus der Erde. 240 Grad heißes Wasser wird aus bis zu 2.000 Meter Tiefe gefördert um Heizwärme und Strom zu erzeugen. Die Energie des GL 420 CDI kommt aus einem V8-Ungetüm mit einem Hubraum von 3.996 Kubikzentimeter. Aus den fast vier Litern schöpft der Heißsporn aus Stuttgart 306 PS und ein Drehmoment von 700 Newtonmeter. Das treibt den Diesel-Geländewagen dank Siebengang-Automatik in 7,6 Sekunden über die 100-km/h-Marke. Ein beachtlicher Wert für einen 2,5-Tonnen-Geländewagen. Sein Vorwärtsdrang endet erst bei 230 Sachen. Auf der Straße, versteht sich. Neben den beiden V8-Benzinern im GL 500 (388 PS) und dem GL 450 (340 PS), werden die Amis wohl am ehesten noch mit dem 306-PS-Diesel anfreunden können.
Mutter: M-Klasse, Vater: G-Klasse Isländische Frauen sind in der Regel die reinste Augenweide. Der GL auch. Rein optisch ist er eine Liaison aus der sportlichen M-Klasse und der G-Klasse fürs Grobe. Die Frontansicht ähnelt eher der schlanken M-Klasse, wogegen die breite, seitliche Heckansicht mehr nach dem kastenförmigen Urvater kommt. Im Innenraum finden sich einige Schalter und Hebel aus der M-Klasse wieder. Kein Wunder: schließlich kommen die neue GL-, die R- und die M-Klasse aus demselben Werk in den USA. Laut Mercedes wurde die GL-Klasse hauptsächlich für den amerikanischen Markt entwickelt. Die M-Klasse sei den Amis schlichtweg zu klein und verkaufe sich über dem Teich nur schleppend. Der Geländeklassiker G-Klasse habe zwar seine Fans, ist aber nach mittlerweile 27 Produktjahren doch etwas in die Jahre gekommen. Der neue Full-Size-SUV soll die Verkaufszahlen der Schwaben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten in neue Höhen treiben.
Gerüstet für alle Eventualitäten Zurück nach Island: Nur 4.331 der insgesamt 13.004 Kilometer Straße auf Island sind geteert. Folglich zieren große amerikanische Trucks und Pick-Ups das Straßenbild von Reyjkjavík. Auch die GL-Klasse ist bestens für die isländischen Gegebenheiten gerüstet. 4Matic heißt der permanente Allradantrieb von Mercedes, der in Verbindung mit der serienmäßige Luftfederung Airmatic dem GL ein beeindruckendes Fahrgefühl liefert. Die Luftfederung lässt sich in drei Stufen verstellen. In der höchsten Stufe thront der GL dann 307 Millimeter über dem Boden, in der niedrigsten Stufe sind es 197 Millimeter. Ab einem Tempo von 140 km/h senkt sich der SUV zugunsten der Aerodynamik automatisch nochmals um 15 Millimeter ab. Dank des serienmäßigen Offroad-Pakets mit einer Untersetzung im Verteilergetriebe und einer Lamellen-Sperre mit einer Sperrwirkung bis zu 100 Prozent an der verstärkten Hinterachse und im Mittendifferenzial muss sich der GL vor keiner Geländepassage verstecken. Speziell für den Geländeeinsatz entwickelte Mercedes das Offroad-ABS, es verkürzt auf schlechten Wegstrecken, losem Untergrund oder extremen Gefällestrecken den Bremsweg, indem es unter bestimmten Bedingungen ein Blockieren der Räder zulässt. Die Downhill Speed Regulation (DSR) regelt in steilen Bergabpassagen eine per Tempomathebel vorgewählte Geschwindigkeit zwischen vier und 18 km/h, die der GL dann automatisch einhält, ohne dass der Fahrer die Bremse betätigen müsste. Auf Wolke 7 Zwei weitere Lieblingsbeschäftigungen der autofahrenden Isländer sind der Burnout beim Anfahren oder mit quietschenden Reifen quer um die Kurve zu schlittern. Ganz so wild kann man es mit dem GL nicht treiben, ESP und 2,5 Tonnen haben etwas dagegen, aber dennoch bietet der Ami-SUV beachtlich sportliche Fahreigenschaften. Sowohl On- als auch Offroad kann man mit dem GL 420 CDI richtig rasant unterwegs sein. Das adaptive Dämpfungs-System ADS stellt die Programme Sport, Comfort und Normal zur Auswahl. Im Sport-Modus verträgt der Full-Size-SUV auch eine flottere Fahrweise in engeren Kurven, ohne ins Wanken zu geraten. Leider konnten wir das Fahrverhalten im oberen Geschwindigkeitsbereich nicht testen. Auf Island herrscht ein Tempolimit von 90 km/h. Geht es runter von der Straße und rein in den Comfort-Modus, fühlt man sich im wahrsten Sinne des Wortes wie auf Wolke 7. Selbst auf grober Schotterpiste und bei Tempo 80 kommt beim Fahrer höchstens ein leichtes Vibrieren an. Das Fahrwerk schluckt alle Schläge, größere Löcher quittiert der GL maximal mit einem leichten Ruckeln. Erste Sahne!
