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Testbericht

20. Mai 2015
Paris (Frankreich), 20. Mai 2015 - "Du bist ja eine Marke": Diesen Ausspruch wird Citroën in Zukunft sicherlich gerne hören. Pünktlich zum 60-jährigen Jubiläum der legendären DS werden jetzt deren geistige Enkel unter einem eigenständigen DS-Logo verkauft. Den Anfang macht der bisherige Citroën DS5, der überarbeitet wird und künftig nur noch DS 5 (mit Leerstelle!) heißt. Versprüht der große Wagen wahrhaft göttliches Aroma? Herr Li will mehr Schon seit geraumer Zeit ist DS als eigenständige Marke in China recht erfolgreich. Aus gutem Grund: Die dortigen Citroën-Modelle gelten als eher billig, zudem ist Herrn Li und Frau Wu die Historie mit Ente, CX und Co. ziemlich unbekannt. Stattdessen will sich der chinesische Kunde mit mit Prunk und Glitzer von der Masse absetzen. Jetzt verschwinden auch in Europa die Citroën-Doppelwinkel von den DS-Modellen. Avantgarde statt RetroBeim DS 5 wird das besonders an der Frontpartie sichtbar, wo nun ein stark betonter Grill prangt. Das ist ist aber bereits die größte optische Änderung im Rahmen der Modellüberarbeitung. Sowohl Kritiker wie auch Fans werden sagen: Was soll man an diesem Design auch ändern. Auch wenn DS-Chef Yves Bonnefont sagt, man möchte wieder an die französische Oberklasse anknüpfen, so beschleichen einem bei "nur" 4,53 Meter Außenlänge einige Zweifel. Aber Premium sei keine Frage der Größe, so Bonnefont. Stattdessen unterstreicht er nachdrücklich, dass es nicht darum gehe, eine Kopie der legendären Citroën DS von 1955 auf die Straße zu bringen. Vielmehr stehe der 2012 eingeführte DS 5 in der Tradition avantgardistischer Optik. Lange Rede, kurzer Sinn: Kein Retro-Design wie bei Mini oder dem Fiat 500, sondern ein Herausstechen aus der Masse.
Wer bin ich? Und wirklich: Der DS 5 fällt auf. Viel Chrom schmückt den Wagen, am markantesten ist sicherlich der glänzende Steg entlang der Motorhaube zu den vorderen Seitenfenstern. Optisch lässt sich das Fahrzeug keiner klassischen Kategorie zuordnen, es wirkt, als würden sich ein Kompaktwagen und ein SUV auf halben Weg treffen. Im Verhältnis zur Fahrzeuglänge geht das Kofferraumvolumen in Ordnung: Unter die weit ins Dach hineinreichende Heckklappe passen 468 bis 1.288 Liter Gepäck. Doch ansonsten verschenkt der DS 5 im Innenraum viel Platz. Abgesehen von einer recht stark geneigten Lehne lässt es sich im Fond noch halbwegs aushalten. Doch in der ersten Reihe sorgt eine wahrhaft wuchtige Mittelkonsole für klaustrophobische Gefühle. Die beiden Gallier Asterix und Obelix müssten hier zurecht fürchten, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt (sofern Obelix in die recht eng geschnittenen Vordersessel passen würde). Mein Tipp: Schenken sie sich das dreiteilige Panaromadach (DS nennt es "Cockpitdach") für 800 Euro. Es lässt zwar mehr Licht hinein, juckt aber noch mehr über dem Scheitel. Sicht ist nicht In einem Punkt hat DS Recht: Der Innenraum erinnert an ein Flugzeug. Nur ist der DS 5 auch so übersichtlich wie ein Airbus A380 geworden. Beim Blick nach hinten versperrt ein dicker Mittelsteg, ein Tribut an die Form der Heckklappe, das Sichtfeld. Vorne drängeln gleich zwei fette Säulen danach, von links oder rechts kommende Fahrzeuge wirkungsvoll zu verdecken. Immerhin kann ich mich trösten, einen gefühlten Meter von der Windschutzscheibe entfernt zu sein. Das tiefe Armaturenbrett erinnert an einen Van und verkehrt einen alten Slogan des Sportfernsehens ins Gegenteil: Nur dabei statt mittendrin. Auf der Suche nach Luxus Eine volle Ladung Selbstbewusstsein zeigt DS beim Thema Verarbeitung und Materialien. Von "Raffinesse" und "Liebe zum Detail" ist die Rede. Schön, dass es für den DS 5 drei Arten von Leder gibt. Aber, liebe DSler, damit hättet ihr gerne auch das Armaturenbrett tapezieren dürfen, wie es neuerdings Ford beim Mondeo Vignale macht. Stattdessen gibt es teilweise billig anmutenden Kunststoff und als höchstes der Gefühle eine genarbte Soft-Touch-Oberfläche. Unter uns: In einigen Details wirkt der Citroën C4 Cactus hochwertiger. Und der fängt nicht erst bei 33.000 Euro an.
