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Autoplenum, 2010-02-18

Maserati GranCabrio - Gran mit Vieren

Testbericht

Sebastian Viehmann

Vier Sitze, grandioser Sound und beim Design ganz viel Pininfarina:
Maserati feiert Frühlingsanfang mit dem GranCabrio. Das bietet großes
Kino auf der Straße, aber auch italienische Grandezza beim Preis.

Tolles Design? Viel PS? Edles Ambiente? All das ist wichtig für
Menschen, die 130.000 Euro für ein schickes Cabrio übrig haben. Wer sich
einen Maserati zulegt, hat aber meistens noch einen anderen Grund. Die
italienische Nobel-Sonnenterasse ist eine exzellente Möglichkeit, sich auf
dem Parkplatz des Golfclubs von all den schnöden 911ern und SLKs
abzuheben. Teure Exklusivität hat in Krisenzeiten natürlich auch seine
Schattenseiten, und zwar für Maserati. So verkaufte die Edelschmiede im
Jahr 2009 mit rund 5.000 Fahrzeugen weltweit deutlich weniger als im
Rekordjahr 2008 (knapp 8.600 Verkäufe). Beim GranCabrio planen die
Italiener, im laufenden Jahr auf dem deutschen Markt 150 Stück zu
veräußern. Die Chancen stehen also gut, nicht nur den einzigen Freiluft-
Dreizack auf dem Golfplatz zu besitzen, sondern den einzigen in der
ganzen Stadt.

Die offenen Maserati-Renner waren schon immer etwas Exklusives. Vom
A6G Frua Spyder zum Beispiel entstanden nur fünf Exemplare, vom 3500
GT Vignale 245, beim 255 Km/h schnellen Mistral Spyder waren es 125
Stück. Die späteren Cabrios bis hin zum GranSport Spyder hatten eins
gemeinsam: Es waren im Prinzip reine Zweisitzer, allenfalls mit Notsitzen
für extrem zierliche Italiener(innen) versehen. Nun spielt Maserati den
Gran(d) mit Vieren, bei dem jeder Passagier sein Armani-bezogenes
Hinterteil auf einem ledernen Einzelsitz zur Ruhe bettet. Wenn zwei
Erwachsene hintereinander sitzen, ist die Kniefreiheit im Fond zwar nicht
gerade üppig, und bei geschlossenem Verdeck machen Sitzriesen
Bekanntschaft mit dem anschmiegsamen Stoffverdeck. Doch im
geöffneten Zustand steht der flotten Landpartie nichts im Wege.

Genau 28 Sekunden dauert es, bis der Maserati seine fein geschneiderte
Stoffmütze abstreift, die inklusive Mechanik 60 Kilogramm auf die Waage
bringt. Vier Sekunden lang fahren die Scheiben herunter, 20 Sekunden
benötigt das elektrische Dach für seinen kunstvollen Faltvorgang und in
den letzten vier Sekunden surren die Fenster wieder nach oben. Der
Verdeck-Schalter macht es sich unter einem dekorativen Kläppchen an
der Mittelkonsole gemütlich. Das Stoffdach erfreut mit einer guten
Geräuschdämmung, erst ab höherem Autobahntempo werden die
Windgeräusche störend. Die Luftverwirbelungen im Innenraum halten
sich bei geöffnetem Verdeck in Grenzen, nur der Sicherheitsgurt flattert
nervös im Wind. Maserati hat dafür allerdings eine elegante Lösung:
Schmucke Lederschlaufen mit Clip-Verschluss an der Sitzlehne halten den
Gurt an Ort und Stelle. 283 Km/h rennt das Gran Cabrio in
geschlossenem Zustand, bei geöffnetem Dach stoppt die Tachonadel bei
274 Km/h.

Und natürlich fährt man diesen Wagen offen, wann immer es geht, schon
allein wegen des unnachahmlichen Sounds des aus dem Gran Turismo S
bekannten, 440 PS starken Achtzylinders. Der macht sich als Front-
Mittelmotor hinter der Vorderachse breit, hat einen betörend schön
geformten Ansaugtrakt und lässt den Piloten inmitten einer orgiastischen
Geräuschkulisse großzügig darüber hinweg sehen, dass der Wagen im
Schnitt 15,4 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer verschlingt. Wenn man
den Dreizack in Angriffsstellung bringt, werden es deutlich mehr. Es
müssen schließlich fast zwei Tonnen Kampfgewicht um die Kurven
gescheucht werden. Das GranCabrio ist denn auch mehr gemütlicher
Cruiser als agiler Sportwagen, trotz einer standesgemäßen
Beschleunigung von 5,3 Sekunden von 0 auf 100 Km/h und einer
keineswegs schwammigen Straßenlage. Für wirklich sportliche Ambitionen
fehlt es an einer knackigen Lenkung, die im GranCabrio eindeutig auf
Komfort ausgelegt ist.

Die Italiener sind mächtig stolz auf ihr offenes Flaggschiff, und Maserati-
Chefingenieur Giorgio Cornacchia spart nicht mit Superlativen: „Wir
wollten das verwindungssteifste Fahrzeug mit dem längsten Radstand auf
dem Markt haben“, betont Cornacchia. Das GranCabrio sei sogar
verwindungssteifer als ein Bentley Continental. Ob dem so ist, sei
dahingestellt, aber immerhin knarzt und knackt es nirgendwo im offenen
Maserati. Das Verdeck arbeitet auch dann anstandslos, wenn der Wagen
mit nur einem Rad auf dem Bordstein steht oder man auf einer welligen
Straße unterwegs ist. Der Striptease funktioniert während der Fahrt bis zu
einem Tempo von 30 Km/h.

132.770 Euro ruft Maserati für das GranCabrio auf. Für ein BMW M6
Cabrio (507 PS) zahlt man 123.200 Euro, für das Jaguar XKR Cabrio (510
PS) 112.100 Euro, für den Aston Martin DB9 Volante (477 PS) 177.250
Euro. Immerhin ist der Maserati komplett ausgestattet, die Aufpreisliste
muss man eigentlich nur für das exklusive Lederkofferset zücken (3600
Euro ohne Mehrwertsteuer). Das kann man mit Riemen auf den
Rücksitzen befestigen. Denn im Kofferraum ist das GranCabrio so gar
nicht groß: Magere 173 Liter stehen zur Verfügung.

Quelle: Autoplenum, 2010-02-18