Kein Schnäppchen: Preise ab 79.640 Euro Vorneweg, Geländewagen mit den Ausmaßen eines GL und einem Vierliter-Dieselmotor sind selten. Als Vergleichsobjekt fanden wir lediglich den Touareg V10 TDI von VW. Mit einem Hubraum von fünf Litern, 313 PS und einer Gesamtlänge von 4,75 Metern kostet der Touareg ab 73.450 Euro, der Mercedes GL 420 CDI kostet ab 79.640 Euro. Trotz umfangreicher Serienausstattung inklusive komplettem Offroad-Paket, permanentem Allradantrieb und jeder Menge technischem Schnickschnack ist die GL-Klasse kein Schnäppchen.(os)
Groß, aber nicht unhandlich Als Insel vulkanischen Ursprungs verändert sich Island ständig. Durch den Nachschub von Gestein aus der Tiefe wächst die Landmasse jährlich um zwei Zentimeter in Ost-West-Richtung. Im Vergleich zu seinem kleinen Bruder Mercedes ML ist der GL 420 CDI auch um einiges gewachsen. Mit einer Gesamtlänge von 5,09 Meter ist der Neue ganze 30 Zentimeter länger. Die Größe und die Unübersichtlichkeit nach vorne erinnern etwas an den Q7 vom Konkurrenten Audi. Doch lässt sich der GL durch die leichtgängige und sehr präzise Lenkung auch im Gelände zielsicher um Hindernisse manövrieren. Eine Breite von 1,92 Meter und eine Höhe von 1,84 Meter entsprechen in etwa denen der M-Klasse. Flinker Schwergewichtler Die Energie in Island kommt tief aus der Erde. 240 Grad heißes Wasser wird aus bis zu 2.000 Meter Tiefe gefördert um Heizwärme und Strom zu erzeugen. Die Energie des GL 420 CDI kommt aus einem V8-Ungetüm mit einem Hubraum von 3.996 Kubikzentimeter. Aus den fast vier Litern schöpft der Heißsporn aus Stuttgart 306 PS und ein Drehmoment von 700 Newtonmeter. Das treibt den Diesel-Geländewagen dank Siebengang-Automatik in 7,6 Sekunden über die 100-km/h-Marke. Ein beachtlicher Wert für einen 2,5-Tonnen-Geländewagen. Sein Vorwärtsdrang endet erst bei 230 Sachen. Auf der Straße, versteht sich. Neben den beiden V8-Benzinern im GL 500 (388 PS) und dem GL 450 (340 PS), werden die Amis wohl am ehesten noch mit dem 306-PS-Diesel anfreunden können.
Mutter: M-Klasse, Vater: G-Klasse Isländische Frauen sind in der Regel die reinste Augenweide. Der GL auch. Rein optisch ist er eine Liaison aus der sportlichen M-Klasse und der G-Klasse fürs Grobe. Die Frontansicht ähnelt eher der schlanken M-Klasse, wogegen die breite, seitliche Heckansicht mehr nach dem kastenförmigen Urvater kommt. Im Innenraum finden sich einige Schalter und Hebel aus der M-Klasse wieder. Kein Wunder: schließlich kommen die neue GL-, die R- und die M-Klasse aus demselben Werk in den USA. Laut Mercedes wurde die GL-Klasse hauptsächlich für den amerikanischen Markt entwickelt. Die M-Klasse sei den Amis schlichtweg zu klein und verkaufe sich über dem Teich nur schleppend. Der Geländeklassiker G-Klasse habe zwar seine Fans, ist aber nach mittlerweile 27 Produktjahren doch etwas in die Jahre gekommen. Der neue Full-Size-SUV soll die Verkaufszahlen der Schwaben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten in neue Höhen treiben.