Traditionspflege einmal anders Auch die verschachtelte Bedienung des unruhig gestalteten Cockpits böte reichlich Zündstoff, vom mickrigen Sieben-Zoll-Touchscreen und dem Head-up-Display auf einer ausfahrenden Plexiglasscheibe (hier grüßt der Technikbruder des DS 5, der Peugeot 3008) ganz zu schweigen. Verbuchen wir es am besten unter Pflege der Tradition von CX, GS und anderen Citroën mit ergonomischen Schrullen. Komfortabler reisen Um meinen Puls zu senken, denke ich a) an die alte DS und schnappe mir b) den handgeschalteten 150-PS-Diesel für eine Ausfahrt. Eine richtige Entscheidung, denn der Motor bleibt auch auf der Autobahn leise. Hinzu kommt ein exaktes Getriebe mit kurzen Wegen für die sechs Gänge. Im Rahmen der Modellpflege hat Citroën alias DS das Fahrwerk optimiert, tatsächlich federt der DS 5 jetzt geschmeidiger über grobe Unebenheiten hinweg. Zu indifferent bleibt hingegen die Lenkung: Oft muss leicht nachkorrigiert werden, insgesamt fühlt man sich zu sehr vom Geschehen abgekoppelt. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch das unhandliche, unten abgeflachte Lenkrad, bei dem die Hände keine entspannte Position finden. Apropos entspannt: Für diesen Zweck empfiehlt sich der neue Turbobenziner mit 165 PS Leistung und serienmäßiger Sechsgang-Automatik. Abgesehen von einer leichten Anfahrschwäche verrichtet er laufruhig und kraftvoll seine Arbeit. Lediglich das Getriebe könnte sich gelegentlich schon früher dazu bequemen, einen höheren Gang einzulegen. Premium hat seinen Preis Was kostet der Besuch im DS-Sternerestaurant ab Anfang Juli 2015? 32.990 Euro werden für den 165-PS-Benziner aufgerufen, 33.490 Euro für den Diesel mit 150 PS. An Bord sind dann eine Einparkhilfe vorne und hinten (die Versicherung dankt), 17-Zoll-Alus, ein Tempomat, eine Zweizonen-Klimaanlage und ein DAB-Radio. Ganz ordentlich, aber wer sich durch die gesamte Speisekarte arbeitet, knackt ohne weiteres die 40.000-Euro-Marke. Im Angebot sind zum Beispiel mitlenkende Xenon-Scheinwerfer mit LED-Modulen oder ein Totwinkelwarner. Mehr Assistenzsysteme suchen Premium-Anwärter vergeblich.
Sechs sells Mit was ist der DS 5 vergleichbar? Immerhin, hier muss man lange suchen. Ein Vorschlag ist der neue Mercedes CLA Shooting Brake. Er ist von den Dimensionen und dem Nutzwert ähnlich angelegt, kostet jedoch etwas mehr. Also doch ziemlich einzigartig, der DS 5. Aber die Familie bekommt Zuwachs, verspricht Yves Bonnefont. Bis 2020 wird das DS-Angebot in Europa auf sechs Modelle wachsen. Darin enthalten sind die Nachfolger von DS 3, 4 und 5. zusätzlich wird wohl mindestens ein SUV das Programm ergänzen.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Benziner mit Turboaufladung
Hubraum:1.598
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:121 kW (165 PS) bei UPM
Drehmoment:240 Nm bei 1.400 UPM
Preis
Neupreis: 32.990 € (Stand: Mai 2015)
Fazit
Er fährt sich mittelprächtig, ist technisch teilweise nicht auf dem neuesten Stand und taugt auch nicht als Preis-Schnapper. Wer sollte also den DS 5 kaufen? Sicherlich wird er nicht scharenweise BMW- oder Mercedes-Fahrer ins französische Nobellager ziehen. Aber der DS 5 wird seine Fans finden, die das Design toll finden und sich von der Masse abheben wollen. In dieser Hinsicht ist das berühmte Kürzel dann doch recht passend. + außergewöhnliches Design, laufruhige Motoren - sehr unübersichtlich, mäßiges Platzangebot
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: auto-news, 2015-05-20

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