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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 24. Januar 2014
Maserati spendiert dem Quattroporte einen Allradantrieb und haucht dem Flaggschiff so noch mehr Agilität ein.

Schick ist er der Quattroporte. Daran besteht kein Zweifel. Die straffen Linien, die blitzenden Scheinwerfer machen den Italiener zum Beau unter dem Mercedes S-Klassen- und BMW 7er-Einerlei. Doch bei aller Heckantriebs-Herrlichkeit, die der Italiener verströmt, zum echten Traktions- und Driftkünstler fehlte ein Allradantrieb. Bis jetzt.

Der Allradantrieb passt perfekt zum V6-Zylinder, da die Vorderachse leichter ist. Und mit 410 PS ist die Dreizack-Limousine nicht gerade schlecht bestückt. In 4,9 Sekunden feuert das Kraftwerk den immerhin 1,9 Tonnen schweren Italiener an die 100-km/h-Marke. Erst bei 283 km/h gebietet Luftwiderstand dem Vortrieb Einhalt. Diese Werte sind an sich schon recht beeindruckend, vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass der mit Ferrari entwickelte Sechszylinder nur 0,2 Sekunden langsamer beim Sprint auf 100 km/h ist, als der V8, aber mit 10,5 l/100 km 1,4 Liter weniger schluckt als der große Bruder. Das maximale Drehmoment von 550 Newtonmetern steht ab 1.750 U/min zur Verfügung und verleiht dem Italiener im Zusammenspiel mit der weich schaltenden ZF-Achtgang-Automatik einen geschmeidigen Antritt.

Das Geradeausbolzen ist eine Sache, aber der Kurven-Swing eine andere und in dieser Disziplin verleiht der bei Magna-Steyr entwickelte Allradantrieb dem Quattroporte Füße: In der Sport-Einstellung tanzt der große Maserati ziemlich behände um enge Kurven. Ganz Mutige schalten ESP und die Traktionskontrolle ab, dennoch bleibt der Quattroporte immer berechenbar und deutlich weniger nervös, als der kleinere Bruder Ghibli. Allerdings behindert der geringe Seitenhalt der Sitze die Drift-Ambitionen des Fahrers nachhaltig.

Selbst wenn das Heck zum Tanz bittet, kündigt es die Schrittfolge und die Richtung frühzeitig an und lässt dem Steuermann genug Zeit, das Schiff mit wohlkalkulierten Volantbewegungen wieder zurück in die richtige Bahn zu dirigieren. Allerdings erschwert die etwas leichtgängige Lenkung diese Aufgabe. Rückmeldung gibt es dagegen genug. Der Pilot ist jederzeit über die Grip-Verhältnisse informiert. Die Antipode zum entfesselten Rock \\\'n\\\' Roll ist der ICE-Modus. Da ist der der Quattroporte mit gebremstem Temperament unterwegs und bietet ein Übermaß an Sicherheit und Traktion. Selbst eisige Kurven und glatte Steigungen sind kein Problem.

Der Allradantrieb wiegt nur 60 Kilogramm und gehört so den Leichtgewichten seiner Zunft. Das System besteht im Wesentlichen aus einer Lamellenkupplung an der Vorderachse und einem mechanischen Sperrdifferential hinten. Damit sind auch einzelne Fahrzustände und Torque Vectoring darstellbar, was sich im Straßeneinsatz zeigt. Doch der Quattro verfälscht die DNA des Maserati nicht. Grundsätzlich bleibt der Quattroporte ein Hecktriebler, im Bedarfsfall können bis zu 50 Prozent der Kraft nach vorne geleitet werden. Das Gehirn hinter dieser Technik ist Paolo Dellacha, der von Ferrari kommt.

Die Entwicklung dieses Allradantriebes ist wegweisend für die Dreizackmarke. Schließlich kommt das System noch im Quattroporte-Brudermodell Ghibli zum Einsatz und wird auch dem 2015 erscheinenden SUV Levante Traktion verleihen. Also ist die Luxus-Limousine aus Modena technisch ein Vorbote und eine Alternative zu den deutschen Premium-Modellen. Doch der Preis von 107.700 Euro im Zusammenspiel mit den recht dürftigen Assistenzsystemen erschweren den Griff zum Dreizack.

Quelle: Autoplenum, 2014-01-24

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