Gerüstet für alle Eventualitäten Zurück nach Island: Nur 4.331 der insgesamt 13.004 Kilometer Straße auf Island sind geteert. Folglich zieren große amerikanische Trucks und Pick-Ups das Straßenbild von Reyjkjavík. Auch die GL-Klasse ist bestens für die isländischen Gegebenheiten gerüstet. 4Matic heißt der permanente Allradantrieb von Mercedes, der in Verbindung mit der serienmäßige Luftfederung Airmatic dem GL ein beeindruckendes Fahrgefühl liefert. Die Luftfederung lässt sich in drei Stufen verstellen. In der höchsten Stufe thront der GL dann 307 Millimeter über dem Boden, in der niedrigsten Stufe sind es 197 Millimeter. Ab einem Tempo von 140 km/h senkt sich der SUV zugunsten der Aerodynamik automatisch nochmals um 15 Millimeter ab. Dank des serienmäßigen Offroad-Pakets mit einer Untersetzung im Verteilergetriebe und einer Lamellen-Sperre mit einer Sperrwirkung bis zu 100 Prozent an der verstärkten Hinterachse und im Mittendifferenzial muss sich der GL vor keiner Geländepassage verstecken. Speziell für den Geländeeinsatz entwickelte Mercedes das Offroad-ABS, es verkürzt auf schlechten Wegstrecken, losem Untergrund oder extremen Gefällestrecken den Bremsweg, indem es unter bestimmten Bedingungen ein Blockieren der Räder zulässt. Die Downhill Speed Regulation (DSR) regelt in steilen Bergabpassagen eine per Tempomathebel vorgewählte Geschwindigkeit zwischen vier und 18 km/h, die der GL dann automatisch einhält, ohne dass der Fahrer die Bremse betätigen müsste. Auf Wolke 7 Zwei weitere Lieblingsbeschäftigungen der autofahrenden Isländer sind der Burnout beim Anfahren oder mit quietschenden Reifen quer um die Kurve zu schlittern. Ganz so wild kann man es mit dem GL nicht treiben, ESP und 2,5 Tonnen haben etwas dagegen, aber dennoch bietet der Ami-SUV beachtlich sportliche Fahreigenschaften. Sowohl On- als auch Offroad kann man mit dem GL 420 CDI richtig rasant unterwegs sein. Das adaptive Dämpfungs-System ADS stellt die Programme Sport, Comfort und Normal zur Auswahl. Im Sport-Modus verträgt der Full-Size-SUV auch eine flottere Fahrweise in engeren Kurven, ohne ins Wanken zu geraten. Leider konnten wir das Fahrverhalten im oberen Geschwindigkeitsbereich nicht testen. Auf Island herrscht ein Tempolimit von 90 km/h. Geht es runter von der Straße und rein in den Comfort-Modus, fühlt man sich im wahrsten Sinne des Wortes wie auf Wolke 7. Selbst auf grober Schotterpiste und bei Tempo 80 kommt beim Fahrer höchstens ein leichtes Vibrieren an. Das Fahrwerk schluckt alle Schläge, größere Löcher quittiert der GL maximal mit einem leichten Ruckeln. Erste Sahne!
Kein Schnäppchen: Preise ab 79.640 Euro Vorneweg, Geländewagen mit den Ausmaßen eines GL und einem Vierliter-Dieselmotor sind selten. Als Vergleichsobjekt fanden wir lediglich den Touareg V10 TDI von VW. Mit einem Hubraum von fünf Litern, 313 PS und einer Gesamtlänge von 4,75 Metern kostet der Touareg ab 73.450 Euro, der Mercedes GL 420 CDI kostet ab 79.640 Euro. Trotz umfangreicher Serienausstattung inklusive komplettem Offroad-Paket, permanentem Allradantrieb und jeder Menge technischem Schnickschnack ist die GL-Klasse kein Schnäppchen.(os)
Technische Daten
Antrieb: | Allradantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 7 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | Diesel-V-Motor |
Hubraum: | 3.996 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 8 |
Leistung: | 225 kW (306 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 700 Nm bei 2.200 - 2.600 UPM |
Preis
Neupreis: 79.640 € (Stand: Juni 2006)Fazit
Vorneweg: Es gibt wahrscheinlich nichts, was der GL nicht kann. Beeindruckende Fahreigenschaften auf und neben der Straße und ein Raumangebot, das seinesgleichen sucht, machen den Über-Geländewagen derzeit konkurrenzlos. Sei es als weiche, komfortable Sänfte im Gelände oder als Kurvenrenner auf Asphalt, der GL ist für alle Eventualitäten gewappnet. Auch bei einem Verbrauch von 11,6 Liter kann man in dieser Größenkategorie nicht meckern. Einziges kleines Manko ist, je nach Geldbeutel, lediglich der hohe Preis. 79.640 Euro sind trotz umfangreicher Serienausstattung sehr viel Geld. Andersrum betrachtet: die S-Klasse kann weniger, kostet aber mehr.Testwertung
Quelle: auto-news, 2006-06-30
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